Bernhard Peter
Influenza, Grippe, grippaler Infekt, Parainfluenza

Systematik der Grippe-Viren:
Hier geht es um die Influenza-Viren, die Erreger der echten Virusgrippe. Diese gehören zu den Orthomyxoviren, und dürfen nicht mit den vielen anderen Erregern verwechselt werden, die im Volksmund als „Grippe“ bezeichnet werden.

Vom Typ her sind Influenza-Viren einzelstängige RNA-Viren negativer Polarität, doch ihr Genom ist nicht ganz, sondern segmentiert, d. h. in einzelne Abschnitte unterschiedlicher Länge und unterschiedlichen Inhalts unterteilt. Drei Typen sind bekannt: A, B und C.

Davon ist der Typ C relativ harmlos, C-Typ-Influenza-Viren verursachen Infektionen, die beschwerdefrei oder mit nur leichten Symptomen verlaufen, es gibt meist nur kleinere herdförmige Krankheitsausbrüche, vor allem in Kindereinrichtungen.

Typ B-Viren verursachen schwerere Infektionen, wovon besonders Kinder betroffen sind, meist sind es aber nur Einzelerkrankungen oder kleinere Epidemien.

Die größten Probleme für Mensch und Tier verursacht jedoch der A-Typ der Influenza-Viren, dieser Typ ist für Epidemien und Pandemien verantwortlich.

Wer wird von welchen Viren infiziert?
B- und C-Viren infizieren nur den Menschen, keine Tiere. A-Viren sind da vielseitiger: Nicht nur die Menschen sind Ziel der Influenza-A-Viren, sondern es gibt auch Pferde-, Vogel-, und Schweineinfluenzaviren, auch Meeressäuger sind ihre Opfer. Es ist sogar so, daß die verschiedenen Arten Grippe-Viren mehrheitlich ausschließlich Vögel und nichtmenschliche Säugetiere befallen. Nicht immer müssen sie zu schweren Erkrankungen führen, in See- oder Wasservögeln können diese Viren beispielsweise symptomlos persistieren und stellen so ein permanentes Reservoir dar.

Wie infiziert man sich an der „normalen“ Grippe?
Die Übertragung von Influenza-Viren erfolgt aerogen über Aerosole ("Tröpfcheninfektion"), d. h. über Husten, Niesen Sprechen etc. So sind z. B. bei einem Grippe-Kranken in einem 0,1 µl großen Tröpfchen Nasensekret bereits mehr als 100 Viren. Beim Husten entstehen mehrere Hundert solcher Sekret-Tröpfchen, ein einziges Niesen produziert ca. 20 000 davon. Zur erfolgreichen Infektion eines anderen Menschen sind 100-1000 Viren notwendig. Nicht alle Tröpfchen sind gleich groß, die größten Tröpfchen werden nach wenigen Metern zu Boden fallen. Kleinere Tropfen verweilen länger in der Luft und gelangen mit der Atemluft zu weiteren Personen. Relativ große Tropfen werden nach dem Einatmen an den oberen Schleimhäuten abgeschieden, kleinere dringen bis in die Lunge ein. Die optimale Größe zur Aufnahme in die Bronchien liegt zwischen 1-5 µm Durchmesser. Am effektivsten zur Übertragung sind gerade die kleinsten Tröpfchen, die bis tief in die Bronchiolen eindringen.

Wie lange ist ein Grippe-Kranker ansteckend?
Ein an Grippe erkrankter Erwachsener ist bereits 24 Stunden vor Auftreten der ersten Symptome ansteckend, die Ansteckungsgefahr besteht bis 7 Tage danach fort. Kinder sind ansteckender, sie können schon mehrere Tage vor dem Auftreten der ersten Symptome den Virus weiterverbreiten und bis zu 10 Tage danach. Patienten mit einer reduzierten Immunantwort können Grippeviren noch Wochen und Monate nach ihrer Erkrankung weiterverbreiten.

Grippe-Symptome:
Im Volksmund werden „Grippe“ und „grippaler Infekt“ gerne verwechselt. Die echte Virusgrippe beginnt plötzlich und zeichnet sich durch anfänglich hohes Fieber bis 41°C (typischerweise 3 Tage lang, kann aber auch bis zu 1 Woche anhalten), Schüttelfrost und starke Kopf- und Gliederschmerzen aus. Die Haut ist warm und feucht, das Gesicht wie im Flush gerötet. Das Allgemeinbefinden ist meist erheblich beeinträchtigt, Frösteln, Abgeschlagenheit und intensiver anfangs trockener Husten sind für den Verlauf typisch. Der Husten ist oft mit Schmerzen hinter dem Brustbein verbunden; die Kopf- und Gliederschmerzen und die Abgeschlagenheit sind stark ausgeprägt. Begleitend können Kreislaufschwäche und Bindehautentzündung auftreten, bei Kindern auch Magen-Darm-Beschwerden.

Der Verlauf ist in den meisten Fällen komplikationslos. Bei anfälligen oder geschwächten Personen oder Personen mit bestimmten Grunderkrankungen kann es jedoch zu lebensbedrohlichen Verläufen aufgrund von Lungenentzündung, einer bakteriellen Zusatzerkrankung oder Herz-Kreislauf-Versagen kommen. Vor allem kann es zu Problemen durch Superinfektion der geschädigten Schleimhaut mit Bakterien wie Streptococcus pneumoniae, Staphylococcus aureus und Haemophilus influenzae kommen.

Grippe – eine zu wenig ernst genommene Krankheit
Die echte Influenza fordert jedes Jahr Tausende Todesopfer. Trotzdem wird sie im Bewußtsein der Bevölkerung nicht als derart ernste Bedrohung wahrgenommen. Zahlen mögen die wahre Bedrohung durch Influenza illustrieren: 1990-2000 kam es jährlich in Deutschland im Durchschnitt zu:

Keine echte Grippe: Der banale grippale Infekt
Dagegen wird ein „grippaler Infekt“ durch ganz andere Viren wie z. B. Rhinoviren, Adenoviren etc. verursacht wird und beginnt eher mit Schnupfen, Halsschmerzen, Husten etc. Die Temperaturerhöhung hält sich in Grenzen. Es kommen rund 200 unterschiedliche Viren als Verursacher in Frage, wobei sich der einzelne Erreger durch Mutationen verändern kann. Deshalb ist es vermutlich aussichtslos, einen entsprechenden Impfstoff dagegen zu entwickeln, im Gegensatz zur echten Virusgrippe, wo das geht. Wegen dieser ungeheuren Erregervielfalt kann der Organismus keine Immunität gegen "Erkältungsviren" entwickeln, da es einfach zu viele unterschiedliche Typen davon gibt.

Auch keine echte Grippe: Parainfluenza
Auch die Parainfluenza-Viren, die in vier verschiedenen Serotypen (und zwei Subtypen) vorkommen, sind etwas Anderes. Parainfluenza-Viren gehören zu den Paramyxoviren. Sie verursachen zwar ebenfalls akute Infektionen des Respirationstraktes, insbesondere bei Kleinkindern und Kindern, wo sie schätzungsweise für 30-40% aller derartigen Erkrankungen verantwortlich sind. Die Serotypen 1, 2 und 3 sind weltweit verbreitet, der Typ 4 vor allem in Amerika und soll uns hier kein Kopfzerbrechen bereiten. Vom Aufbau her sind Parainfluenza-Viren zwar genau wie die echten Grippe-Viren einzelstängige RNA-Viren, doch ihr Genom ist nicht segmentiert, sondern ganz. Damit entfallen auch viele der Prozesse, die die Jagd nach einem stets aktuellen Schutz bei den echten Influenza-Viren so schwer machen.

Die Vielfalt der Grippe-Viren - Vogelgrippe bei Vögeln - Vogelgrippe bei Mensch und Säugetieren - Grippe-Pandemien - eine stete Gefahr? - Die Grippeschutz-Impfung - Literatur, Quellen und Links

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