Bernhard Peter
Masern
(Bitte besprechen Sie im Zweifelsfall Ihre Beschwerden und Maßnahmen mit einem Arzt Ihres Vertrauens)

Was sind Masern?

Masern (Morbilli) sind eine akute, sehr ansteckende und weltweit verbreitete Infektionskrankheit, die durch Viren, das sog. Masern-Virus oder Morbilli-Virus, verursacht werden. Das Masernvirus gehört zu den Paramyxoviren. Die Erkrankung betrifft den gesamten Organismus. Das Masernvirus befällt dabei bevorzugt Zellen des Immun- und Nervensystems. Dabei entstehen unter anderem Riesenzellen, die im Frühstadium der Erkrankung bereits im Nasensekret nachweisbar sind. Charakteristische Eigenschaften der Erkrankung sind ein grippeähnliches Vorstadium und ein typischer Ausschlag der Haut im Hauptstadium. Betroffen sind hauptsächlich Kinder und Kleinkinder, Erwachsene können sich jedoch auch infizieren, wenn sie in der Kindheit keine Infektion durchgemacht haben. Die Infektionen im Erwachsenenalter verlaufen aber oft schwerer.

Die Inkubationszeit beträgt 9 bis 12 Tage. Aber bereits vor Auftreten der ersten Krankheitszeichen können die infizierten Kinder andere Personen anstecken. Diese Übertragungsgefahr dauert solange an, wie sich der Ausschlag zeigt.

Wegen der hohen Ansteckungsfähigkeit treten Masern meist als Kinderkrankheit auf und hinterlassen eine lebenslange Immunität. Die Erkrankung verursacht aber häufig schwere Komplikationen. Masern sind - entgegen der einer zunehmenden Impfmüdigkeit zugrundeliegenden verharmlosenden Meinung - keine harmlose Kinderkrankheit! Vor dem Hintergrund schwerer Komplikationen bei 10 bis 20% der Erkrankten sollten sich Eltern unbedingt für eine Schutzimpfung ihrer Kinder entscheiden. Nach Schätzungen der WHO sterben noch weltweit eine Million Kinder an Masern (bei schätzungsweise 42 Millionen Erkrankten) im Jahr. Eine Impfung hätte diese Leben retten können. In Deutschland erkranken ca. 50.000 Kinder pro Jahr, in Entwicklungsländern ist die Erkrankungshäufigkeit und auch die Anzahl der tödlichen Fälle erheblich größer. In den Entwicklungsländern gehören die Masern beispielsweise zu den häufigsten Ursachen für Erblindungen.

 

Wie steckt man sich an?

Das Masernvirus wird durch Tröpfcheninfektion übertragen, also von Mensch zu Mensch z. B. durch Husten, Niesen oder Sprechen. Übertragen wird die Erkrankung über die Luft, auch über weite Strecken. Die Eintrittspforten sind die Schleimhäute der Atemwege und die Bindehaut des Auges. Die Kontagiosität, d.h. die Ansteckungskraft als Voraussetzung für eine Erkrankung, ist so groß, daß man von einer "fliegenden Infektion" spricht. Von der Infektion bis zum Ausbruch der Krankheit (Inkubationszeit) vergehen etwa zehn bis zwölf Tage (Inkubationszeit). Ansteckungsfähigkeit besteht etwa 4 - 5 Tage vor bis 3 - 5 Tage nach Auftreten des Hautausschlages. Erst wenn der Ausschlag wieder verschwunden ist, besteht kein Ansteckungsrisiko mehr.

Wegen der hohen Ansteckungsfähigkeit der Morbilliviren wird so gut wie jeder nicht geimpfte Mensch, der Kontakt mit einem Masernkranken hat, infiziert. Dabei muß es nicht zwangsläufig zum Ausbruch der Erkrankung kommen. Der Manifestationsindex der Erkrankung ist jedoch sehr hoch, er beträgt 99%. Dies bedeutet, daß von 1000 infizierten Personen 990 erkranken.

In fast jedem Fall entwickelt das Immunsystem aber Antikörper gegen das Virus, die die lebenslange Immunität begründen. Daher finden sich bei ziemlich allen Erwachsenen Masern-Antikörper.

 

Wer kann an Masern erkranken?

Säuglinge bis zu einem Alter von etwa vier bis sechs Monaten sind durch Antikörper der Mutter geschützt - vorausgesetzt, die Mutter besaß Immunität. Die Antikörper (Abwehrsystem) der Mutter werden bei der Schwangerschaft über die Plazenta auf das Kind übertragen und schützen es während der ersten Lebensmonate. Masern sind aber eine typische hochansteckende Erkrankung des Kindergartenalters. In Kindergärten sind oft nahezu alle Kinder betroffen. Es gibt jedoch keine Altersgrenze nach oben. Alle Personen, die noch nie mit dem Masern-Virus infiziert wurden, können sich mit Masern anstecken, wobei die Erkrankung Im Erwachsenenalter deutlich schwerer verläuft.

 

Wie verläuft eine Erkrankung an Masern?

Die Infektion führt vor allem zu einer exsudativen Entzündung der Schleimhäute der Atemwege. Es können 2 aufeinanderfolgende Stadien der Erkrankung unterschieden werden: Nach der Inkubationszeit (8 - 12 d) folgt die erste Phase, das mit grippeähnlichen Symptomen verlaufende Prodromalstadium, nach einer Zwischenverbesserung folgt das durch charakteristische Hautveränderungen gekennzeichnete Exanthemstadium. Die Erkrankung ist durch einen zweigipfligen Verlauf der Fieberkurve gekennzeichnet, der erste Gipfel findet sich während des Prodromalstadiums, der zweite zu Beginn des Exanthemstadiums.

Die erste Phase, sog. "katarrhalische" Phase, auch Prodromalstadium genannt, ist gekennzeichnet durch Anzeichen einer schweren Erkältung mit Schnupfen und trockenem Husten. Das Prodromalstadium dauert ca. 4 bis 5 Tage.

Die ersten Zeichen einer Infektion mit Masern sind:

Zwischenstadium

Zweite Phase, Exanthemstadium:

Rekonvaleszenzphase:

Es bleibt eine lebenslange Immunität.

 

Welche Sonderformen der Masern gibt es?

Abgeschwächte Masern

Die abgeschwächten Masern (auch mitigierte oder abortive Masern genannt) treten auf, wenn der passive Schutz, also die Antikörper gegen das Masernvirus, nicht in ausreichender Form zur Verfügung steht. Das ist möglich bei:

Diese Sonderform der Masern ist gekennzeichnet durch

Foudroyante Masern oder toxische Masern

Die foudroyanten, d.h. plötzlich einsetzenden, Masern sind das genaue Gegenteil der abortiven Form. Sie sind selten, aber häufig tödlich. Sie treten auf bei

Merkmale:

Wie behandelt der Arzt Masern?

Es gibt keine ursächliche Therapie, d.h. der Arzt kann nichts gegen die Viren selbst unternehmen. Wie bei den meisten Virus-Erkrankungen steht ein spezifisches Medikament, wie z.B. die Antibiotika bei bakteriellen Erkrankungen, bisher nicht zur Verfügung. Die Behandlung besteht darin, die Symptome zu lindern, wie: Hustenbeschwerden, Schnupfen und Augenbeschwerden lindern. Pflegerische Maßnahmen und Bettruhe stehen im Vordergrund. Bei einer Infektion der Bindehaut des Auges, die mit Lichtscheu einhergeht, sollten die Patienten in abgedunkelten Räumen untergebracht werden. Die Therapie besteht in reichlichem Flüssigkeitsersatz und eventuell der Behandlung zusätzlicher bakterieller Infektionen (Pneumonie (Lungenentzündung), Otitis media (Mittelohrentzündung), Laryngotracheitis (Masernkrupp)) mit Antibiotika. Gegen das Fieber sind fiebersenkende Medikamente und andere fiebersenkende Maßnahmen sinnvoll.

In den meisten Fällen heilt die Erkrankung ohne Komplikationen ab, wobei während der Erkrankung die Kinder strenge Bettruhe einhalten müssen.

Treten Komplikationen auf, sind diese gezielt zu behandeln. Bei nichtimmunen Menschen, also bei Menschen, die nicht gegen Masern geimpft wurden, kann der Ausbruch der Erkrankung bis zum 4. Tag nach der Ansteckung durch die Gabe von Antikörpern verhindert werden (passive Immunisierung).

 

Was können Sie unterstützend für ein an Masern erkranktes Kind tun?

Wie gegen Masern impfen?

Die aktive Schutzimpfung (Lebendvakzine) gegen Masern ist empfohlen. Am besten wird eine MMR-Impfung verwendet, diese schützt gleichzeitig auch vor Mumps und Röteln. Kinder werden erstmals im Alter von 15 Monaten und nochmals im Alter von sechs Jahren geimpft. Die Impfung ist in der Regel gut verträglich.

Die in Deutschland zugelassenen Impfstoffe bewirken bei über 90 % der einmal Geimpften einen ausreichenden Impfschutz. Bei bis zu 5 % der Impflinge zeigen sich -meist in der 2. Woche nach der Impfung- die sog. Impfmasern, welche mit mäßigem Fieber, einem flüchtigem Exanthem und Krankheitssymptomen im Bereich der Atemwege einhergehen. Die bewirkte Immunität kann schon nach ca. 4-6 Wochen nachgewiesen werden. Für den Erwerb von Immunität ist somit eine einzige Impfung ausreichend. Es wird aber trotzdem zweimal geimpft, um Kindern, die als welchen Gründen auch immer bei der Erstimpfung keine Impfimmunität entwickelt haben, in einem zweiten Anlauf letztlich doch noch zu einem Impfschutz verhelfen. Es ist also keine Auffrischimpfung, sondern eine zweite Chance für Versager beim ersten Mal.

Bei Menschen, die noch nicht gegen Masern immun sind, läßt sich die Krankheit bis zum vierten Inkubationstag (Tag nach der Ansteckung) durch Immunglobuline (Gammaglobulin) verhindern oder zumindest im Verlauf abschwächen.

 

Warum gegen Masern impfen?

In den letzten Jahren hat sich die Diskussion über Nutzen und Risiken von Impfungen bei Kindern erheblich verstärkt. Leider beobachtet man bei vielen Eltern eine gewisse Impfmüdigkeit. Besonders erschreckend ist, daß manche Eltern bei einer Erkrankung im Bekanntenkreis sogar regelrechte „Measles Parties“ veranstalten, damit die Kinder die Erkrankung im frühen Kindesalter „hinter sich bringen“. All diesen Impfverweigerern sei das folgende Kapitel „Komplikationen“ wärmstens ans Herz gelegt. Bei den hohen Risiken durch Komplikationen ist es meiner Ansicht nach ein Verbrechen, Kindern die Impfung vorzuenthalten oder gar noch aktiv eine Erkrankung herbeizuführen. Von diesen Impfverweigerern werden einige wenige Impfzwischenfälle kritiklos aufgebauscht, ohne das Augenmaß für die nackten Zahlen zu behalten: Das Risiko bleibender Schäden ist bei einer Erkrankung immer um ein Vielfaches höher als bei einer Impfung!

Man schätzt, daß es etwa pro 100.000 Impfungen zu einem so genannten Impfschaden kommt. In dieser Zahl sind auch geringfügige Zwischenfälle ohne bleibende Folgen, wie z.B. Fieber oder eine Hautrötung an der Injektionsstelle, eingeschlossen. Bei einer Anzahl von ca. 200.000 Impfungen ist mit einem Zwischenfall mit bleibenden Schäden zurechnen und ca. bei 500.000 Impfungen nimmt man 1 Todesfall an. Aufgrund der häufig auftretenden Komplikationen und der Schwere der möglichen Folgeschäden einer Masernerkrankung muß jedoch festgestellt werden, daß die Wahrscheinlichkeit bleibender Schäden durch die Erkrankung selbst um ein Vielfaches größer ist als durch Impfungen. Dies gilt insbesondere auch für schwere Folgeschäden und Todesfolge. Wer einmal einen einzigen Patienten an Masern-Encephalitis mit Blindheit, Taubheit und geistiger Behinderung hat leiden sehen, dürfte von Impfmüdigkeit oder gar Impfverweigerertum geheilt sein, und wer durch eine mutwillig veranstaltete „Measles Party“ sein Kind zum lebenslangen Krüppel hat werden lassen, dürfte wohl auch selbst seines Lebens nicht mehr froh werden. Liebe Eltern, ersparen Sie Ihrem Kind dieses Schicksal und gehen Sie mit ihm zur Impfung!!!

 

Komplikationen

Komplikationen sind verhältnismäßig häufig und bei jedem 5. Patienten zu erwarten. Säuglinge und Erwachsene tragen ein hohes Komplikationsrisiko. Zu schweren Verläufen mit Komplikationen kann es bei Patienten mit Immundefekten, immunsuppressiver Therapie bzw. malignen Erkrankungen kommen. Der Hautausschlag kann hier fehlen.

Im einzelnen gibt es vielfältige Möglichkeiten:

Es wurden folgende Komplikationen beobachtet:

Noch einmal: All dies können Sie Ihren Kindern durch die Impfung ersparen!

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