Bernhard
Peter
Das
Nolle-Syndrom -
gefährlich
und nur individuell therapierbar
Was ist das
Nolle-Syndrom?
Das Nolle-Syndrom ist eine
akute, schwerwiegende psychische Erkrankung, die selbst ansonsten
tatkräftige Menschen urplötzlich überfällt und zu
vorübergehender vollkommener Handlungs- und
Reaktionsunfähigkeit verdammt. Stets ist das Auftreten eines
akuten Anfalls an individuelle Auslösefaktoren gebunden. Wenn
diese Faktoren nicht nachhaltig ausgeschaltet werden können, ist
von begleitender rezidivierender Psychosomatik und einer
Chronifizierung des Leidens auszugehen. Problematisch sind die
individuelle Suszeptibilität für die auslösenden Faktoren und
eine grundlegende Vulnerabilität, so daß allgemeingültige
Therapierichtlinien derzeit noch erarbeitet werden.
Wie kann
man das Nolle-Syndrom diagnostizieren?
- selektiver hochgradiger
Motivationsverlust, in schweren Fällen bis hin zur
Agonie
- Plötzliches Eintreten von deutlichen
Erschöpfungszeichen wie Abgeschlagenheit, Müdigkeit und
verminderter körperlicher Leistungsfähigkeit, verbunden
mit großem Ruhebedürfnis.
- Depressive Grundstimmung, die relativ
schnell eintreten kann
- Wechsel der Sprachebene mit deutlichem
Vorherrschen der Vulgär- und Fäkal-Sprache, Häufung
von Worten wie Null und Bock
- An einen auslösenden Faktor
gekoppelter Verlust des inneren Gleichgewichtes
- Subjektive Überinterpretation von
begleitenden Krankheitsumständen wie z. B.
Bauchschmerzen (begleitende Psychosomatik)
- Gesteigerte Gewaltbereitschaft
gegenüber unbeteiligten Gegenständen und Ausstoßen
verbaler Drohungen
- Tendenz zu Übersprungshandlungen, die
mit dem eigentlichen Auslöser in keinerlei ursächlichen
Zusammenhang stehen
- Plötzlich gesteigertes Suchtverhalten
(Alkoholika, Süßigkeiten, Tabak)
- Im Laborbefund lassen sich bei einer
klinisch manifesten Erkrankung deutlich erhöhte
Adrenalinspiegel und abgesenkte Serotonin- sowie
Dopaminspiegel diagnostizieren.
Wer ist
besonders von Nolle-Syndrom betroffen?
- Schüler vor Klassenarbeiten
- Studenten vor Prüfungen
- Angestellte unter schwierigen Chefs
stellen die Hauptgruppe der diagnostizierten Fälle,
Selbständige sind deutlich weniger betroffen
- Hausfrauen nach der Rückkehr aus dem
Urlaub
- Schichtarbeiter/innen mit häufig
wechselnden Arbeitszeiten
- Jegliche Person in einer akuten
Unlustsituation
Was sind
Auslöser für einen akuten Anfall des Nolle-Syndroms?
Die Auslöser sind vielfältig
und individuell verschieden. Die folgende Liste kann keinesfalls
als vollständig angesehen werden, deckt aber nach jüngsten
Untersuchungen 80% der Erkrankungsfälle ab:
- Unangenehme bevorstehende Ereignisse,
denen man sich nur unvollkommen gewachsen fühlt
- Bevorstehende Klassenarbeiten
bei Schülern
- Jegliche bevorstehende
Prüfungssituation oder Streßsituation
- Bevorstehende Begegnung mit
schwierigen Geschäftspartnern
- Ein sog. Personalgespräch
beim Chef
- Termin beim Finanzamt zur
Besprechung von Unregelmäßigkeiten
- Bevorstehender Besuch der
Schwiegermutter
- Unangenehme zu erledigende
Tätigkeiten oder uncoole Aufgaben
- Wenn kein sauberer Teller mehr
im Schrank ist und endlich mal gespült werden
muß
- Eine kaputte Waschmaschine zu
Hause
- Überquellen des Bügelkorbes
- Regelmäßige unangenehme
Termine wie Rasenmähen, Hausputz oder Kehrwoche
- Unerwartete heftige akustische Reize
wie z. B. Weckerklingeln
- Überarbeitung und zu hohe
Anforderungen
- Umstellung auf Sommerzeit
- Schlechtes Wetter draußen
Wie
behandelt man das Nolle-Syndrom?
Prinzipiell schwierig, da
selbst bewährte Psychopharmaka wie Bockamin oft versagen. Selbst
erfahrene Hausärzte können mit dieser Diagnose überfordert
sein. Die sofortige und nachhaltige Beseitigung des individuellen
Auslösefaktors soweit bekannt - steht an erster Stelle.
Wo das nicht möglich ist, greifen vielleicht (!) folgende
Maßnahmen, je nach Altersgruppe unterschiedlich:
- Bei kleinen Kindern hilft ein Stück
Schokolade oder ein Bonbon. Die Prognose gilt als
generell gut.
- Bei großen Kindern wirkt ein
Kinogutschein oder ein einmaliger Taschengeldzuschuß.
Trotz möglicher Heilung sind im Einzelfall bleibende
Schäden und eine Neigung zu Rückfallen zu befürchten.
- Bei Frauen wirkt häufig ein Strauß
Blumen oder eine Einladung zum Abendessen im Restaurant.
- Bei Männern ist die Krankheit
äußerst schwer heilbar. Ein individuelles Arzneimittel
muß in engem Kontakt mit dem betreuenden Hausarzt
gesucht werden.
Was gibt
es an unterstützenden Maßnahmen?
- Die Umgebung muß sich bemühen,
möglichst für verträglichere Alternativen zu sorgen.
Wenn dies nicht uneingeschränkt möglich ist, sollte
zumindest für Kompensation mit hohem hedonistischen Wert
gesucht werden.
- Insbesondere bei Schülern trägt ein
Anruf der Eltern in der Schule mit Schilderung des akuten
Erkrankungsfalles erheblich zur Heilung bei.
- Bei Angestellten ist die wirksamste
Methode die Gewährung von zusätzlichen Tagen
Sonderurlaub bei voller Entlohnung.
- Hilfreich ist ferner in vielen
Fällen, den Patienten möglichst lange ausschlafen zu
lassen.
Ist das
Nolle-Syndrom ansteckend?
Prinzipiell ist das
Nolle-Syndrom nicht ansteckend. Jüngste Feldforschungen haben
aber ergeben, daß von einem gewissen katalytischen Effekt auf
vulnerable Personen in der unmittelbaren Umgebung auszugehen ist.
Insofern ist es sinnvoll, betroffene Kinder erst einmal von der
Schule fernzuhalten. Auch ist es im Betrieb besser, die Kollegen
erst einmal keinem Risiko auszusetzen.
Kann man
sich gegen das Nolle-Syndrom immunisieren lassen?
Prinzipiell unmöglich
die möglichen Auslöser sind so vielfältig, daß man unmöglich
alle mit einer Immunisierung abdecken könnte. Vor allem ist der
menschlichen Psyche eine gewisse Variabilität eigen, sodaß bei
Ausschaltung bestimmter Auslöser sehr schnell bis dato
unbekannte Auslöser die ausgeschalteten ersetzen würden.
Wie ist
die Bedeutung des Nolle-Syndroms einzuschätzen?
Von der Schulmedizin wird
diese in zunehmendem Maße als Volkskrankheit zu bezeichnende
Krankheit noch vernachlässigt. Vor allem besteht Nachholbedarf
hinsichtlich der Differentialdiagnostik, insbesondere zur
Abgrenzung gegenüber Depressionen und Erschöpfungssyndrom. Die
erste ernstzunehmende wissenschaftliche Arbeit zum Nolle-Syndrom,
von einigen Therapeuten auch Nullbock-Syndrom genannt, wurde erst
vor kurzem publiziert (Journal of Applied Nonsense, 2003, Nr. 23,
S. 113-126). Weitere Forschungen sind im Gange.
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