Bernhard Peter
Malaria-Gefahr: Erst vorbeugen, dann in die Tropen!

(Bitte besprechen Sie im Zweifelsfall Ihre Beschwerden und Maßnahmen mit einem Arzt Ihres Vertrauens)

 

Was ist Malaria?

Malaria ist eine schwerwiegende Erkrankung als Folge der Infektion mit einzelligen Parasiten, die u.a. in der Leber sowie in den roten Blutkörperchen leben, sich darin vermehren und diese zerstören. Der Parasit wechselt zwischen Anopheles-Mücke und Mensch hin und her und durchlebt dabei verschiedene Entwicklungsstufen. Unbehandelt ist die Erkrankung lebensbedrohlich, dagegen kann man mit den heutigen Mitteln zur Vorbeugung das Risiko minimieren. Eine wirksame Impfung existiert (noch) nicht.

 

Wie wird Malaria übertragen?

Eine bestimmte Form des Parasiten wird durch die weibliche Anopheles-Mücke bei einer Blutmahlzeit übertragen. Die Mücken sind meist während der Dämmerung aktiv. Sie sind erkennbar an dem horizontalen Stechapparat und der schrägen Haltung beim Stechen, im Gegensatz zu hiesigen Stechmücken, die waagerecht sitzen und senkrecht nach unten abgewinkelt stechen.

 

Welche Arten von Malaria gibt es?

Die ersten beiden Arten sprechen immer gut an auf Chloroquin. Nur die dritte Art neigt zu Resistenzen.

Neuerdings nimmt man neben den Erregern Plasmodium falciparum (Malaria tropica), Pl. vivax, ovale und malariae auch Plasmodium knowlesi als separaten Erreger wahr. Die Diagnoistik war früher schwer, weil die Anfangsstadien Pl, falciparum ähneln, die späten Stadien aber Pl. malariae - aber dieser Erreger, der im Gegensatz zu den anderen hauptsächlich Affen als Reservoir hat, ist ähnlich gefährlich wie Pl. falciparum und gewinnt in Südostasien zunehmend an klinischer Relevanz.

 

Wo kommt Malaria vor?

Malaria kommt überall dort vor, wo die Bedingungen für die Vermehrung der Anopheles-Mücken ideal sind: Warme, flache, stehende Gewässer (Sümpfe, Binnenseen, Reisterrassen etc.). Hauptmalariagebiete auf dieser Welt sind das gesamte tropische Afrika, Südostasien, Südamerika.

 

Was sind die Zeichen einer Erkrankung?

Kopfschmerz, Fieber bis 41° C, Schüttelfrost, Magen-Darm-Beschwerden, evtl. mit Durchfall und Erbrechen, Gliederschmerzen und allgemeine Abgeschlagenheit. Die Mindestinkubationszeit überhaupt beträgt 7 Tage. Also: Jedes Fieber, das früher als 7 Tage im Reiseland auftritt, ist sicher keine Malaria! Aber jede "Grippe", die bis zu 2 Jahren nach einem Aufenthalt im Gebiet auftritt, ist malariaverdächtig. Machen Sie dann prinzipiell den behandelnden Arzt auf die Fernreise aufmerksam!

 

Wie kann man sich vor Malaria mit Medikamenten schützen?

Je nach Weltregion und Resistenzen der Erreger verwendet man unterschiedliche Arzneimittel:

Prophylaxe mit Mefloquin oder Atovaquon/Proguanil: Wenige Gebiete in Südamerika (Brasilien: Rondonia, Roraima, Acre), gesamtes (!) Afrika südlich der Sahara, Madagaskar, Dschibuti, Mauretanien, Südafrika (Mpumalanga-Provinz, Northern Province), Papua-Neuguinea, Salomonen, Indien (nördlich der Linie Madras-Goa unter 2000 m Höhe), Bangladesh, Süd-Nepal, Indonesien (Kleine Sunda-Inseln östlich Bali, Irian Jaya, Flores, Timor), Komoren.

Prophylaxe mit Atovaquon/Proguanil: In besonderen Multiresistenz- oder Hochrisikogebieten (z. B. Krüger-Nationalpark in Südafrika oder Grenzprovinzen Tak (NW) und Trat (SO) in Thailand und angrenzende Landstriche der Nachbarstaaten Myanmar und Kambodscha), alternativ als Prophylaxe auch Doxycyclin. Cave bei Doxycyclin: Dieses Antibiotikum macht lichtempfindlich! Es ist ferner ungeeignet für Kinder im Wachstumsalter und Schwangere. Clindamycin wäre ebenfalls ein geeignetes Antibiotikum, wegen der 3-4maligen Einnahme ist die Compliance aber zu schlecht.

Keine Prophylaxe, Mefloquin oder Atovaquon/Proguanil oder Artemeter/Lumefantrin zur Notfalltherapie: Ecuador, Kolumbien, Guayana, Surinam, Panama, Paraguay, Peru, Brasilien (außer den oben genannten Provinzen), Afghanistan, Pakistan, Südostiran, Iraq, Jemen, Saudi-Arabien, Südspitze Indiens, Andamanen, Nikobaren, Bhutan, Bolivien, Sri Lanka, Philippinen, Malaysia, Indonesien (Sumatra, Java, Kalimantan, Sulawesi, Bali), Ozeanien, Südchina, Nepal außer Terai und Nordregionen, Südafrika außer Risikogebieten, Venezuela, Vereinigte Arabische Emirate.

Keine Prophylaxe, Chloroquin zur Notfalltherapie in Zentralamerika und Karibik: Belize, Costa Rica, Dominikanische Republik, El Salvador, Guatemala, Haiti, Honduras, Mexiko, Nicaragua. Chloroquin hat als Prophylaxe weltweit keinen sinnvollen Einsatzbereich mehr.

Keine Prophylaxe, Notfalltherapie mit Atovaquon/Proguanil oder Artemether/Lumefantrin: Südostasien, d. h. Thailand (außer den Provinzen Tak und Trat), Laos, Kambodscha (außer Grenzgebiet zu Thailands Provinz Trat), Myanmar (außer Grenzgebiet zu Thailands Provinz Tak), Vietnam.

Weder Prophylaxe noch Notfallmedikament empfohlen, weil Risiko minimal ist: Nordafrikanische Mittelmeerländer (Ägypten, Tunesien, Algerien, Marokko), Türkei, Syrien, Tadschikistan, Turkmenistan, Türkei, Malediven, Seychellen, Fidschis, Argentinien, Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Hongkong, Indien (Höhenlagen > 2000m, Kaschmir, Sikkim, Lakkadiven), Nordnepal, Nordwestiran, Cap Verde, Kirgistan, Korea, Mauritius, Oman.

 

Weitere nützliche Tipps:

 

Was ist Prophylaxe und was ist Standby?

 

Wie werden die Mittel zur Prophylaxe angewandt?

Wichtig zur Therapie, wenn es einen doch trotz Therapie erwischen sollte: Wechsel des Mittels! Wer Prophylaxe mit Atovaquon/Proguanil gemacht hat, sollte zur Therapie Artemeter/Lumefantrin nehmen etc.!

 

Wie werden die Mittel zur Notfalltherapie (Standby) angewandt?

Angegeben sind jeweils Erwachsenen-Dosierungen.

 

Wie kann man sich zusätzlich noch schützen?

 

Wie wenden Sie Mittel zur Insektenabwehr (Repellentien) richtig an?

 

Die Malariakarte

 

Prophylaxe oder Standby? Welches Mittel?

 

Last-Minute-Tourismus: Prophylaxe dennoch möglich!

Mit der Kombination Atovaquon/Proguanil steht ein Medikament zur Verfügung, das unabhängig vom Gebiet für den Last-Minute-Touristen in Frage kommt. Wichtigster Vorteil: Start der Prophylaxe 1-2 Tage vor Aufenthalt im Malariagebiet! Weitere Vorteile: Einnahmestop schon 7 Tage nach Verlassen des Gebietes möglich, gute Verträglichkeit, geeignet für Aktivitäten, die eine uneingeschränkte Feinmotorik erfordern, weniger Nebenwirkungen als andere Prophylaxen, hohe Sicherheit durch gleichzeitige Wirkung gegen Parasiten im Blut und in der Leber.

 

Resistenzen gegenüber Malaria?

Wer in seinen Heimatländern permanent dem Risiko ausgesetzt ist und häufig gestochen wird, entwickelt Mechanismen des Umgangs mit dem Erreger, die den Verlauf weniger schlimm bis unbemerkt werden lassen. Doch sobald z. B. Afrikaner ein halbes Jahr oder mehr in malariafreiem Gebiet leben, verschwindet dieser Gewöhnungseffekt. Mit die schwersten Malariafälle in Europa sind Afrikaner, die lange Zeit in Europa gelebt haben und leichtfertig "ich bin doch da aufgewachsen, das kann mir doch nichts anhaben" in ihre Heimatländer zu Besuch zurückkehren, und die die Erkrankung dann mit voller Wucht trifft.

Kommen Sie gesund aus dem Urlaub zurück!

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