Bernhard Peter
Insulin-Pens: Einführung und richtige Anwendung
(Bitte besprechen Sie im Zweifelfall Ihre Beschwerden und Maßnahmen mit einem Arzt Ihres Vertrauens!)

Entwickelt wurde die Spritzhilfe „Pen“, um die Durchführung der intensivierten Insulintherapie zu erleichtern. Das Besondere am „Pen“ ist, daß er eine Insulinpatrone enthält, aus der durch Betätigung eines Druckknopfs die gewünschte Insulin-Dosis abgegeben wird. Die Pens sind mit einer ganz dünnen Injektionsnadel versehen. Mit Hilfe einer je nach Gerät unterschiedlich gebauten Dosiervorrichtung wird die benötigte Insulinmenge eingestellt – das umständliche Aufziehen einer Spritze aus der Insulinampulle wird dadurch überflüssig. Neben der einfachen Handhabung ist ein großer Vorteil der Pens, daß sie die ideale Lösung für unterwegs darstellen. Mit dem Pen ist es vor allem möglich, sich ohne viel Aufwand und unauffällig in fast jeder Situation (auch in der Öffentlichkeit) zu spritzen, denn im Pen ist alles bereits perfekt vorbereitet. Das Risiko für fehlerhaftes Aufziehen des Insulins, das insbesondere bei älteren Menschen auftreten kann, wird ebenfalls durch die Verwendung eines Pens vermindert, wodurch sich insgesamt eine größere Unabhängigkeit der Betroffenen ergibt. Und gerade weil es so einfach geworden ist, sich das Insulin zu spritzen, führt das auch zu einer besseren Blutzuckereinstellung und höheren Lebensqualität.

Die intensivierte Insulintherapie, die eine Injektion von schnell wirkendem Insulin vor allen Hauptmahlzeiten vorsieht, begann Mitte der 80er-Jahre die konventionelle Therapie (mit täglich nur zwei Injektionen) zu verdrängen. Der Pen wurde schnell zum unverzichtbaren Bestandteil der intensivierten Insulintherapie und ist heute aus der Diabetiker-Betreuung nicht mehr wegzudenken.

Ein paar Punkte sollten bei der Anwendung von Pens Beachtung finden:

Tip 1: Pens werden ganz normal bei Raumtemperatur aufbewahrt. Insulin kann bis zu vier Wochen bei Zimmertemperatur aufbewahrt werden. Legen Sie den Insulin-Pen nicht in den Kühlschrank! Und das aus zwei Gründen:

Aus den gleichen Gründen: Wenn Sie eine neue Ampulle (Patrone) in den Pen einlegen, sollte diese Zimmertemperatur besitzen. Benutzen Sie keine eiskalte Ampulle frisch aus dem Kühlschrankvorrat.

Tip 2: Bevor Sie mit dem Pen spritzen, sollten Sie immer zur Kontrolle in senkrechter Stellung zwei Einheiten herausspritzen, um zu überprüfen, ob er funktionsfähig ist.

Tip 3: Achten Sie auf Luftblasen in der Insulinampulle! Sie spritzen sich sonst eventuell weniger Insulin als gewünscht. Wenn Luftblasen vorhanden sein sollten, entfernen Sie diese, indem Sie eine Dosis von zwei bis vier Einheiten einstellen, den Pen mit der Nadel nach oben halten, mit dem Finger gegen den Pen schnipsen oder klopfen und die Luft langsam herausdrücken. Wiederholen Sie den Vorgang ggf. so oft, bis aus der Nadelspitze Insulin austritt.

Tip 4: Vor dem Spritzen muß trübes Misch- oder Verzögerungsinsulin im Pen gemischt werden. Zum Durchmischen wird der Pen mindestens 10-mal hin und her geschwenkt oder gerollt. Nicht schütteln! Es darf keine hohe mechanische Belastung für das Insulin auftreten, es dürfen sich keine Blasen oder gar Schaum bilden. Wirklich nur sanft schwenken! Dadurch erfolgt in der Ampulle eine Vermischung der trüben und der klaren Insulinanteile. Eine gute Verteilung erkennt man daran, daß die Flüssigkeit gleichmäßig trüb ist. Erst jetzt sollten Sie die Sicherheitskontrolle des Pens durchführen. Danach sofort richtig spritzen, ehe sich die Suspension wieder entmischt hat! Klare Lösungen wie das neue Insulin-Analogon Insulin glargin brauchen dagegen nicht gemischt zu werden.

Tip 5: Ziehen Sie den Pen nicht sofort nach dem Spritzen des Insulins aus der Haut. Durch die gespritzte Flüssigkeitsmenge entsteht ein gewisser Druck im Gewebe, so daß bei einem sofortigen Herausziehen Insulin aus der Einstichstelle austreten könnte. Warten Sie ca. zehn Sekunden, dann hat sich das Insulin im Gewebe verteilt.

Tip 6: Die alten U40-Einmalspritzen (U40) wurden durch die Pens weitgehend verdrängt – ca. 90 Prozent der insulinspritzenden Menschen mit Diabetes mellitus in Deutschland nutzen heute Pens. Dennoch sollte jeder Pen-Benutzer noch mit Spritzen umgehen lernen für den Fall, daß ein technischer Defekt auftritt oder z. B. auf einer Auslandsreise durch eine Panne nur noch Spritzen möglich sind. Dabei ist unbedingt zu beachten, daß alle Pen-Insuline U100-Insuline sind, ausschließlich in 3ml-Patronen abgefüllt. U100 bedeutet: In 1 ml befinden sich 100 Internationale Einheiten Insulin.

Tip 7: Haltbarkeit: Die Patronen reichen in Abhängigkeit vom täglichen Insulinbedarf für ca. ein bis zwei Wochen. Angebrochene Insulinpatronen sollten nicht länger als vier Wochen in Gebrauch sein, danach ist die Wirkung des enthaltenen Insulins nicht mehr gewährleistet.

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