Bernhard Peter
Unterzuckerung
(Bitte besprechen Sie im Zweifelfall Ihre Beschwerden und Maßnahmen mit einem Arzt Ihres Vertrauens!)

Was ist Unterzucker?
Unterzucker liegt vor, wenn der Blutzucker < 50 mg/dl bzw. < 2,8 mmol/l absinkt.

Wie würde beim Stoffwechselgesunden gegenreguliert?
Wenn der Blutzucker < 70 mg/dl (< 3.9 mmol/l) abfällt, werden normalerweise Hormone freigesetzt (Adrenalin, Glukagon, auch Cortison, Noradrenalin), die die Mobilisierung der Glucosereserven bewirken: Aus den Glykogen-Reserven der Leber wird Glucose (Traubenzucker) ins Blut abgegeben.

Wer kann eine Unterzuckerung bekommen?
Jeder, der mit Insulin oder blutzuckersenkenden Tabletten behandelt wird, kann prinzipiell eine Unterzuckerung erleiden. Mögliche Ursachen können sein:

• Zuviel Insulin gespritzt
• Spritzfehler: Verwendung von Pen-Insulin in U40-Spritzen
• Spritzfehler: Injektion in den Muskel
• Zuviele Tabletten eingenommen
• Zu wenig Kohlenhydrate gegessen, Kohlenhydratgehalt einer Mahlzeit falsch eingeschätzt
• Zu langer Spritz-Eß-Abstand
• Außergewöhnlich intensive körperliche Bewegung/Sport ohne Therapieanpassung
• Zwischenmahlzeit vergessen
• Heißes Bad oder Saune nach der Injektion
• Erkrankungen: Erbrechen, Darminfekte (gestörte Kohlenhydrat-Aufnahme im Darm)
• Alkohol in größeren Mengen (verminderte Gluconeogenese in der Leber)
• Abnehmen, Fastenkur etc. ohne Therapieanpassung

Was können die Anzeichen einer Unterzuckerung sein?

• Durch die Ausschüttung von Adrenalin kommt es in der Frühphase einer Unterzuckerung zu folgenden Warnsymptomen (ab wann genau, ist individuell verschieden):
  • Plötzlich auftretender kalter Schweiß
  • Erhöhte Pulsfrequenz, Herzklopfen
  • Weite Pupillen
  • Zittern
  • Unruhe
• Bei weiter sinkendem Blutzucker kommt es zu Energiemangel im Gehirn (es kann ausschließlich Glucose verstoffwechseln):
  • Heißhunger
  • Kopfschmerzen
  • Konzentrationsstörungen
  • Nervosität
  • Sprachstörungen
  • Sehstörungen
• Bei noch weiter sinkendem Blutzucker (ca. <30 mg/dl bzw. 1.7 mmol/l) kommt es zu zentralnervösen Ausfällen:
  • Verhaltensänderungen: Aggressivität, Gereiztheit, Depressivität
  • Motorische Koordinationsstörungen, Gangunsicherheit, unleserliche Schrift
  • Krampfanfälle
  • Bewußtlosigkeit

Was kann schlimmstenfalls passieren?
Wird eine Unterzuckerung nicht rechtzeitig behandelt, kann sich daraus eine schwere Unterzuckerung mit hypoglykämischem Schock und Bewußtlosigkeit entwickeln. Das kann mitunter recht schnell gehen. Tod ist möglich, aber selten.

Wann wird eine Unterzuckerung u. U. nicht rechtzeitig bemerkt?

• Nächtliche Unterzuckerung während des Schlafes, besonders kritsch nach reichlichem Alkoholgenuß am Vorabend
• Bei häufig vorkommender Unterzuckerung tritt ein Gewöhnungseffekt der Gegenregulation auf: Adrenalin wird immer später freigesetzt. Bei länger bestehendem Diabetes ist die Freisetzung von Glukagon und Adrenalin eingeschränkt.
• Bei Behandlung mit Sulfonylharnstoffen (orale Antidiabetika) treten die Beschwerden oft schleichend auf, halten dafür aber umso länger an, bis hin zu mehreren Tagen.

Was sollte man im Falle einer Unterzuckerung tun?
Nehmen Sie bei den ersten Anzeichen von Unterzucker 1-2 BE schnell wirksame Kohlenhydrate zu sich, z. B.:

• Glucose = Traubenzucker (am schnellsten wirksam), z. B. als Täfelchen oder als Gel aus der Tube
• Gezuckerte Limonade oder Cola
• Fruchtsaft
• Brot (dauert relativ lange)

Ungeeignet ist Schokolade (zu langsam wirksam), ungeeignet sind alle „Diät“-Produkte (enthalten künstliche Süßstoffe).

Wer Acarbose-Tabletten einnimmt, sollte darauf achten, daß er reine Glucose (Traubenzucker) dabei hat! Saccharose (Rohrzucker) ist unwirksam, weil seine Spaltung zu Glucose verhindert wird.

Wer sicher gehen möchte, mißt als erstes seinen aktuellen Blutzucker, dann kann man am angemessendsten reagieren.

Wie viel ist eine BE?

• 2 Traubenzuckertäfelchen
• 1 Eßlöffel Traubenzuckerpulver
• 1/3 Tube bei Verwendung von Gel in der Tube
• 1 Packung bei Verwendung von Gel in Folie

  Zurück zur Übersicht Diabetes
  Andere pharmazeutische Seiten
  Home

  © Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2004
  Impressum