Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1108
Pirna (Sachsen)

Bürgerhäuser in Pirna (2)
Torbau: Dohnaische Straße 78

Bei dem betreffenden Gebäude neben der Stadtbibliothek handelt es sich um den Torbau des ehemaligen Dominikanerklosters mit Gewölbe der Durchfahrt in Halbtonnenform. Die Durchfahrt führt zum Zollhof. 1307 finden wir die erste urkundliche Erwähnung des ca. 1300 gegründeten Dominikanerklosters, und im Zuge der Reformation wird es ca. 1539-1548 aufgelöst. Danach, seit ca. 1550 ist es ein ganz normales Bürgerhaus. In die Fassade eingemauert ist ein Doppelwappen, das nicht von diesem Ort stammt, sondern vom ehemaligen Obertor. Um 1628 erfolgte der Ausbau der neuen Stadtmauer mit 4 Toren (Elbtor, Schifftor, Obertor und Dohnaisches Tor) sowie einer Fußgängerpforte. Diese Befestigungen wurden 1811-1836 bis auf wenige verbliebene Reste abgerissen. Das Schmuckwappen wurde erhalten und hier eingemauert. Die Fassade des Hauses ist spätbarock und datiert in die zweite Hälfte des 18. Jh.

Das Wappen optisch links ist das von Kursachsen, gespalten, vorne von Schwarz und Silber geteilt, darüber zwei schräggekreuzte rote Schwerter (Kurschwerter, Zeichen des Erzmarschallamtes (Archimareschallus), hinten Herzogtum Sachsen, von Schwarz und Gold neunmal geteilt, darüber ein grüner schrägrechter Rautenkranz.

Das Wappen optisch rechts ist das Stadtwappen von Pirna, in Gold auf einem grünen Dreiberg ein grüner Birnbaum mit meist sieben goldenen Birnen, an dessen Stamm zwei rote, einwärtsgekehrte Löwen emporklettern. Hier ist nur der Schild dargestellt, aber Pirna führt sogar ein Vollwappen mit einem grünen Birnbaum mit goldenen Früchten als Helmzier auf gekröntem Helm und rot-goldenen Decken.

 

Blechschmidt-Haus: Niedere Burgstraße 1

Eines der schönsten Portale Pirnas finden wir am Blechschmidthaus (Deutsches Haus) in der Niederen Burgstraße 1. Es handelt sich um ein Bürgerhaus mit gotischem Kern, das in der Renaissance überformt wurde. Architekt ist der Baumeister und Steinmetz Wolf Blechschmidt, der auch etliche andere Bürgerbauten Pirnas errichtet und verziert hat. Die Fenster des zweistöckigen Hauses sind mit Scheibenprofilen versehen. Zum Kirchplatz in Richtung St. Marien sehen wir einen schlichten, aber schönen Volutengiebel.

Das Portal folgt dem typischen Schema eines Renaissance-Sitznischen-Portals mit zwei konkav gekehlten Gewänden und niedrigen Sitzpodesten mit kreisrunder Sitzfläche zu beiden Seiten des Eingangs. Der reichverzierte Bogen besitzt in Höhe der Kämpfer zwei schräg nach innen gestellte Ziermedaillons. Das Ganze wird von einem rechteckigen Rahmen eingefaßt, über dem sich eine reichverzierte Zone mit bärtigem Brustbild des Baumeisters erhebt, in den Händen Zirkel und Meßstab (das Original des Porträts befindet sich übrigens im Haus Kirchplatz 5), flankiert von zwei üppig verzierten Meeresfabelwesen, rechts weiblich, links männlich, vorne Mensch, hinten Fisch.

Im Scheitel des Türbogens finden wir das Wappen des Baumeisters. Die Grenzen zwischen verschiedenen Arten von Symbolen werden hier fließend: Die äußere Form ist die eines Wappenschildes, der Inhalt ist eine Marke, seine Baumeistermarke, flankiert von den Buchstaben W und B für Wolf Blechschmidt. Diese Personifizierung entspricht nicht gängiger Praxis für Familienwappen, ist aber typisch für den Grenzbereich aus persönlichem Zeichen und Heraldik, wie wir sie häufig bei frühen Bürgerwappen finden. Das Zeichen selber folgt typischer Aufmachung von Hausmarken einerseits und Baumeistermarken (Steinmetzzeichen) der Renaissance andererseits.

 

Bürgerhaus: Lange Straße 3

Aus der zweiten Hälfte des 16. Jh. stammt dieses Portal an einem Haus aus gleicher Zeit, das allerdings 1958 einem Ersatzneubau weichen mußte. Ein typisches Sitznischenportal mit reichprofiliertem Rundbogen, Medaillons an den Kämpfern (Altes und Neues Testament darstellend) verziert das Haus. Besonders hübsch ist die Archivolte mit dem in sich gedrehten Rundstab.

Die Scheitelkartusche mit optisch links nach hinten, optisch rechts nach vorn eingerolltem Schildrand trägt ein Wappen mit einem Zeichen, durch die Initialen BK personifiziert.

Literatur
Siebmachers Wappenbücher
Geschichte von Pirna und Rundgang:
http://www.pirna-altstadt.de/
Kuratorium Altstadt Pirna:
http://www.kuratorium-altstadt-pirna.de/cgi-bin/art.pl?idx=2, dazu ein herzliches Dankeschön für wertvolle Hinweise
Stadtseite:
http://www.pirna.de/Startseite.42/
Stadtlehrpfad Pirna, Begleitheft zum Stadtrundgang, herausgegeben vom Kuratorium Altstadt Pirna e.V.
Informationstafeln an den Gebäuden

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