Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 144
Aschaffenburg (Regierungsbezirk Unterfranken)

Stift St. Peter und Alexander, Kreuzgang: Johannes von Kronberg

Im Nordflügel des Stiftskreuzgangs befindet sich ein Grabdenkmal des Stiftskanonikers Johannes von Kronberg, gest. 22. April 1439. Der Verstorbene war auch Domherr in Mainz. Die Familie von Kronberg (Cronenberg, Kronberg, Kronenberg) ist ein altes Rittergeschlecht aus dem Taunus, das ursprünglich Eschborn hieß, nach dem gleichnamigen Ort am Südhang des Taunus unweit von Königstein. Zugleich waren die von Eschborn (Askeburne, Aschenburnen, Hescheburnen) Edelbürger von Frankfurt am Main, damals Reichsstadt. Es werden 1219 und 1238 Wigand von Eschborn, 1219 Hartmund von Eschborn, 1228 Frank, 1239 Otto erwähnt. Als Ritter werden sie ebenfalls urkundlich erwähnt, z. B. Hartmund (Hartmut) von Eschborn 1250. Die ersten, die sich nach ihrer neu erbauten Burg Kronberg (heute Kronberg im Taunus) nannten, waren die Brüder Hartmund und Otto fratres de Cronenberg. Die Burg besteht heute noch, mit einem älteren staufischen Teil (Oberburg) und einer wohnlicheren Anlage (Mittelburg), mit Blick auf die Frankfurter Skyline an den Hängen des Taunus gelegen. Der alte Wohnsitz in Eschborn blieb bis zur Zerstörung 1622 Nebensitz.

 

Heraldisch ist dieses Grabmal interessant, weil hier die Wappen von zwei Kronberg-Linien gleichzeitig vertreten sind: Heraldisch links der Eselsohrenstamm ohne Krone in Feld 1 und mit Eselsohren als Helmzier, heraldisch rechts der Kronenstamm mit Krone in Feld 2 und mit Federbusch (Zirbelnuß) als Helmzier. Der Vater des Johannes von Kronberg war Hartmut VIII. (1371-1422, gest. vor 1426) aus dem Kronenstamm, dessen Wappen wir auf der Grabplatte heraldisch rechts sehen. Blasonierung Wappen Kronenstamm: Geviert, Feld 1 und 4 in Silber 4 (2:2) blaue Eisenhütlein (silbern-blauer pfahlförmig angeordneter Eisenhutfeh), Feld 2 und 3: Rot, in Feld 2 eine goldene Krone. Helmzier ein schwarzer Federstoß, auch als Zirbelnuß interpretiert. Helmdecken rot-silbern. Die Mutter des Johannes von Kronberg war Lorchen vom Ohrenstamm (1391-1411), deren Wappen wir auf der Grabplatte heraldisch links sehen. Blasonierung Wappen Ohrenstamm: Geviert: Feld 1 und 4 Rot, Feld 2 und 3 in Silber 4 (2:2) blaue Eisenhütlein (silbern-blauer pfahlförmig angeordneter Eisenhutfeh). Helmzier auf dem gekrönten Helm zwei silberne Eselsohren. Helmdecken rot-silbern. Das Grabdenkmal ist eines der seltenen heraldischen Dokumente, wo wir zwei Stämme gleichzeitig verewigt sehen.

 

Schon zur Bauzeit der Burg Kronberg teilte sich die Familie Eschborn im frühen 13. Jh. in zwei Stämme, den Kronenstamm und den Flügelstamm. Eigentlich war die Teilung bereits 1219 vollzogen. Damit war die Burg Kronberg im Prinzip eine Ganerbschaft, eine Ganerbenburg, auf der ein 1339 und 1344 schriftlich geschlossener Burgfriede galt. Der Kronenstamm geht auf Otto I von Eschborn (1230, 1255) zurück, zog auf die Burg Kronberg und nannte sich ab da "von Kronberg". Aus diesem Kronen-Stamm kommt der Mainzer Kurfürst Johann Schweikhard von Kronberg. Dieser Stamm starb zuletzt (1704) aus, Kronberg kam zu Mainz, dann zu Nassau, dann an Preußen und zuletzt an Hessen. Der Familienzweig des Flügelstamms, der auf Hartmut II von Eschborn (1235 von Eschborn, 1250 von Kronberg, gest. vor 1253) zurückgeht, zog ebenfalls auf die neue Burg. Aus diesem Stamm kommt der Deutschordenshochmeister Walther von Kronberg, die zweite Berühmtheit der Familie. Dieser Stamm starb mit Johann Eberhard von Kronberg 1617 aus, Burggraf von Friedberg. Der Eselsohrenstamm (Ohrenstamm, Johannesstamm) entstand durch weitere Spaltung der Familie als Seitenlinie. Erloschen im 15. Jh. Der Kronenstamm hatte ab dem 16. Jh. zwei Unterlinien, die von Walter X und die von Hartmut XIII, wobei letztere die gräfliche Linie wurde.

 

Kunstgeschichtlich ist dieses Grabmal der Beginn des spätgotischen Realismus in der Christophorus-Darstellung, man beachte insbesondere im unteren Bereich das Wasser-Getier und die Freude am Detail.

Genealogie des Johannesstammes
(geb. = Geburtsdatum, gest. = Sterbedatum, sonstige sind Erwähnungsdaten)

  1. Walter V von Kronberg, 1318 - gest. 14.2.1353, unter ihm sind die Stämme noch ungeteilt
    1. Johann II von Kronberg, 1339-1353, gest. vor 1354, verh. mit Hebele Marschall von Waldeck
    2. Frank VIII von Kronberg, 1339 - gest. 1378, Begründer des Ohrenstammes, verh. mit Loretta von Reiffenberg
      1. Hebele von Kronberg, 1385-1405
      2. Philipp von Kronberg, 1370
      3. Lisa von Kronberg, 1364-1410, verh. mit Johann von Waldeck gen. Saneck
      4. Else von Kronberg, 1360-1395, gest. vor 1397, verh. mit 1.) Hans Rüd von Collenberg, 2.) Hans von Hirschhorn
      5. Walter VI von Kronberg, 1367 - gest. 17.4.1400, verh. mit 1.) Getzele von Hatzfeld, 2.) Elisabeth von Runkel
        1. Anna von Kronberg, ca. 1398 - gest. 1442, verh. mit Eberhard von Eppstein-Königstein
        2. Lorchen von Kronberg, 1391-1411, verh. mit Hartmut VIII von Kronberg aus dem Kronenstamm
        3. Frank XII von Kronberg, der Reiche, geb. um 1397, gest. 5.3.1461, verh. mit Katharina von Isenburg
          1. Elisabeth von Kronberg, 1429 - gest. 15.7.1438, verh. mit Johann V Graf von Solms, mit ihren Kindern und dem Erbe beginnt die Linie Solms-Assenheim-Rödelheim

Genealogie des Kronenstammes, 1. Teil
(geb. = Geburtsdatum, gest. = Sterbedatum, sonstige sind Erwähnungsdaten)

  1. Hartmut III von Kronberg, 1252-1255 (1287), Stammvater des Kronenstammes, führt als erster die Krone im Wappen
    1. Eberwin von Kronberg, geistlicher Stand, 1277-1291 Scholaster in Mainz, 1299 Bischof von Worms, gest. 22.4.1308
    2. Jutta von Kronberg, gest. vor 1301, verh. mit Gerlach von Rohrbach
    3. Hartmut IV von Kronberg, 1272-1287
      1. Hartmann von Kronberg, 1318-1334, verh. mit 1.) Margarete von Heppenheim, 2.) Elisabeth von Stralenberg
        1. Patze von Kronberg
        2. Frank von Kronberg, 1356-1385
        3. Hartmann von Kronberg, 1356-1389
          1. Frank von Kronberg, 1396-1408
      2. Hartmut V von Kronberg, 1300 - gest. 25.10.1334, seit 1322 Burggraf zu Starkenburg, verh. mit 1.) Margarete Holderbaumer, 2.) Else von Weinsberg
        1. Hartmut VII von Kronberg, 1335, 1368, gest. vor 1370, verh. mit 1.) Kunigunde von Oberstein, 2.) Agnes Kämmerer von Worms gt. Dalberg
          1. Elisabeth von Kronberg, 1385, gest. 1416
        2. Guda von Kronberg, 1355-1382
        3. Else von Kronberg, 1337-1351
        4. Elisabeth von Kronberg, 1327-1343, gest. vor 1367
        5. Hartmut VI von Kronberg, 1330, 1350 Ritter in Jerusalem, gest. 24.9.1372, verh. mit 1.) Willebirg von Isenburg, 2.) Adelheid Gräfin von Nassau-Beilstein
          1. Gudula von Kronberg, 1370, gest. 1414, geistlicher Stand
          2. Elisabeth von Kronberg, 1370, gest. 18.10.1411
          3. Grede von Kronberg, 1367-1372
          4. Johann III von Kronberg, 1358-1407, Burggraf zu Eltville, verh. mit Margarete von Randeck
            1. Hartmut IX von Kronberg, 1396-1406, gest. vor 1413, Ritter und Raubritter auf Burg Tannenberg bei Seeheim, verh. mit Else
            2. Johann IV von Kronberg, 1396-1401
            3. Anna von Kronberg, 1385
            4. Hartmut VIII von Kronberg, 1371-1422, gest. vor 1426, Ritter, verh. mit Lorchen von Kronberg aus dem Ohrenstamm
              1. Margarete von Kronberg, 1416-1448
              2. Erwin von Kronberg, 1430 Domherr, geistlicher Stand
              3. Gertrud von Kronberg, gest. 29.5.1438
              4. Lorich von Kronberg, 1419
              5. Johann von Kronberg, gest. 22.4.1439, geistlicher Stand, Domherr zu Mainz, Kanonikus zu Aschaffenburg
              6. Hartmut X von Kronberg „der Gelehrte“, 1400, gest. 1473
              7. Walter VII von Kronberg, 1399, gest. vor 1441, verh. mit Margarete von Hirschhorn
                1. Anna von Kronberg, 1438
              8. Frank XI von Kronberg, 1399-1448, verh. mit Agnes von Stockheim
                1. Anna von Kronberg, 1465
                2. Walter VIII von Kronberg, 1434-1438
                3. Johann von Kronberg, 1452-1467, geistlicher Stand, Predigerorden, Prior zu Frankfurt und Heidelberg
                4. Hartmut XI von Kronberg, 1452-1471, verh. mit Elisabeth von Sickingen
                  1. Apollonia von Kronberg, gest. 28.12.1503
                  2. Elsa von Kronberg, gest. 1498
                  3. Johann VII von Kronberg, gest. 19.4.1506, Amtmann zu Oppenheim, Vicedomus zu Aschaffenburg, verh. mit Klara von Helmstadt
                    1. Johann Philipp VII von Kronberg, geistlicher Stand, Domherr in Mainz
                    2. Hammen (Amandus) von Kronberg, gest. 1519
                    3. Katharina von Kronberg, geistlicher Stand, Kloster Liebenau bei Worms
                    4. Klara von Kronberg
                    5. Walburga Lorichia von Kronberg, gest. vor 1547
                    6. Hartmut XII von Kronberg, 1488, gest. 7.8.1549, verh. mit Anna von Kronberg aus dem Flügelstamm. Mußte 1522 die Stadt wegen der Teilnahme an der Sickingenschen Fehde verlassen. Gilt als Reformator der Stadt Kronberg. Lebte vorwiegend in Oppenheim bis zu seiner Rückkehr 1541

Literatur, Links und Quellen:
Alfred F. Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch, Veröffentlichung des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e. V., Aschaffenburg 1983, Seite 71
Stiftskirche Aschaffenburg, Schnell-Kunstführer Nr. 230, 8. Auflage 2003, Verlag Schnell & Steiner Regensburg, ISBN 3-7954-4193-5
Stiftspfarrei St. Peter und Alexander:
http://www.stiftsbasilika.de/
Stiftsbasilika:
http://www.stiftsbasilika.de/basilika/ - http://www.stiftsbasilika.de/basilika/kirchenraum
Pfarreiengemeinschaft St. Martin:
http://www.st-martin-aschaffenburg.de/index.html
freundliche Auskunft von Herrn
Dr. Karl Huf, Burgverein Burg Kronberg
http://www.burgkronberg.de/willkommen.html
http://members.kabsi.at/seeau/Encyclopaedia/LinienMuetter/Familie-Kronberg.htm
Siebmachers Wappenbücher
M. Müller-Hillebrand: Kronberg, Geschichte eines Rittergeschlechtes und seiner Burg, Verlag Waldemar Kramer Frankfurt 1950, 3. Auflage 1984, ISBN 3-7829-0084-7
Jutta und Wolfgang Ronner: Die Herren von Kronberg an Nahe, Neckar, Rhein und Main, Selbstverlag Wolfgang Ronner 1980, ISBN 3-9800322-0-5
Wolfgang Ronner, Stammtafel der Ritter, Herren und Grafen von Kronberg, Selbstverlag Wolfgang Ronner 1981, ISBN 3-9800322-1-3

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