Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 297
Mainz - Spuren der Erzbischöfe und Kurfürsten

Landtag, Deutschordenshaus

In einer Flucht mit dem Mainzer Schloß befindet sich rheinseitig eine Gebäudegruppe aus Zeughaus und Deutschordenshaus (Deutschhausplatz 12). In letzterem, der ehemaligen Mainzer Deutschordenskommende, hat der rheinland-pfälzische Landtag seinen Sitz. Der Hochmeister und Kurfürst Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg ließ das Deutschhaus beginnen, es wurde in den Jahren 1730 -1737 errichtet. Das rheinseitige Corps de Logis wurde durch den kurfürstlichen Baudirektor Anselm Franz Frhr. von Ritter zu Grünstein (1692-1765) erbaut und verrät Einflüsse des fränkischen Barocks. Kurfürst Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg, geb. 18.7.1664, wurde 1694 Hochmeister des Deutschen Ordens und war 1716-1729 Fürstbischof von Trier, dann 1729-1732 Fürstbischof von Mainz. Er starb 1732 in Breslau, einem weiteren Bischofssitz, den er innehatte.

Nach dem Tod des Bauherrn 1732 wurde der Bau unter seinem Nachfolger Philipp Karl von Eltz vom Deutschordensbaumeister Franz Joseph Roth aus Mergentheim fertiggestellt. Das Corps de Logis wird ergänzt durch zwei stadtseitig gerichtete Pavillons, deren nördlicher, der 1736 begonnen wurde, die Kapelle enthielt, und deren südlicher, der 1737 errichtet wurde, das Verwalterhaus war. Franz Joseph Roth bildete bei der Übernahme der Bauleitung diese beiden Pavillons entgegen dem ursprünglichen Entwurf etwas um und rückte sie weiter weg vom Hauptgebäude. Einst gehörten zum Ensemble noch Remisen im Norden, die an die barocke Stadtbefestigung angrenzten, im Süden ein Garten und Wirtschaftsgebäude, die aber sämtlich nicht mehr erhalten sind.

Hier residierte Napoleon bei seinen Besuchen in Mainz.1793 tagte hier der revolutionäre „Rheinisch-Deutsche Nationalkonvent“. Ab 1819 war das Deutschhaus großherzogliche Residenz und Wohnung des Festungsgouverneurs. Nach der Kriegszerstörung, bei der die Deckengemälde und die Stukkaturen verlorengingen, wurde dieser Bau als einer der ersten Repräsentationsbauten 1950-1953 wiederhergestellt. Die Innenaufteilung ist neu und orientiert sich an den Bedürfnissen des Landtages.

Das Corps de logis ist ein dreigeschossiger Putzbau und wird von reichlich vorhandenen Elementen aus rotem Sandstein gegliedert. Es trägt ein hohes, geschiefertes Mansarddach. Im Dreiecksgiebel der stadtseitigen Fassade befindet sich eine von reichlich militärischen Dekorationen umgebene Kartusche mit dem Hochmeisterkreuz.

Am stadtseitigen Balkongeländer, einer wundervollen, teilvergoldeten Kunstschmiedearbeit, befindet sich ein weiteres Hochmeisterkreuz des Deutschen Ordens in durchbrochener Arbeit; links und rechts daneben befindet sich jeweils ein federgeschmückter Helm vor schräggekreuzten Fahnen über gleichfalls schräggekreuzten Palmwedeln. Details:

 

Rheinseitig bildet das Deutschordenshaus einen essentiellen Teil der Schauseite der Stadt zum Fluß hin: In einer Flucht stehen das Neue Zeughaus und das Deutschordenshaus nebeneinander, und beiderseitige niedrige Terrassenbauten bilden einen durchgehenden, verbindenden Sockel zwischen den Einzelbauten. Nach Norden setzt sich diese Linie im Rheinflügel des kurfürstlichen Schlosses fort.

Auf der Rheinseite wiederholt sich im Dreiecksgiebel das Hochmeisterwappen, inhaltlich identisch mit dem auf der anderen Seite. Die Form der Kartusche ist jedoch eine andere, und auch die allegorischen Figuren seitlich des Wappens sind andere.

Auch für den Balkon des Mittelrisalits gilt, daß die Rheinseite prinzipiell analog zur Stadtseite gestaltet ist, daß aber im Detail andere Schmuckformen zur Anwendung kamen.

Literatur:
Baedeker: Mainz, Karl Baedeker-Verlag, 2004. ISBN 3-87954-074-8
Werner Schäfke: Der Rhein von Mainz bis Köln, eine Reise durch das romantische Rheintal, DuMont Kunstreiseführer, DuMont Verlag, Köln 2006, ISBN 978-3-7701-4799-1
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz, Stadt Mainz, Band 2.2: Altstadt, bearb. von Ewald Wegner, hrsg. vom Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz 1988, Wernersche Verlagsgesellschaft Worms, 3. Auflage 1997, ISBN 3-88462-139-4, S. 162-165

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