Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 359
Meersburg - Kleinod am Bodensee und Residenz der Fürstbischöfe von Konstanz

Neues Schloß in Meersburg, Treppenanlage

Der Garten auf einer Plattform zwischen Schoß und Absturz zum See wurde Anfang des 18. Jh. nach Plänen von Christoph Gessinger angelegt. Auf einer unteren Terrasse stand einst eine Orangerie, erhalten ist ein Pavillon. Eine doppelläufige Treppe ermöglicht den Zugang von der zur Burg Meersburg führenden Straße. Die großzügige doppelläufige Treppe mit jeweils nach außen ansteigenden Einzeltreppen ist im Grunde eine Farce. Die echte Doppelläufigkeit ist nicht gegeben, nur die linke Treppe führt auf die Gartenebene, der rechte Treppenlauf endet heute blind in spitzem Winkel an einer Mauer. Doch das sieht man nicht, wenn man von außen die Symmetrie und den Säulchenrhythmus der aufsteigenden und oben quer verlaufenden und beide Treppenendpunkte wieder verbindenden Balustraden genießt.

In der Mitte der Treppenwand ist oben ein Wappen des Bauherrn angebracht: Das Wappen des Fürstbischofs Johann Franz Schenk von Stauffenberg ist geviert mit Herzschild und einer eingepfropften Spitze:

Über dem Schild ein Fürstenhut, hinter dem Schild schräggekreuzt Krummstab und Schwert. Zwei goldene Löwen dienen als Schildhalter, die beide nach heraldisch links schauen, der eine ist also widersehend. Die zum Stammwappen der Schenk von Stauffenberg gehörende Helmzier, die hier nicht dargestellt wird, wäre auf dem Helm mit blau-silbernen Decken ein hermelinverbrämter roter Turnierhut, auf diesem zwei auswärts geneigte, mit rotem Balken belegte und je mit sechs schwarzen Hahnenfedern besteckte silberne Schalmeien. Unten eine Detailvergrößerung einer Partie des Schildes.

Spätere Wappen des Fürstbischofs, so. z. B. an seinem Epitaph im Konstanzer Münster, wo er auf eigenen Wunsch bestattet wurde, haben einen anderen Aufbau, weil noch die Bischofswürde von Augsburg mit eingearbeitet wurde. Diese besaß er aber noch nicht, als Priesterseminar und Treppenaufgang vollendet wurden. Das Wappen ist in seiner späteren Form geviert mit Herzschild und einer eingepfropften Spitze (ohne Abb.):

Über dem Schild ein Fürstenhut, hinter dem Schild schräggekreuzt Krummstab und Schwert. Zwei Kleinode, rechts Schirmbrett mit Kreuz und links Schenk von Stauffenberg.

Freiherr Johann Franz Schenk von Stauffenberg - aus dem Leben des Fürstbischofs
geb. 18.2.1658 im Stauffenberg-Schloß von Lautlingen (heute ein Stadtteil von Albstadt), Vater: Wolfgang Friedrich Schenk von Stauffenberg, Mutter: Anna Barbara von Wernau
1675 Ausbildung in Dillingen (Donau)
1667 Domherr in Konstanz
1681 Vollwaise
1682 Subdiakon und Kanonikus in Augsburg
1683 Domizellar in Würzburg
1694 Kantor in Konstanz
1694 Koadjutor des Konstanzer Bischofs (Bischofsstellvertreter mit dem Recht der Nachfolge im Falle der Sedisvakanz)
1704 Kapitular in Würzburg
1704 Priesterweihe in Meersburg
21.7.1704 Wahl zum Bischof von Konstanz
1705 Bischofskonsekration in Konstanz
1710 Baubeginn des Meersburger Neuen Schlosses
1714 Koadjutor des Augsburger Bischofs (der Augsburger Bischof litt an einer Geisteskrankheit und war nicht mehr geschäftsfähig)
1715 Einrichtung eines Kammerrates für die Finanzverwaltung zur Haushaltssanierung
1735 Eröffnung des Meersburger Priesterseminars
1737 Wahl zum Bischof von Augsburg
gest. 12.6.1740 in Meßkirch, Epitaph im Münster von Konstanz

Neues Schloß in Meersburg, Teepavillon (Teehäuschen)

Im Zuge der barocken Gartengestaltung zu Anfang des 18. Jh. wurde das kleine Gebäude auf der unteren Terrasse von Christoph Gessinger (1670-1735) unter Johann Franz II. Schenk von Stauffenberg (1704-1740) erbaut. Kurz bevor die Neue Residenz bezogen wurde, wurde das Lusthaus zwischen 1750 und 1760 unter Fürstbischof Kardinal Franz Konrad von Rodt umgebaut und durch Johann Wolfgang Baumgartner (1702-1761) ausgemalt.

Damit stellt sich die Frage, wem konkret das Wappen über der Eingangstür zugeordnet werden kann: Der Schildinhalt kann sowohl Marquard Rudolf von Rodt als auch Franz Konrad von Rodt als Bauherrn des Umbaus zugeordnet werden. Wenn wie am Schloß die Kardinalsinsignien zu sehen sind, handelt es sich ganz klar um letzteren, denn nur dieser hatte die Kardinalswürde. Hier fehlt es aber, und da Franz Konrad von Rodt erst 1756 von Papst Benedikt XIV. zum Kardinalpriester ernannt wurde, wäre das Wappen im Zeitraum 1750-1756 auch ohne Kardinalsinsignien möglich. Franz Konrad von Rodt war ferner seit 1756 Träger des Großkreuzes des Johanniterordens zu Malta. Jenes Symbol fehlt hier unter dem Schild, also kommt auch nur der Zeitraum davor in Frage. Marquard Rudolf von Rodt scheidet insofern aus, als während seiner Regierungszeit noch nicht am Schloßgarten gebaut wurde. Erst unter Johann Franz II. Schenk von Stauffenberg (1704-1740) war 1710 Baubeginn am Neuen Schloß. Es wurde nicht vollendet, wahrscheinlich wegen der notorisch fehlenden Liquidität des Hochstifts und der gleichzeitigen Inangriffnahme des Priesterseminars. Im Gartenbereich konnte Gessinger nur noch den terrassierten Barockgarten mit einem Orangeriegebäude auf der unteren Terrasse gestalten. Dieser Wappenstein muß also in der Zeit des Umbaus unter Fürstbischof Kardinal Franz Konrad von Rodt entstanden sein, aber früher als die beiden Wappensteine am Neuen Schloß selbst angefertigt worden sein.

 

Das Wappen ist geviert mit Herzschild und mit einer eingepfropften Spitze:

Über dem Schild ist ein Fürstenhut zu sehen. Weitere Insignien fehlen.

Zur Übersicht: Die Bischöfe von Konstanz
Burkhard II. von Randegg (1462-1466)
Hermann III. von Breitenlandenberg (1466-1474)
Ludwig von Freiberg (1474-1481, Bistumsstreit, Kandidat des Papstes)
Otto IV. von Sonnenberg (1474-1491, Bistumsstreit, Kandidat des Domkapitels und des Kaisers)
Thomas Berlower (1491-1496)
Hugo von Hohenlandenberg (1496-1531, 1526 Auszug aus Konstanz, Verlegung der Residenz nach Meersburg, Rücktritt 1529)
Johann von Lupfen (1532-1537)
Johann von Weeze (1537-1548)
Christoph Metzler (1549-1561)
Mark Sittich von Hohenems (1561-1589)
Andreas von Österreich (1589-1600)
Jakob Fugger (1604-1626)
Sixt Werner von Praßberg und Altensummerau (1626-ca. 1628)
Johann Constanz Graf von Waldburg-Wolfegg (1628-1644)
Johann Franz I. von Praßberg und Altensummerau (1645-1689)
Marquard Rudolf von Rodt (1689-1704)
Johann Franz II. Schenk von Stauffenberg (geb. 1658, reg. 1704-1740, Baubeginn des Meersburger Neuen Schlosses, auch Fürstbischof von Augsburg)
Hugo Damian von Schönborn (1740-1743, auch Fürstbischof von Speyer, Fortführung des Baues des Meersburger Neuen Schlosses)
Kasimir Anton von Sickingen (1743-1750, Fortführung des Baues des Meersburger Neuen Schlosses)
Kardinal Franz Konrad von Rodt (1750-1775, Vollender des Meersburger Neuen Schlosses)
Maximilian Christof von Rodt (1775-1800)
Karl Theodor von Dalberg (1800-1817, weitere Bischofsthrone in Worms, Regensburg und Mainz, Fürst von Aschaffenburg, Großherzog von Frankfurt)
Ignaz Heinrich von Wessenberg (Sonderstellung: 1817 Bistumsverweser bis zur Auflösung des Bistums 1821, nicht Bischof)

Literatur, Links und Quellen:
Neues Schloß Meersburg: http://www.neues-schloss-meersburg.de/start/
Neues Schloß Meersburg:
https://www.meersburg.de/161
Neues Schloß Meersburg:
http://www.oberschwaben-tipps.de/neues-schloss-meersburg/
Neues Schloß Meersburg:
http://www.sueddeutscher-barock.ch/In-Werke/h-r/Meersburg.html
Pozzi-Plan:
http://www.sueddeutscher-barock.ch/Bilder_jpg/grafik/m/Meersburg_PlanPozziGr.jpg
Michael Wenger: Neues Schloß Meersburg, München und Berlin 2000.
Helmut Maurer, Brigitte Degler-Spengler, Rudolf Reinhardt: Bistum Konstanz, Geschichte, in: Helvetia Sacra, Abteilung I, Band 2, Erster Teil, Basel 1993, S. 84-163.
Franz Xaver Bischof: Das Ende von Hochstift und Bistum Konstanz und der rechtsrheinischen Teile der Hochstifte Basel und Strassburg, in: Alte Klöster - Neue Herren, Ausstellungskatalog, Ostfildern 2003.
Helmut Maurer, Brigitte Degler-Spengler, Rudolf Reinhardt, Franz Xaver Bischof: Bistum Konstanz, die Bischöfe, in: Helvetia Sacra, Abteilung I, Band 2, Erster Teil, Basel 1993, S. 229-494.
Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im Heiligen Römischen Reich 1648-1803, hrsg. von Erwin Gatz, von Clemens Brodkorb, Reinhard Heydenreuter und Heribert Staufer, Schnell & Steiner Verlag 2007, ISBN 978-3-7954-1637-9
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere Band Bistümer
Michael Losse: Burgen, Schlösser, Adelssitze und Befestigungen am Bodensee und am Hochrhein, Band 1.2, 176 S., Imhof-Verlag, Petersberg, 1. Auflage 2011, ISBN-10: 3865681913, ISBN-13: 978-3865681911, S. 90-94.
Herbert Frey: Johann Franz Schenk von Stauffenberg, in: Historisches Lexikon der Schweiz, online: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D26344.php.
Johann Franz Schenk von Stauffenberg: https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Franz_Schenk_von_Stauffenberg
Familie Schenk von Stauffenberg:
https://de.wikipedia.org/wiki/Stauffenberg_(Adelsgeschlecht)
Herbert Frey: Franz Konrad Kasimir Ignaz von Rodt, in: Historisches Lexikon der Schweiz, online:
http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D26339.php

Die Wappen der Fürstbischöfe und Bischöfe von Konstanz

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