Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 374
Aschaffenburg (Regierungsbezirk Unterfranken)

Stiftskirche St. Peter und Alexander: Nikolaus Capito (Haupt)

Im südlichen Seitenschiff der Stiftskirche St. Peter und Alexander befindet sich auf der Rückseite des letzten Hauptschiffpfeilers vor der Vierung das aus Bronze gegossene Epitaph für Dr. Nikolaus Capito (Haupt). Er stammte aus Dieburg, wurde ca. 1490 geboren und wurde Arzt. In Straßburg, wo er Stadtarzt war, zählte er zu den dortigen Humanistenkreisen. Unter Abt Philipp von Eselsberg (1507-1531) war er Klosterarzt der Abtei Gengenbach. Schließlich wurde er Leibarzt des Mainzer Kurfürsten und Kardinals Albrecht von Brandenburg (-1545). Danach wurde er pfalzgräflicher Leibarzt. Er verstarb 1548, und als kurpfälzischer Leibarzt folgte ihm 1549 Johann Winther von Andernach nach.

Hier ist nur die Erinnerungsplatte angebracht; seine eigentliche Grabplatte befindet sich im Kreuzgang. Die Bronzeplatte ist breiter als hoch und gruppiert vier Ahnenwappen in runden Eckmedaillons um ein großes, zentrales Inschriftenfeld, das als einzigen Schmuck die Befestigungsöse am oberen Rand besitzt, die von zwei Delphinen mit nach unten eingerolltem Schwanz flankiert wird.

Die Inschrift lautet: "D(EO) O(OPTIMO) M(AXIMO) NICOLAO CAPITONI A DYBVRG ARTIVM ET MEDICINAR(VM) DOCTORI RE(VERENDISSIM)I D(OMI)NI ARCHIE(PISCO)PI MOGVNTINI NEC NON ILLUSTR(ISSIMI) DVCVM PALATII S(ACRI) R(OMANI) IMP(ERII) ELECTOR(VM) PHYSICO OPTI(M)E MAERITO QVI ASCHAFFENBVRGI XVI. CALEND(AS) JANVAR(II) MDXLVIII ANNO VITAM DEPOSVIT CONIVNX CVM LIBERIS DOLENTES PIETATIS ERGO FIERI FECERVNT". Hier wird seine letzte berufliche Station als Leibarzt des Pfalzgrafen Wolfgang erwähnt.

Heraldisch rechts oben befindet sich das redende Wappen der Familie Capito (der nicht ganz korrekt latinisierte Name Haupt, korrekt wäre Haupt = caput), in Blau ein natürliches, lorbeerbekränztes Haupt (Jünglingsbüste, Kopf mit Lorbeerkranz), auf dem Helm mit blau-silbernen Decken ein silberner Flug, beiderseits belegt mit einer blauen Scheibe, darin ein natürliches, lorbeerbekränztes Haupt (Kopf mit Lorbeerkranz). Es gibt einen auf 1530 datierten Wappenbrief für Niclaus Haubt (Nikolaus Haupt = Capito). Das Wappen wird beschrieben bei Wolfert Tafel 31 Seite 54, 55, 72.

Heraldisch links oben ist das Familienwappen Flad (Flade) zu sehen, in Rot zwischen zwei silbernen, aus dem seitlichen Schildrand hervorkommenden Rädern eine erhöhte silberne Lilie, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken die rechte Spalthälfte eines Wagenrades an der linken Spalthälfte einer Lilie, alles silbern. Das Wappen wird beschrieben bei Wolfert auf Tafel 59 Seite 21, 54, 74, 99.

Das Wappen heraldisch unten rechts zeigt einen geteilten Schild, auf dem Helm ein wachsender Mannesrumpf mit aufgeschlagenem Hut. Die Zuordnung ist offen, Hinweise zur Identifizierung willkommen.

Das Wappen im Medaillon heraldisch unten links zeigt das Wappen der von Botzheim, in Schwarz ein durchgehendes goldenes Kreuz, auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken eine wachsende, rotgezungte, silberne Bracke zwischen zwei goldenen Büffelhörnern. Das Wappen der elsässischen, aus Schlettstatt stammenden, sich später nach Hagenau, Straßburg, Frankfurt, in die Pfalz und in die Ortenau verbreitenden und zur Reichsritterschaft an Mittel- und Oberrhein gehörenden Familie wird beschrieben im Siebmacher PoAE Seite: 4 Tafel: 1, Pr Seite: 96 Tafel: 124, Els Seite: 5 Tafel: 6, Band: OstN Seite: 12 Tafel: 11, im Münchener Kalender des Jahrgangs 1920 und bei Wolfert Tafel 21 Seite 55. Anfangs waren verschiedene Kleinode je nach Familienzweig in Gebrauch, erst in der Mitte des 15. Jh. setzte sich die Bracke durch, zunächst sitzend dargestellt, später wachsend. Namengebender Sitz war Boozheim bei Schlettstatt. In Schlettstadt bekleideten etliche Mitglieder der Familie das Reichsschultheißenamt.

Literatur, Links und Quellen:
Liste der Baudenkmäler in Aschaffenburg: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkmäler_in_Aschaffenburg
Alfred F. Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch, Veröffentlichung des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e. V., Aschaffenburg 1983, Seite 54
Stiftskirche Aschaffenburg, Schnell-Kunstführer Nr. 230, 8. Auflage 2003, Verlag Schnell & Steiner Regensburg, ISBN 3-7954-4193-5
Veröffentlichung der Innenaufnahmen mit freundlicher Erlaubnis von der Kath. Kirchenstiftung St. Peter und Alexander, 23.1.2007
Stiftspfarrei St. Peter und Alexander:
http://www.stiftsbasilika.de/
Stiftsbasilika:
http://www.stiftsbasilika.de/basilika/ - http://www.stiftsbasilika.de/basilika/kirchenraum
Pfarreiengemeinschaft St. Martin:
http://www.st-martin-aschaffenburg.de/index.html
Nikolaus Capito:
http://www.stadt-gengenbach.de/de/stadt/geschichte/kaisers-maximilian-i-und-reformation/- http://www.ub.unibas.ch/cmsdata/spezialkataloge/gg/higg0326.html
Botzheim:
https://de.wikipedia.org/wiki/Botzheim

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