Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 385
Aschaffenburg (Regierungsbezirk Unterfranken)

Stift St. Peter und Alexander: Schlußstein im Kreuzgang

Der Kreuzgang des Stifts St. Peter und Alexander ist einer der schönsten und besterhaltenen romanischen Kreuzgänge. Er wurde nach 1220 begonnen und um 1260 vollendet. Im Süden grenzt er an die Stiftskirche; an den drei anderen Seiten an die Stiftsgebäude. Stilistisch lassen sich mehrere Phasen unterscheiden. Der früheste Flügel ist der Südflügel mit einem Wechsel von runden und polygonalen Säulchen, ein Konzept, das nur hier vorkommt und bei den späteren Flügeln verlassen wurde. Als nächstes wurde der Ostflügel erbaut. Die frühere Phase schuf zwischen den Pfeilern Fensteröffnungen in Dreiergruppen gleicher Höhe (in der Abb. links, Ostflügel), während bei den Dreiergruppen der späteren Bauphase der mittlere Bogen höher gestellt ist als die beiden seitlichen Bögen (in der Abb. rechts, Nordflügel), was schon den Übergang zu ersten Anklängen der Frühgotik bildet. Die beiden Flügel der frühen Bauphase wirken durch die breiteren Zwischenpfeiler kräftiger als der Nord- und der Westflügel. Auch in der Gestaltung der Kapitelle, von denen alle 64 individuell dekoriert sind, gibt es einen deutlichen Unterschied zwischen früheren, spätromanischen (ca. 1220-1240) und späteren (1240-1260) Gestaltungen mit vegetabilem Dekor, weil offensichtlich die Künstlergruppe wechselte. Die späteren Kapitelle weisen ebenfalls schon in Richtung gotischer Formensprache.

Heraldisch ist abgesehen von den separat beschriebenen Epitaphien ein Schlußstein in der Nordostecke von Interesse (im oberen Bild genau über dem Standort des Photographen angebracht). Diese Ecke weist ein Kreuzrippengewölbe auf, während die angrenzenden Kreuzgangflügel eine Holzdecke besitzen. Die auf den Seiten umlaufende Inschrift lautet: "Theodoricus Ebbracht Scolasticus ". Der Stein stammt aus dem Jahr 1447. Der Wappenschild zeigt einen nach oben gekrümmten Fisch, der einen Menschen verschlingt, eine Anspielung auf die biblische Legende von Jonas und dem Walfisch. Eine Helmzier wird nicht dargestellt und ist auch sonst unbekannt (Wolfert Tafel 51, Seite 70). Theodor (Dietrich) Ebbracht wurde 1424 Stiftskanoniker. In Diensten des Mainzer Kurfürsten war er Protonotar, desgleichen für Kaiser Sigismund. Im Jahre 1434 wurde er in den Adelsstand erhoben, was mangels Nachkommen nur eine persönliche Gunst war. Er amtierte 1439-1448 als Scholaster am Stift. Nach seiner Resignation im Amt blieb er aber bis zu seinem Tod am 19.2.1462 Stiftskanoniker.

Literatur, Links und Quellen:
Alfred F. Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch, Veröffentlichung des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e. V., Aschaffenburg 1983, Seite 70
Stiftskirche Aschaffenburg, Schnell-Kunstführer Nr. 230, 8. Auflage 2003, Verlag Schnell & Steiner Regensburg, ISBN 3-7954-4193-5
Stiftspfarrei St. Peter und Alexander:
http://www.stiftsbasilika.de/
Stiftsbasilika:
http://www.stiftsbasilika.de/basilika/ - http://www.stiftsbasilika.de/basilika/kirchenraum
Pfarreiengemeinschaft St. Martin:
http://www.st-martin-aschaffenburg.de/index.html
Christian Giegerich: Der Kreuzgang der Stiftskirche St. Peter und Alexander Aschaffenburg, Faltblatt 2002

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