Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 44
Würzburg - ein heraldischer Leckerbissen

Das Chorgestühl in St. Burkard in Würzburg (1. Serie), 1698/99 AD

Zu beiden Seiten des erhöhten Ostchores befindet sich ein jeweils einreihiges Chorgestühl, dessen Teile aus ganz unterschiedlichen Stilepochen stammen. Insbesondere das Schnitzwerk, die Malereien und die Wappenfelder kontrastieren stilistisch. Ein erstes Chorgestühl soll unter dem 1259-1271 amtierenden Abt Friedrich angefertigt worden sein. Von diesem bis in die Mitte des 15. Jh. verwendeten Ausstattungsstück ist jedoch nichts mehr vorhanden.

Vielmehr stammt das heutige Chorgestühl aus der Mitte des 15. Jh., und dazu paßt das spätgotische Schnitzwerk der Abteiler und der Rückwandfelder-Einfassungen mit feinstem Blendmaßwerk aus Holz. Die Ausmalung der Rückwandfelder erfolgte über ein Jahrhundert später, nämlich 1585 durch den Meister Alexander Müller. In diesen Feldern begegnen dem Betrachter Apostel, Propheten und Kirchenväter. Die darüber in den konkaven Rechteckfeldern angebrachten Inschriften entstammen ebenfalls dem Jahr 1585.

Noch später entstanden die Wappenaufsätze der Rückwände, denn sie wurden 1698/1699 angefertigt und sprechen die Formensprache des Barocks mit ihren ovalen, kartuschenförmigen Einfassungen aus Holz, innen einen Lorbeerkranz nachbildend, außen in üppiges Zierwerk auslaufend. Auf jeder Seite befinden sich 11 Wappenfelder, also insgesamt 22. Davon ist das jeweils westlichste um 90 Grad eingedreht und bildet die westliche Rückwand des Chorgestühls. In ihrer Breitenausdehnung entsprechen sie nicht den darunterliegenden Sitzen, es gibt weniger Wappenkartuschen als Sitze. Durch diese Schildkartuschen wird das Kapitel des Ritterstifts im angegebenen Jahr abgebildet, wobei es allerdings nur 19 Kapitulare gab, die restlichen drei Plätze werden von übergeordneten Wappensymbolen eingenommen.

 

Auf der nördlichen Seite sind 9 Wappen von Kapitularen, dazu am Ende ein Wappen mit dem Fränkischen Rechen, rot-silbern mit drei Spitzen geteilt, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein roter, hermelingestulpter Hut mit hier einer silbernen Straußenfeder zwischen zwei rot-silbern gevierten Fähnchen. Dieses Teilsymbol der von den Würzburger Fürstbischöfen genutzten Wappensymbole wird auch vom Domkapitel alleine verwendet. Die Umschrift lautet "Calendarium Anno 1699". Dieses kommt nur auf der Nordseite vor, das Stiftswappen kommt hingegen auf beiden Seiten vor, hier in Silber eine blaue Lilie, was eigentlich unzutreffende Tinkturen sind, denn ursprünglich handelte es sich um eine goldene Lilie in Blau.

 

Abb. links: Friedrich Freiherr von Schönborn nennt die Inschrift, das ist niemand Anderes als der spätere Würzburger und Bamberger Fürstbischof Friedrich Karl von Schönborn, der hier 1696-1701 Kanoniker an St. Burkard war. Er war der Sohn von Melchior Friedrich von Schönborn (16.3.1644 - 19.5.1717), kaiserlicher Geheimrat und Kämmerer, kurmainzischer Staatsminister und Vicedomus in Aschaffenburg, Obermarschall von Mainz und Würzburg, Erbschenk von Mainz, Erbtruchseß von Würzburg, und dessen Frau Maria Anna Sophia Johanna Freiin von Boineburg und Lengsfeld (16.10.1652 - 11.4.1726). Er trägt hier noch die Freiherrenbezeichnung, denn erst am 5.8.1701 wurde sein Vater Reichsgraf. Friedrich Karl studierte 1687 ff. in Würzburg, ab 1688 in Mainz, schließlich am Collegium Germanicum in Rom 1690-1693, dann 1694 in Wien. Domicellar wurde er am 21.3.1696. Er gab sein Kanonikat am 6.6.1701 zurück. Er war auch Dompropst in Würzburg und Propst von St. Alban in Mainz. 1705 wurde er von Kaiser Josef I. zum Reichsvizekanzler ernannt. Am 30.1.1729 erfolgte die Wahl zum Fürstbischof von Bamberg und am 18.5.1729 die zum Fürstbischof von Würzburg. Das Wappen der Freiherren von Schönborn ist geviert: Feld 1 und 4: in Rot auf drei silbernen Spitzen ein einwärts schreitender goldener, gekrönter Löwe (Stammwappen Schönborn), Feld 2 und 3: in Rot drei (2:1) silberne Schildchen (reichsständische Herrschaft Reichelsberg). Dazu werden zwei Kleinode auf gekrönten Helmen geführt: Helm 1 (rechts): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken der goldene, gekrönte Löwe sitzend zwischen zwei eigentlich rot-silbern im Spitzenschnitt geteilten Büffelhörnern, hier abweichend, Helm 2 (links): auf dem Helm mit eigentlich rot-silbernen, hier blau-silbernen Decken zwischen zwei gestürzten, hier blauen Salmen eine dieselben haltende wachsende Jungfrau in von Silber und Rot gespaltenem Kleide, die Krone auf dem Haupt eigentlich noch mit einem Pfauenstoß besteckt.

Conrad Wilhelm von Hutten zu Stolzenberg (4.11.1683-24.10.1738) ist auf der rechten Abb. durch sein Wappen repräsentiert. Er war vom 1.9.1693 bis 1701 Kanoniker an St. Burkard. 1700 studierte er noch in Würzburg, dann ging er nach Fulda. Das wurde erst als bedenklich eingestuft, weil Fulda nicht als ordentliche Universität angesehen wurde, die für das Biennium geeignet wäre. Das wurde geklärt, und 1701 sehen wir ihn als Student am päpstlichen Seminar in Fulda. In Würzburg resignierte er noch im selben Jahr, was aber erst am 23.11.1702 protokolliert wurde. Er zog sich ganz aus dem Würzburger Klerus zurück und entschied sich für eine klösterliche Laufbahn. Am 17.9.1701 trat Conrad Wilhelm in die Benediktinerabtei Fulda ein und nahm den Klosternamen Bonifaz an. Die Profeß legte er am 12.11.1702 ab, die Priesterweihe erhielt er am 11.4.1707. 1724 wurde er Propst zu Holzkirchen, 1732 Propst zu Thulba, 1738 Propst zu Petersberg. Das Wappen der von Hutten zu Stolzenberg und Frankenberg zeigt in Rot zwei goldene Schrägbalken, auf dem gekrönten Helm mit rot-goldenen Decken der Rumpf eines bärtigen Mannes, rot gewandet, mit einer hier roten Mütze, rot gestulpt, oben und an beiden Seiten mit schwarzen Hahnenfedern besteckt. Die Linie der Hutten von Stolzenberg und Frankenberg wurde von Frowein gegründet, brachte im 14. Jh. die Burg Stolzenberg, eine fuldische Burg über dem Tal der Kinzig, an sich und benannte den Familienzweig nach seiner neuen Stammburg. Diese Burg wird 1252 zerstört, hier darf als Grund Raubrittertum angenommen werden. Der Familienbesitz der Stolzenberger Linie lag im wesentlichen in Romsthal, Eckardroth, Kerbersdorf, Marborn, Wahlert, Steinbach. Weiterhin hatte die Familie die Amtmannschaft Arnstein inne, dazu Birkenfeld im Kanton Baunach. Das hohe Ansehen der Familie liegt aber in den erstaunlich vielen und hochangesehenen Klerikern begründet, die die Familie hervorbrachte: Moritz v. H., Bischof von Eichstätt (1539-1552), Dompropst von Würzburg, Philipp von Hutten, Gouverneur in Venezuela, gest. 1546, Christoph Franz v. H., Bischof von Würzburg, Peter Philipp v. H., Domscholaster von Würzburg, Franz Christoph v. H., Bischof von Speyer (1743-1770), 1769 Kardinal etc. Die Familie stellte weiterhin drei Ritterhauptleute in den Kantonen Baunach und Odenwald.

 

Abb. links: Johannes Anton Joseph Franz Uda. (Udalrich, Ulrich) Freiherr von Bodman(n) war vom 14.4.1692 bis zum 17.3.1716 Kanoniker an St. Burkard. Er war der Sohn von Johann Franz Marquard Freiherr von Bodman (1645-18.4.1719) und dessen Frau Maria Franziska Renner von Allmendingen (-8.1.1691). 1694 ist er als Student zum Biennium in Konstanz, d. h. eigentlich an der Universität Freiburg, aber diese war gerade nach Konstanz verlegt worden, sehr praktisch für den Angehörigen des in Bodman bei Radolfzell heimischen Geschlechts. Dennoch gab es Ärger mit dem Testat, denn es wurde nicht anerkannt, denn Konstanz war aus Würzburger Sicht keine ordentliche Universität, sondern nur ein Gymnasium. Also mußte ein Testat aus Freiburg selbst nachgereicht werden, was Johann Anton denn auch folgsam und gleich mehrfach tat. Er resignierte als Kanoniker im Jahr 1716. Er entschied sich für ein weltliches Leben und heiratete erst Maria Franziska Katharina Vogt von Alten-Sumerau und Prasberg (-20.4.1722), mit der er drei Kinder hatte, wobei mindestens ersten beiden aber schon im Kleinkindesalter verstarben, dann heiratete er in zweiter Ehe Maria Susanna von Bissingen (-26.4.1726). Das Wappen der von Bodman ist geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: in Gold ein schwarzer Bock, Feld 2 und 3: in Silber drei (2:1) grüne Lindenblätter, mit dem Stiel nach oben weisend, Herzschild: hier in Silber ein schwarzes Hirschgeweih. Dazu werden drei Helme geführt, Helm 1 (rechts): auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein wachsender schwarzer Steinbock, Helm 2 (Mitte): auf dem Helm mit eigentlich rot-silbernen, hier rechts grün-goldenen, links grün-silbernen Decken ein silberner Flug, Helm 3 (links): auf dem Helm mit grün-silbernen Decken ein hermelingestulpter, hoher, schwarzer Hut. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Bad Seite: 5 Tafel: 5-6, Band: Bad Seite: 141, Band: Erg Seite: 34 Tafel: 16, Band: Bay Seite: 28 Tafel: 23, PrGfN Seite: 4 Tafel: 1 und im Münchener Kalender 1915, teilweise mit abweichenden Farbangaben im Detail. Das Stammwappen sind die Lindenblätter. Dem Edlen Hans von Bodman verlieh Kaiser Karl IV. 1360 das heimgefallene Wappen der Mayr von Windeck mit dem Steinbock. Das vermehrte Wappen mit drei Helmen und Herzschild ist der Linie zu Möggingen zuzurechnen; die Linie zu Bodman blieb beim gevierten Schild und einem Helm. Die Familie erlangte 1690 bzw. 1716 den Reichsfreiherrenstand.

Abb. rechts: Johann Philipp Karl Joseph Freiherr Waldbott von Bassenheim (11.9.1672-26.1.1730) war der Sohn von Johann Philipp Freiherr Waldbott von Bassenheim zu Olbrück (12.2.1643-9.2.1681), kurmainzischer Kämmerer und Rat, Oberforstmeister im Spessart, Oberamtmann zu Lohr, Partenstein und Rodenbach, und dessen Frau Maria Katharina Freiin von Franckenstein (1650-1716). Johann Philipp Karl Joseph war vom 1.6.1686 bis zum 2.2.1706 Kanoniker in Würzburg. Er war auch seit 1690 Domherr zu Mainz, 1692-1703 auch in Eichstätt, außerdem war er Chorherr des Ritterstifts St. Alban in Mainz und Kanoniker in Bleidenstadt, und er war Propst von Bingen. Seine Kanonikerstelle in Würzburg gab er zugunsten von Philipp Wilhelm von Hohenfeldt zurück. Sein Wappen ist zwölffach rot-silbern geständert, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein silberner Schwan, dessen erhobene Flügel mit je einem 12fach rot-silbern geständerten Schildchen belegt sind.

 

Abb. links: Johannes Christoph von Erthal (-18.5.1713) war vom 4.4.1682 bis 1713 Kanoniker an St. Burkard, erst als Domicellar, seit dem 21.3.1696 als Kapitular. Er studierte 1683 in Leuven. Zusammen mit seinen Brüdern ist er Bauherr des Schlosses in Elfershausen. Neben dieser Kanonikerstelle hatte er auch noch seit 1682 eine Domherrenstelle in Bamberg und 1694-1696 bzw. 1698-1702 eine Domherrenstelle in Würzburg, und er war auch noch in Regensburg Propst der Alten Kapelle. Die Bamberger und Mainzer Fürstbischöfe schätzten ihn als Geheimen Rat, erstere als Kammerpräsident. Gemessen daran war St. Burkard Nebenschauplatz. Das Wappen der von Erthal ist geviert, Feld 1 und 4: in Rot zwei silberne Balken, Feld 2 und 3: ledig und blau. Das ist übrigens das Stammwappen, es wurde nicht nachträglich geviert. Die Helmzier auf dem gekrönten Helm ist ein in den Schildfarben tingiertes Paar Büffelhörner, die Helmdecken sind rot und silbern. Die Familie der von Erthal ist ein äußerst altes fränkisches Adelsgeschlecht mit Stammsitz in einem Nebental der Fränkischen Saale, am Ufer des Baches Er. Die Stammreihe beginnt mit Heinrich von Erthal 1170. 1553 erfolgt die Spaltung der Familie in eine fränkische Linie und eine Linie in Fulda. Die fränkische Linie teilt sich weiter auf in die Elfershausener und in die Leuzendorfer Linie. Der Name begegnet uns in Franken häufiger, z. B. in der Geschichte der Würzburger und Bamberger Fürstbischöfe (Franz Ludwig von Erthal (16.09.1730-14.02.1795), Fürstbischof von Würzburg und Bamberg). Bekannt ist ebenso der Würzburger Domherr und Geheimrat Freiherr Karl Friedrich Wilhelm von Erthal (01.07.1717-17.09.1780). Auch Fulda hat einen Fürstabt aus der Familie Erthal: Heinrich von Erthal 1249-1261. Der letzte Kurfürst auf dem Mainzer Erzbischofsstuhl entstammt dieser Familie (Friedrich Karl Joseph von Erthal (1774-1802). Mit Lothar Franz Michael von Erthal, kurmainzischer Geheimrat und erster Staatsminister, Ritter des Johanniter-Ordens, Hofgerichtspräsident, starb die Familie 1805 aus. Die fuldische Linie war schon früher, nämlich 1640, erloschen.

Abb. rechts: Franz Friedrich Freiherr von Greifenclau zu Vollraths (22.11.1666-24.10.1729) war der Sohn von Georg Philipp Freiherr Greiffenclau von Vollraths (20.8.1620-6.7.1689), kurmainzischer Geheimer Rat und Oberamtmann in Königstein im Taunus, und dessen Ehefrau Anna Margaretha von Buseck (-8.12.1696). Er war 1681 Domherr zu Bamberg, 1715-1718 und 1723-1726 Domherr zu Würzburg, 1681 Domicellar und 1693 Kapitular zu St. Burkard in Würzburg, wo er vom 3.11.1705 bis 1729 Kantor war. Am 15.10.1726 wird er Jubilar. 1705 wurde er auch Domkantor in Würzburg. In Regensburg war er seit 1714 Propst der Alten Kapelle. In den beiden Hochstiften Würzburg und Bamberg war er Geheimer Rat. Das Stammwappen der von Greiffenclau zu Vollraths zeigt nur ein goldenes Glevenrad in silbern-blau geteiltem Feld. Das vermehrte und gevierte Wappen zeigt zusätzlich den silbernen Schräglinksbalken in schwarzem Feld der Herrschaft Ippelbrunn. Auf dem Helm mit blau-silbernen Decken eine goldene, blau-silbern-schwarz befiederte Greifenklaue. Die Familie von Greiffenclau zu Vollraths ist ein uraltes rheinisches Rittergeschlecht im Dienste der rheinischen Stifte. Seit 1337 sind sie als Besitzer von Vollraths (Vollrads) nachgewiesen. Durch Heirat kamen weitere Güter hinzu, so um die Wende zum 15. Jh. durch Heirat der Erbtochter die Herrschaft Ippelbrunn, worauf der Schild wie oben erwähnt geviert wurde. Im 18. Jh. kamen die Güter der Freiherren von Dehren hinzu, ebenfalls durch Heirat. Weiterer Grundbesitz liegt in Franken, v. a. im Kanton Baunach, mit Schloß in Gereuth. Den Domkapiteln waren die Greiffenclau zu Vollraths sehr verbunden, allein in Würzburg stellten sie zwischen 1666 und 1805 vierzehn Mitglieder desselben. Ähnlich aktiv sind sie in den Hochstiften Mainz, Speyer, Trier, Worms, Bamberg. Nach der Reformation blieben die Greiffenclau zu Vollraths den Stiften treu und erlangten noch einen Bedeutungszuwachs, indem sie viele vakant gewordene Stellen einnahmen. Bedeutende Vertreter der Familie sind Richard von Greiffenclau, Erzbischof zu Trier (1511-1531), Georg Friedrich von Greiffenclau, Fürstbischof in Worms (1616-1629) und Mainz (1616-1629), Johann Philipp II. von Greiffenclau, Fürstbischof in Würzburg (1699-1719) sowie in gleicher Position Karl Philipp von Greiffenclau (1749-1754). Mit Johann Erwein Freiherr von Greiffenclau zu Vollraths hat die Familie einen Erbtruchseß des Erzbistums Mainz, er stieg zum kurmainzischen Geheimrat und Vicedomus im Rheinland auf, weiterhin war er Ritterhauptmann im Kanton Mittelrhein und Burggraf zu Friedberg (gest. 1727). Das Geschlecht erlosch 1860 im Mannesstamme. Sophie von Greiffenclau zu Vollraths heiratete Hugo Graf Matuschka von Toppolezau, Freiherr von Spätgen, beider Wappen wurden 1862 vereinigt. Das Stammgut Volrads war bis vor wenigen Jahren noch in Familienbesitz.

 

Abb. links: Wilhelm Udalrich (Ulrich) von Guttenberg (6.11.1662-5.5.1736) war der Sohn von Gottfried Wilhelm von Guttenberg zu Steinenhausen (1622-1683) und dessen Frau Maria Kunigunde Ursula von Guttenberg zu Kirchlauter (1623-1681) aus einer anderen Linie des weitverzweigten Geschlechtes. Wilhelm Ulrich studierte in Bamberg, wo er sich am 16.12.1677 immatrikulierte. Er wurde am 25.11.1680 Domizellar an St. Burkard, und im gleichen Jahr 1680 wurde er Kanoniker des Stifts Comburg. Die Subdiakonsweihe empfing er am 21.4.1685, die Diakonsweihe am 24.9. und die Priesterweihe am 17.12.1689. Am 13.11.1686 wurde er Kapitular in St. Burkard. Vom 11.8.1689 bis zu seinem Tod 1736 war er Dekan von St. Burkard in Würzburg. Außerdem bekleidete er von 1691 bis 1694 das Amt des Rektors der Würzburger Universität. Am 8.3.1694 wurde er Dompropst von Worms und wurde schließlich 1695-1736 der achtzehnte Dekan des Stifts Comburg. Daneben hatte er noch die Funktionen eines würzburgischen Geistlichen Rates und spätestens seit 1730 die des Kanzlers der Universität Heidelberg ("der Churfürstl. Heidelberg. Universität Cancellarius perpetuus"). Nach seinem Tod folgte ihm im Ritterstift St. Burkard übrigens ein Verwandter nach, Georg Wilhelm Kasimir von Guttenberg. Wilhelm Ulrich von Guttenberg pflegte ein etwas angespanntes Verhältnis zu Würzburg, im Jahre 1706 wurde er wegen Gehorsamsverweigerung sogar für ein Weilchen des Amtes enthoben. Seinen Nachlaß stiftete er für ein Spital für Senioren. Sein Wappen zeigt in Blau eine goldene, fünfblättrige Rose mit goldenem Butzen, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein hermelingestulpter roter Hut, aus dem fünf rotbraune (natürliche) Rohrkolben wachsen. Die von Guttenberg sind eine der wichtigsten und prominentesten Familien Frankens, die stets eine Rolle als Bischöfe, Kanoniker, Gelehrte, Diplomaten und Heerführer gespielt haben. Und sie sind auch eine der ältesten Familien, sie stammen wie auch die Künsberg von den von Blassenberg (Plassenburg) ab, einem Ministerialengeschlecht der Andechs-Meranier, einst Vögte auf der Plassenburg bei Kulmbach. Die von Guttenberg gaben sich den neuen Namen mit dem Bau ihrer Stammburg, die ebenfalls in der Nähe von Kulmbach liegt. Im Kanton Gebirg stellten sie mit Achatz v. G., 1607, Georg Enoch v. G. 1660 und Marquard Carl Ludwig v. G. 1743 drei Ritterhauptleute. Mitglieder der Familie waren im Dienste von Kurmainz, Würzburg, Bamberg, Pfalz-Sulzbach und Brandenburg-Kulmbach tätig. Neben dem herausragendsten Mitglied der Familie, dem Würzburger Fürstbischof Johann Gottfried von Guttenberg, gab es viele kirchliche Würdenträger, Deutschordensritter, Malteserritter. Christoph Ernst v. G. tritt als Abt von St. Michael in Bamberg (1653-1729) hervor. Zwischen 1454 und 1847 stellten sie allein in Würzburg 26 Domherren. Sie waren ferner Erbmarschälle des Herzogtums Ostfranken. Die Burg Salzburg bei Neustadt ist heute im Besitz der Familie, wobei das angrenzende Rhön-Klinikum dem Engagement der Familie sehr viel verdankt.

Abb. rechts: Johannes Rudolf Friedrich Freiherr von Ingelheim (21.11.1685-5.3.1706) war der Sohn von Franz Adolph Dietrich Freiherr von Ingelheim, später Graf von Ingelheim gen. Echter von und zu Mespelbrunn (25.12.1659-15.9.1742) und dessen Frau Maria Ursula Kämmerer von Worms gen. von Dalberg (-30.1.1730). Die Namens- und Wappenvereinigung mit den Echter von Mespelbrunn erfolgte erst 1698, deshalb ist sie hier noch nicht berücksichtigt. Johannes Rudolf Friedrich von Ingelheim war seit 1695 Domherr in Bamberg, seit 1698 in Würzburg und vom 17.7.1696 bis zum Jahr 1706 Kanoniker an St. Burkhard. Er starb relativ jung in Venedig, als er von Rom zurück nach Deutschland reisen wollte. Sein Bruder wurde in Würzburg Fürstbischof. Das Ingelheim-Wappen zeigt in Schwarz ein rot-golden geschachtes Kreuz. Die Helmzier ist ein wie der Schild bezeichneter offener Flug. Die Helmdecken sind hier rot-silbern. Die von Ingelheim sind ein uraltes Adelsgeschlecht aus der Rheinpfalz. Sie waren Erbkämmerer von Nassau. Die erste Erwähnung ist 1140, aber die eigentliche Stammreihe kann ab 1192 (Johann von Ingelheim) nachvollzogen werden. Es gab zwei Linien, die eine, die Beusser von Ingelheim, starb 1580 aus. Die andere Linie wurde bedeutsam für Franken. Erst nach der Reformation kam die Familie nach Franken, faßte durch die Heirat mit der Erbtochter der von Echter zu Mespelbrunn Fuß im Maingebiet, stellte dann aber zwischen 1623 und 1784 neun Domherren am St. Kilians-Dom zu Würzburg und einen Fürstbischof.

Literatur, Links und Quellen:
St. Burkard Würzburg, Schnell Kunstführer Nr. 251, 2. Auflage 1989, Verlag Schnell & Steiner GmbH Regensburg.
Otto Gruber: Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der "landeskundlichen Vierteljahresblätter".
Alfred F. Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch, Veröffentlichung des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e. von, Aschaffenburg 1983
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Rolf Zobel: Wappen an Mittelrhein und Mosel, Books on Demands GmbH, Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8370-5292-3, 527 S.
St. Burkard: http://www.st-burkard.de/
Veröffentlichung der Photos aus dem Innenraum mit freundlicher Genehmigung von Herrn Pfarrer Ernst Bach, Kath. Pfarramt St. Burkard, Burkarderstraße 40, 97082 Würzburg, vom 15.02.2007
Alfred Wendehorst, Germania sacra, NF 40 - Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz, das Bistum Würzburg 6, die Benediktinerabtei und das Adelige Säkularkanonikerstift St. Burkard in Würzburg, Berlin/New York 2001, S. 20-21, 109, 256-257, 314, 319. Online: http://rep.adw-goe.de/handle/11858/00-001S-0000-0005-745C-F, http://rep.adw-goe.de/bitstream/handle/11858/00-001S-0000-0005-745C-F/NF%2040%20Wendehorst%20St.%20Burkhard.pdf, S. 239 ff., http://personendatenbank.germania-sacra.de/books/view/54, http://personendatenbank.germania-sacra.de/index/browse/index:familienname/term:franckenstein etc.
Friedrich Karl Freiherr von Schönborn Seite 322:
http://personendatenbank.germania-sacra.de/books/view/54/336
Conrad Wilhelm von Hutten zu Stolzenberg Seite 321
http://personendatenbank.germania-sacra.de/books/view/54/335
Johannes Anton Joseph Franz Ulrich Freiherr von Bodmann Seite 320
http://personendatenbank.germania-sacra.de/books/view/54/334
Johann Philipp Karl Joseh Freiherr Waldbott von Bassenheim Seite 318
http://personendatenbank.germania-sacra.de/books/view/54/332
Johannes Christoph von Erthal Seite 316
http://personendatenbank.germania-sacra.de/books/view/54/330
Franz Friedrich Freiherr von Greifenclau zu Vollraths Seite 247
http://personendatenbank.germania-sacra.de/books/view/54/261
Wilhelm Ulrich von Guttenberg Seite 228
http://personendatenbank.germania-sacra.de/books/view/54/242
Johannes Rudolf Friedrich Freiherr von Ingelheim Seite 323
http://personendatenbank.germania-sacra.de/books/view/54/336
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben

Die Entwicklung des Wappens der von Schönborn
Die Walpoden und die Waldbott von Bassenheim
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