Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 6
Burg Rittersdorf bei Bitburg, Renaissance-Portal von AD 1575

Besitzgeschichte der Burg Rittersdorf:

Prunkportal:

Gesamtansicht des Renaissance-Portals der Ostseite der Burg. Dieses prächtige Renaissanceportal stammt von 1575. Eingebunden in die Schildmauer, die leider bei der Restaurierung der Burg 1978-1987 in nicht rational nachvollziehbarer Weise (zumal die Originalbausubstanz erhalten war) rechts und links des Tores abgesenkt wurde, hat das Portal eine Höhe von 3,80 m und eine lichte Breite von 2,70 m. Strenge Renaissanceformen bestimmen das Bild, abwechselnd Bossenquader und Rustikaquader um die Portalöffnung, darüber die durch Gebälk separierte Wappenzone, Hermen rechts und links der Wappen und eine Bacchantin mit langem Stab in der Linken zwischen ihnen. Über der Wappenzone ist ein flacher Abschlußgiebel. Dieses Portal stammt aus der Zeit des Umbaus der Burg Rittersdorf im späten 16. Jahrhundert. Laudolf von Enschringen, der Besitzer von Rittersdorf, heiratete 1562 die wohlhabende Margarethe von Manderscheid-Schleiden, was ihm den Umbau der gotischen Burg in eine stattliche Landresidenz ermöglichte. Der Umbau scheint mit der Vollendung des repräsentativen Tores im Jahre 1575 abgeschlossen worden zu sein. Das Portal und das Wappen sind von einzigartiger künstlerischer Qualität, wie man sie nicht in einer kleinen Landresidenz erwartet und auch im Umkreis nicht findet.

Optisch linkes Wappen über dem Tor: Laudolf von Enschringen gen. Rittersdorf

geviert von Enschringen und Schwarzenberg. Das Wappen ist so gewendet, daß die Felder ihren Platz behalten haben, nur die Löwen gewendet wurden (heraldische Courtoisie). Johann von Enschringen, der Vater des Portal-Erbauers und Sohn von Dietrich von Enschringen und Maria von Hundelingen, hatte 1522 Johanna von Schwarzenberg geehelicht und 1529 Rittersdorf gekauft, daher das aus Enschringen und Schwarzenberg gevierte Wappen.

Anmerkung: Es gibt zwei Geschlechter von Enschringen, die von Enschringen mit dem Löwen in der Eifel und die von Enschringen mit dem Sparren, die sich vorwiegend im wallonischen Sprachraum Luxemburgs und der Ardennen ausgebreitet hatten. Sie stammen aber vom gleichen Stammsitz ab, dem kleinen Dorf namens Enschringen bei Clervaux im Großherzogtum Luxemburg. Die Familie von Enschringen tritt erstmals 1184 auf.

Laudolf von Enschringen nimmt für sich den Titel "Herr zu Schwarzenberg und Weiler" in Anspruch - gemeint ist Weiler-la-Tour in Luxemburg.

Die Entwicklung der Enschringer Wappen:

Wappen von Enschringen: 5, 7 oder 8 x zu 6, 8 oder 9 Feldern gold-rot geteilt, belegt mit einem schwarzen, rotgezungten Löwen. Helmzier ein Jungfrauenrumpf (nach Gruber) bzw. Mannesrumpf (nach Loutsch) im goldenen Kleid und mit goldener Stirnbinde, anstelle der Arme zwei mit silbernen Seeblättern bzw. nach anderen Quellen goldenen Lindenblättern oder Herzen bestreute schwarze Flügel. Helmdecken schwarz-golden.
Alternative Gestaltung mit 8 Teilungen. Die Schildgestaltung spielt auf die Grafen von Luxemburg an, deren Lehnsmänner die Grafen von Enschringen waren.
von Enschringen, Herr zu Schwarzenberg und Weiler: Geviert, Feld 1 und 4: 7-8 x gold-rot geteilt, belegt mit einem schwarzen, rotgezungten Löwen. Feld 2 und 3: In Gold zwei schwarze Balken (Schwarzenberg). Helm 1: ein Jungfrauenrumpf (nach Gruber) bzw. Mannesrumpf (nach Loutsch) im goldenen Kleid und mit goldener Stirnbinde, anstelle der Arme zwei mit silbernen Seeblättern bzw. nach anderen Quellen goldenen Lindenblättern oder Herzen bestreute schwarze Flügel. Helmdecken schwarz-golden. Helm 2: ein silberner Schwan mit erhobenen roten Flügeln. Helmdecke schwarz-golden (Schwarzenberg).

Anmerkung: Diese von Schwarzenberg haben nichts mit dem böhmischen oder fränkischen Geschlecht zu tun. Schwarzenberg liegt im sog. Schwarzwälder Hochwald im nördlichen Saarland; heute ist die Burg eine Ruine. Erstmalig begegnet uns aus dieser Familie 1192 ein Gerlacus de nigro monte (Gerlach von Schwarzenberg). 1294 wurde die Burg Schwarzenberg zerstört, und zwar durch miteinander verbündete lothringische und kurtrierische Truppen. 15 Jahre später bauten Thielmann und Hugo von Schwarzenberg die Ruinen wieder auf. Die Herren von Schwarzenberg stiegen immer mehr ab, und sie konnten ihren Stammsitz nicht halten. 1346 bekam Burg Schwarzenberg zwar Stadtrechte von Karl IV., ein leerer Titel, denn die Burg gehörte damals bereits Balduin von Luxemburg, Trierer Erzbischof und Kurfürst. Ständig wurde die Burg von Kurtrier verpfändet, und schließlich wurde das Pfand nicht mehr eingelöst, sondern die Anteile gingen de facto in das Eigentum der Pfandnehmer über: 1513 gehörte die Hälfte der Herrschaft Schwarzenberg der Familie von Flerstein als trierisches Lehen, und 1541 löste der Kanzler Johann von Enschringen die andere Hälfte der Herrschaft und die Burg selbst ein, er hatte eine von Schwarzenberg zur Frau genommen. Diesen Anteil (Burg Schwarzenberg und halbe Herrschaft) bekam nach dem Aussterben der von Enschringen mit Gerhard von Enschringen als Letztem der Familie 1610 Philipp von Sötern, Trierer Dompropst und späterer Kurfürst von Trier. Er vergrößert sein Gebiet durch weitere Zukäufe. Die Familie von Schwarzenberg war damals aber noch nicht erloschen, sie starb erst im 16. Jh. im Mannesstamm aus.

Optisch rechtes Wappen über dem Tor: Margarete Gräfin zu Manderscheid, seine Frau

Obere Reihe von heraldisch rechts nach links:

Mittlere Reihe von heraldisch rechts nach links:

Untere Reihe von heraldisch rechts nach links:

Die genaue Zuordnung einiger Felder kann nicht gewährleistet werden. Die anläßlich der Restaurierung entstandene Literatur geht mit den Zuweisungen der restlichen Felder großzügig um. Ein ähnliches Wappen mit vertauschten Plätzen und einem Löwen anstelle des ersten Adlers findet sich bei Spener als Linie Sleidenfels (Manderscheid-Schleiden) abgebildet.

Die Herren von Manderscheid stammen von der gleichnamigen Burg in der Eifel (Kreis Wittlich). Urkundlich sind sie seit Anfang des 12. Jh. faßbar, sie waren Lehnsleute der Grafen von Luxemburg. Nach ihrem Erlöschen wurden sie von den Herren von Kerpen beerbt, die die neue Linie Manderscheid stellten. Durch Erbschaft kamen im 15. Jh. Scheiden und Jünkerath als Gebietsgewinne hinzu. Die Burg Blankenheim wurde erstmals 1115 erwähnt, und nach ihr nannten sich die Herren von Blankenheim. 1380 wurde die reichsunmittelbare Herrschaft rings um die Burg zur Grafschaft erhoben. Als die Grafen von Blankenheim 1406 im Mannesstamme ausstarben, fiel das Gebiet 1415 erst an die Familie von Loen. Dietrich III von Manderscheid erwarb 1468/1469 durch Erbschaft die Grafschaft Blankenheim und den Grafentitel. Die Grafen von Manderscheid-Blankenheim spalteten sich in die Linien 1.) zu Blankenheim (1488, ab 1524 Linie zu Blankenheim und Linie zu Gerolstein), 2.) zu Schleiden (später zu Virneburg, kam 1545 hinzu) und 3.) zu Keil (Kayl) und Falkenstein, erloschen 1742. 1780 erlosch die Linie Manderscheid-Blankenheim mit Franz Joseph und damit das ganze gräfliche Haus Manderscheid. Die Güter kamen erst an die böhmischen Grafen von Sternberg, dann wurden sie 1794 von Frankreich besetzt, gingen 1801 endgültig verlustig, während die Grafen von Sternberg 1803 mit den Abteien Schussenried und Weißenau entschädigt wurden. Die anderen Manderscheider Linien waren schon früher erloschen.

Die Entwicklung der Manderscheider Wappen:

Edle Herren von Manderscheid, Wilhelm Herr zu Manderscheid, nach Burg Manderscheid in der Eifel bei Wittlich. Treten urkundlich seit Anfang 12. Jh. auf. In Gold ein roter Zickzackbalken/Sparrenbalken. Helmzier: ein goldener Hut mit rotem Stulp, darin zwei Stöße von Pfauenfedern (Gruber), ein roter Hut mit goldenem Stulp, darin zwei Stöße von Pfauenfedern (Siebmacher). Helmdecke rot-gold. Variante: Helmzier ein wachsender silberner Schwan. Nach Gruber, Siebmacher Na, NaA
Grafen von Manderscheid zu Blankenheim. Dietrich III von Manderscheid erwarb 1468/69 durch Erbschaft die Grafschaft Blankenheim und den Grafentitel. Das Wappen ist geviert: Feld 1 und 4: In Gold ein roter Zickzackbalken/Sparrenbalken. Feld 2 und 3: In Gold ein schwarzer Löwe, darüber ein roter Turnierkragen von 4 oder 5 Lätzen. Helmzier: ein goldener Hut mit rotem Stulp, darin zwei Stöße von Pfauenfedern (Gruber), ein roter Hut mit goldenem Stulp, darin zwei Stöße von Pfauenfedern (Siebmacher). Helmdecke rot-gold. Nach Siebmacher NaA.
Grafen von Manderscheid zu Blankenheim. Geviert, aber mit vier verschiedenen Komponenten: 1: In Gold ein roter Zickzackbalken/Sparrenbalken (Manderscheid). 2: In Gold ein schwarzer Löwe, darüber ein roter Turnierkragen von 4 oder 5 Lätzen (Blankenheim). 3: In Gold ein rotes Schräggitter (Daun). 4: In blauem, mit silbernen (oder goldenen) Lilien bestreuten Feld ein silberner Löwe, belegt mit einem 4-5-lätzigen, roten Turnierkragen (Schleiden bzw. Junkerath). Helm 1 (Mitte): Zwischen zwei goldenen oder schwarzen Flügeln ein silberner, golden gekrönter Bracke sitzend (Schleiden bzw. Junkerath), Helm 2: ein roter Hut mit goldenem Stulp, darin zwei Stöße von Pfauenfedern (Manderscheid). Helmdecke rot-golden. Helm 3: schwarzer, golden gestulpter Turnierhut, auf dem ein wie Feld 2 bez. Schirmbrett steht, sechseckig, an den 5 freien Ecken mit Pfauenfedern oder roten Quasten, und in dessen Stulp zwei Pfauenstöße stecken. Varianten vorhanden. Die beiden unteren Felder kommen auch auf ausgetauschten Plätzen vor. Nach Siebmacher NaA.

Genealogie der Ehefrau:
Margareta v. Manderscheid-Schleiden heiratete Laudolf v. Enschringen (gest. 1589) am 6.10.1562 in Steinfeld und starb 1588.

Eltern:

Großeltern:

Urgroßeltern:

Literatur, Links und Quellen:
Otto Gruber: Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der "landeskundlichen Vierteljahresblätter".
Burg Rittersdorf, Festschrift zur Einweihung der restaurierten Wasserburg Rittersdorf/Eifel, Trier 1987
Dr. Oswald Peter: Burg Rittersdorf: Ihre Baugeschichte und ihre Einbindung in den rheinischen und lothringischen Kulturraum, Dissertation TH Aachen 1985
Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Siebmachers Wappenbücher
Dr. Jean Claude Loutsch, Armorial du Pays de Luxembourg 1974

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