Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 821
Burgen und Schlösser in Franken: Eyrichshof (2)

Schloß Eyrichshof bei Ebern, Schloß

Das Schloß Eyrichshof
Schloß Eyrichshof ist ein ehemaliges Wasserschloß nördlich von Ebern im Landkreis Haßberge in Unterfranken. Seine Wurzeln reichen zurück bis ins 14. Jh. als die Herren von Rotenhan ihre zerstörte Stammburg verlassen mußten und den Hof im Talgrund befestigten. Die erste Burg, vermutlich ein fester Wohnturm, wurde 1525 anläßlich des Bauernkrieges beschädigt. Der Wiederaufbau erfolgte ab 1533 und dauerte recht lange. Die Bauten aus der Zeit von Sebastian II von Rotenhan, also Mitteltrakt und Südflügel, sind im Stile der Renaissance gehalten und prägen noch heute das Aussehen der Schloßanlage. Das Zeitalter des Rokoko sah den Anbau eines Nordflügels 1735-1746, der sog. Gastbau, nach Plänen des Ansbacher Architekten Karl Friedrich von Zocha. Da die Seitenflügel etwa T-förmig an den Mitteltrakt angebaut sind, entstehen nach Nordosten und nach Südwesten jeweils ein Ehrenhof. Der Nordflügel ist einfach als selbständige Einheit angebaut, der Südflügel durchdringt aber den Mitteltrakt, wodurch zwei architektonisch interessante Treppengiebel entstehen. Im Südwesten und Südosten befinden sich zwei runde Türme, der südöstliche über einen Anbau verbrückt. Die obersten Stockwerke eines angebauten Treppenturmes sind in Fachwerk ausgeführt. Im 18. und 19. Jh. wurde der Wehrcharakter aufgegeben, die Wassergräben wurden verfüllt, nach Restaurierung in den Jahren 1846/1847 zwecks Wiederbezug des Anwesens wurde ein englischer Landschaftspark 1849/1850 angelegt.

Wappenstein 1:
Die Genealogie zum auf 1583 datierten Wappen am dreiseitig polygonal vorspringenden Treppenturm:

Das Wappen der Riedesel von Eisenbach zeigt in Gold einen schwarzen (natürlichen) Eselskopf mit einem dreiblättrigen Riedgras im Maule (Stammwappen). Helmzier ein offener schwarzer Flug, beiderseits mit einem goldenen Schildchen mit dem schwarzen Eselskopf belegt (Stammhelm), Decken schwarz-golden.

Später führten sie ein vermehrtes Wappen wie folgt: Geviert mit Herzschild. Feld 1 und 4: In Gold ein schwarzer (natürlicher) Eselskopf mit einem dreiblättrigen Riedgras im Maule (Stammwappen), Feld 2 und 3: In Rot zwei gekreuzte goldene Lanzen (lt. Korrektur im Siebmacher). Herzschild: In Schwarz drei (2:1) silberne Türme (Alt-Eisenbach, vgl. Korrektur im Siebmacher). Helm 1: Ein offener schwarzer Flug, beiderseits mit einem goldenen Schildchen mit dem schwarzen Eselskopf belegt (Stammhelm), Decken schwarz-golden. Helm 2: Die Lanzen wie im Schild. Decken rot-golden (lt. Korrektur im Siebmacher).

Im Innern des Schlosses befindet sich übrigens eine kostbare Renaissancetür von 1587 als Brauttür, die Sebastian v. Rotenhan seiner Frau Anna Ruffina Riedesel zu Eisenbach einbaute. Später wurden die Überreste dieser Tür von Julius von Rotenhan gefunden und nach Neuenhof verschenkt, da dort ein Rotenhan eine Riedesel heiratete und die gleiche Wappenkombination passend vorkam. In Neuenhof jedoch wurden die Fragmente nicht verwendet, sondern bei nächster Gelegenheit wieder nach Eyrichshof zurückgegeben. Sigmund von Rotenhan hat dann anläßlich eines Umbaus im 19. Jh. die Tür restaurieren und wieder im Eyrichshofer Rittersaal einbauen lassen.

Wappenstein 2:
Die Genealogie zum auf 1559 datierten Wappen am Schloß:

Das Wappen der von Rosenau ist von Rot und Silber (auch umgekehrt) gespalten, vorne und hinten je drei Rosen pfahlweise in verwechselten Farben. Helmzier ein silbernes und ein rotes Büffelhorn, jedes außen mit drei Rosen in verwechselten Farben besteckt. Helmdecken rot-silbern.

Die von Rosenau gehören zu den alten reichsritterschaftlichen Geschlechtern Frankens und Thüringens. 1434 wurde ihr Adelsstand von Kaiser Sigismund "erneuert", eine vergleichsweise späte Nobilitierung. In Coburg ist die Familie seit 1272 als "Münzmeister" oder "Monetarius" bekannt, wo sie mit Heinrich Münzmeister 1351 den Bürgermeister stellte. Das stattliche Münzmeisterhaus in Coburg ist nach der Familie benannt. Ab 1300 erwarb die bis dato städtische Familie Grundbesitz. Das Schloß Rosenau, das den Namen gab, wurde spätestens 1435 erbaut. Es handelt sich aber nicht um den Stammsitz, sondern um ein erworbenes Gut. Seit dem 16. Jh. gehört die Familie zum Ritterkanton Gebirg. Sie besaßen verstreute Güter in Franken und Thüringen, in Coburg, Auleben, Katzenbach, Rosenau, Ostheim v. d. Rhön, Oeslau, Neukenroth, Neuhaus, Sulzbrücken, Gauerstadt, Ahorn, Eichhof, Haarth und Mitwitz u.v.a.m. Die Familie gilt als ausgestorben, mit widersprüchlicher Quellenlage, vermutlich 1825.

Wappenstein 3:
Dieser Wappenstein mit dem von zwei Löwen gehaltenen Vollwappen von Rotenhan ist außen am Tor der Umfassungsmauer angebracht. Das Wappen von Rotenhan zeigt in Silber einen schrägrechten roten Wellenbalken, oben links begleitet von einem roten (meist fünfstrahligen) Stern. Hier ist das Wappen aus Courtoisie gespiegelt (dem Tor zugewendet). Helmzier ein roter Hahn (hier abgebrochen). Helmdecken rot-silbern.

Wappenstein 4:
Die Genealogie zum auf 1847 datierten Wappen am Schloß:

Die ursprünglich aus dem Limousin stammende Familie Gentils ist in zwei Zweige aufgeteilt, Gentils de Langalerie und Gentils de Lajonchapt oder La Jonchapt. Das Wappen der Gentils de Langalerie ist wie folgt blasoniert: D'azur à un chevron d'or accompagné de trois roues de Sainte-Catherine de même, posées deux et un, et une épée d'argent posée en pal brochant sur le chevron - in Blau ein goldener Sparren, begleitet von drei (2:1) goldenen Katharinenräder, darüber pfahlweise gestellt ein silbernes Schwert, mit der Spitze nach oben gerichtet. Helmzier ein goldenes Katharinenrad, Helmdecken blau-golden. Daneben gibt es noch die Form für den anderen Zweig: D'azur à une épée nue d'argent mise en pal la pointe en haut, sous laquelle passe un chevron de même, accompagné de trois roues de Sainte-Catherine de même, posées deux et un - in Blau ein silberner Sparren, begleitet von drei (2:1) silbernen Katharinenrädern, darüber pfahlweise gestellt ein silbernes Schwert, mit der Spitze nach oben gerichtet. Helmzier ein silbernes Katharinenrad, Helmdecken blau-silbern. Ein Katharinenrad oder roue de Ste-Catherine ist ein achtspeichiges Kammrad, das statt der Zähne 8 Messerklingen oder Haken hat. Es wird auch Richtrad genannt. Damit assoziiert ist die Heilige Katharina von Alexandrien. Sie sollte erst mit dem Rad gerichtet werden, zerstörte das Rad angeblich durch ein Wunder und wurde dann aber enthauptet (vgl. Schwert).

Wappenstein 5:
Die Genealogie zum letzten, modernsten Wappen am Schloß:

Hier ist das Stammwappen von Königsmarck abgebildet: In Silber drei rote, linke Spitzen. Helmzier ein wachsender Frauenrumpf, gekrönt, in silbernem, rotem oder rot-silbern gespaltenem Gewand, drei Rosen in der Rechten haltend. Helmdecken rot-silbern.

Es wird auch ein vermehrtes gräfliches Wappen (schwedische Grafen 1651 mit Hans Christopher von Königsmarck, ausgestorben 1694, preußische Grafen 1817 mit Erteilung des Wappens der schwedischen Linie, Erbhofmeister in der Kurmark 1802) in der Familie von Königsmarck geführt, das wie folgt aufgebaut ist: Geviert mit Stammwappen im Herzschild (in Silber drei rote, linke Seitenspitzen), Feld 1: in blau ein goldener Löwe, einen goldenen Schlüssel mit dem Barte aufwärts in den Pranken haltend, Feld 2: in gold auf silbernem Ross mit schwarzer Decke ein silberner Geharnischter, einen Befehlshaberstab in der Rechten haltend, Feld 3: durch eine rote Bogenbrücke, darauf ein Turm, von Silber und Blau schräg geteilt, Feld 4: in Blau ein goldener Löwe, ein goldenes Passionskreuz in den Pranken vor sich haltend. 3 Helme: Helm 1: ein wachsender Frauenrumpf, gekrönt, in silbernem Gewand, drei Rosen in der Rechten haltend. Helm 2: Der Löwe mit dem Schlüssel wachsend. Helm 3: Ein wachsender Geharnischter, dessen Helm mit drei Straußenfedern in den Farben rot-silbern-rot besteckt ist, in der Rechten ein rotes Banner, in der Linken ein goldenes Passionskreuz haltend. Helmdecken blau golden. Angaben nach Siebmacher Preußen, Seite 15, Tafel 16. Im Siebmacher Oberösterreich, Seite 158, Tafel 47 wird ein gräfliches Wappen mit geringfügigen Abweichungen beschrieben (Nebenteile silbern statt golden, Helmzier des Stammwappens mit goldenem Deckelbecher statt der Rosen). In vielen Zeichnungen des Siebmacherschen Wappenwerkes wird auch das Schildbild genau andersherum wiedergegeben, also in Rot drei silberne, linke Spitzen, in Nichtübereinstimmung zum Text.

Anmerkung:
Die Hauptfassade des Schlosses Eyrichshof mit den beschriebenen Wappen ist nach Nordosten ausgerichtet. Bestes Photolicht ist also morgens. Das Schloß ist privat und kann nicht besichtigt werden. Hausherr ist Hermann Freiherr von Rotenhan. Der Hof mit Blick auf das Schloß ist netterweise zugänglich. Bei Events wie den regelmäßig stattfindenden Gartenfesten ist auch der Schloßpark geöffnet. Das Innere kann man als Gast des Hauses erleben, denn Zimmer in Schloß und Orangerie werden vermietet.

Literatur, Quellen und Links:
Siebmachers Wappenbücher
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Eugen Schöler, Historische Familienwappen in Franken, Verlag Degener 3. Aufl. 1999
Schloß Eyrichshof:
http://www.castle-in-germany.com/ und www.rotenhan.com
Gartenfeste in Eyrichshof: http://www.gartenfest-eyrichshof.de/
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Genealogien: G.v.Rotenhan, Die Rotenhan, Degener, Neustadt/Aisch, 1985
http://pagesperso-orange.fr/jm.ouvrard/armor/fami/g/gentil.htm
Schlösser und Burgen in Unterfranken, von Anton Rahrbach, Jörg Schöffl, Otto Schramm. Hofmann Verlag Nürnberg 2002, ISBN 3-87191-309-X
Ein herzliches Dankeschön für wertvolle Hinweise an Frau Hannelore Ilse.

Schloßkirche Eyrichshof

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