Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 898
Bollendorf (Sauer): Schloß Weilerbach

Schloß Weilerbach

In einem Seitental der Sauer gründete die Abtei Echternach 1777 eine Eisenhütte. Denn das die Hänge des Ferschweiler Plateaus herabströmende Wasser und die dichten Wälder boten ein gutes Reservoir an Ressourcen und Rohstoffen, die zum Betrieb notwendig waren. 1780 wurde das Schloß Weilerbach als Lustschloß des letzten Echternacher Abtes erbaut, denn in den Wäldern ließ sich auch hervorragend jagen. Das Schloß im Rokoko-Stil ist ein dreigeschossiger Bruchsteinbach mit Werksteingliederung unter einem Mansarddach. Zum Haupteingang in der Mittelachse führt von Süden eine doppelläufige Freitreppe. Der Mittelteil wird von einem Dreiecksgiebel überragt, der in dieser Form und Dimension auch an den beiden Eckrisaliten auftaucht. Die Wandgliederung erfolgt über dem Sockelgeschoß durch Kolossalpilaster. Die Pläne zum Schloß schuf der Tiroler Baumeister Paul Mungenast.

Zwei Wappenkartuschen stehen nebeneinander, rechts das Wappen der Abtei Echternach, heraldisch links das des Abtes. Eine aufrechte, aus Wolken hervorkommende aufrechte Schwurhand auf einem Kreuz ist das Wappen der Abtei Echternach. Sie war Reichsabtei, deshalb ist dieses Symbol einem schwarzen Adler in goldenem Feld aufgelegt. Das Wappen des Abtes zeigt in Rot einen silbernen Wellenbalken, oben begleitet von einem mit der Mündung nach links gelegtem Jagd- oder Posthorn und drei Sternen, der mittlere innerhalb der Windung des Hornes, unten von einem springenden Roß, alle Figuren silbern (jetzt oxidiert und geschwärzt). Nach Loutsch lautet der französische Blason: "De gueules à la fasce ondée d’argent, surmontée d’un grêlier ou cor de postillon contourné, et de trois étoiles à 8 rais, deux accostant le grêlier, la troisième dans la boucle de l’instrument, accompagnée en pointe d’un cheval courant sellé". Loutsch beschreibt die Sterne als achtstrahlig, hier sind sie nur sechsstrahlig. Es ist Emanuel Limpach zuzuordnen, dem letzten Echternacher Abt. Der Name ist eine Ortsbezeichnung, denn eigentlich hieß der Vater des Abtes mit Familiennamen Ensch, er hatte aber als Herkunftsbezeichnung den Namen Limpach angenommen. Besagter Vater war Brauer in Luxemburg.

Nach der Besetzung 1794 durch Revolutionstruppen erwarb 1797 der französische Kommissar Louis-Vincent Légier Schloß Weilerbach und die Eisenhütte. 1813-1832 war der Eigentümer Charles-Joseph Gollart. In der Zeit von 1832-1986 war das Ensemble im Eigentum der Familie Servais. Erst wurden hier nur Gußeisen und Roheisen hergestellt, ab 1841 auch Stahl. Die Hütte gab zu Bestzeiten im 19. Jh. bis zu 220 Menschen Arbeit. Kriegsschäden (Ardennenoffensive) an Schloß und Hütte schränkten die Produktion ein, die immer mehr zurückging. 1958 wurde der Betrieb eingestellt, heute sind von der Hütte noch Ruinen zu sehen. Beinahe wäre mit dem Schloß das Gleiche passiert, bis in die 80er Jahre war es ein schwerst beschädigter, einsturzgefährdeter Torso unter einem Notdach von 1961. Das Schloß, daß mittlerweile sehr heruntergekommen und dem totalen Verfall nahe war, wurde 1987-1992 von der Trierer Baugesellschaft instandgesetzt. Seit 1991 ist die Anlage im Besitz des Landkreises Bitburg-Prüm. Bis 1997 wurden die Nebengebäude saniert. Der Großteil des Schlosses ist heute vermietet (Sitz der Investmentgesellschaft Noramco) und nicht zu besichtigen. Bis 1997 wurde auch der vollkommen verwahrloste Barockgarten wiederhergestellt, heute eine einzigartige Anlage inmitten des Waldtales.

Wappen des Abtes Emanuel Limpach im schmiedeeisernen Tor zum Garten. Es zeigt einen Balken, oben begleitet von einem Jagd- oder eher Posthorn und drei Sternen, einer in dem Rund des Hornes, die beiden anderen eines zu jeder Seite, unten von einem springenden Roß. Hie sind die Sterne sogar nur fünfstrahlig. Ganz klein oben eine Inful, beseitet von Krummstab und Schwert.

Das gleiche Wappen taucht zum dritten Mal im Giebelfeld des Gartenpavillons auf, auch hier mit den Insignien des Abtes einer reichsunmittelbaren Abtei ausgestattet: Inful, Schwert und Krummstab.

Blick auf den Gartenpavillon. Südwestlich des Schlosses Weilerbach befindet sich auf mehreren künstlichen Terrassen ein formaler Garten nach französischem Vorbild. Die unterste Ebene, in deren Mittelachse drei runde Bassins mit Fontäne gereiht sind, hat eine Größe von 127 x 75 m. Hangseitig schließen sich zwei weitere, schmälere Terrassen an, auf der obersten Ebene befindet sich das Brunnenhaus.

Liste ausgewählter Echternacher Äbte (unter Hervorhebung der hier vertretenen)
Johann von Winningen = Jean de Winningen (40. Abt 1340-1353)
Johann de Neuville = Jean de Neuville (41. Abt 1353-1362)
Wilhelm von Kerpen (42. Abt 1362-1372)
Hartwin Boos von Waldeck (43. Abt 1372-1375)
Peter von Gymnich (47. Abt 1399-1413)
Nikolaus von Gymnich (48. Abt 1414-1424)
Pierre de Hubines = Peter von Hübingen (49. Abt 1424-1437)
Winand von Gluwel = Wynant de Gluwel (50. Abt 1437-1465)
Colin Plick von Oirwick (51. Abt 1465-1476)
Francis Plick von Oirwick (52. Abt 1476-1477)
Burkard Posswyn = Burkhard Poissgen = Burchard Poszwin von Neuerburg (Abt 1490-1506)
Robert von Monreal (Abt 1506-1539)
Matthias von Lützeradt = Mathias de Lutzeradt (56. Abt 1539)
Gottfried von Aspremont = Godefroid d’Aspremont (Abt 1540-1562)
Antonius Hovaeus = Antoine Hovay = Antoon van Hove = Antonius van der Hoef  (-8.10.1568, 59. Abt 1563-1568)
Martin Maas = Marten Maes a Meerbeeck = Martinus Masius (1520-1585, 60. Abt 1569-1585)
Jean Glatz = Johann Gladt (61. Abt 1586-1594)
Johannes Bertels = Johan Bertels (1544-19.6.1607, 62. Abt 1595-1607)
Pierre Richardot = Petrus Richardotus (ca. 1575-1628, 63. Abt 1607-1628)
Petrus Fisch (64. Abt 1628-1657)
Richard Paschasius (65. Abt 1657-1667)
Philippe de la Neufforge (Neuveforge, Neuforge) (8.5.1621-10.9.1684, 66. Abt 1667-1684)
Willibrord Hotton (67. Abt 1684-1693)
Benedikt Zender = Benoît Zender (68. Abt 1694-1717)
Matthias Hartz (69. Abt 1717-1728)
Gregorius Schouppe (70. Abt 1728-1751)
Michael Hormann (71. Abt 1751-1775) 
Emmanuel Limpach (72. Abt 1775-1793)

Literatur, Links und Quellen:
Informationstafeln am Gebäude
http://www.bitburg-pruem.de/cms/kultur/schloss-weilerbach
http://bwpc08.fh-trier.de:8080/kuDb/servlet/selectionObj?aktSchluessel=5601&anfrageId=a80382b6655
Wappen der Echternacher Äbte:
http://wiesel.lu/heraldik/wappenkunde/eglise/echternach/
Wappen von Emmanuel Limpach:
http://wiesel.lu/heraldik/wappenkunde/eglise/echternach/emmanuel-limpach/
Dr. Jean-Claude Loutsch, Armorial du pays de Luxembourg, 1974, S. 522

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