Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 943
Großherzogtum Luxemburg

Beaufort (Befort), Luxemburg

Die Burg Beaufort ist eine beeindruckende Ruine etwa auf halbem Weg zwischen Echternach und Diekirch im östlichen Luxemburg mit sehr lange zurückreichender und insbesondere wechselhafter Geschichte. Bereits die Römer errichteten hier ein Castellum Belfurti. In karolingischer Zeit wurde Beaufort (oder Beffort) Gaugrafensitz, in hochmittelalterlicher Zeit zu einer gewaltigen Burg ausgebaut, schließlich zugunsten eines höher gelegenen Neubaus verlassen und dem Verfall preisgegeben.

Die erste Bauphase ist um 1100-1200 zu datieren, da entstand die heutige Kernburg, ein bescheidener von Rundtürmen flankierter Block auf dem Felsplateau, vom angrenzenden Sandsteinplateau durch einen tiefen Halsgraben getrennt. Mitte des 12. Jh. wurde der Bergfried erbaut, ferner wurde das Tor versetzt und vergrößert. 1194 ist Walter von Wiltz-Befort Besitzer der Burg. 1312 lebte Carolus von Befort, der eine Rolle im Deutschen Orden spielte. 1348 heiratete Adelheid von Befort Wilhelm (Guillaume) von Orley, und die Burg wechselte an das Haus Orley. Die zweite Bauphase ist um 1380 anzusetzen, als unter Wilhelm von Orley die zweite Mauer entstand, die bis auf 5 m Dicke anschwoll. Die dritte Bauphase ist um 1550 unter Bernhard von Velbrück anzusetzen, der ab 1539 Herr der Burg war, die Unterburg wird vergrößert, die zweite Ringmauer umgibt das größere Areal, und die 12 m dicken Rundtürme entstehen. Die Kurtine der Oberburg wird auf die Angriffsseite hin auf 8 m verstärkt. Die vierte Ausbauphase erlebt die Burg unter Peter Ernst von Mansfeld gegen Ende des 16. Jh., wobei die Velbrückschen Türme und Gebäude zu Renaissance-Wohnungen umgebaut werden.

Blick auf Burg Beaufort vom Tal aus, genau von Süden. Im Vordergrund der markante Hauptturm, dessen dickwandiger Unterbau aus der zweiten und dritten Erweiterungsphase stammt, im dünnwandigen Oberbau aber aus der Renaissance (16. Jh. errichtet, vierte Ausbauphase). Hier an der tiefsten Stelle des Talgrundes reichte der Wassergraben einst um den Turmsockel herum, so daß der Eingang, dessen mit mehreren Gurtbögen gewölbter Stollen durch den Turm hindurch führt, durch eine Brücke gesichert werden konnte.

Blick vom Talgrund auf Burg Beaufort, von Südosten. Der älteste Teil ist hier nicht sichtbar, sondern der Blick fällt im wesentlichen auf Gebäudeteile vom ausgehenden 14. Jh, auf die linkerhand im 16. Jh. ein Renaissance-Flügel mit den charakteristischen riesigen Kreuzstockfenstern der Pre-Renaissance aufgesetzt wurde. Ganz im Vordergrund die zweite, innere Ringmauer, die einst mit einem Wehrgang versehen war und rechterhand zum Wasserturm (nicht mehr im Bild) führt. Den Wassergraben muß man sich dort vorstellen, wo heute ein kleiner Bach die Wiese teilt, früher war er wesentlich tiefer und am diesseitigen Ufer von einer ersten, äußeren Ringmauer umgeben.

Blick von Süden auf den ältesten, höchstgelegenen Teil der Burg, dessen Unterbau um 1150 auf massivem Felsen errichtet wurde. Rechtwinklig daran angrenzend die talseitige Erweiterung der zweiten und dritten Erweiterungsphase, aufgestockt in der Renaissance, rechts im Bild.

Innenseite des Hauptturmes, Doppelwappen über der Tordurchfahrt, links Orley-Beaufort in vollständig gewendeter Form, geviert von Silber und Gold, 1+4: Zwei rote Pfähle, 2+3: rotes Schildhaupt, darin ein fünflätziger silberner Turnierkragen. Heraldisch links de Boulant (Boland, Bollant, von den Herren von Houffalize abstammend) sein, in Blau ein goldenes Kreuz, bewinkelt von je 5 goldenen, widergekreuzten Kreuzchen (d'azur à la croix d'or, accompagnée de 20 croisettes recroisettées, au pied fiché du même). Jean d'Orley, Herr von Beaufort, Sohn von Guillaume d'Orley und von Elise de Wiltz, gestorben zwischen dem 28.10.1490 und dem 27.8.1491, hatte Marie de Boulant geheiratet, gestorben vor dem 14.8.1468.

Stark verwittertes Orley-Beaufort-Wappen über dem 1380 neu gebauten nördlichen Eingang neben dem Schloßbrunnen. Vom Wasserturm aus führte die Ringmauer mit Wehrgang rechtwinklig den Hang hoch und schützte die nördliche Seite der Burg, in der sich dieser Eingang befindet. Hoch über diesem Eingang befindet sich ein Erker, der im Verteidigungsfall als Wurferker verwendet werden konnte.

Sternförmiges Rippengewölbe im Wasserturm der Burg. Der Wasserturm ist Teil der Erweiterungsphase um 1380, als Burg Beaufort zum Tal hin ausgebaut wurde. Er trägt seinen Namen wegen der direkten Lage am einstigen Wassergraben und bildet die nordöstliche Ecke der Verteidigungsanlage. In seinem Kellergeschoß befanden sich die Verliese. Über der hier abgebildeten Halle befindet sich eine Verteidigungsplattform mit interessanten Zwillingsschießscharten.

In der Mitte des achtstrahligen Rippengewölbes des Zentralraumes im Wasserturm befindet sich auf dem restaurierten Schlußstein das Orley-Beaufort-Wappen: Geviert von Silber und Gold, 1+4: Zwei rote Pfähle, 2+3: rotes Schildhaupt, darin ein fünflätziger silberner Turnierkragen.

Der Stammvater der Herren von Beaufort stammt aus dem Hause Wiltz. Als erster Herr von Beaufort tritt 1192/94 ein Walter (Wauthier) von Wiltz und Beaufort auf. Das Wappen der Herren von Wiltz: Golden mit rotem Schildhaupt. Helmzier der Schild zwischen einem offenen goldenen Flug. Helmdecke rot-golden.
Bald nannte sich das Adelsgeschlecht nur noch von Beaufort.
Zur Unterscheidung vom Wiltzer Stammwappen diente ein Turnierkragen, ein klassisches Mittel der Wappendifferenzierung. Wappen Beaufort, Beffort: Gold mit rotem Schildhaupt, darin ein fünflätziger silberner Turnierkragen. Helmzier ein niedriger roter Hut mit goldenem Stulp, obenauf eine goldene Kugel mit Pfauenstoß. Helmdecke rot-golden.
Der Ort Beaufort verwendet übrigens als Ortswappen heute diesen Schild, ergänzt durch einen roten Turm im goldenen Feld.
Die Erbtochter Adelheid von Beaufort heiratete Wilhelm von Orley, und so kam der Besitz 1348 an das Haus Orley, als die Beauforts im Mannesstamm ausstarben. Das Wappenbild der Herren von Orley waren in Silber zwei rote Pfähle. Helmzier ein wachsender goldener Löwe (nach Gruber "Drachenrumpf") zwischen einem offenen schwarzen Flug. Helmdecke rot-silbern.
Die beiden Pfähle finden sich heute modifiziert im Wappenschild des Ortes Bourglinster wieder.
Nach geltenden Regeln der Heraldik wurde das neue Wappen geviert. Das Stammwappen kam in die edleren Felder 1 und 4, das Wappen der zugewonnenen Herrschaft kam in die Felder 2 und 3. Das neue Wappen wurde nur mit einer Helmzier geführt, dem Stammkleinod des Hauses Orley. Die Beaufort-Helmzier entfiel. Geviertes Wappen der Herren von Beaufort, Beffort a. d. H. Orley: Geviert silbern-golden, 1+4: Zwei rote Pfähle, 2+3: rotes Schildhaupt, darin ein fünflätziger silberner Turnierkragen. Helmzier ein wachsender goldener Löwe (auch Rüde) zwischen einem offenen schwarzen Flug. Helmdecke rot-silbern.

Seitlicher Blick auf den restaurierten zentralen Schlußstein in der gewölbten Halle des Wasserturmes vom Ende des 14. Jh.

Kaminblende im Wasserturm, zwar beschädigt, doch ist das beiderseitige Beaufort-Wappen noch gut zu erkennen. Man beachte die elegante gotische Schildform mit der Oberkante aus zwei Bögen und den spitz ausgezogenen Oberecken.

Alle Wappensteine an der Burg stammen also aus der Zeit zwischen 1348 und 1477, der Zeit also, in der die Herren von Beaufort aus dem Hause Orley kamen. In diese Zeit fällt auch die Osterweiterung, an deren Bauten wir die Wappen finden. Denn 1477 wechselte der Besitzer der Burg erneut: Weil Johann von Orley-Beaufort einen Treuebruch seinem Landesherrn gegenüber begangen hatte, wurde die Herrschaft 1477 von Kaiser Maximilian von Österreich eingezogen. Johann Bayer (Beyer) von Boppard wurde nun damit belehnt. Die nächsten Besitzer waren die von Velbrück, sie erlangten Beaufort durch Heirat. Hier ragt besonders Bernard von Velbrück Mitte des 16. Jh. heraus, Oberamtmann, Richter, Vertreter des luxemburgischen Adels bei der Abdankung Karls V in Brüssel 1555. Unter seiner Herrschaft wurde der große Renaissanceflügel den hochmittelalterlichen Mauern aufgesetzt, der heute durch die riesigen Kreuzstockfenster und die dünneren Mauern auffällt.

Nach dieser herausragenden Persönlichkeit drehte sich das Rad der Fortuna erneut in Gegenrichtung: Seine Enkelin heiratete Gaspard de Heu, Parteigänger des niederländischen Widerstandes und der Oranier. Sein Fehler: Er ließ sich von den Spaniern fangen, auf den Prozeß wegen Häresie und Verrats folgte die öffentliche Hinrichtung auf dem Fischmarkt in der Stadt Luxemburg im Jahre 1593 als Landesverräter. Philipp II von Spanien konfiszierte das Gut des für schuldig Befundenen und belehnte Peter Ernst Graf von Mansfeld mit Beaufort. Letzterer war Gouverneur des Herzogtums Luxemburg. Durch Heirat gelangte Beaufort an Henri de Chalon, dann an Gaspard du Bost-Moulin, der den Besitz aufgrund hoher Verschuldung durch die Wirren des 30jährigen Krieges an Johann Baron von Beck verkaufen mußte (Kauf 27.11.1639), Herr von Vidimb, Reichem, Fechges, Heisdorf, Leutnant und Generalfeldmarschall der Provinz Luxemburg in kaiserlichen Diensten, Militärkarriere.

Johann Baron von Beck war der letzte Bewohner von Burg Beaufort. Bereits 1646 begann er einen weitläufigen Neubau im Westen der alten Burg, eine unregelmäßige Vierflügelanlage im Stile der französischen Renaissance mit Lücke zur alten Burg hin. Dieses neue Schloß ist privat bewohnt und nicht zu besichtigen. Über der westlichen Einfahrt befindet sich im Giebel mit der Jahreszahl 1649 das freiherrliche Wappen Beck, als zusammengeschobenes Wappen von zwei Löwen als Schildhaltern präsentiert (kein Photo, da privat):

Gespalten:

Die Farbregelverstöße entsprechen dem Diplom. Zu dem Beck-Wappen gehören zwei Helme:

Danach wurde das Wappen auch abweichend in heraldisch berichtigter Version geführt: Felder 1 und 4: in Gold ein schwarzer, rot bewehrter Adler, Felder 2 und 3 von Silber und Rot geschacht. Helm 2: ein von Silber und Rot geschachtes Brett, darauf ein goldener Stern, Decken rot-silbern.

Johann Baron de Beck wurde 1588 als Sohn eines reitenden Boten geboren. Im Alter von 13 Jahren trat er in Kriegsdienste ein. Seine rasche militärische Karriere verdankte er seiner Beteiligung an der Aufdeckung von 1618 in Prag gegen den Kaiser gesponnenen Verschwörungsplänen. Im 30jährigen Krieg war er unter anderem in Böhmen, vor Nürnberg, bei der Befreiung Ingolstadts und bei der Befreiung von Diedenhofen engagiert. 1637 wurde er vom Kaiser in den Freiherrenstand erhoben. Seine Glanzleistung war der Sieg am 07.06.1640 über die französischen Truppen unter Fouquieres, wodurch Diedenhofen befreit wurde. 1642 wurde er Generalmajor und Zivil- und Militärgouverneur von Luxemburg und Chiny für den spanischen König. Später führte er eigene Kommandos in Nordfrankreich.

Die Jahreszahl 1649 im Wappengiebel ist schon posthum, denn Johann Baron von Beck starb bereits 1648 an einer Verwundung, die er am 20.8.1648 in der Schlacht von Lens im Spanisch-französischen Krieg erhalten hatte, in der Stadt Arras als Gefangener des siegreichen Prince de Condé, einer von 6000 Gefangenen der spanischen Seite. Die Idee, den vor Lens liegenden und taktisch abziehenden französischen Truppen nachzusetzen, war keine besonders gute gewesen, denn so wurde die sichere Stellung leichtfertig aufgegeben. Das neue Schloß wurde von seinem Sohn Johann Georg Freiherr von Beck vollendet.

Im weiteren Verlauf wechseln die Namen der Besitzer von Beaufort ständig durch Heirat und Verkauf: de Berlo, von Gevigny de la Pointe, Comte de l'Epine de la Claireau, Louis Gérard de Briey, 1774 Pierre de Coumont, 1781 Jean Théodore Baron de Tornaco-Vervoy, de Liedekerke-Beaufort, de Lannoy-Clervaux, Even, Linckels. 1759 werden die Herren von Beaufort in den Grafenstand erhoben. Die aufgegebene Burg verfiel und wurde im frühen 19. Jh. sogar als Steinbruch benutzt, bis sie 1850 vom Staat als Kulturerbe erklärt wurde und unter Denkmalschutz gestellt wurde. Seit 1981 ist die Burg Eigentum des Luxemburger Staates, das neue Schloß wird weiterhin privat bewohnt.

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere Band Luxemburg
Otto Gruber: Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der "landeskundlichen Vierteljahresblätter".
Burgführer Schloß Beaufort, Luxemburg
Burg Beaufort:
http://www.beaufort.lu/chateau/burg1.htm ff.
Eintrag „Beck, Johann Baron von“ in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), ab Seite 214.
Roger Bour, Taschenführer durch die Burgen und Schlösser in Luxemburg, Luxemburg 1982, Band 1
Châteaux Luxembourgeois, Luxemburger Burgen und Schlösser, Hrsg. Association des Châteaux luxembourgeois und Office national du Tourisme ONT, 2005, ISBN 2-87996-801-1
http://gbenoit.blogspot.com/2008_02_01_archive.html

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