Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 963
Bollendorf (Verbandsgemeinde Irrel, Eifelkreis Bitburg-Prüm)

Burg Bollendorf

Burg Bollendorf an der Sauer wurde auf einer Felsbank am Ufer des Flusses als Sommerresidenz der Echternacher Äbte gebaut. Es ist eine barocke Anlage, die auf den Resten einer mittelalterlichen Burg steht. Das Hauptgebäude ist entlang des Flusses ausgerichtet, mit der Flußfassade nach Westsüdwest ausgerichtet. Nach Osten springt ein kräftiger Mittelbau vor. Das anschließende hofartige Gelände wird von zwei viertelkreisförmig sich anschließenden Nebengebäuden eingerahmt, zwischen sich eine Zufahrt nach Ostnordost einschließend. Von der alten Burg kündet noch ein Mauerrest mit Turm an der Südspitze der Anlage. Der auf der Hofseite weit vorspringende Mittelrisalit ist dreiachsig. Er wurde unter Abt Grégoire Schouppe (Abt von Echternach 1728-1751) erbaut.

Über dem Hauptportal des Mittelrisalits befindet sich sein Wappen: In Blau auf grünem Boden (Grund) ein natürlicher Storch, der eine natürliche Natter im Schnabel hält, links oben begleitet von einer goldenen Sonne (Farbgebung nach Loutsch, französischer Blason: D’azur à la cigogne au naturel tenant en son bec une couleuvre du même, posée sur une terrasse de sinople, et accompagnée au canton sénestre d’un soleil d’or). Gregorius Schouppe aus Cröv an der Mosel war der 70. Abt von Echternach. Er folgte Mathias Hartz nach und amtierte 1728-1751. Die Inful auf dem Schild sowie das hinter dem Schild mit einem Abtspedum schräggekreuzte Schwert markieren den fürstlichen Rang der Äbte von Echternach. Das Wappen von Echternach selbst, die Schwurhand auf einem Kreuz, taucht hingegen nicht auf.

Die Inschrift verkündet: HOC CASTRUM FORIS AC INTUS TOTUM REFORMAVIT ET AMPLIFICAVIT GREGORIUS ABBAS AC DEKAN EPTERNACENSIS ANNO D(OMI)NI 1739. Dieser Abt hat die Burg also innen und außen komplett erneuert und ausgebaut. Der vorhandene Wohnteil wurde um zwei Flügel ergänzt, einer in Verlängerung des bestehenden Gebäudes nach Süden, und der besagte Mittelteil nach Osten. Auf ihn gehen auch die neuen Wirtschaftsgebäude auf der Innenseite des östlich anschließenden Halbkreises zurück, ferner legte er die Stallungen dahinter an.

Detailaufnahme des Wappens von Grégoire Schouppe. Seine Devise: "Prudentia de coelo" ist auf dem roten Feld unter der ovalen Kartusche zu erkennen.

Blick von Südwesten auf den barocken Mittelrisalit. Über der zentralen Tür das besprochene Wappen. Seit 1797 ist Burg Bollendorf Privatbesitz, zwischenzeitlich beherbergte sie ein Ursulinerinnenkloster. Heute wird die Anlage als Hotel (Hauptgebäude) bzw. als Restaurant (viertelkreisförmiges Wirtschaftsgebäude und Hof) genutzt.

In der Hofmauer befindet sich ein zweites, sich nach Norden öffnendes Zufahrtstor. Im Giebelfeld weist die Datierung zwar auf das Jahr 1776 hin, tatsächlich stammt es aus der Regierungszeit von Abt Peter Richardt. 1776 könnte auf eine Instandsetzung unter Abt Michael Hormann hinweisen. Rechts und links über dem Bogen zwei Wappenovale. Peter Richardt (Abt von Echternach 1607-1628) ließ sein Wappen auch seitlich am Kaminmantel im Innern des Mittelrisalites anbringen. Er war es, der vor Schouppe die alte Burg 1619 zum Wohnbau ausbauen ließ. Die Initialen "PR" und der Abtsstab sind als Maueranker im Nordgiebel zu sehen. Ganz rudimentät ist das Familienwappen noch zu erkennen, welches in Blau zwei schräggekreuzte goldene Palmzweige zeigt, begleitet von vier (1:2:1) goldenen, fünfstrahligen Sternen. Peter Richardt oder frz. Pierre Richardot entstammt der Familie der Richardot de Choisey, die aus der Franche-Comté stammen und ein Schloß in Choisey im frz. Jura besitzen. Der frz. Blason wäre d’azur à 2 palmes passées en sautoir cantonnée de 4 étoiles à 5 rais le tout d'or. Eine Spur dieses Wappens erkennt man unten in der rechten Abbildung im ersten Viertel des gevierten Schildes.

Ein weiteres Wappen befindet sich im Südosten des Schlosses an einem barocken Gartenhaus, das heute inmitten eines verwahrlosten und unzugänglichen Geländes liegt. Es ist das des Abtes Michael Hormann, der 1768 Garten und Pavillon anlegen ließ (ohne Abb.)

Liste ausgewählter Echternacher Äbte (unter Hervorhebung der hier vertretenen)
Johann von Winningen = Jean de Winningen (40. Abt 1340-1353)
Johann de Neuville = Jean de Neuville (41. Abt 1353-1362)
Wilhelm von Kerpen (42. Abt 1362-1372)
Hartwin Boos von Waldeck (43. Abt 1372-1375)
Peter von Gymnich (47. Abt 1399-1413)
Nikolaus von Gymnich (48. Abt 1414-1424)
Pierre de Hubines = Peter von Hübingen (49. Abt 1424-1437)
Winand von Gluwel = Wynant de Gluwel (50. Abt 1437-1465)
Colin Plick von Oirwick (51. Abt 1465-1476)
Francis Plick von Oirwick (52. Abt 1476-1477)
Burkard Posswyn = Burkhard Poissgen = Burchard Poszwin von Neuerburg (Abt 1490-1506)
Robert von Monreal (Abt 1506-1539)
Matthias von Lützeradt = Mathias de Lutzeradt (56. Abt 1539)
Gottfried von Aspremont = Godefroid d’Aspremont (Abt 1540-1562)
Antonius Hovaeus = Antoine Hovay = Antoon van Hove = Antonius van der Hoef  (-8.10.1568, 59. Abt 1563-1568)
Martin Maas = Marten Maes a Meerbeeck = Martinus Masius (1520-1585, 60. Abt 1569-1585)
Jean Glatz = Johann Gladt (61. Abt 1586-1594)
Johannes Bertels = Johan Bertels (1544-19.6.1607, 62. Abt 1595-1607)
Pierre Richardot = Petrus Richardotus (ca. 1575-1628, 63. Abt 1607-1628)
Petrus Fisch (64. Abt 1628-1657)
Richard Paschasius (65. Abt 1657-1667)
Philippe de la Neufforge (Neuveforge, Neuforge) (8.5.1621-10.9.1684, 66. Abt 1667-1684)
Willibrord Hotton (67. Abt 1684-1693)
Benedikt Zender = Benoît Zender (68. Abt 1694-1717)
Matthias Hartz (69. Abt 1717-1728)
Gregorius Schouppe (70. Abt 1728-1751)
Michael Hormann (71. Abt 1751-1775) 
Emmanuel Limpach (72. Abt 1775-1793)

Literatur, Quellen und Links:
Paul Clemen, Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, 12. Band I, Kunstdenkmäler des Kreises Bitburg, 1927, Verlag L. Schwann, Düsseldorf, S. 74 ff.
Denkmaltopographie der Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz, Kreis Bitburg-Prüm 9.2, Stadt Bitburg, Verbandsgemeinde Bitburg-Land und Irrel, Wernersche Verlagsgesellschaft Worms, 1997, ISBN 3-88462-132-7
Wappen der Echternacher Äbte:
http://wiesel.lu/heraldik/wappenkunde/eglise/echternach/
Wappen von Gregorius Schouppe (Abt 1728-1751):
http://wiesel.lu/heraldik/wappenkunde/eglise/echternach/gregorius-schouppe/
Dr. Jean-Claude Loutsch, Armorial du pays de Luxembourg, 1974, S. 722
ein herzliches Dankeschön für wertvolle Hinweise zu den Richardot de Choisey an die Herren Gernot Ramsauer, Andreas Janka und Laurent Granier

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