Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 986
Bamberg (Oberfranken)

Kapuzinerstraße 25 (Rotenhan-Palais)

In der Kapuzinerstraße 25 steht eines der größten und prächtigsten ehemaligen Bamberger Adelspalais, das barocke Rotenhan-Palais. Das aus Sandstein erbaute Massivgebäude ist dreistöckig und neunachsig. Die mittleren drei Achsen springen risalitartig minimal aus der Fassadenlinie vor, werden aber nicht durch einen Giebel hervorgehoben; die Dachtraufe des Satteldachs ist durchgehend. Die große Toreinfahrt im Erdgeschoß, die hier alle drei Fensterachsen ersetzt, wird von einem Altanvorbau auf zwei Säulen eingerahmt. Das Adelspalais wurde 1711-1718 erbaut für Joachim Ignaz von Rotenhan. Auf der rechten Seite ist hinten ein langer Seitenflügel von 1911 angebaut in Formen, die denen des Hauptgebäudes ähneln.

1825-1832 war das Palais im Besitz von Franz Ludwig von Horntal. 1844-1999 diente das Palais nacheinander als Filiale der königlich-bayerischen Bank, als königliches Landrentamt, als Finanzamt, als Straßenbauamt und schließlich als staatliches Gesundheitsamt. Das repräsentative Anwesen wird seit 1999 von der Bamberger Otto-Friedrich-Universität als zentrales Verwaltungsgebäude genutzt (Standort K25); hier befindet sich das "Studierenden-Service-Centre", das beinhaltet im Rückgebäude die Studentenkanzlei, im EG die Studienberatung, im 1. OG das Prüfungsamt und im 2. OG das Akademische Auslandsamt sowie im 3. OG das Universitätsarchiv. Weitere im Gebäude ansässige Einrichtungen sind das Bamberger Zentrum für Lehrerbildung, das Praktikumsamt für Lehrämter, das Eltern-Service-Büro und die Kontaktstelle Studium und Behinderung.

In der Mittelachse des Gebäudes ist über dem Fenster des ersten Obergeschosses anstelle eines Dreiecksgiebels dieser prunkvolle Wappenstein angebracht, vielleicht von Balthasar Esterbauer oder Daniel Friedrich Humbach, der aber nach Waschka aus der Werkstatt des Hofbildhauers Johann Nikolaus Resch (1660-1716, danach Weiterführung seiner Werkstatt durch die Witwe) stammen soll, sie sieht im Ableben des Meisters 1716 kein Hindernis für den 1717 datierten Stein. In der Mitte ist eine Mondsichelmadonna bzw. Schutzmantelmadonna mit dem Kinde abgebildet, mit der Mondsichel und der Schlange als Symbol des Bösen zu ihren Füßen, auf dem Haupt eine Krone, die der Kaiserkrone des Reichs gleicht. Darunter trägt eine üppig gerahmte Inschrift den Wortlaut "SVB VIRGINIS VMBRA 1717", unter dem Schirm = Schutz der Jungfrau. In die Wolkenbäusche des Rahmens sind hier drei Engelsköpfe integriert, deren mittlerer eine große Ähnlichkeit mit dem Gesicht des Jesuskindes aufweist. Unten rahmen Akanthusranken die Kartusche. Rechts und links der Himmelskönigin stehen zwei Engel in seitlich gebogener, ungelenker Pose, zum Kopf der Maria aufsehend und einen Lorbeerkranz bzw. einen Palmzweig reichend. Mit der äußeren Hand greifen sie die nach außen geneigten Wappen des Bauherrn und seiner Frau, wobei die Vollwappen noch einmal von einer üppig verzierten Kartusche umrahmt werden.

Heraldisch rechts befindet sich das Wappen für Joachim Ignaz Heinrich von Rotenhan (6.12.1662-19.5.1736), in Silber ein schrägrechter roter Wellenbalken, oben links begleitet von einem roten fünfzackigen Stern. Als Kleinod wird zu rot-silbernen Decken ein stehender roter Hahn geführt, hier einwärts gewendet. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Bay Seite: 20 Tafel: 14, Band: Bay Seite: 54 Tafel: 56, Band: ThüA Seite: 81 Tafel: 64, Band: Bö Seite: 163 Tafel: 73 und im Münchener Kalender 1908. Im Scheiblerschen Wappenbuch ist es auf Folio 187 zu finden. Diese fränkische Familie war ein Geschlecht der fränkischen Reichsritterschaft des Kantons Baunach, das seit 1313 das Erbkämmereramt des Hochstifts Bamberg innehatte. Zu Anfang des 14. Jh. bildeten sich die Hauptlinien zu Rentweinsdorf und zu Merzbach heraus. Joachim Ignaz von Rotenhan entstammt der Linie zu Untermerzbach. Er war Landrichter, Hochfürstlich Bambergischer Hof- und Geheimer Rath, kurmainzischer Kammerherr und Oberamtmann zu Schachtenberg. Er ließ nicht nur dieses Bamberger Stadtpalais erbauen, sondern auch die Simultankirche in Untermerzbach. Er war der Sohn von Georg Wolf von Rotenhan zu Untermerzbach (1615-1695), der zunächst Domherr zu Bamberg und Würzburg war, resignierte, dann Kammerherr und Landhofmeister im Dienste des Bamberger Fürstbischofs sowie kaiserlicher Landrichter wurde. Die Mutter des Bauherrn war Margaretha Susanna von Neuhausen, die Tochter von Julius Rudolph von Neuhausen und Agnes Agatha Voit von Salzburg.

Joachim Ignaz Heinrich von Rotenhan heiratete in erster Ehe Maria Elisabeth von Wernau (-1702), die Tochter von Veit Wolf von Wernau und Anna Elisabeth von Freyberg zu Eysenberg. Aus dieser Ehe entsprossen 12 Kinder. Nach dem Tod der ersten Frau heiratete er in zweiter Ehe am 22.11.1703 Maria Amalia Truchseß von Wetzhausen (18.10.1682-28.4.1762), die Tochter von Hans Eitel Truchseß von Wetzhausen (1647-1687) und Magdalena Dorothea von Franckenstein zu Ullstadt). Aus dieser Ehe entsprossen 4 Kinder, darunter Johann Carl Alexander von Rotenhan, 1774 Reichsgraf von Rotenhan zu Merzbach, und Philipp Rudolph Heinrich von Rotenhan, 1719 Domherr in Würzburg, 1736 Kapitelmitglied, 1756 Propst des Ritterstifts Comburg.

Hier sehen wir das Wappen der zweiten Ehefrau; der Schild ist golden mit zwei in zwei Reihen silbern-rot geschachten Balken, auf dem Helm mit rot-goldenen Decken werden zwei wie der Schild bez. Büffelhörner (Balken als Spangen) geführt, dazwischen ein Jungfrauenrumpf in roter Gewandung mit goldenem Zopf und ebensolcher Krone (Siebmacher Band: SchwA Seite: 31 Tafel: 21, Band: SchlA1 Seite: 111 Tafel: 80, Band: PrA Seite: 99 Tafel: 72, Band: PrGfN Seite: 25 Tafel: 19, Band: ThüA Seite: 88 Tafel: 69, Band: Bad Seite: 80 Tafel: 47, Rahrbach S. 275-279, Schöler S. 107, T. 13).

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@49.8941446,10.8852877,20.45z - https://www.google.de/maps/@49.8941446,10.8852877,51m/data=!3m1!1e3
Liste der Baudenkmäler:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkm%C3%A4ler_in_Bamberg/Innere_Inselstadt#Kapuzinerstra%C3%9Fe
Genealogie: "Die Künßberg Saga" von D. Frhr. v. Künßberg:
https://gw.geneanet.org/frhrvk?lang=en&n=von+rotenhan&oc=0&p=joachim+ignaz+heinrich
von Rotenhan:
https://de.wikipedia.org/wiki/Rotenhan_(Adelsgeschlecht)
Truchseß von Wetzhausen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Truchse%C3%9F_von_Wetzhausen
Joh. Octavian Salver, Proben des hohen deutschen Reichs Adels oder Sammlungen alter Denkmäler
http://books.google.de/books?id=ZONWAAAAcAAJ - https://books.google.de/books?id=oPlPAAAAcAAJ - https://www.google.de/search?ei=op6fW9fQMMatsAH5gJ-gBA S.694
Adelheid Waschka: Die Bildhauer Häußler, Johann Nikolaus Resch und Leonhard Gollwitzer (1682-1737), Barockunternehmer und ihre Werke im Raum Staffelstein:
http://www.kis-badstaffelstein.net/mediapool/43/432564/data/Kunst_Kultur_in_Bad_Staffelstein_I_Barockunternehmer_219-238.pdf

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