Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1228
Gudenau (zu Wachtberg, Rhein-Sieg-Kreis)

Wasserschloß Gudenau (2)

Die Waldbott von Bassenheim
Die Waldbott von Bassenheim sind eine rheinländische Familie, nach Bassenheim bei Koblenz benannt. Der Name Waldbott kommt daher, daß sie ab 1267 das Walpodenamt der Grafen von Diez innehatten. Ihr Stammhaus ist die Burg Waltmannshausen bei Hadamar. Bassenheim bekamen die Walpoden vor 1300. Dadurch wurden aus den Walpoden von Waltmannshausen die Walpoden von Bassenheim.

So hießen sie zuerst "Walpod", was sich später in "Waldbott" änderte. Der Name kommt also nicht von "Wald", sondern von "Gewalt", "walten" - denn Walpode bezeichnet im Rheinland einen Bevollmächtigten, einen Gewaltboten, jemanden mit Herrschafts- und Vollzugsbefugnis. Aus der Amtsbezeichnung hat sich dann der Familienname entwickelt, ergänzt durch den Sitz. Ähnliche Familiennamen, die sich aus einem Amt entwickelt haben, sind Schenk, Truchseß etc.

Die weitverzweigte Familie der Walpoden nannte sich nach ihren jeweiligen Sitzen: So gibt es neben den Waldbott von Bassenheim auch die die Walpoden Herren zu Waltmannshausen (älteste Linie auf der Stammburg), die Walpoden von Andernach (1337, offensichtlich identisch mit den Walpoden von Bassenheim), die Walpoden von Ulmen (1321-1472, frühe Abzweigung der Walpoden von Waltmannshausen und eigentlich die begütertere Hauptlinie) und die Waltpot von Pfaffendorf (1370-1621). Urkundlich sind ferner die Walpoden von Koblenz 1294, die Walpoden von Braubach 1300, die Walpoden von Münstermaifeld 1305, die Walpoden von Lahnstein 1305, die Walpoden von Polch 1337, die Walpoden von Vallendar 1344 und die Walpoden von Girsenach 1381.

Die Linie, die zur wichtigsten und erfolgreichsten werden sollte, stieg erst in späteren Jahrhunderten zu ihrem Zenit auf: Die Waldbott von Bassenheim, die sich ebenso von den Walpoden von Waltmannshausen ableiten und den Namen ihres neuen Stammsitzes bei Koblenz annahmen.

Eine wichtige Heirat, die diesen Aufstieg einleitete, war die von Otto Waldbott von Bassenheim (gest. 1507) um 1477 mit Apollonia von Drachenfels, der Schwester von Clas (Clais, Klaus) von Drachenfels, denn aufgrund eines Erbfalles bekamen die Waldbott Burg Gudenau bei Wachtberg, das sie später zum Schloß ausbauten, und die Hälfte der Einkünfte aus dem sog. Drachenfelser Ländchen. Auch Burg Olbrück kam dabei an die Waldbott. Als die Familie der Burggrafen von Drachenfels am 3.5.1530 im Mannesstamm ausstarb, kam es zu langen Erbauseinandersetzungen zwischen den von Mylendonk und den Waldbott als Erben bis zu einer gleichberechtigten Teilung 1616. Erst 1642 bekam Ferdinand Waldbott auch den Rest des Drachenfelser Gebietes von Köln zu Lehen, nicht ohne noch 1695 eine Abfindung an die Herzöge von Croy zu zahlen. Die Waldbott zu Bassenheim waren damit nicht nur Herren zu Gudenau, sondern auch Erbburggrafen des Erzstifts Köln. Der Ausbau der Residenz Gudenau zum Wasserschloß und die Prozeßkosten wegen Drachenfels waren zeitweise für die Familie ruinös.

Abb.: Blick von der Gartenseite auf das Herrenhaus, welches mit seinen vier Flügeln einen Binnenhof einschließt und eine kleine Terrasse dreiseitig umgreift. Photo 2009.

Teilungen der Walpoden von Bassenheim in verschiedene Linien
Im 16. Jh. teilte sich die Familie in drei Linien: Waldbott zu Bassenheim, Waldbott zu Olbrück (später Bornheim) und Waldbott zu Gudenau. Anton Waldbott v. Bassenheim (- 17.2.1537), Sohn von Otto Waldbott v. Bassenheim (- 1498) und Apollonia v. Drachenfels, verfaßte am 3.6.1535 ein Testament, in dem er das Gebiet unter seine drei Söhne aufteilte:

Johanns Linie spaltete sich wiederum in drei weitere Unterlinien auf. Johann, 1573 kurkölnischer Rat, 1583 Amtmann zu Bonn, war vermählt in erster Ehe mit Barbara Gräfin v. Nesselrode und in zweiter Ehe mit Katharina Cämmerer v. Worms gen. v. Dalberg (- 5.8.1615), und die relevanten Söhne waren:

Abb.: Blick vom Garten aus auf die Schloßinsel, im Vordergrund die dreiflügelige innere Vorburg, links im Hintergrund das Herrenhaus, und zwischen beiden überspannt eine mehrbogige Steinbrücke den Schloß-See. Photo 2009

Die Wappen an der Balkonbrüstung über dem Eingang zur Hauptburg
Über dem Eingang in das Inselschloß jenseits der über den Schloß-See führenden Steinbrücke finden wir an einer schmucken Balustrade ein barockes Ehewappen mit gleichem Inhalt in beiden, leicht auseinandergedrehten ovalen Kartuschen. Die weitläufig verzweigten Waldbott von Bassenheim waren in drei Hauptzweige aufgespalten, und hier hatte jemand aus der Linie zu Gudenau eine entfernte Verwandte aus der Linie zu Bornheim geheiratet.

Photo 2019

Photo 2009

Photo 2019

Der Wappenstein ist datiert auf 1708 und gehört zu Maximilian Hartard Freiherr Waldbott v. Bassenheim (- 16.2.1734), Erbburggraf zu Drachenfels, Herr zu Gudenau, Merl, Odenhausen, Villip, Ödingen, Nothhausen, Nierendorf, Rüxheim, Billig, Amtmann zu Godesberg und Mehlem, kurkölnischer Kämmerer, Geheimrat, 1713 Obersthofmarschall, vermählt mit Maria Magdalena Rosina Adolphina Waldbott v. Bassenheim (- 29.10.1759), Tochter von Ferdinand Waldbott v. Bassenheim, Herr zu Bornheim und Heimertzheim, kurkölnischer Kämmerer, 1667 Hofrat, Amtmann zu Linz und Altwied, und Odilia Godefreda von Rauschenberg (1652 - 1733). Der Inhalt ist identisch, zwölffach rot-silbern geständert (Stammwappen Waldbott von Bassenheim). Schildhalter sind die beiden silbernen, auswärts blickenden Schwäne.

Die Linie zu Gudenau und ihre Genealogie
1663 kam es zu einem weiteren Gebietszuwachs: Die Burg Odenhausen, ein Lehen der Abtei Siegburg, wurde erworben. Die Waldbott zu Gudenau wurden 1659 Reichsfreiherren: Otto Werner von Waldbott bekam die Reichsfreiheit für einen Teil seines Territoriums als Konsequenz eines Gebietstausches mit dem Herzog von Jülich, ein Waldbott-Anteil an Landskron (Ahr) gegen das frisch reichsunmittelbare Lehen Villip (Landschloß). Die Waldbott-Gudenau starben am 31.8.1735 mit Joseph Klemens Waldbott v. Bassenheim im Mannesstamm aus, Gudenau und Odenhausen gingen über die Erbtochter Maria Alexandrina Odilia Theres Freiin Waldbott v. Bassenheim (- 4.3.1744) an die von der Vorst-Lombeck, das Lehen Drachenfels ging an die Linie Waldbott von Bassenheim zu Bornheim, später 1778 durch Kauf auch an Clemens August von der Vorst-Lombeck).

Photo 2009

Abb.: Blick in den Zwischenraum zwischen Herrenhaus zur Linken und innerer Vorburg zur Rechten. In der Bildmitte der mächtige Torturm, links daneben der ehemalige alte Wohnturm mit geschweiftem Dach. Die weiter unten besprochenen Statuen mit Wappenschilden flankieren links im Bild den Zugang zum Herrenhaus. Photo 2009

Die Wappen hoch über dem Eingang zur Hauptburg
Ganz hoch oben am Torturm zum Schloßkomplex auf der Insel befindet sich ein Ehewappen von Otto Werner Freiherr Waldbott v. Bassenheim (1636 - 1689) und seiner Frau Maria Alexandrine Elise v. u. z. Velen u. Megen (geb. 28.10.1636, Tochter von Friedrich Wilhelm Freiherr von Velen und Papenburg, Droste des Landes Papenburg). Dieser Otto Werner war eines der macht- und territorialpolitisch erfolgreichsten Familienmitglieder, er sorgte für den größten Zuwachs an Titeln und Einfluß. Er war es, der 1659 den geschickten Tausch mit dem Herzogtum Jülich anbahnte, der letztendlich dazu führte, daß Villip mit Gudenau zu einer Reichsherrschaft erhoben wurde, was den 1664 Reichsfreiherr Gewordenen zum reichsunmittelbaren Herrscher über ein vergleichsweise kleines, aber reichständisches Gebiet machte. Hinsichtlich des Landes war Otto Werner reichständisch, hinsichtlich der Burg Lehnsmann von Köln, dazu war er Erbburgraf zu Drachenfels, Herr zu Merl, Odenhausen (gekauft 1663), Ödingen, Nothausen (Noithausen), Nierendorf, Rüxheim (Roitzheim), Billig, Kuchenheim, Pfandherr zu Wolkenburg, Königswinter und Horchheim, Amtmann zu Godesburg, Nürburg und Mehlem.

Photo 2019

Links sehen wir den gekrönten Schild der Waldbott von Bassenheim: Der Schild ist zwölffach rot-silbern geständert. Das Oberwappen fehlt und ist durch eine Krone ersetzt. Der Schild wird durch zwei unten mit ihren Stielen schräggekreuzten Palmzweigen gerahmt, dem Stil der Zeit entsprechend. Photo 2009

Rechts befindet sich das Wappen der Ehefrau, Maria Alexandrine Elise v. u. z. Velen u. Megen (geb. 28.10.1636, Tochter von Friedrich Wilhelm Freiherr von Velen und Papenburg, Droste des Landes Papenburg). Das Wappen der von Velen zeigt in Gold drei rote Vögel balkenweise. Die Vögel werden in der Literatur auch als gestümmelt (Merletten) angegeben, hier sind jedoch Schnäbel und Beine zu sehen. Wie bei dem Wappen des Ehemannes wird der Schild ohne Oberwappen, aber mit Krone geführt und hat zum Schmuck zwei Palmzweige. Das korrekte Oberwappen wäre auf einem Helm mit rot-goldenen Decken zwischen einem rechts goldenen links roten Adlerflug oben angestemmt ein goldenes Schildchen mit drei roten Vögeln (Merletten) balkenweise.

Dieses Stammwappen finden wir später noch in mehreren vermehrten Varianten. Die Familie wurde am 10.10.1641 in den Grafenstand erhoben und erlosch 1733. Grafen von Velen und Megen: Geviert mit Herzschild. Hauptschild geviert: Feld 1: Von Rot und Gold geteilt Feld 2: In Gold ein blauer Balken Feld 3: In Rot eine goldene liegende Brezel. Feld 4: In Rot ein silbernes sechsspeichiges Wagenrad (Rad). Herzschild: In Gold drei rote Vögel (Merletten) balkenweise. 5 Helme: Helm 1 (rechts außen): gekrönt, geschlossener silberner Flug. Helm 2 (rechts der Mitte): rot-golden bewulstet, rot-golden geteilter offener Flug. Helm 3 (Mitte): rot-golden bewulstet, zwischen einem rechts goldenen und links roten offenen Adlerflug angestemmt ein goldenes Schildchen mit drei roten Vögeln (Merletten) balkenweise. Helm 4: (links der Mitte): gekrönt, goldener Flug mit beiderseits einem blauen Balken. Helm 5 (links außen): wachsender Mohrenrumpf in rotem Gewand und mit rotem flachen Hut mit abflatternden roten Bändern. Decken rechts rot-golden, links blau-golden.

Das Wappen findet sich übrigens auch wieder im Wappen der Freiherren von Landsberg-Velen: Geviert: Feld 1 und 4: In Gold ein roter Balken mit silbernem Schräggitter (ein silbern schräggegitterter roter Balken). Feld 2 und 3: In Gold drei rote Vögel (Merletten) balkenweise. Zwei Helme: Helm 1 (rechts): Auf dem gekrönten Helm mit rot-goldenen Decken ein roter Fuchs zwischen einem rechten roten und einem linken goldenen Palmzweig. Reif der Krone wie der Balken gestaltet. Helm 2 (links): Auf dem bewulsteten Helm ein goldenes Schildchen mit drei balkenweise gestellten roten Vögeln (Merletten) oben angestemmt zwischen einem rechts goldenen und links roten Adlerflug. Entsprechend finden wir das Stammwappen Velen auch im Wappen der Grafen von Landsberg, Gemen und Velen (Grafendiplom 15.10.1840): Geviert mit geviertem Herzschild: Hauptschild geviert: Feld 1 und 4: In Gold ein silberner, mit drei roten Pfählen belegter Balken. Feld 2 und 3: In Gold ein blauer Balken. Herzschild geviert: Feld 1 und 4: In Gold ein roter Balken mit silbernem Schräggitter (ein silbern schräggegitterter roter Balken). Feld 2 und 3: In Gold drei rote Vögel (Merletten) balkenweise. Vier Helme: Helm 1 (ganz rechts): auf dem gekrönten Helm ein schwarzer geschlossener Adlerflug, bestreut mit zehn goldenen Seeblättern. Helm 2 (Mitte rechts): Auf dem rot, silbern gegittert bewulsteten Helm mit rot-goldenen Decken ein roter Fuchs zwischen einem rechten roten und einem linken goldenen Palmzweig. Helm 3 (Mitte links): Auf dem gekrönten Helm ein goldenes Schildchen mit drei balkenweise gestellten roten Vögeln (Merletten) oben angestemmt zwischen einem rechts goldenen und links roten Adlerflug. Helm 4 (ganz links): auf dem gekrönten Helm mit blau-goldenen Decken ein goldener, mit einem blauen Balken belegter geschlossener Adlerflug.

Portal im Innenhof zum Herrenhaus. Photo 2019.

Die Wappen im Innenhof der Hauptburg
Nach Betreten des Inselschlosses gelangt man in den Hof der inneren Vorburg. Rechterhand liegt das eigentliche vierflügelige Herrenhaus, zu dem ein barockes Portal jenseits eines kleinen Gärtchens führt. Dieser Zugang wird flankiert von zwei freistehenden Statuen, die als Schildträgerinnen fungieren. Beide barocken Darstellungen bilden gemeinsam ein Ehewappen mit gleichem Inhalt, denn hier hatte jemand aus der Linie zu Gudenau eine entfernte Verwandte aus der Linie zu Bornheim geheiratet. Man beachte, daß hier die Schildchen auf den Flügeln der Helmzier ebenfalls Ovalform annehmen wie der eigentliche Schild in seiner barocken Darstellung.

Photos 2009

Die Wappen gehören zu Maximilian Hartard Freiherr Waldbott v. Bassenheim (- 16.2.1734), Erbburggraf zu Drachenfels, Herr zu Gudenau, Merl, Odenhausen, Villip, Ödingen, Nothhausen, Nierendorf, Rüxheim, Billig, Amtmann zu Godesberg und Mehlem, kurkölnischer Kämmerer, Geheimrat, 1713 Obersthofmarschall (optisch linke Statue, unten im Bild und mit Detailausschnitt), vermählt mit Maria Magdalena Rosina Adolphina Waldbott v. Bassenheim (- 29.10.1759, optisch rechts Statue, oben im Bild und mit Detailausschnitt). Maria Magdalenas Bruder Johann Jacob war übrigens Direktor der Ritterschaft und Hofkammerpräsident, Herr zu Bornheim, Olbrück, Waldorf und Heimertzheim, Burggraf zu Drachenfels, Geheimer Conferenz- und Staatsminister, Amtmann zu Brühl und Königsdorf, Amtsverwalter zu Hülchrath und Erprath.

Photos 2009

Diese Statuen sind Teil eines repräsentativen Ausbauprogrammes, das dem Schloß entsprechend der relativ neuen reichständischen Würde neuen Glanz verleihen soll: Balustrade am Torturm, Portal des Herrenhauses mit den beiden Statuen und die barocke Terrasse zum See gehören der selben Bauphase an. Repräsentation war das Ziel und Hervorhebung des hervorgehobenen Status der Schloßbesitzer. Ein nettes Detail zeigt dieses an: Der Torturm zur inneren Vorburg bekam toskanische Säulen, das Portal zum Herrenhaus Säulen mit ionischen Kapitellen und schließlich finden wir in der Kapelle korinthische Kapitelle, eine klassische Abstufung, die hier für die Abgrenzung der Bereiche und Rangstufen für Untertanen, Herr und schließlich Gott steht.

Lapidarium: Alte Grenzsteine mit Wappen
Rechterhand des Portals zum Herrenhaus sind einige alte Grenzsteine aufgestellt, von denen die meisten das Wappen der Waldbott von Bassenheim tragen. Aber auch andere Steine sind vertreten wie z. B. der Wechselzinnenbalken der von Nesselrode, mit einem Ordenskreuz unterlegt, oder das Kurkölner Kreuz (1734).

     
   

Photos 2019.

Die Wappen in den Scheitelsteinen der Vorburg
In der Vorburg finden sich drei Ehewappen von Otto Werner Freiherr Waldbott v. Bassenheim (1636 - 1689) und seiner Frau Maria Alexandrine Elise v. u. z. Velen u. Megen (geb. 28.10.1636). Otto Werner war derjenige, der den größten Zuwachs an Titeln und Einfluß in der Familie erfuhr, der seine Herrschaft durch geschickte Politik reichsunmittelbar machte, er war es auch, der die Vorburg mit diesen auf dem Schlußstein jeweils wappengeschmückten Durchfahrtsbögen ausstattete. Drei davon sind erhalten, alle drei zeigen einen gespaltenen Schild mit Ehewappen, die rechte Spalthälfte zeigt das Wappen der Waldbott von Bassenheim, die linke Spalthälfte das Wappen von Velen. Ein Oberwappen mit Helmen und Kleinoden gibt es für keinen der beiden Partner, denn der Schild wird oben mit einer Krone abgeschlossen.

Schlußsteine Vorburg, Photos 2009

die beiden Schlußsteine wie oben, Photos 2019

Aufbau der drei gleich gestalteten Wappensteine:

Maria Alexandrine Elise v. u. z. Velen u. Megen war die Tochter von Friedrich Wilhelm Freiherr von Velen und Papenburg, Droste des Landes Papenburg. Deshalb ist hier das Velen-Stammwappen mit dem Papenburger Löwen geviert. Die Stadt Papenburg führt seit 1807 in Rot einen abgewandten schwarzen, golden gekrönten, blaugezungten und ebenso bewehrten Löwen, offizielle Verleihung 1860. Diese unheraldische Tingierung beruht vermutlich auf einem Fehler, die Originalfarben lassen sich nicht feststellen. Das Wappen geht zurück auf das 1150 bis 1230 auf der Papenburg ansässige Adelsgeschlecht "von Papenburg", welches bereits diesen abgewandten Löwen führte. 1230 starben sie aus, und neuer Besitzer der Papenburg wird das Hochstift Münster. Die Burg wird als Lehen vergeben. Das alte Löwenwappen gerät in Vergessenheit. Um 1620 wird Frederick von Schwarzenberg mit der Papenburg belehnt, und der Löwe taucht wieder als Symbol für Papenburg heraldisch auf, in rot-schwarzer Tingierung. 1631 übernehmen die Drosten aus dem Geschlecht der von Velen das Lehen. Sie führen ebenfalls den Löwen als Symbol für die Burg in ihrem gevierten Schild. Für die Stadt, die lange ein Schiff als Siegelsymbol verwendete, kam der Löwe erst 1807 in Gebrauch als Kommunalwappen und ab 1860 als Stadtwappen, neuerdings noch mit einem goldenen Fadenbord.

Photo 2009

Das Wappen der Waldbott ist durch die ganzen Jahrhunderte fast unverändert geblieben, jede Generation hat die Schönheit und Prägnanz des rot-silbern geständerten Schildes geschätzt. Eine Familie, die einst zu den mächtigsten und wichtigsten des Rheinlandes gehörte, reichlich Besitzungen angehäuft hatte und damit genug Gelegenheit hatte, um ihr Wappen zu vermehren, blieb bei dem schlichten und schönen Stammwappen. Das ist vorbildlich, denn jede Veränderung hätte diese klare Graphik der Ständerung optisch gemindert. Mit einer, eben dieser einen Ausnahme. Die Behauptung (vgl. Siebmachers Wappenwerk, Grafen), daß selbst gevierte Schilde mit den Wappen der übernommenen Besitzungen überhaupt nicht vorkommen, läßt sich - wie diese Bilder belegen - nicht halten: Hier finden wir an den Wirtschaftsgebäuden der Vorburg gleich dreimal einem achtfeldrigen Schild, wo die vordere Spalthälfte des Ehewappens von der Bassenheimer Ständerung und dem Drachenfelser Drachen geviert ist. Es ist aber das einzige mir bekannte Beispiel eines vermehrten Wappens für die Waldbott von Bassenheim.

Die Wappen an der Stirnseite des Südflügels
Die dreiflügelige innere Vorburg ist auf der einen Seite durch den mächtigen Torturm an den Gebäudekomplex des Herrenhauses angebunden, auf der Rückseite des Schlosses aber ist ein Zwischenraum, durch den der Weg zur rückseitigen Steinbrücke über den Schloß-See führt. An der Stirnwand des hier endenden Flügels der inneren Vorburg befindet sich dieser barocke Wappenstein, ein Allianzwappen mit zweimal vorhandener 12facher, rot-silberner Ständerung in zwei ovalen Kartuschen, überhöht von einer beide Ovalkartuschen überspannenden Krone und gerahmt von zwei unten mit den Stielen schräggekreuzten und zusammengebundenen Palmzweigen.

Photo 2009.

Das auf 1710 datierte Allianzwappen gehört ebenfalls zu Maximilian Hartard Freiherr Waldbott v. Bassenheim (- 16.2.1734) und seiner Frau Maria Magdalena Rosina Adolphina Waldbott v. Bassenheim (- 29.10.1759), das dritte Wappen dieser Kombination an den Steinen des Inselschlosses. Photo 2009

Weitere Wappen
Die seeseitige Wand des Herrenhauses hat an der hinter der barocken Terrasse zurückgesetzten Fassade ein Wappen Strasoldo /Alberti.
Die Muschelgrotte im Park hat ein Wappen Vorst-Lombeck/Spies von Büllesheim.
Die vergoldete Wetterfahne des Torturmes des Inselschlosses trägt das Wappen Waldbott/Velen.
An der gartenseitigen Böschungsmauer sitzt neben der Gartenbrücke ein Löwenkopf als Ausguß über dem Wappen Waldbott/Velen.

Abb.: Blick von der Vorburg aus auf die südöstliche Außenmauer der inneren Vorburg mit Rundtürmen mit geschweiften Hauben an jeder Ecke. Photo 2009.

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Otto Gruber: Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der "landeskundlichen Vierteljahresblätter".
Schloß Gudenau:
http://www.burgeninventar.de/specials/622gu.html
Sammlung Duncker: Schloß Gudenau -
http://www.zlb.de/digitalesammlungen/SammlungDuncker/15/859%20Gudenau.pdf
Die Burgen der Eifel, ein Lexikon von Bernhard Gondorf, Bachem / Köln 1984
Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Nordrhein-Westfalen, Erster Band, Rheinland, Sonderausgabe für die Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1967
Harald Herzog: Burg Gudenau in Wachtberg-Villip, Hrsg.: Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz. Red.: Karl Peter Wiemer. 1. Auflage Köln 2002, Rheinische Kunststätten Heft 471, ISBN 3-88094-891-7.
Gemeinde Wachtberg im Drachenfelser Ländchen, Hrsg.: Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, 1. Auflage 1978, Rheinische Kunststätten Heft 216.
Papenburger Wappen:
http://www.papenburg.de/ccms2/index.php?m=1&hid=211
Territorialgeschichte: Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder - die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. C. H. Beck Verlag München 7. Auflage 2007, ISBN 978-3-406-54986-1
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9

Wachtberg (Rhein-Sieg-Kreis): Wasserburg Odenhausen - Wasserschloß Gudenau (1)

Die Walpoden und die Waldbott von Bassenheim

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