Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1277
Oedheim (Landkreis Heilbronn)

Das Rathaus von Oedheim

Am Rathaus von Oedheim befindet sich an der mittig im Bild befindlichen Ecke ein Wappenstein des Deutschen Ordens. Der Deutsche Orden hatte hier die Oberhoheit von 1484 bis zu seiner Auflösung unter Napoleon. Zuvor war Oedheim ein Besitz der Herren von Weinsberg und ab 1335 aufgrund des Verkaufes ein Besitz des Erzstiftes Mainz, welches Oedheim erst verpfändete und dann mit dem Deutschen Orden tauschte. Oedheim unterstand während der Deutschordensherrschaft der Kommende Horneck und der Ballei Franken. Das Rathaus wurde 1579 als Amtshaus des Deutschen Ordens erbaut. Nach der Auflösung des Deutschen Ordens fiel Oedheim an den Kurfürsten Friedrich v. Württemberg.

Der auf 1600 datierte Wappenstein ist eine Komposition aus einem Hochmeisterwappen oben in der Mitte unter der Jahreszahl, darunter einer Zeile von vier nebeneinander gereihten Wappenschilden, die alle mit einem Deutschordensschild unterlegt sind und Amtsträger des Deutschen Ordens darstellen, sowie einer dritten Zeile unter einem gesimsartigen Absatz mit nur zwei Wappenschilden, diese ohne Hinweise auf eine Deutschordensfunktion.

Das Hochmeisterwappen ist unter Berücksichtigung der Datierung dem Deutsch- und Hochmeister Maximilian von Österreich, Erzherzog von Tirol (12.10.1558-2.11.1618) zuzuordnen, Sohn von Kaiser Maximilian II. (31.7.1527 - 12.10.1576) und Maria von Spanien (21.6.1528 - 26.2.1603). Damit war er ein Enkel von Kaiser Karl V. Bereits in jungen Jahren trat er in den Deutschen Orden ein. Er legte am 21.5.1585 die Gelübde ab und wurde im selben Jahr Koadjutor des Hochmeisters Heinrich von Bobenhausen. Normalerweise kennt man dieses Procedere von den Hochstiften und ihren Bischöfen, für den Deutschen Orden ist es das erste Mal, daß zu Lebzeiten des vorigen Hochmeisters schon der Nachfolger ernannt wurde. Er war schließlich 1590-1618 Hochmeister. Seine außenpolitischen Aktivitäten waren eher unglücklich, denn er wurde zwar 1587 als König von Polen gewählt, konnte sich jedoch nicht gegen Sigismund aus dem Hause Wasa durchsetzen. Nun versuchte er, das Problem militärisch zu lösen, mit viel zu kleiner Streitmacht und zu wenig Mitteln, was in seiner Gefangennahme auf Schloß Krasnostaw endete. Erst als der Papst höchstpersönlich sich für ihn einsetzte (sein eigener Bruder, Kaiser Rudolf II war in dieser Hinsicht eher zurückhaltend), kam er frei, mußte aber 1589 endgültig auf alle Ambitionen auf den polnischen Thron verzichten. Während seiner Abwesenheit versuchte sein Vorgänger Heinrich von Bobenhausen wieder die Macht zu erlangen, was aber mißlang. Erfolgreicher war er innenpolitisch, 1593-95 als Regent in Innerösterreich und dann, nachdem 1595 der Erzherzog von Tirol, Ferdinand, ohne Nachfolger starb, in Tirol, 1602 als Gubernator, wo er genauso wie im Deutschen Orden Reformen anstrebte, wirtschaftlich, sozial, kulturell.

Das Wappen ist nur eine "abgespeckte Version" des maximal Möglichen, wie wir es in Bad Mergentheim am Tor zum Inneren Hochschloß oder am Hinteren Tor an der Wand sehen können. Hier sind nur die wichtigsten Felder zu sehen. Der Schild ist geviert:

Das Ganze ist belegt mit einem Hochmeisterkreuz (auf einem durchgehenden schwarzen Kreuz ein goldenes Glevenkreuz (Lilienkreuz), in der Mitte belegt mit einem Herzschild, der in Gold einen schwarzen Adler zeigt).

Von den vier Deutschordens-Wappenschilden zeigt der erste in Silber einen schwarzen, golden gekrönten, aufspringenden Wolf (von Westernach, für Landkomtur Johann Eustachius von Westernach), der zweite in Silber eine schwarze Bärentatze (Adam von Klingelbach, um 1600 Statthalter des Maximilian von Österreich, Administrator und Meister des Deutschen Ordens und Komtur zu Mergentheim, 1601-1603 Komtur der Kommende Heilbronn), der dritte ist von Silber und Rot gespalten und zweimal geteilt (vermutlich Hans-Heinrich von und zu Rodenstein (1562-1624), Komtur der Kommende Horneck von 1594 bis 1599). Cave, die Familie führt auch eine golden-rote Variante. Der vierte Wappenschild läßt sich der Familie Khuen von Belasy zuordnen, hierzu paßt Herkules Khuen von Belasy, Komtur der Kommende Horneck von 1599 bis 1600. Der Schild ist geviert, Feld 1 und 4: silbern-rot geteilt mit einem Löwen in verwechselten Farben, einwärts gerichtet (Stammwappen), Feld 2 und 3: in Rot ein silberner Turm mit geöffnetem, zweiflügeligem Tor (Wappen Niederthor, im Mannesstamm ausgestorben 1556, wegen Heirat der Erbtochter Margaretha). Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Bay Seite: 14 Tafel: 7, Bö Seite: 129 Tafel: 64, Kro Seite: 88 Tafel: 62, Mä Seite: 57 Tafel: 42, NÖ1 Seite: 227 Tafel: 112, Salz Seite: 30 Tafel: 12, Tir Seite: 9 Tafel: 10 und Un Seite: 306 Tafel: 230. Es handelt sich um ein uradeliges Tiroler Geschlecht, das am 8.5.1573 den Freiherrenstand erlangte und am 30.10.1630, bestätigt 27.2.1637 (bzw. 27.6.1640) den erbländischen (bzw. Reichs-) Grafenstand.

Die beiden untersten Schilde beziehen sich vermutlich auf den Ort, wobei ihre Bedeutung nicht abschließend geklärt ist. Der optisch linke Schild zeigt in Silber die Dreiviertelfigur eines rotgekleideten Mannes mit roter Mütze, in jeder Hand einen aufrechten schwarzen Pfeil haltend, vermutlich das eigentliche Oedheimer Wappen. Der optisch rechte Schild zeigt in Rot eine silberne Pflugschar mit der Spitze nach unten, möglicherweise das Fleckenzeichen, ist auch auf dem Oedheimer Gemeindesiegel abgebildet. Das Oedheimer Kommunalwappen greift übrigens diese Motive auf. Gemeindesiegel von 1842 und 1914 einen Schildfuß mit der Pflugschar und daraus wachsend den Mann mit den Pfeilen. 1930 wird aus der Pflugschar ein ganzer Pflug. Und 1952 wird der Schildfuß erneut geändert, das kommunale Wappen zeigt nun in Silber einen aus blauem, mit einem nach links gekehrten silbernen Fisch belegten Schildfuß wachsenden, rotgekleideten Mann mit roter Mütze, in jeder Hand einen aufrechten schwarzen Pfeil haltend.

Literatur, Links und Quellen:
Oedheimer Geschichte und Oedheimer Wappen: http://www.oedheim.de/index/pub/geschichte.html  
Maximilian III:
http://www.bbkl.de/m/maximilian_iii_d_d.shtml
Maximilian III:
Heinrich Ritter von Zeißberg, Maximilian, Erzherzog von Österreich, in: Allgemeine Deutsche Biographie, hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 72–76.
Siebmachers Wappenbücher.
Hinweistafel am Gebäude.
Kommenden des Deutschen Ordens:
http://www.damian-hungs.de/Kommenden%20des%20Deutschen%20Ordens.pdf
Herr Alex Hoffmann und Herrn Dr.
Hans-Dieter Fischer ein herzliches Dankeschön für wertvolle Hinweise.
Adam von Klingelbach:
https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/......Limit=suchen B 250 U 334

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