Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1376
Bensheim (Kreis Bergstraße)

Der Rodensteiner Hof in Bensheim

Der Rodensteiner Hof liegt außerhalb der Altstadt in der Darmstädter Straße 5, jenseits des ehemaligen Auerbacher Tors. Das hier namengebende Geschlecht von Rodenstein stammt aus dem Odenwald von der gleichnamigen Burg, es starb 1671 mit Georg Friedrich von Rodenstein aus. Mit der heutigen Anlage hat es also nichts zu tun, denn der vierflügelige Adelshof wurde nach mehreren Besitzwechseln (1671 von Haxthausen, 1698 Johann Martin Ludwig von Schleiffras, 1705 Johann Rudolf von Pretlack, nach 1733 Franz Caspar von Überbruck und Rodenstein) erst 1736/1739 errichtet, später erweitert und kam 1905 in den Besitz der Stadt Bensheim. Nach verschiedenen Nutzungen durch eine Bank (Bankhaus Julius Bauer) und später 1945-1983 durch die Stadtverwaltung (das Bensheimer Rathaus war 1945 zerstört worden) stand das Anwesen 1984-1990 leer. Nach Verkauf an Privat erfolgte 1991-1992 eine komplette Renovierung. Heute sind hier Büros, Wohnungen und ein Cafe an der Seite des Parks eingerichtet.

Über dem parkseitigen Eingang, zu sehen von der Terrasse des dort eingerichteten Cafés, befindet sich auf der Südseite vor dem 1883 errichteten Turm das einzige Wappen des Komplexes. Es ist das der lothringischen d'Outrepont, wörtlich eingedeutscht Überbruck bzw. Überbruck zu Rodenstein. Den Zusatz "zu Rodenstein" nahmen sie an, nachdem sie einen großen Teil der ehemaligen Besitzungen der mit Georg Friedrich von Rodenstein 1671 ausgestorbenen Ritter von Rodenstein übernommen hatten. Franz Caspar von Überbruck, kurpfälzischer Geheimrat und Hofkammerdirektor sowie Oberforstdirektor, erhielt am 9.11.1732 von Kaiser Karl VI. den Reichsritterstand mit dem Prädikat "zu Rodenstein". Er war im Ritterkanton Odenwald immatrikuliert. Die Familie nannte sich auch nur "von Rodenstein" oder "von Rodenstein-Ueberbruck". Heinrich Überbruck zu Rodenstein war der Letzte seines Geschlechtes; er starb 1904, und seine Witwe verkaufte 1905 den Hof an die Gemeinde.

Das Wappen ist geviert: Feld 1 und 4: In Grün ein silberner, goldenbewehrter, hersehender Ochsenkopf. Feld 2 und 3: In Silber ein rotes Mühleisen (auch umständlich beschrieben als "zwei rote, die Spitzen auswärts gewendete Halbmonde, verbunden mit einer roten Schindel", weil das für Mühleisen sonst so charakteristische viereckige Loch fehlt), begleitet von einem roten Ziegelstein, in Feld 2 über, in Feld 3 unter dem Mühleisen. Zwei Helme, deren Kleinode hier leider nicht mehr erhalten sind: Helm 1 (rechts): Auf dem gekrönten Helm ein silberner, sechsstrahliger Stern, an den 5 freien Spitzen mit silbernen Kugeln besetzt, die ihrerseits mit schwarzen Hahnenfedern besteckt sind (modifiziertes Kleinod der von Rodenstein). Helmdecken grün-silbern. Helm 2 (links): Ein rotes Eichhörnchen sitzend zwischen einem rechten silbernen und einem linken roten Büffelhorn. Helmdecken rot-silbern. Bei der Übernahme der Güter und des Namens der von Rodenstein wurde nur ein winziger Teil von deren Wappen verwendet, nämlich nur die Rodensteinsche Helmzier. Und diese wurde noch modifiziert.

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Informationstafel am Gebäude
Kulturdenkmäler in Hessen: http://denkxweb.denkmalpflege-hessen.de/cgi-bin/mapwalk.pl?obj=440&event=Query.Details

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