Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1895
Groß-Karben (zu Karben, Wetteraukreis)

Groß-Karben, Leonhardi-Schloß (2)

In diesem zweiten Kapitel über das Leonhardi-Schloß geht es um das nach den Zerstörungen des 30jährigen Krieges wiederaufgebaute und im 18./19. Jh. unter den neuen Besitzern veränderte Herrenhaus. Insgesamt bildet das Leonhardi-Schloß einen weitläufigen Komplex zwischen dem Park im Westen, der Parkstraße im Süden, der Westlichen Ringstraße im Norden und der Burg-Gräfenröder-Straße im Osten. In der Südostecke liegt das im Kern spätbarocke, aber klassizistisch und neugotisch überformte Herrenhaus; parallel dazu steht das sog. Pächterhaus, ein zweistöckiges, größtenteils verputztes Fachwerkgebäude, das sein heutiges Gesicht um 1800 erhielt, im Kern aber noch spätmittelalterlichen Ursprungs sein soll. Der Binnenhof hat seine Zufahrt im Osten, und gegenüber begrenzt das neugotische Kutscherhaus den Hof. Landwirtschaftliche Nutzbauten, Ställe und Scheunen sowie eine Schmiede folgen im Norden und Westen entlang der Umfassungsmauer; im Südwesten befindet sich ein Garten. Insgesamt gesehen ist das Leonhardi-Schloß ein Musterbeispiel eines hervorragend erhaltenen und gepflegten dörflichen Adelssitzes.

Die Familie der Freiherren von Leonhardi stammt eigentlich aus dem Waldeckischen. Christoph Leonhardt (1610-1687) war Amtmann in Bad Arolsen, danach Stadt- und Landschultheiß in Nieder-Wildungen. Sein Sohn Johann Jacob (1645-1691) nahm als erster die Namensvariante Leonhardi an; er war Gerichts-Amtmann und Rentmeister des Eisenbergs, und er kaufte das ritterschaftliche Burglehen in Mengeringhausen. 1790 kaufte die Familie das Anwesen in Groß-Karben. Das Gut ist nie geteilt worden, sondern als Fideikommiß in Verfügung des jeweils ältesten Sohns für die Familie zusammengehalten worden. Das Schloß ist nach wie vor in Familienbesitz, hier leben Peter Freiherr von Leonhardi (geb. 6.6.1935) und seine Frau Armgard sowie sein Sohn Philipp Freiherr von Leonhardi, Kunsthistoriker und seit 2001 Leiter des Betriebes, Mitglied des Magistrats und Stadtrat, zuständig für Kultur und Integration; seine Brüder sind Felix Freiherr von Leonhardi und Albrecht Freiherr von Leonhardi.

Das inschriftlich auf 1802 datierte Vollwappen der Freiherren von Leonhardi über dem hofseitigen Haupteingang des Herrenhauses ist geviert: Feld 1 und 4: in Gold ein oberhalber, vorwärts gekehrter Mohr mit rot-silbern-blauem Lendenschurz und roter Kopfbedeckung, in den Händen zwei gestürzte, silberne, rotbeflitschte Pfeile haltend, Feld 2 und 3: in Blau einwärts ein goldener Löwe. Zwei gekrönte Helme: Helm 1 (rechts): auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein goldener Löwe wachsend zwischen einem golden-schwarz übereck geteilten Flug, Helm 2 (links): auf dem Helm mit blau-goldenen Decken ein wachsendes, schwarzes, silbernbewehrtes Einhorn zwischen einem golden-blau übereck geteilten Flug. Prunkstücke: Ein widersehendes schwarzes, silbern bewehrtes Einhorn dient auf der heraldisch rechten Seite als Schildhalter, ohne Pendant auf der anderen Seite.

Im Rietstap sind die Angaben übereinstimmend: "Écartelé: aux 1 et 4 d'or à un More issant, couronné du champ, ceint d'un tablier de plumages, les bras étendus, tenant de chaque main une flèche de gueules, la pointe en bas; aux 2 et 3 d'azur au lion d'or, celui du 3 contourné. Deux casques couronnés. Cimier 1°: le lion du 3, issant, entre un vol cont., coupé alt. d'or et de sable, lambrequins d'or et de sable; 2°: une licorne issante de sable, accornée d'argent, entre un vol à l'antique, coupé alt. d'or et d'azur; lambrequins d'or et d'azur. S.: à dextre une licorne de sable, crinée et accornée d'argent."

Das Wappen wird im Siebmacher beschrieben im Band: Bö Seite: 76 Tafel: 47, Band: PrGfN Seite: 13 Tafel: 9, Band: Fkft Seite: 6 Tafel: 5, Lip Seite: 5 Tafel: 4 sowie im Aschaffenburger Wappenbuch. Mit Ausnahme des Bandes Böhmen sind die Angaben weitestgehend einheitlich. Band He Seite: 17 Tafel: 18 verweist auf den Band Fkft; in der Abb. sind beide Löwen rechtsgerichtet. Bei den Beschreibungen gibt es hinsichtlich der Kopfbedeckung des Mohren eine gewisse Variabilität, im Band Bö ist es eine blau-rote Federkrone, im Band PrGfN und Fkft eine Krone, in Band Lip eine silbern-blau gewundene Kopfbinde. Hier sehen wir am Gebäude einen flachen roten Hut.

Im Siebmacher Bö wird das Wappen für die böhmische Linie zudem stärker abweichend angegeben, der Mohr in Feld 1 und 4 ist eine auf dem unteren Rand stehende Ganzfigur, und die Flüge des Oberwappens werden geschacht wiedergegeben: Helm 1 (rechts): auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein goldener Löwe wachsend zwischen einem von Gold und Schwarz geschachten Flug, Helm 2 (links): auf dem Helm mit blau-goldenen Decken ein wachsendes schwarzes Einhorn zwischen einem von Blau und Gold geschachten Flug.

Ausschnitt aus der Genealogie der Familie von Leonhardi (hervorgehoben sind die mit Wappen vertretenen Familienmitglieder):

In den nachfolgend vorgestellten bauplastischen heraldischen Darstellungen werden wir nacheinander diese drei Generationen durchlaufen.

Das Herrenhaus, welches 1775 errichtet wurde, wurde im 19. Jh. zeittypisch überformt. Bereits 1804 wurde auf der Hofseite ein nachträgliches Zwerchhaus eingebaut. Neugotische Elemente wie spitzbogige Fenster mit Maßwerk oder zinnenförmige Mauerabschlüsse geben seit der Mitte des 19. Jh. dem Schloß eine besondere Charakteristik. Zu diesen neugotischen Zutaten zählen auch die beiden diagonal angesetzten, polygonalen Eckerker zur Durchgangsstraße hin, an deren säulengestützten Basen sich einige der interessantesten Wappendarstellungen des Anwesens befinden.

Mit dem Erker an der Nordostecke des Herrenhauses gelangen wir zur ersten Generation der von Leonhardi auf diesem Anwesen, denn Johann Peter Freiherr von Leonhardi erwarb 1790 das Leonhardi-Schloß und stiftete den Fideikommiß der Familie.

Heraldisch rechts befindet sich der Wappenschild der Freiherren von Leonhardi wie oben beschrieben. Es steht hier für Johann Peter Freiherr von Leonhardi (4.12.1747-22.11.1830). Er war ein wohlhabender Kaufmann und Bankier in Frankfurt am Main. Dazu ist er als Politiker bekannt geworden, war kaiserlicher Rat, ab 1780 Mitglied und 1800-1810 Senior des Bürgerausschusses der Einundfünfziger in Frankfurt am Main (ein 1732 eingesetztes Gremium, das die Finanzverwaltung der Stadt Frankfurt beaufsichtigte, bestehend aus 51 gewählten Vertretern der Bürgerschaft) und während des Großherzogtums Frankfurt seit 1812 Präsident des Departementalrates. Dazu hat er sich einen Namen als bekannter Freimaurer gemacht, unter dessen Führung sich die Provinzialloge von Frankfurt 1823 für unabhängig erklärte und sich als selbständige Großloge des eklektischen Freimaurerbundes etablierte, womit die englische Oberhoheit über die deutschen Freimaurer beendet wurde. Johann Peter von Leonhardi wurde am 27.8.1791 von Carl Theodor von der Pfalz für seine Verdienste in Wirtschaft und Politik in den Freiherrenstand und am 15.3.1794 von Kaiser Franz II. in den Reichsfreiherrenstand erhoben.

1802 zog er sich aus seinen Geschäften in Frankfurt zurück und übergab alles seinem zweiten Sohn, Karl (Carl) Ludwig Freiherr von Leonhardi (7.4.1781-19.2.1864), der aber die vom Vater übernommenen Geschäfte zu dessen großem Kummer aus Eigennutz ruinierte und 1824 in den Bankrott führte. Dieser Sohn hatte enorme Summen aus dem Geschäft gezogen, um bei Budweis in Böhmen Ländereien zu kaufen, und dort etablierte er die böhmische Linie der Familie auf den Herrschaften Platz und Erdreichsthal, und er wurde unter die Stände Böhmens mit dem Inkolat im Herrenstand aufgenommen, was auf seine Kinder und deren eheliche Nachkommen ausgedehnt wurde.

Heraldisch links befindet sich der Wappenschild für Susanna Elisabetha von Heyder (15.3.1753-14.1.1804), Ehefrau des Johann Peter Freiherr von Leonhardi. Die beiden hatten am 14.3.1775 geheiratet, und auf dieses Datum weist die Jahreszahl auf dem Schriftband unten zwischen den beiden Wappenschilden hin. Susanna Elisabetha von Heyder war die Tochter von Johann Friedrich von Heyder (9.9.1714-19.3.1772) und dessen am 9.10.1743 geehelichter Frau Susanna Maria Mühl (23.2.1723-1784). Sie entstammte ebenfalls einer Frankfurter Bankiersfamilie, und ihr Mann und ihr Vater waren geschäftlich verbunden.

Der Wappenschild ist in der vorliegenden Darstellung geviert, Feld 1 und 4: in Gold ein oberhalber, hersehender Mann (Mohr) in schwarzem Gewand mit goldenem Kragen und ebensolchen Knöpfen, in den beiden ausgestreckten Armen jeweils einen gestürzten, rotbeflitschten Pfeil haltend, Feld 2 und 3: in Blau auf einem Boden eine vierseitige silberne Pyramide mit einer Tür an der äußeren Seite, überhöht von einer goldenen Strahlensonne.

In anderen Darstellungen (z. B. bei Kiefer gemäß Diplom vom 26.2.1768) hat der Mohr eine silberne Stirnbinde mit abflatternden Enden, und er wird unten von einem schwarzen Dreiberg begleitet, der hier komplett fehlt. Ferner ist hier nicht zu erkennen, daß die Pyramide eigentlich auf einem blau-silbern perspektivisch geschachten Boden steht, als sei dieser entsprechend gefliest, und der Eingang zur Pyramide ist eigentlich in beiden Feldern schwarz und auf der heraldisch rechten Seite. In der vorliegenden Darstellung kommen die Sonnen, insbesondere in Feld 3, etwas neben der Pyramidenspitze zu stehen, normalerweise befinden sie sich auf der Spitze.

Im Rietstap wird der Schild wie folgt beschrieben: "Écartelé: aux 1 et 4 d'or à un homme issant, habillé de sable, au rabat d'argent, tortillé de gueules, posé de front, tenant de chaque main une flèche de gueules, empennée d'azur, en pal, la pointe en bas, accompagnée d'un tertre de trois coupeaux de sable en pointe, aux 2 et 3 d'azur à une piramide (pyramide) triangulaire d'argent, sommée d'un soleil d'or, posée sur un échiqueté d'azur et d'argent, les points rangés selon la perspective d'un pavé, la dite piramide (pyramide) percée d'une porte de sable sur le flanc dextre." Also auch hier die zuvor erwähnten Details, die am Gebäude nicht zu erkennen sind.

Hierbei ist Feld 1 (und 4) ein typisch redendes Motiv, für Heyder wurde der "Heide" genommen, verkörpert durch einen Mohren mit typischen Attributen wie Kopfbinde und Pfeilen.

Das hier nicht dargestellte Oberwappen wäre (nach Kiefer gemäß Diplom vom 26.2.1768) auf dem gekrönten Helm zwei wachsende, im Ellenbogen angewinkelte Arme, der rechte schwarz-golden geviert, der linke silbern-blau geviert, in den Händen zwei schräggekreuzte gestürzte Pfeile haltend. Helmdecken rechts schwarz-golden, links blau-silbern. Ebenso bei Rietstap: "Casque couronné, deux bras armés, celui à dextre écartelé de sable et d'or, celui à senestre écartelé d'argent et d'azur, chaque main tenant une flèche pareille à celles du 1, passées en sautoir, les pointes en bas. Lambrequins: à dextre d'or et de sable, à senestre d'argent et d'azur."

Auch am zweiten Erker an der Südostecke des Herrenhauses befindet sich ein Wappenpaar, mit dem wir im Vergleich mit dem zuvor diskutierten Wappenpaar am anderen Erker eine Generation weiter springen, zu dem Sohn des Erwerbers des Anwesens in Groß-Karben.

Heraldisch rechts befindet sich der Wappenschild der Freiherren von Leonhardi wie oben beschrieben. Es steht hier für Friedrich Jacob Freiherr von Leonhardi (3.4.1778-6.4.1839), Jurist und Doktor der Rechte, Großherzoglich-hessischer Geheimer Rat und Gesandter am Bundestag.

Heraldisch links befindet sich der Wappenschild für Augusta Baronne du Fay (3.10.1782-17.3.1852), Ehefrau von Friedrich Jacob Freiherr von Leonhardi (3.4.1778-6.4.1839). Die beiden hatten am 28.8.1804 geheiratet, und auf dieses Datum weist die Jahreszahl auf dem Schriftband unten zwischen den beiden Wappenschilden hin. Die Beiden hatten zwei Söhne und drei Töchter.

Der Schild ist in der vorliegenden Darstellung geviert mit Herzschild. Hauptschild: Feld 1: in Blau drei (2:1) rote Herzen (alias Seeblätter), Feld 2: in Silber ein rotes, widergekreuztes Kreuz, Feld 3: in Gold drei (1:2) schwarze Nägel, Feld 4: in Schwarz ein unterhalbes goldenes Rad, mit einem oben herausragenden gestürzten ebensolchen Schwert belegt, Herzschild: gespalten, rechts in Silber ein halber schwarzer Adler am Spalt, links in Gold drei (2:1) schwarze Nägel.

Dieses Wappen der eigentlich aus dem Languedoc in Frankreich stammenden und zeitweise in Frankfurt ansässigen Familie du Fay wird beschrieben im Siebmacher Suppl. III, Tafel 58, im Neuen Siebmacher Band: He Seite: 9 Tafel: 8, Band: PoA Seite: 24 Tafel: 16, Band: Pr Seite: 42 Tafel: 51, Band: PrGfN Seite: 6 Tafel: 3, wobei sich in der Literatur etliche abweichende und widersprüchliche Angaben finden lassen: Im Band He werden die Herzen (oder Seeblätter) golden abgebildet, im Band PoA sind es grüne Blätter, in Band PrGfN grüne, gestürzte Lindenblätter. Im Band He ist es in Feld 4 ein linkshalbes Rad, in Band PoA wie hier ein unterhalbes Rad, aber rot und mit silbernem, golden gegrifftem Schwert, und auch im Band PrGfN ist das Rad rot, und es steht ein goldener Dolch darauf. Die Stellung der Nägel in Feld 3 wird durchweg als 3 (2:1) angegeben und abgebildet. Im Band He wird für Feld 2 ein echtes Krückenkreuz abgebildet, in Band PoA wie hier ein überall widergekreuztes Kreuz, das aber als Kleeblattkreuz angesprochen wird, obwohl die typischen Rundungen in der Abb. fehlen, und in Band PrGfN ist es im Text wie in der Abb. ein Kleeblattkreuz. Soweit die unterschiedlichen Darstellungen in den einschlägigen deutschen Wappensammlungen.

Rietstap beschreibt das Wappen wie folgt: "Écartelé: au 1 d'azur à trois coeurs (ou feuilles de nénuphar) d'or; au 2 d'argent à une croix potencée alésée de gueules, au 3 d'or à trois clous de la passion de sable, au 4 de sable à une demi-roue d'or, défaillance à dextre, adextrée d'une épée du même, la pointe en bas, jointe à la roue. Sur le tout parti: a) d'argent à la demi-aigle de gueules, mouv. du parti, b) d'or à trois clous de la passion de sable". Damit haben wir noch eine Literaturvariante, nämlich mit rotem Adler am Spalt, offensichtlich ein Irrtum. Interessant ist im Rietstap die Ansprache als Passionsnägel.

Hier ist kein Oberwappen dargestellt, das wären zwei gekrönte Helme, Helm 1 (rechts): auf dem Helm mit blau-goldenen (Abb. im Siebmacher Band He) oder schwarz-goldenen (Siebmacher Band PoA) oder schwarz-silbernen (Siebmacher PrGfN) Decken ein rotes, überall widergekreuztes Kreuz (oder Krückenkreuz), Helm 2 (links): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein linkshalbes goldenes Rad, belegt mit dem Schwert. Auch hierzu ein Blick in die Literatur: Im Siebmacher He ist dabei das Schwert pfahlweise gestürzt, im Siebmacher PoA balkenweise gelegt, bei allen jedoch ist es ein linkshalbes Rad. Der Rietstap nennt: "Deux casques couronnés, Cimier 1: la croix du 2, lambrequins d'or et d'azur; cimier 2: les meubles du 4; lambrequins d'argent et de gueules", bestätigt also rechts blau-goldene Decken, nachdem in drei Bänden Siebmacher drei unterschiedliche Angaben dafür gefunden werden können, wohingegen die Decken links in der gesamten Literatur einhellig als rot-silbern beschrieben werden.

Eine ganz und gar abweichende Darstellung findet sich in Siebmacher Band: Bg2 Seite: 14 Tafel: 24 für die nicht nobilitierte Familie, das Wappen besitzt zwar die vier Felder des Hauptschildes wie beschrieben, mit roten Herzen in Feld 1, das Mühlrad aber statt mit dem Schwert mit dem Krückenkreuz besteckt, offensichtlich ein Irrtum, und der Herzschild fehlt komplett, als Kleinod wird zu schwarz-silbernen Decken nur das Motiv aus Feld 4 angegeben.

Die Familie, von der etliche Mitglieder in preußischen Militärdiensten gestanden haben, wurde am 22.11.1742 von Kaiser Karl VII. zu Frankfurt in den Reichsfreiherrenstand erhoben, wobei der Begünstigte Jacob Friedrich du Fay war, Geheimer Rat von Hessen-Kassel, und dem entspricht die Darstellung am Gebäude.

Es gibt für diese Familie ein noch komplexeres Wappen, verliehen anläßlich einer Adelserhebung am 23.11.1788 zu Wien für Susanna Maria du Fay unter dem Namen du Fay von Sternfeld vor ihrer Heirat mit Peter Friedrich von Stockum. Das Wappen greift alle bereits beschriebenen Elemente auf, verwandelt aber den Herzschild in eine unten eingeschobene Spitze, und dem Schild wird, passend zum Prädikat, ein Balken mit Sternen aufgelegt. Im einzelnen: Geviert mit eingepfropfter Spitze, Feld 1: in Blau drei (2:1) goldene Herzen (alias Seeblätter), Feld 2: in Silber ein rotes, widergekreuztes Kreuz (alias Krückenkreuz), Feld 3: in Gold drei (1:2) schwarze Nägel, Feld 4: in Schwarz ein unterhalbes goldenes Rad, mit einem oben herausragenden gestürzten Schwert belegt, eingebogene Spitze: gespalten, rechts in Silber ein halber schwarzer Adler am Spalt, links in Gold drei (2:1) schwarze Nägel, über allem ein roter, mit drei goldenen Sternen belegter Balken. Diese Variante wird im Siebmacher Band: Pr Seite: 42 Tafel: 51 beschrieben. Dem entspricht Rietstap: "Les armes des barons du Fay et du St.-Empire, moins le surtout, et augmentées d'une pointe entée, parti: au 1 d'argent, à la demi-aigle de sable, mouv. du parti, au 2 d'or à trois clous de la passion de sable. À la fasce de gueules, brochant sur l'écu et chargée de trois étoiles d'or." Die Kleinode sind die gleichen wie beim Wappen von 1742, aber die Decken sind jetzt abweichend rechts rot-golden, links blau-golden. Ebenso lt. Rietstap: "Les cimiers des barons. Lambrequins: à dextre d'or et de gueules, à senestre d'or et d'azur."

     

Ein weiteres Wappenpaar befindet sind im Westen des Herrenhauses an einem Nebeneingang (hier leider nur ein Distanz-Photo), und mit diesem Wappenpaar treten wir in die dritte Generation ein. Abb. links: Heraldisch rechts befindet sich der Wappenschild der Freiherren von Leonhardi wie oben beschrieben. Es steht hier für Ludwig (Louis) Freiherr von Leonhardi (1825-1884). Er war bevollmächtigter Minister und Großherzoglich-Hessischer Geschäftsträger bei der Freien Stadt Frankfurt am Main. Abb. rechts: Heraldisch links befindet sich der Wappenschild seiner Frau Luise von Bennigsen, die er 1853 geheiratet hatte. Er zeigt in Blau einen silbernen, schrägrechts gelegten Armbrustschaft mit Spannhaken (auch mißverständlich als Radwinde bezeichnet). Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre auf dem gekrönten Helm mit blau-silbernen Decken zwei auswärts schräg nach außen gestellte silberne Armbrustschäfte mit Spannhaken.

Der Stammsitz dieser Familie liegt im Hannoverschen, ehem. Amt Calenberg. Es gibt drei Linien des Geschlechts, eine Stammlinie Bennigsen, eine zu Banteln-Gronau, in der ein Mitglied am 19.10.1813 in den Grafenstand erhoben wurde, und ein Haus Isterbies, aus der 1795 durch Adoption und Kombination von Namen und Wappen der 1790 ausgestorbenen Familie von Foerder mit dem Stammwappen das Haus Bennigsen-Foerder entstand. Das Wappen der von Bennigsen wird beschrieben im Westfälischen Wappenbuch, im Siebmacher Band: Pr Seite: 84 Tafel: 106, und bei Grote sowie im Jahrbuch des Deutschen Adels, Bd. 1, 1896 und im Münchener Kalender 1914. Dieses Wappen teilten sich die Herren von Bennigsen übrigens mit den stammesverwandten, ausgestorbenen Familien von Crimpe und den von Jeinsen, wobei bei letzteren der Armbrustschaft senkrecht steht, ansonsten aber alles gleich ist.

Der Armbrustspanner hat auch Eingang in das kommunale Wappen der Ortschaft Bennigsen (heute zu Springe gehörend) gefunden, wenn auch in anderen Farben: Geteilt, oben in Silber schrägrechts ein roter Armbrustschaft mit Spanner, unten in Blau eine silberne, grün beblätterte Zuckerrübe. Ein weiteres Kommunalwappen, das das Wappen der Familie inkorporiert hat, ist das der Gemeinde Banteln im Landkreis Hildesheim, silbern-blau schräglinksgeteilt, oben ein rotbewehrter und ebenso gezungter schwarzer Adlerkopf, unten ein schräglinksgelegter, silberner Armbrustschaft.

Die von Bennigsen-Foerder, deren erstes Mitglied durch königlich preußische Genehmigung vom 25.8.1795 Gustav Rudolph von Bennigsen aus der Linie Bennigsen wurde, hatten einen gevierten Schild, Feld 1 und 4: in Blau ein silberner, schrägrechts gelegter Armbrustschaft mit Spannhaken, Feld 2 und 3: in Gold auf grünem Dreiberg sitzend ein an einer Nuß nagendes rotes Eichhörnchen (v. Foerder), zwei Helme: Helm 1 (rechts): auf dem gekrönten Helm mit blau-silbernen Decken zwei auswärts schräg nach außen gestellte silberne Armbrustschäfte mit Spannhaken, Helm 2 (links): auf dem gekrönten Helm mit rot-goldenen Decken das rote Eichhörnchen (Siebmacher Band: Pr Seite: 84 Tafel: 106, Band: SaA Seite: 46 Tafel: 28, Rietstap, Grote)

Literatur, Links und Quellen:
Kulturdenkmäler in Hessen (Landesamt für Denkmalpflege Hessen): http://denkxweb.denkmalpflege-hessen.de/cgi-bin/mapwalk.pl?obj=5954&session=441088&event=Query.Details
von Leonhardi:
http://de.wikipedia.org/wiki/Leonhardi_%28Adelsgeschlecht%29
von Leonhardi, Eintrag in Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 280,
http://www.zeno.org/nid/20010334025, http://www.zeno.org/Pierer-1857/A/Leonhardi+%5B1%5D   
von Leonhardi, Lebensdaten: http://www.frankfurter-hauptfriedhof.de/gruft-list-tot.htm  
von Leonhardi, Archiv
http://www.stadtgeschichte-ffm.de/abteilungen/abteilung_3/03616inhalt.html
Leonhardi Kulturprojekte e. V.
www.leonhardikulturprojekte.org - http://www.leonhardikulturprojekte.org/index.php?id=259
von Leonhardi
http://www.peterheckert.org/index.php?option=com_content&view=article&id=68&
von Leonhardi in Heldenbergen:
http://www.peterheckert.org/index.php?option=com_content&view=article&id=68&
Wappen von Leonhardi: Alfred F. Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch, Veröffentlichung des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e. V., Aschaffenburg 1983, Tafel 93 Seite 197, 229
Leonhardi-Schloß:
http://www.fnp.de/ndp/region/lokales/wetterau/sein-schloss-ist-sein-paradies_rmn01.c.10407066.de.html
Karl Kiefer, Die Familie Haider (Hayder, Heider, Heyder, von Heider, von Heyder), Frankfurt 1911, in engl. Fassung online: http://www.decisionmodels.com/Heyders/PDFs/HeyderFamily1.pdf - http://www.decisionmodels.com/Heyders/PDFs/HeyderFamily2.pdf - http://www.decisionmodels.com/Heyders/PDFs/HeyderFamily3.pdf - http://www.decisionmodels.com/Heyders/PDFs/HeyderFamily4.pdf - http://www.decisionmodels.com/Heyders/PDFs/HeyderFamily5.pdf - http://www.decisionmodels.com/Heyders/PDFs/HeyderFamily6.pdf - die umfangreichste Darstellung der Familie, leider mit vielen Fehlern.
von Bennigsen:
Max von Spießen (Hrsg.): Wappenbuch des Westfälischen Adels, mit Zeichnungen von Professor Ad. M. Hildebrandt, 1. Band, Görlitz 1901 - 1903.
von Bennigsen: Dr. H. Grote, Geschlechts- und Wappenbuch des Königreichs Hannover und des Herzogtums Braunschweig.
von Bennigsen: http://de.wikipedia.org/wiki/Bennigsen_(Adelsgeschlecht)
von Bennigsen: Otto Hupp, Münchener Kalender 1914, Verlagsanstalt Buch u. Kunstdruckerei AG, München und Regensburg 1914.
Rietstap, Rolland
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben
Friedrich Runkel, Geschichte der Freimaurerei in Deutschland, Books on Demand, 2012, S. 324-325, online:
http://books.google.de/books?id=uu6wjc4YnhoC

ev. Pfarrkirche Groß-Karben - ev. Gemeindehaus Groß-Karben - Groß-Karben, Leonhardi-Schloß (1)

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