Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1945
Rings um Trier: Longuich (Landkreis Trier-Saarburg)

Der Maximiner Hof in Longuich

Der ehemalige St. Maximiner Hof in der Gemeinde Longuich liegt nördlich der Maximinstraße in der Nähe der Pfarrkirche und bildet eine große, fast komplett geschlossene Vierflügelanlage, deren Ecken in die vier Himmelsrichtungen zeigen. Die einzelnen Gebäude des Karrées aus der Zeit zwischen spätem Mittelalter und Barock sind sowohl Wohngebäude als auch landwirtschaftliche Nutzbauten wie Zehntscheune, Zehntkelter etc. Der Zugang zu diesem Hofgut der St. Maximiner Grundherrschaft erfolgt auf der Südwestseite durch einen Torbogen. Longuich wird in einer Besitzurkunde von St. Maximin aus dem Jahre 953 erwähnt (echt) und in der sog. Dagobert-Urkunde (633, Fälschung). Als sog. Oberhof wurden von hier aus im Auftrag der Abtei die Höfe von Kenn, Issel und Riol mitverwaltet. Durch seine Größe, Geschlossenheit und Erhaltung ist das Anwesen einer der heute noch eindrucksvollsten Klosterhöfe der Trierer Benediktinerabtei. Die Südecke der Anlage ist offen, weil hier der bauliche Bering durch die Lage der schräg in NW-SO-Richtung stehenden Pfarrkirche unvollständig bleibt und die Kirchhofmauer hier in den Südbereich des Hofes einschneidet.

Einen Hinweis auf den Besitzer dieses Hofes finden wir über dem Portalbogen in der Mitte des Südwestflügels (Haus Nr. 5). Wegen der Verkürzung des Flügels liegt die Einfahrt jedoch nicht in der Mittelachse des rechteckigen, rund 1240 Quadratmeter großen, gepflasterten Innenhofes, sondern exzentrisch. Eine zweite Tordurchfahrt am gegenüberliegenden Flügel gab Zugang zu den rückwärtig gelegenen landwirtschaftlichen Nutzflächen in Richtung auf die Mosel (Hofbungert). Der Wappenstein über dem Südwest-Portal ist auf 1714 datiert. Das Wappen gehört zu dem St. Maximiner Abt Nicetius André (Nicetius Andreae, Nicet Andréa). Der Torbogen wird von zwei jeweils zweigeschossigen Flügelbauten (Quereinhäusern) flankiert. 1714 bezeichnet freilich nur einen Aus- und Umbau des wesentlich älteren Hofes, der in mehreren Ausbauphasen entstand. Der Torbogen hat z. B. einen in der Fase eingekerbten Schlußstein, wie er zur spätgotischen Formensprache paßt. Andere Bereiche der erstmals im 12. Jh. erwähnten Anlage wie der Treppenturm sind dendrochronologisch auf das frühe 16. Jh. (1509) datiert.

Das Wappen von Abt Nicetius André ist geteilt, oben der doppelköpfige Reichsadler für die Abtei, die einmal Reichsabtei war und selbst an dieser Sichtweise festhielt, hier allerdings das Feld in falscher Farbe angestrichen, unten in Rot ein silberner Altar, von drei goldenen, sechsstrahligen Sternen überhöht, die hier balkenweise gestellt sind. Eine Vergleichsdarstellung findet sich auf der entsprechenden Äbtetafel, eine Beschreibung im Loutsch auf S. 188, sowohl als Einzelmotiv als auch mit dem Doppeladler kombiniert wie hier, allerdings jeweils ohne Kenntnis der Farben. Weil es sich hier durch den Altar um ein typisch religiöses Motiv handelt, ist von einem persönlichen heraldischen Zeichen des Abtes auszugehen.

Nach der Säkularisierung der Abtei St. Maximin und Verstaatlichung des Abteibesitzes durch die französische Besatzungsmacht wurde der Maximinerhof 1808 an Privateigentümer versteigert, worauf das große Hofgut parzelliert und den Bedürfnissen der neuen Eigentümern entsprechend umgebaut wurde. So entstanden insgesamt 5 landwirtschaftlich genutzte Teile, die heute, mittlerweile größtenteils renoviert, von privater Hand gehalten und bewohnt werden. Der an das Kirchengrundstück grenzende Südostflügel (Nr. 4) mit Wohn- und Wirtschaftstrakt, der als der älteste Teil des Maximinerhofes gilt, wurde 2013 von einer Familie erworben und umfassend renoviert.

Liste der Äbte von St. Maximin vom 15. Jh. bis zur Auflösung (hervorgehoben der hier mit Wappen vertretene Abt):

Literatur, Links und Quellen:
Reichsabtei St. Maximin: http://de.wikipedia.org/wiki/Reichsabtei_St._Maximin
Christian König: Trier - St. Maximin, in: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz
http://www.klosterlexikon-rlp.de/mosel-saar/trier-st-maximin.html
Äbte von St. Maximin:
http://wiesel.lu/2010/05/08/abte-von-sankt-maximinus-bertholet/
Wappen der Äbte von St. Maximin:
http://wiesel.lu/heraldik/wappenkunde/eglise/saint-maximin-treves/?PHP
Wappen von Nicetius Andreae
http://wiesel.lu/heraldik/wappenkunde/eglise/saint-maximin-treves/nicetus-andrea/
Friedhelm Jürgensmeier,
die Männer- und Frauenklöster der Benediktiner in Rheinland-Pfalz und Saarland, in Verbindung mit Regina Elisabeth Schwerdtfeger (= Germania Benedictina IX: Rheinland-Pfalz und Saarland, hrsg. von der Bayerischen Benediktinerakademie München in Verbindung mit dem Abt-Herwegen-Institut Maria Laach), St. Ottilien 1999.
Klöster in Trier von der Spätantike bis zur Gegenwart. Katalog zur Ausstellung der Katholischen Erwachsenenbildung anläßlich der 2000-Jahr-Feier der Stadt Trier vom 25.3. bis 1.11.1984 im Domkreuzgang. Konzeption: Prof. Dr. Franz J. Ronig.
Friedhelm Knopp, Ein Rettungsplan für Maximinerhof, Artikel im Trierer Volksfreund vom 17. Mai 2010, online: http://www.volksfreund.de/nachrichten/..........aximinerhof;art8128,2446075
Liste der Kulturdenkmäler in Longuich:
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Kulturdenkm%C3%A4ler_in_Longuich
Ewald Wegner (Bearbeiter), Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Band 12.2, Kreis Trier-Saarburg, Verbandsgemeinden Ruwer, Schweich und Trier-Land, Verlag Werner, Worms 1994, ISBN 3-88462-110-6, S. 200, online:
http://www.roscheiderhof.de/kulturdb/client/einObjekt.php?id=1168
Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, 1984
Geschichte von Longuich und Sehenswertes:
http://www.moseltouren.de/1-trier-bernkastel-kues/1-10-longuich-kirsch/index.html
Hinweistafel am Gebäude
Ein herzliches Dankeschön für wertvolle Hinweise an
Herrn Jürgen Schlöder.

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