Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2285
Hainburg an der Donau (Bezirk Bruck an der Leitha, Niederösterreich)

Stadtbefestigung und Brunnen von Hainburg an der Donau

Hainburg an der Donau ist Niederösterreichs östlichste Stadt. Kurz hinter Hainburg ist die Donau ein Stück lang Grenzfluß zur Slowakei, um kurz darauf Bratislava zu erreichen. Den Durchbruch zwischen Hundsheimer Bergen und Kleinen Karpaten nennt man auch Hainburger Pforte, und diese naturgeographische Lage erklärt die strategische Wichtigkeit der Stadt, die nicht nur selbst befestigt war, sondern auf dem 290 m hohen Schloßberg darüber noch mit einer mittelalterlichen Burganlage (Hainburg, Haimenburg) gesichert war. Von der mittelalterlichen Stadtbefestigung, die 2,5 km lang war, sind noch etliche Mauerzüge und Türme aus dem 13. Jh. erhalten, darunter drei Tortürme und 15 Wehrtürme. Das einschließlich der Zinnenplattform viergeschossige Ungartor (ohne Abb.) im Osten der Altstadt, das früher außen noch Vorwerke besaß, deren Reste man noch erkennen kann, ist das älteste Tor Hainburgs; es ist noch im romanischen Stil und wurde um 1230 erbaut.

Das Fischertor (Abb. unten links zeigt die Donauseite) sperrt die kleine, gebogene Nebenstraße, die von der Hauergasse zur Donaulände hinunterführt. Es handelt sich um das kleinste und jüngste Tor Hainburgs und entstand um 1280. Der im 15. und 16. Jh. umgebaute und mit einer Torhalle durchbrochene Torturm ist viergeschossig. Da der Durchlaß klein war und die Straße steil, war es ursprünglich nur für den Fußgängerverkehr gedacht. Bei der zweiten Türkenbelagerung im Jahr 1683 wurde das Fischertor ein Ort des Schreckens, als die Bewohner hier flohen und dabei fast die ganze Bevölkerung niedergemetzelt wurde. Die angrenzende Gasse heißt Blutgasse, aber nicht in Erinnerung an das Massaker, sondern hier und in der Hauergasse waren die Hainburger Fleischhauer angesiedelt, und deren blutige Abfälle suchten sich den Weg hier zur Donau hinunter. Direkt rechts neben dem Fischertor wurde 1780 eine kleine Kapelle zur Erinnerung an die Opfer des Türkensturmes von 1683 errichtet.

 

Außen über dem Tor ist das Hainburger Stadtwappen angebracht (Abb. oben rechts); es zeigt in Blau auf einem grünen Schildfuß (hier phantasievoll wie ein schwebendes Bodenstück dargestellt) einen goldenen, schreitenden, widersehenden Löwen mit erhobener rechter Pranke, auf dessen Rücken ein silberner, schwarz gefugter Zinnenturm mit einem Fenster.

Das dritte und zugleich größte Tor der mittelalterlichen Stadtbefestigung ist das Wienertor im Westen der Altstadt (Abb. unten links). Mit 31 m Höhe, davon 20 m für den Unterbau und 11 m für das Dach, ist das Wienertor, dessen unterer Teil mit den dicken Buckelquadern in der 1. Hälfte des 13. Jh. unter dem letzten Babenbergerherzog Friedrich II. entstand und dessen oberer Teil, in dem noch ein paar steinerne Kanonenkugeln stecken, 1267/68 unter Ottokar II. Premysl von Böhmen erbaut wurde, zugleich das größte erhaltene mittelalterliche Stadttor Europas. Heute ist in diesem Doppelturmtor - leider ohne Wappen - das Stadtmuseum untergebracht.

Die gut erhaltene mittelalterliche Stadtbefestigung von Hainburg an der Donau ist aus mehreren Gründen einzigartig: Es ist neben der guten Erhaltung und der Schönheit von Individualbauten wie dem Wienertor vor allem die individuelle Gestaltung vieler Türme, die teilweise auch übereck in der Mauer stehen oder polygonale Grundrißformen haben, und auch die Ursprünglichkeit, weil der aus dem 13. Jh. stammende Zustand nur wenig verändert wurde.

 

Vom Wiener Tor zum Wiener Stadtwappen (Abb. oben rechts) sind nur ein paar Schritte zum Haydnbrunnen (Abb. unten links). Der Brunnen stand ursprünglich an der Hauptstraße, ungefähr dort, wo heute die Fahrbahn in den Hauptplatz einmündet. Als 1888 die Teitalwasserleitung fertiggestellt war, wurde der vom Anfang des 17. Jh. stammende, steinerne Stadtbrunnen abgetragen und durch einen gußeisernen Brunnen im Stil der Zeit ersetzt. Als 1932 der 200. Geburtstag des Komponisten Joseph Haydn gefeiert wurde (er wurde zwar in Rohrau geboren, wohnte aber 1738-1740 im Schulhaus, heute in der Ungarstraße 3, bei Verwandten), entsann man sich der alten Steine und baute den früheren Stadtbrunnen an neuer Stelle wieder auf, nun als Haydnbrunnen. Und auch dies war nicht der endgültige Standort, denn als 1984 der Hauptplatz neugestaltet wurde, versetzte man den Haydnbrunnen in die Platzmitte.

Das Bassin ist achteckig; an der viereckigen Mittelsäule umrahmen vier Gesichter die Rohransätze. Der Abschnitt darunter ist wie eine bauchige Vase gestaltet. Darüber ist ein zweiter viereckiger Sockel, der gegenüber dem unteren Sockel um 45° verdreht ist und auf dem sich zwei Wappen und zwei Tafeln befinden, darüber ein Obelisk als Abschluß. Das Wiener Wappen zeigt in Rot ein silbernes, durchgehendes Kreuz. Die Sockelfläche gegenüber trägt das Hainburger Stadtwappen wie oben beschrieben, aber unter leichter Variation des Zinnenturmes mit drei Fenstern und Tor (Abb. unten rechts).

 

Literatur, Quellen und Links:
Hainburg: http://austria-forum.org/af/AEIOU/Hainburg_an_der_Donau
Hainburg:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hainburg_an_der_Donau
Denkmalgeschützte Objekte:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_denkmalgeschützten_Objekte_in_Hainburg_an_der_Donau
Stadtbefestigung:
http://www.stadtmauerstaedte.at/content.php?pageId=6839 - http://www.feste-hainburg.at/
Sehenswürdigkeiten in Hainburg:
http://www.hainburg-donau.gv.at/system/web/zusatzseite.aspx?menuonr=218456919&detailonr=218444360
Wiener Tor:
https://de.wikipedia.org/wiki/Wienertor - http://www.wienertor.at/
Informationsschriften der Tourist-Information Hainburg
Hainburg auf Burgen-Austria:
http://www.burgen-austria.com/archive.php?id=520

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