Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2287
Asparn an der Zaya (Bezirk Mistelbach, Niederösterreich)

Pfarr- und Klosterkirche St. Pankraz

Das Schloß, die Pfarr- und Klosterkirche St. Pankraz und der Minoritenkonvent bilden als historisches Ensemble das sog. Asparner Stättl, das insgesamt als einst befestigte, von Mauer und Graben umgebene Einheit auch heute noch im Ortsbild als einstiges Herrschaftsensemble gut zu erkennen ist. Um Schloß und Kirche führte ein gemeinsamer Wassergraben, und eine gedeckte Brücke führt über jenen hinweg zum Kloster. Seyfried Christoph Graf von Breuner hatte 1610 die Herrschaft Asparn übernommen. Er kümmerte sich nicht nur um den Ausbau des Schlosses, sondern er sorgte als Anhänger der Gegenreformation auch dafür, den Ort wieder auf den rechten Pfad des Glaubens zurückzuführen. Einer der ersten Schritte war die Absetzung des kompletten Asparner Gemeinderates, der nur aus Protestanten bestand. Weiterhin holte er die Minoriten nach Asparn. Die Wahl dieser Ordensgemeinschaft lag zum einen darin begründet, daß ein Verwandter, Pater Ulrich Graf von Breuner, Provinzial der österreichischen Minoriten war, zum andern darin, daß er selber bei seinen Studien der Jurisprudenz in Padua mit dem Orden in Kontakt gekommen war und seinen Beichtvater unter den Minoriten wählte; es war der spätere Kardinal Sarnanus. Zudem hatten die Minoriten bereits Erfahrung und Erfolge in der Durchführung der Gegenreformation vorzuweisen, weshalb sie dem glaubenseifrigen und kaisernahen neuen Ortsherrn im protestantisch geprägten Asparn hochwillkommen waren. Der Minoritenkonvent wurde 1624 gegründet, und 1627 begann man mit dem Bau des neuen Klosters, damals noch etwas kleiner, das nach einem verheerenden Brand im Jahre 1740 ab 1745 durch die mächtige Vierflügelanlage im Osten des Schlosses ersetzt werden sollte.

Im Ort gab es zwar eine alte Kirche aus romanischer Zeit, die unter Reinprecht II. von Wallsee gotisch umgebaut worden war, nun aber baufällig war. Seyfried Christoph Graf von Breuner ließ die Kirche nun herrichten, wovon ein auf 1626 datierter Wappenstein an der Südseite des dreigeschossigen, zwischen Antoniuskapelle und Chor positionierten Kirchturms zeugt. Die Antoniuskapelle wurde 1628 erbaut. Im Jahre 1629 wurde die Pfarre den Klosterbrüdern inkorporiert, d. h. daß ab da die katholischen Minoriten die Leitung des Gottesdienstes übernahmen. Spätere Umbauten haben das Gesicht der Kirche zwar verändert, doch die Schlichtheit einer Bettelordenskirche blieb.

 

Der genannte Wappenstein ist dreiteilig. In der Mitte, etwas nach oben verschoben, befindet sich das Wappen des Bauherrn, Seyfried Christoph Graf von Breuner Freiherr zu Stübing (1569-22.11.1651), Sohn von Seyfried Freiherr von Breuner (1538-27.6.1594) und dessen Frau Elisabeth Freiin von Eytzing (-14.11.1607). Das Wappen der Grafen Breuner zeigt in Silber einen in zwei Reihen schwarz-golden geschachten Pfahl. Das hier nicht verwendete Kleinod wäre zu schwarz-silbernen Decken ein wie der Schild bezeichneter Flügel. Das Wappenbild wird von einer ovalen Kartusche im Renaissance-Stil und noch einmal von einem Laubkranz umgeben.

Auch im Innern der Kirche begegnet dem Besucher das Breuner-Wappen (ohne Abb.), so am Epitaph für die 1615 im Alter von 21 Jahren verstorbene Elisabeth Johanna Breuner, einer Tochter des Bauherrn. Dort wird die Rautenschildform verwendet. Ein weiteres Breuner-Wappen ist an einem Epitaph für mehrere Personen als Teil eines Allianzwappens zu finden; es gehört zu Ernst Friedrich Graf von Breuner (-29.11.1682) und seiner Frau, Maria Eusebia Nothafft von Wernberg (28.3.1644-10.10.1710). Das Epitaph nennt auch Sohn und Enkel. Ein stark vermehrtes Breuner-Wappen in ungewöhnlicher Schildaufteilung (zu acht Feldern geständert mit Herzschild), findet sich als Deckengemälde der Seitenkapelle. Es gehört zu Johann Joseph Graf Breuner (2.1.1688-2.1.1762) und seiner dritten Frau, die er 1725 geheiratet hatte, Gräfin Marie Christine Wilhelmine zu Salm-Reifferscheidt (22.6.1695-4.3.1745).

Zurück zum Wappenensemble auf der Außenseite: Die beiden Wappensteine für die zwei ersten Ehefrauen von Seyfried Christoph Graf von Breuner flankieren den Stein des Ortsherrn zu beiden Seiten und sind etwas nach unten verschoben, so daß die drei Steine 1:2 stehen. Die beiden seitlichen Wappen haben die für Frauen fakultativ verwendete Rautenform, die von einer üppigen Randgestaltung im Stil der Renaissance umrahmt wird. Dabei sind die beiden Rahmen in der Gestaltung verschieden, einmal ist das Muschelornament oben, einmal unten, und auch die umgeschlagenen Ränder sind im Detail individuell.

Das Wappen der Freiherren von Harrach zeigt in Rot eine goldene Kugel, die mit drei (2:1) im Dreipaß gestellten, silbernen Straußenfedern besteckt ist. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: OÖ Seite: 99 Tafel: 33, Band: NÖ1 Seite: 166 Tafel: 80, Band: Mä Seite: 41 Tafel: 30, Band: Bö Seite: 126 Tafel: 63, Band: FstA Seite: 93 Tafel: 112, Band: Un Seite: 223 Tafel: 175 und in Band: Gf Seite: 13 Tafel: 30-33 beschrieben. Zum Wappen würden zwei Kleinode gehören, Helm 1 (rechts): auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken ein wie der Schild bezeichneter und tingierter Flug, Helm 2 (links): auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken zwei außen mit je sechs silbernen Straußenfedern besteckte schwarze Büffelhörner. Die Herren von Harrach erwarben am 7.9.1524 die Herrschaft Rohrau in Niederösterreich. Leonhard von Harrach bekam zu Wien am 12.4.1550 den erbländisch-österreichischen Freiherrenstand als "Freiherr zu Rohrau" und am 4.1.1552 den Reichsfreiherrenstand. Karl Bernhard Freiherr von Harrach bekam am 20.7.1627 zu Wien den Reichsgrafenstand mit dem Titel "Graf zu Rohrau", und die Herrschaft Rohrau wurde zur Grafschaft erhoben. Mitglieder der Familie waren seit dem 29.5.1559 Oberst-Erblandstallmeister in Österreich unter der Enns und seit dem 3.3.1627 auch in Österreich ob der Enns.

Das Wappen steht hier für Anna Maria Elisabeth von Harrach (1564-2.9.1624), die erste Ehefrau von Seyfried Christoph Graf von Breuner, den sie am 9.2.1592 in Wiener Neustadt geheiratet hatte. Als erste Ehefrau bekommt sie hier den ehrenvolleren Platz auf der rechten Seite. Für Anna Maria Elisabeth war es die zweite Ehe, denn in erster Ehe hatte sie Ferdinand Nogarola geheiratet. Sie war die Tochter von Leonhard von Harrach (1542-5.2.1597), der in erster Ehe mit Marie Jakobea von Hohenzollern (1549-1578) und in zweiter Ehe mit Anna Gräfin von Ortenburg-Salamanca verheiratet war. Anna Maria Elisabeth stammte aus erster Ehe. Ihr Bruder war der vorerwähnte Karl Bernhard von Harrach (1570-16.5.1628), der 1627 in den Reichsgrafenstand erhoben wurde und in Graz am 24.11.1591 Freiin Maria Elisabeth von Schrattenbach-Haggenberg (15.2.1573-10.1.1653) heiratete und den Stamm fortsetzte. Das Wappen taucht im Innern der Kirche noch einmal am Epitaph der Anna Maria Elisabeth von Harrach auf der Evangeliumseite des Presbyteriums auf, rautenförmig mit eingebogenen Kanten, die freien Ecken zu glevenartigen Schmuckformen ausgezogen (ohne Abb.). Sie ist in der Gruft vor dem Hochaltar begraben.

Das Wappen der eigentlich aus Savoyen stammenden Freiherren von Mollart (Mollarth, Molard, Molart) zeigt in Blau oben drei goldene, sechszackige (hier jedoch sechs- bzw. siebenzackige) Sterne nebeneinander, unten in Blau eine silberne Bracke mit goldenem Halsband. Hier ist eine Teilungslinie klar zu sehen, aber in der Literatur wird sie nicht angegeben; die Siebmacher-Blasons beschreiben das Wappen als einzelnes Feld, in Blau eine silberne Bracke, überhöht von drei goldenen, nebeneinanderstehenden Sternen. Bei den Darstellungen innerhalb der Kirche ist ebenfalls keine Teilungslinie zu erkennen, so daß sie hier außen als irreführende künstlerische Freiheit bei der Modellierung der Rautenschildfläche eingestuft werden kann. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Mä Seite: 84 Tafel: 65 und mit all seinen Weiterentwicklungen und Varianten in Band: OÖ Seite: 208 Tafel: 61. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu blau-silbernen Decken auf dem gekrönten Helm eine wachsende, silberne Bracke mit goldenem Halsband.

Das Wappen steht hier für Maria Margaretha Freiin von Mollart, die zweite Ehefrau von Seyfried Christoph Graf von Breuner, den sie 1625 in Nikolsburg (Mikulov) geheiratet hatte. Als zweite Frau muß sie sich mit der heraldisch linken Seite zufrieden geben. Das Wappen taucht im Innern der Kirche noch einmal am Epitaph der Anna Maria Elisabeth von Harrach auf der anderen Seite des Presbyteriums auf, rautenförmig mit eingebogenen Kanten, die freien Ecken zu glevenartigen Schmuckformen ausgezogen, genau wie bei der ersten Ehefrau und als Pendant ganz ähnlich gestaltet (ohne Abb.).

Zu einer späteren Wappenvermehrung kam es durch die Vereinigung des Stammwappens Mollart mit dem der aus der Freigrafschaft Burgund stammenden Familie de la Tour. Das gevierte Wappen hat in Feld 1 und 4: in Blau eine silberne Bracke, überhöht von drei goldenen, nebeneinanderstehenden Sternen, Feld 2 und 3: in Blau ein goldener Zinnenturm (de la Tour = Thurn wegen der Gemahlin des Ludwigs von Mollart). Dazu werden zwei Helme geführt, Helm 1 (rechts): auf dem gekrönten Helm mit blau-silbernen Decken eine sitzende, silberne Bracke mit goldenem Halsband (Stammkleinod), Helm 2 (links): auf dem gekrönten Helm mit blau-goldenen Decken ein wachsender, silberner Arm mit Schwert in der Hand (de la Tour, führen eigentlich einen Dolch, "une courte dague nue"). Peter von Mollart erhielt mit seiner Erhebung in den Freiherrenstand am 2.5.1571 zu Prag die kaiserliche Genehmigung zur Wappenvereinigung mit den von Thurn, jedoch sine armis im Diplom. Das einfache Stammwappen mit dem Bracken wurde aber auch nach der Erhebung in den Freiherrenstand im Jahre 1571 weitergeführt.

Das noch weiter vermehrte, gräfliche Wappen nach dem Diplom vom 22.4.1654 zu Regensburg ist geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: Mollart, aber nach links aufspringend, Feld 2 und 3: de la Tour, aber der Zinnenturm sich aus einem Wellenschildfuß erhebend, Herzschild: in Gold ein schwarzer Doppeladler, die kaiserliche Krone zwischen den Häuptern schwebend, im rechten Fang ein Schwert, im linken Fang ein Zepter haltend (kaiserliches Gnadenzeichen). Dazu werden drei Helme geführt, Helm 1 (Mitte): der Doppeladler wie beschrieben, Helm 2 (rechts): Mollart, Helm 3 (links): de la Tour, aber mit Schwert statt Dolch. Alle Decken werden als blau-silbern angegeben. Das Wappen ist in mehrfacher Hinsicht mißglückt, denn die Richtung des Bracken wird verändert, aus der Bracke wird ein Windspiel, der Turm bekommt einen Wellenfuß, und die Decken entsprechen nicht den Wappenfarben der einzelnen Felder, denen sie zugehörig wären. Außerdem bekam der Zinnenturm noch drei kleine Türmchen auf die Wehrplattform gesetzt, was weder zur Ästhetik noch zur Richtigkeit beiträgt, sondern der leider zeittypische Kanzleischwulst ist.

Daneben werden im Siebmacher noch zwei weitere Varianten für den Deutschordensritter Freiherr Ludwig von Mollart angegeben. Er hatte sein Wappen wie folgt erweitert: Zweimal gespalten und einmal geteilt, Feld 1 und 5: in Silber ein schwarzes, silbern bordiertes Tatzenkreuz (Deutschordenskreuz), Feld 2 und 6: Mollart, Feld 3 und 4: de la Tour. Dazu werden drei gekrönte Helme geführt, Helm 1 (Mitte): Mollart, Helm 2 (rechts): auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein silberner, mit einem schwarzen, silbern bordierten Tatzenkreuz belegter Flug (Deutschordenskleinod), Helm 3 (links): de la Tour. Ludwig von Mollart bekam am 24.6.1619 den Orden vom Heiligen Grab verliehen, und seitdem führte er das Wappen um dessen Zeichen erweitert: Dreimal gespalten und einmal geteilt, Feld 1 und 7: Mollart, Feld 2 und 8: Deutschordenskreuz, Feld 3 und 5: in Silber ein rotes Krückenkreuz, bewinkelt von vier kleinen roten, griechischen Kreuzchen (das Kreuz des Ordens vom Heiligen Grab), Feld 4 und 6: de la Tour. Dazu werden vier gekrönte Helme geführt: Helm 1 (Mitte rechts): Deutschordenskleinod, Helm 2 (Mitte links): ein rotes Krückenkreuz, bewinkelt von vier kleinen roten, griechischen Kreuzchen (das Kreuz des Ordens vom Heiligen Grab), Helm 3 (rechts außen): Mollart, Helm 4 (links außen): de la Tour. Das waren natürlich rein personengebundene Wappenformen.

Zurück zur Kirche: Der Bauherr heiratete später noch ein drittes Mal, diesmal Anna Johanna von Hollenegg (-1654). Da diese Heirat aber erst 1633 in Wien erfolgte und damit erst sieben Jahre nach Erstellung dieses Steines an der Kirche, spielt sie hier noch keine Rolle.

Literatur, Quellen und Links:
Baudenkmäler in Asparn: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_denkmalgeschützten_Objekte_in_Asparn_an_der_Zaya
Asparn an der Zaya:
http://geschichte.landesmuseum.net/index.asp?contenturl=http://geschichte.landesmuseum.net/orte/ortedetail.asp___id=643
Dehio Niederösterreich, Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs. Niederösterreich nördlich der Donau, bearb. von Evelyn Benesch, Bernd Euler-Rolle, Claudia Haas, Renate Holzschuh-Hofer, Wolfgang Huber, Katharina Packpfeifer, Wien 1990
Grafen Breuner:
https://de.wikipedia.org/wiki/Breuner
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Seyfried Christoph von Breuner: https://de.wikipedia.org/wiki/Seyfried_Christoph_von_Breuner
Seyfried Christoph von Breuner:
http://www.univie.ac.at/Geschichte/wienerhof/wienerhof2/datenblaetter/breuner_sc1.htm
Genealogie von Harrach:
http://genealogy.euweb.cz/bohemia/harrach2.html
von Harrach:
http://www.austroaristo.com/adelslexikon/4253-harrach.html
von Harrach:
https://de.wikipedia.org/wiki/Harrach
Pfarrkirche:
http://www.asparn.at/system/web/gelbeseite.aspx?detailonr=217190340
Pfarre Asparn:
http://www.pfarreasparn.at/
Kirchenführer:
http://www.pfarreasparn.at/index.php/pfarre-asparn/unsere-kirche/kirchenfuehrer
Alexander Weiger: Asparn an der Zaya, Pfarr- und Klosterkirche St. Pankraz, St. Franziskus und Minoritenkonvent, Christliche Kunststätten Österreichs Nr. 319, Verlag St. Peter, Erzabtei St. Peter in Salzburg, 1. Auflage 1998.

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