Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2505
Amlishagen (zu Gerabronn, Landkreis Schwäbisch Hall)

Katharinenkirche Amlishagen

Im historischen Ortskern von Amlishagen steht unweit von Schildmauerburg und Schloß, Pfarrhaus, Schule und Gasthaus die das historische Ensemble dominierende Katharinenkirche. Sie wurde 1762-1763 erbaut, nachdem die Vorgängerkirche am 1.8.1760 ein Opfer eines Unwetters geworden und abgebrannt war. Der Stil ist spätbarock mit einem Fassadenturm, der auf dem Aufsatz mit oktogonal abgeschrägten Ecken eine geschweifte Haube trägt. Den Stil der äußerlich schlichten und durch hohe Wandvorlagen gegliederten Kirche mit wenig Fenstern in der Fassade und einem geraden Chorabschluß bezeichnet man als Markgrafenstil, weil er in den protestantischen Markgrafschaften Brandenburg-Ansbach und Brandenburg-Bayreuth entwickelt wurde und dort prägend ist. Seit 2017 gehört die Evangelische Kirchengemeinde Amlishagen zur Gesamtkirchengemeinde Gerabronn-Land.

 

Die direkt über dem Portal befindliche Inschrift in dem von Rocaille-Ornamenten, kitschigen bunten Rokoko-Blümchen oben und zwei geflügelten Engelsköpfen unten eingerahmten Feld lautet: "Anno Christi 1762 et 1763 / Haben dieses Gottes Hauß und Thurn, nebst Glocken u(nd) Uhr / werck unter dem Beystand des Höchsten von Grund aus Neu auferbauen laßen: / Der ReichsFrey Hochwohlgebohr(e)ne Herr HERR Gottfried Frey=Herr vom Holz / auf Alfdorff, Eichelberg, Wießgoldingen, Amlishagen, Wollmershaußen und / St. Bartholomoe, Hochfürstlich=Brandenburg=Onolzbachisch würcklicher / Cam(m)er-Herr, als die jeztmalig-hiesige Kirchen= und Dorffs Herrschaftt / Herr laß deine Augen offen stehen über di(e)ß(es) hauß Tag und Nacht / 1. Buch der König:(e) 8. Cap. v. 29".

Amlishagen kam an die seit 1628 in Alfdorf ansässige Familie vom Holtz, weil des Bauherrn Großvater, Eberhard Friedrich vom Holtz (23.9.1663-28.12.1707), Herr auf Alfdorf, Hohenmühringen und Aichelberg etc., Landeshauptmann zu Neustadt an der Aisch, Oberamtmann zu Hoheneck, brandenburg-ansbachischer Rat, am 9.10.1688 Louise Isabella von Wollmershausen (1668-7.7.1708) geheiratet hatte, welche die Tochter von Christoph Albrecht von Wollmershausen (1649-1708) war, dem Letzten seines Geschlechts und Herrn auf Amlishagen, Burleswagen, Hengstfeld und Bartholomä - und all diese ererbten Orte werden in der Inschrift genannt. Louise Isabella war aber nicht die einzige Tochter und Erbin. Ihre Schwester Sophia Charlotte von Wollmershausen (1669-1739) hatte im Jahr 1700 Johann Friedrich Graf von Pappenheim geheiratet, und die Schwester Juliane Sidonie von Wollmershausen (1671-1744) hatte ebenfalls im Jahre 1700 Johann Caspar von Clengel (Klengel, -1749) geheiratet; für letztere wurde Eberhard Max vom Holtz 1717 belehnt. Erst 1771 kam der Besitz Amlishagen nach dem kinderlosen Erlöschen der von Pappenheim und dem Tod von Albrecht August von Clengel (Klengel) an die Familie vom Holtz allein, und blieb in ihrem Besitz, bis 1802 Gläubiger auf Verwertung und Verkauf zur Deckung der Schuldenmasse drängten - denn das Lehen war bankrott. Die finanzielle Lage war zu deutlich in die Schieflage geraten; es kam sogar zu einem Felonieprozeß (Prozeß wegen Bruch des Treueverhältnisses) gegen den Freiherrn Eberhard Gottfried vom Holtz (24.8.1749-23.8.1793) wegen ohne lehenherrlichen Konsens vorgenommener Verpfändung, Veräußerung und Zerschlagung und auch Ruinierung von Teilen des Ritterguts Amlishagen. Die Ortsherrschaft hatte bis 1796 das Nominationsrecht für den Amlishagener Pfarrer; danach kam der Ort unter preußische Landeshoheit. Die Familie vom Holtz ist in Alfdorf hingegen mittlerweile in der 13. Generation ansässig.

Das Wappen des Bauherrn ist in der Mittelachse hoch über der Tür angebracht und trennt zwei Fenster. Der Hintergrund wird wie bei der Inschrift aus weißen Rocaille-Ornamenten und bunten Blümchen im verspielten Stil des Rokoko gebildet. Darauf ist ein roter, beiderseits hochgeraffter Wappenmantel ausgebreitet, mit goldenen Fransen unten und den Initialen des Bauherrn G. V. H. für Gottfried vom Holtz. Das Wappen zeigt in Silber eine schwarze Truhe mit Beschlägen, auf dem Helm mit schwarz-silbernen (hier nicht dem entsprechend) Decken ein wachsender Rumpf eines schwarz mit goldenen Knöpfen gekleideten Mannes mit Spitzbart und hinten abstehendem Haarzopf. Das Wappen wird beschrieben im Rahrbach S. 126, im Alberti S. 344, im Siebmacher Band: Bad Seite: 55 Tafel: 34 sowie im Siebmacher Supplement IV 30.

Diese reichsritterschaftliche Familie war vor allem in Schwaben und Franken und in den Ritterkantonen Kocher und Odenwald ansässig und stellte zwei Ritterhauptleute im Kanton Kocher, nämlich Georg Friedrich vom Holtz (1.11.1597-11.8.1666), der 1652 Generalkommandeur über sämtliche Festungen und Truppen des Herzogtums Württemberg wurde, sowie Eberhard Maximilian vom Holtz (-1762), kaiserlicher Rat.

Der Bauherr, Gottfried vom Holtz (31.5.1716-28.2.1777), war der Sohn von Eberhard Maximilian vom Holtz (6.10.1692-15.3.1762) und Sophia Juliane Elisabethe von Bouwinghausen-Wallmerode (-26.7.1755). Er war der zweite Sohn, aber sein älterer Bruder, Wilhelm, wurde noch nicht einmal ein Jahr alt, deshalb trat Gottfried die Erbfolge seines Vaters an. Gottfried heiratete am 20.2.1746 in Feuchtwangen Eleonore Ernestine Christine Schenk von Geyern (27.9.1725-19.3.1783), die Tochter von Philipp Albrecht Ernst Schenk von Geyern, ansbachischer Oberstallmeister und Ritterhauptmann, und Marie Ernestine Hofer von Lobenstein.

Das Wappen des Bauherrn ist auch an der Stephanus-Kirche in Alfdorf zu finden, die er 1774-1776 von dem Barockbaumeister Johann Michael Keller nach dem Vorbild der Aalener Stadtkirche errichten ließ. An der Stephanus-Kirche handelt es sich um ein Allianzwappen mit dem Wappen Schenk von Geyern; es ist im Gegensatz zu dem Einzelwappen hier in Amlishagen nicht farblich gefaßt. Der Bauherr und seine Eltern sind in Alfdorf begraben.

Auszug aus der Genealogie der vom Holtz; fett markiert sind die Mitglieder, die die Familie fortführten und relevant für die Familiengeschichte sind, fett und dunkelrot ist der mit Wappen vertretene Bauherr der Kirche:

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung bei google maps: https://www.google.de/maps/@49.2628381,9.9621778,16.25z - https://www.google.de/maps/@49.2628357,9.9624988,179m/data=!3m1!1e3
Amlishagen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Amlishagen
Oberamtsbeschreibung Amlishagen:
https://de.wikisource.org/wiki/Beschreibung_des_Oberamts_Gerabronn/Kapitel_B_2
Götz Freiherr vom Holtz: Die Freiherren vom Holtz in Alfdorf: https://www.alfdorf.de/index.php?id=62
Stephanuskirche in Alfdorf:
https://de.wikipedia.org/wiki/Stephanuskirche_(Alfdorf)
Maximilian Gottfried Friedrich Freiherr vom Holtz, Kohlhammer, Stuttgart 1891, Generalfeldzeugmeister Georg Friedrich vom Holtz auf Alfdorf, Hohenmühringen, Aichelberg u.s.w., ein Lebensbild aus dem 17. Jh., 1597-1666, https://books.google.de/books?id=_98OAwAAQBAJ Stammbaumbeilage S. 149-156 ff.
Geschichte von Amlishagen:
https://www.leo-bw.de/detail-gis/-/Detail/details/ORT/labw_ortslexikon/2927/Amlishagen+%5BAltgemeinde-Teilort%5D
Hans Gräser: Die Niederadelsfamilie von Wollmershausen, vom Ortsadel zum Reichsrittertum, hrsg. vom Crailheimer Historischen Verein e. V., 2014, online:
https://crailsheimer-historischer-verein.de/workspace/media/documents/wollm11_zz3_www-5bca5f1ab910d.pdf

Kirchhof Amlishagen, Grabplatten

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