Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2511
Bubenorbis (zu Mainhardt, Landkreis Schwäbisch Hall)

württembergisches Zollhaus Bubenorbis

Direkt an der im Norden des heute zu Mainhardt eingemeindeten Ortes verlaufenden Haller Straße steht dieses ehemalige württembergische Zollhaus. An diesem Gebäude können wir uns an einen Konflikt zwischen der Reichsstadt Schwäbisch Hall und dem Herzogtum Württemberg erinnern: Der Ort Bubenorbis gehörte größtenteils der Reichsstadt (zum Amt Rosengarten gehörig), die ihn seinerzeit vom Kloster Gnadental erworben hatte, das ihn wiederum 1278 von Schenk Walther von Limpurg gekauft hatte. Einen geringen Anteil am Ort besaßen seit 1424 die Johanniter der Haller Kommende. Dem Herzogtum Württemberg gehörte eigentlich nur der kleinste Anteil, eine Schmiede, die zudem außerhalb des eigentlichen Dorfes lag, und das auch nur, weil die rechtlich zur Herrschaft Böhringsweiler gehörte, die Württemberg 1504 erworben hatte. Und nun baute Württemberg neben seiner Schmiede ein Zollhaus an die Straße nach Hall.

Der Reichsstadt paßte das überhaupt nicht, daß hier jemand Zoll innerhalb ihrer Interessensphäre erhob, an der Straße zwischen Stadt und außerhalb gelegenen Besitzes, und es gab Streit darüber zwischen beiden Parteien. 1532 mußte Hall die Obrigkeit der Herzöge über das Zollhaus anerkennen; das Zollhaus blieb; es gehörte verwaltungstechnisch zum Amt Weinsberg. Gar nicht lustig fand die Reichsstadt, daß im Zollhaus auch noch eine Gastwirtschaft mit Weinausschank eingerichtet wurde. Dem Zoller war das Zollgut als Erbgut überlassen worden. Und es ging um die Frage, inwieweit Zoller und Schmied gegenüber Hall fronpflichtig seien. Dieser Streit wurde durchaus handgreiflich ausgetragen: 1532 z. B. hatten die Haller Bürger Wilhelm Romig, Michel Gros, Jakob Huß und Hans Nort den württembergischen Zoller Mathis Dörner zu Bubenorbis mißhandelt, worüber es eine Untersuchung gab. Weiteren Streit gab es wegen der Abhaltung des Ruggerichtes (Rügegericht, Frevelgericht), wegen Erweiterung der Bauten am Zollhaus etc. Das Zollhaus wurde 1558 neu erbaut. Erst 1663 einigte man sich vertraglich.

Am ehemaligen Zollhaus befindet sich ein von einer späteren Modernisierung stammendes Wappen der Herzöge von Württemberg, darstellerisch in erbärmlicher Qualität, in einer Form, wie es ab 1707 geführt wurde. Es ist geviert mit Herzschild, Feld 1: schwarz-golden schräggerautet (Herzogtum Teck), Feld 2: in Blau schräg eine goldene Fahne, belegt mit einem schwarzen Adler (Reichssturmfahne), Feld 3: in Rot zwei aufrechte, abgekehrte goldene Barben (Grafschaft Mömpelgard), Feld 4: in Gold der Rumpf eines bärtigen Mannes (Heiden) mit roter, blau gestulpter Mütze und roter, blau ausgeschlagener Kleidung (Herrschaft Heidenheim), Herzschild: in Gold drei schwarze Hirschstangen übereinander (Herzogtum Württemberg). Das Oberwappen ist hier am Zollhaus völlig verkümmert.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf google maps: https://www.google.de/maps/@49.0845899,9.6112702,17z - https://www.google.de/maps/@49.0848385,9.6134443,416m/data=!3m1!1e3
Ortsgeschichte:
https://www.leo-bw.de/web/guest/detail-gis/-/Detail/details/ORT/labw_ortslexikon/3022/Bubenorbis+%5BAltgemeinde-Teilort%5D
Archivalien:
https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=3463&klassi=&anzeigeKlassi=002.001.002.004
Beschreibung des Oberamtes Hall:
https://de.wikisource.org/wiki/Beschreibung_des_Oberamts_Hall/Kapitel_B_3 und https://books.google.de/books?id=M3oAAAAAcAAJ S. 187

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