Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2588
Ulmen (Landkreis Cochem-Zell)

Stützmauer der Ulmener Pfarrkirche

An der westlichen Stützmauer der katholischen St.-Matthias-Pfarrkirche in Ulmen ist talseitig über dem Treppenaufgang diese undatierte Eisentafel angebracht. Sie trägt unter dem Vollwappen in einer rechteckigen Kartusche die dreizeilige Kapitalis-Inschrift "IOHANN EBERHARDT / HAVST HERR ZV VLMI / N VND GIMMENICH".

Die Haust nannten sich nach der im Ort vorhandenen Burg. Das war ein Kölner Lehen, und 1481 wurde Hermann Haust vom Kölner Erzbischof mit der Burg Ulmen, einem Burglehen zu Nürburg und einem Hof zu Wassenach belehnt. Philipp Haust von Ulmen wurde 1504 wiederum vom Trierer Erzbischof mit anderen Gütern belehnt, die vorher Nikolaus Brabant von Ulmen innegehabt hatte. Ein dritter Lehnsherr waren die Grafen von Manderscheid; von diesen hatten die Haust von Ulmen Güter zu Erp als Lehen. Außerdem waren die Haust auch noch Mitherren auf der geteilten Burg über Klotten, ursprünglich ein Reichslehen, das Kurtrier überlassen worden war.

Dieser Philipp Haust von Ulmen, Sohn von Gotthard Haust, erhielt 1512 die Belehnung mit der Ulmener Burg, dem Wassenacher Hof und dem Nürburger Burglehen durch den Kölner Erzbischof. Lehenserneuerungen gab es 1526 für Anton Haust, 1540 und 1550 für Philipp Haust (-12.12.1556), 1561 für dessen noch minderjährige Kinder, 1572 für Augustin Haust (-1605), 1616 und 1624 für Eberhard Haust von Ulmen, 1621 für Johann Eberhard Haust von Ulmen.

 

Das Wappen über der Schriftkartusche ist das der Haust von Ulmen. Der Schild ist schwarz-golden gerautet, auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein schwarzer Turnierhut, in dessen rotem (oder wie der Schild gerautetem) Stulp zwei grüne (naturfarbene) Pfauenstöße (Pfauenfederbüsche) stecken. Das Wappen wird im Gruber und bei Zobel beschrieben.

Johann Eberhard Haust von Ulmen und Gimmingen (Kreis Ahrweiler), für den diese Tafel angefertigt wurde, starb am 5.6.1636. Seine Schwester Magdalena Haust von Ulmen hatte Dietrich von Friemersdorf gen. Pützfeld geheiratet, den Sohn von Dietrich von Friemersdorf und Anna von Blanckart zu Selinghoven. Deshalb kam es zu einer Wappenvereinigung Friemersdorf/Haust, wie es in Pützfeld an der Wallfahrtskapelle innen und außen zu sehen ist, eine kurzfristig gültige Rarität. Der Letzte der Haust von Ulmen war dieser Johann Eberhard, mit diesen erlosch die Familie im Mannesstamm.

Nach Johann Eberhards Tod wurde sein kurkölnisches Lehen in Ulmen von Erzbischof Ferdinand von Köln als erledigtes Mannlehen eingezogen, und die Burg Ulmen wurde besetzt, wogegen Johann Eberhards noch lebende Mutter, Anna von Ketzgen zu Geretzhoven, Witwe des Augustin Haust zu Ulmen (sie hatten 1593 geheiratet), und Johann Eberhards noch lebenden Schwestern Maria und Maria Martha sowie Dietrich von und zu Pützfeld im Namen seiner Frau Magdalena geborene Haust zu Ulmen Klage erhoben. Vergeblich, denn der Kölner Erzbischof berief sich auf eine Urkunde König Albrechts vom 5.8.1299, nach der auf Lehen, die der Lehnsherr nach dem Tode des Lehnsmannes eingezogen hatte, nach Jahr und Tag keine Ansprüche mehr erhoben werden können. Das kurkölnische Lehen ging an Adolf Sigismund Raitz von Frentz, kurkölnischer Erzkämmerer, Hofmarschall, Rat und Amtmann zu Hülchrath, und dessen Ehefrau Maria Katharina von Aldenbrück. Nach dem Tode von Franz Arnold Raitz von Frentz kam das Lehen 1733 an die Grafen von Plettenberg und 1772 an Graf Johann Ludwig Franz von Goldstein.

Das kurtrierische Lehen zu Klotten kam über Johann Eberhards Schwester an die von Friemersdorf gen. Pützfeld, wo 1647 eine entsprechende Erbteilung belegt ist. Nach dem Tod der Magdalena von Friemersdorf geb. Haust von Ulmen kam das Klottener Lehen an Johann Eberhard von Kesselstatt, der 1654 damit belehnt wurde.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@50.2098245,6.9800087,19.25z - https://www.google.de/maps/@50.2098417,6.9799241,229m/data=!3m1!1e3
Haust von Ulmen:
https://heraldik-wiki.de/wiki/Datei:F-203-ul-um.jpg
Otto Gruber: Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der "landeskundlichen Vierteljahresblätter".
Rolf Zobel: Wappen an Mittelrhein und Mosel, Books on Demands GmbH, Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8370-5292-3, 527 S.
Johann Friedrich Schannat: Eiflia illustrata, 2. Bd., 1. Abteilung, Verlag J. A. Mayer, Aachen und Leipzig 1829,
https://books.google.de/books?id=IOBkAAAAcAAJ
Ulmener Burgen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Ulmener_Burgen
Alfons Friderichs: Die Töpferburg Coraidelstein, in: Burgen und Schlösser 1977/1, S. 67-71
https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/bus/article/viewFile/40571/34235
Alfons Friderichs (Hrsg.): Persönlichkeiten des Kreises Cochem-Zell, Kliomedia, Trier 2004, ISBN 3-89890-084-3 - siehe auch
https://rpb.lbz-rlp.de/cgi-bin/wwwalleg/srchrnam.pl?db=rnam&recnums=0007553
Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland Aktenzeichen: H 641/2188 -
http://www.archive.nrw.de/LAV_NRW/jsp/findbuch.jsp?archivNr=185&id=2907&klassId=1&verzId=220&expandId=0&tektId=997&bestexpandId=996&suche=1

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