Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2598
Stadt Wels (Oberösterreich)

Wappengrabplatten im Burggarten der Welser Burg

Am westlichen Rand des Welser Burggartens sind mehrere historische Grabplatten mit Wappenschmuck in die Wand der angrenzenden Bebauung eingelassen. Sie sind ohne inhaltlichen Zusammenhang, vom Diener bis zum Fürsten, aber sie tragen alle ausgezeichneten Wappenschmuck. Einige Wappen sind anhand der gängigen Literatur lösbar, andere hingegen sind im Siebmacher und im Rietstap völlig unbekannt und damit ein wertvoller Nachweis, auch wenn die Tingierungen mangels Quellen noch ungelöst sind (Ergänzungen willkommen).

Wappengrabstein von Hans Goldner
Die Inschrift im oberen Teil der Platte lautet: "Anno d(o)m(ini) m cccc xlviii in die E(pi)ph(an)ie d(o)m(ini) Ob(iit) hanns Goldner hic Sepultus". Die Datumsangabe "in die Epiphanie domini" ist der 6. Januar, am Erscheinungsfest im römisch-katholischen Kirchenkalender.

Hans Goldner (-6.1.1448) war Welser Bruckmeister. Ein Bruckmeister war für die Erhebung der Brückenmaut durch angestellte Mauter und für die Verbuchung der erhobenen Maut zuständig. Davon wurde zum einen die Instandhaltung der Brücke bezahlt und zum anderen der Stadtsäckel gefüllt. Das nicht in den Standardsammlungen verzeichnete Wappen zeigt aus einem Dreiberg wachsend Kopf und Hals eines Bocks, auf dem Helm der Bocksrumpf wachsend mit einem um den Hals gebundenen Tuch, dessen lose Enden nach hinten abflattern.

 

Tinkturen unbekannt, Hinweise willkommen. In der rechten oberen Ecke ist ein leerer Beischild mit ebenso leerem Schriftband dargestellt. Üblich sind solche einzelnen Beischilde für Ehefrauen, hier unvollendet.

Wappengrabstein für Peter Kulsing
Peter Kulsing (-1467) war Bürger in Wels und Diener des Kaisers Friedrich III. Die Inschrift im oberen Teil der Platte lautet: "Hie(r) li(e)gt begraben Peter Kolsing, / der des Römisch(e)n Kaisers Die/ner ist gewesen der gestarben ist / am Freitag nach sand Bertram(s) / tag dem got(t) genad ... /l x v ii". In einem Vierpaß ist ein Schild plaziert mit einem hersehenden Tierkopf (Pferd, Esel?) mit Ponyfrisur und hochgestellten Tütenohren, im Maul quer einen Gegenstand (Garnspindel?) haltend. Tinkturen und Kleinod unbekannt, Hinweise willkommen.

 

Grabstein für Josef Benedikt von Reinach
Der Wappenschild wird von einem achtspitzigen Kreuz unterlegt und ist geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: in Rot ein silbernes Tatzenkreuz (Johanniterorden), Feld 2: in Gold ein roter Löwe, doppelschwänzig, mit einem blauen Kopf, Feld 3: in Gold hier drei (sonst zwei) rote Schrägbalken, gekrönter Herzschild: in Silber Schwert und Lanze schräggekreuzt, daran hängend Karpfen und Drossel. Die Komposition besitzt als Prunkstück einen aus einem Fürstenhut herabfallenden, beiderseits hochgerafften Wappenmantel. Das Familienwappen der von Reinach wird beschrieben im Wappenbuch der Stadt Basel und im Siebmacher Band: Els Seite: 18 Tafel: 22, in Band: Bad Seite: 70 Tafel: 42 und in Band: Bay Seite: 53 Tafel: 55. Nicht dargestellt werden die zwei Helme des Familienwappens, Helm 1 (rechts): auf dem gekrönten Helm mit rot-goldenen Decken ein wachsender goldener Löwe, auf dem Rücken mit fünf Pfauenfedern besteckt, Helm 2 (links): auf dem gekrönten Helm mit rot-goldenen Decken ein wachsender natürlicher Wolf.

 

Johann Joseph Benedikt von Reinach zu Foussemagne (Fuchsmänningen) war der Sohn von Franz Joseph Ignaz von Reinach-Foussemagne und Maria Clara von Reinach-Münstrol. Der Vater war Capitaine der Kavallerie, wurde 1693 Chevalier de St. Louis und 1718 von König Ludwig in den Grafenstand erhoben. Dieser Vater kaufte die ehemals Wessenbergschen Lehen zu Roppach, La Chapelle und Liebenzweiler. Johann Joseph Benedikt von Reinach wurde Johanniter-Ordensritter und diente zunächst als Komtur in Reiden und Hohenrain. Danach war er Statthalter in Heitersheim. Außerdem war er Komtur in Bubikon. Er war 1777-1796 Großprior von Deutschland mit Sitz in Heitersheim, als Nachfolger von Franz Christoph Sebastian von Remchingen. Er starb am 14.10.1796 in Wels.

Der jeweilige Großprior war Reichsfürst, seit Großprior Georg Schilling von Cannstatt 1548 auf dem Reichstag zu Augsburg in Anerkennung seiner Verdienste als Admiral und Gouverneur von Tripolis in den Rang eines Reichsfürsten erhoben wurde, auch eingedenk seiner Taten als kaiserlicher Kampfgefährte vor Tunis im Jahr 1535 und Algier. Georg Schilling von Cannstatt war ein Vertrauter von Kaiser Karl V. und genoß seine Anerkennung für seine Leistungen für den Orden und für das Reich. Die Standeserhebung war jedoch eine persönliche. Die Herrschaft Heitersheim wurde dadurch nicht zu einem Reichsfürstentum, sondern der Großprior Georg Schilling von Cannstatt wurde persönlich Reichsfürst, wie zeitgenössische Quellen belegen. Damit waren Sitz und Virilstimme im Reichsfürstenrat auf der geistlichen Bank verbunden. Es kann nicht klar entschieden werden, ob nicht evtl. sein Vorgänger ebenfalls schon Fürst war. Es ist ferner umstritten und aufgrund des Verlustes der Originalunterlagen nach 1806 nicht mehr im Detail nachzuvollziehen, wie es genau dazu kam, daß der Rang eines Reichsfürsten dann auf seine Nachfolger überging. Wie auch immer - die Großpriore nach Georg Schilling von Cannstatt behielten diesen Titel bis zum Tod des letzten Fürsten. Nach Johann Joseph Benedikt von Reinach gab es nur noch einen einzigen Großprior in Heitersheim, Ignaz Balthasar Rinck von Baldenstein, welcher den Verlust der linksrheinischen Ordensbesitzungen im Frieden von Lunéville erlebte, den letzten kurzfristigen Aufstieg in die Reichsunmittelbarkeit 1803 und danach den tiefen Fall bis zur Auflösung des Ordens 1806.

Reichsrechtlich ist der Fürstentitel mit dem Tod des letzten Großpriors auf Heitersheim damit als erloschen zu betrachten, weil er in einer Art Personalunion mit dem Großpriorat verbunden war. Dennoch führte das Haus Baden ab 1806 in Person des Kurfürsten Karl Friedrich den Titel des Fürsten von Heitersheim munter fort, denn man machte sich die Ansicht zu eigen, aufgrund der reichsunmittelbaren Sonderstellung von Heitersheim 1803-1806 und der Vergangenheit dieses Schlosses diesen Titel beanspruchen zu können. Ob das berechtigt war, ist sehr umstritten. Richtiger ist es, diesen Fürstentitel nach 1806 als Neuschöpfung des Hauses Baden zu betrachten, andernfalls wäre es ein Rechtsbruch gewesen. In jedem Falle war die Aneignung des Fürstentitels durch das Haus Baden eine Eigenmächtigkeit, weil nur der Kaiser den Titel hätte übertragen können. Und daß man es besser als zwei verschiedene Fürstentitel betrachtet, wird allein schon dadurch deutlich, daß es 1806-1807 zwei Fürsten parallel gab, denn der ehemalige Großprior Ignaz Balthasar Rinck von Baldenstein, der von Baden eine Pension und Wohnrecht erhielt, trug den (echten) Fürstentitel bis zu seinem Tod. Durch die Auflösung des Heiligen Römischen Reiches wurde die Diskussion jedoch hinfällig.

Wappengrabstein für Heinrich Gottlieb von Uchtritz
Die Inschrift lautet: "Hier ruhet / Der Hochgebohrene Herr Heinrich Gottlieb Freyherr / von Uchtritz k. k. Hauptmann von Jordis / welcher / mit seiner hinterlassenen Witbe Frau Justina / Freyin von Uchtritz eine gebohrene Roschueber / 8 Kinder erzeigte wovon noch 3 bey Leben, / Joseph, Karl, und Josepha / Er ist gebohrn den 7. Februar 1749 in Niedewitzsch / Bey Leibzig in Sachßen und gestorben den 9. / May 1798 auf seinem Sitz Eyßenfeld in 49. Jahr / seines Alters / Gott lasse ihm in Friden ruhen". Heinrich Gottlieb Freiherr von Uchtritz (7.2.1749-9.5.1798) war Besitzer des Schlosses Eisenfeld in Wels. Die von Uechtritz, wie sie meistens geschrieben werden, gehören zum Meißnischen Uradel und verbreiteten sich bereits frühzeitig auch in der Oberlausitz und in Schlesien, sowie in allen anderen Gebieten Deutschlands. Das Wappen zeigt im vom Silber und Blau gespaltenen Schild, zwei schräggekreuzte goldene Schlüssel, auf dem gekrönten Helm mit blau-silbernen Decken zwei von Silber und Blau übereck geteilte Büffelhörner.

 

Das Wappen wird beschrieben im Jahrbuch des Deutschen Adels, Bd. 2, 1898, ferner im Siebmacher Band: SaA Seite: 171 Tafel: 111 und im Band Pr Seite: 67 Tafel: 88. In den böhmischen Titularien des 16. Jh. kommt die Familie unter dem Namen von Jchtryc mit dem nämlichen Wappen vor. Ein vermehrtes Wappen wird in Siebmacher Band: PrGfN Seite: 25 Tafel: 19 beschrieben: Geteilt, oben Stammwappen, unten golden mit drei (2:1) grünen Vögeln. Das Wappen der Uechtritz und Wiedebach ist nach Siebmacher Band: PrE Seite: 174 Tafel: 151 geviert, Feld 1 und 4: Stammwappen, Feld 2 und 3: silbern mit blauem Adler, auf der Brust mit einer silbernen liegenden Mondsichel belegt.

Der in der Inschrift genannte Besitz, Schloß Eisenfeld, befand sich früher in der Linzerstraße 85. Es war ein Bau, der an der Stelle eines älteren Rittersitzes um 1700 von Karl Ferdinand von Eyselsberg (1659-1731) errichtet wurde. Die Besitzer wechselten häufig, Heinrich Gottlieb von Uchtritz hatte es 1783-1798, davor war es in Besitz von Ignaz Freiherr von Waldstätten (1780-1783), danach in Besitz von Jgnaz Heilinger (1798-1802). Nach letzterem bekam der barocke Bau eine klassizistische Fassade. 1925 kam der Bau in Besitz der Stadt Wels, die ihn als Kindergarten und Kinderheim nutzte. 1943 ging das Schloß an die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt. 1945 kam es in Besitz der Republik Österreich. Nach dem Zweiten Weltkrieg stand das zuletzt mit Flüchtlingen besiedelte und dann bis 1956 als Säuglingsheim genutzte Anwesen leer und verfiel, bis es 1966 abgebrochen wurde.

Grabmal des Egidius Starl (Fragment)
Von dem Grabdenkmal des Egidius Starl ist nur noch das Bogenfeld übrig: Zwei Engel halten eine zentrale ovale, unten zweimal eingepfropfte Kartusche mit dem Ehewappen des Verstorbenen. Eine Inschrift ist nicht mehr erhalten. Das Wappen Starl wird im Siebmacher Band: Bg4 Seite: 68 Tafel: 78 unter "Stärl" für "Aegidius Stärl d. J. Burger zu Gmundten 1596" geführt, in Schwarz ein goldener Schrägbalken, darin drei natürliche Stare (vordergründig sind das "Vögel", aber nehmen wir mal das Familienwappen als redend an), auf dem gekrönten Helm ein schwarzer Spitzhut, oben mit drei Straußenfedern, einer goldenen zwischen zwei schwarzen (im Siebmacher Hut mit goldener Krempe, oben mit goldenem Knopf, darauf die Straußenfedern).

Da Wappen der Ehefrau ist das der von Seeau. Deren Stammwappen wurde der Familie 1503 von Kaiser Maximilian I. verliehen: In Gold ein schreitendes schwarzes Kamel (Dromedar) mit erhobenem Vorderfuß und mit rotem Zügel, auf dem Helm mit rechts schwarz-goldenen, links rot-schwarzen Decken zwei in den Mundlöchern mit je 3 Pfauenfedern besteckte schwarz-goldene wechselweise geteilte Büffelhörner. Im 16. Jh. wurde das Wappen durch eine redende Komponente (Aue mit einem See) erweitert und ist seitdem geviert, Feld 1 und 4: Stammwappen, Feld 2 und 3: in Grün ein silberner See, auf dem gekrönten Helm mit rechts schwarz-goldenen, links blau-schwarzen Decken zwei in den Mundlöchern mit je 3 Pfauenfedern besteckte Büffelhörner, das rechte golden-schwarz, das linke schwarz-blau geteilt. 1612 gab es eine nächste Wappenbesserung für Michael von Seeau, dessen Brüder und Vettern, dabei kam in der Helmzier ein geharnischter Reiter zwischen die Büffelhörner hinzu, in der Rechten eine goldene Lanze mit rotem Fähnchen tragend, alles andere blieb gleich. 1636 kam eine weitere Wappenbesserung für Elias von Seeau und seine Verwandten mit einem zweiten Helm, welcher einen mit einem silbernen Balken belegten roten Flug trägt. Der erste Helm wurde variiert, es gab nur noch schwarz-golden als Farben. 1681 kam in das freiherrliche Wappen ein Herzschild für Cronenburg hinzu, als Kaiser Leopold I. Johann Friedrich und Johann Ehrenreich von Seeau in den Reichsfreiherrnstand erhob. Weitere Änderungen gab es nur 2 Jahre später. Kaiser Leopold I. erhob am 12.5.1699 Johann Friedrich und Johann Ehrenreich von Seeau in den Reichsgrafenstand, wobei das gräfliche Wappen weiter vermehrt wurde und diesmal weitere Felder im Schild hinzukamen. Die Entwicklung des Wappens wird beschrieben im Siebmacher Band: Bay Seite: 22 Tafel: 16, Band: NÖ2 Seite: 123 Tafel: 50-52, Band: OÖ Seite: 353 Tafel: 93.

 

Wappengrabstein für Christoph Huebmer und Elisabeth Schobinger
Auch dieses Relief ist ein Fragment eines Grabmonumentes. Erhalten ist nur eine rechteckige Platte mit zwei kreisförmigen Wappenmedaillons, die jeweils im Dreiviertelkreis von einem Schriftband umgeben sind, auf denen "CHRISTOPH HVEBMER" und "ELISABETH HVEBMERIN G(EBORENE) SCHOBINGERIN" zu lesen ist. Zwischen den beiden Wappen steht "KPM" und darüber die Jahreszahl "16/28". Christoph Huebmer war Welser Bürgermeister. Elisabeth Schobinger war seine zweite Ehefrau.

Das Wappen Huebmer wird beschrieben im Siebmacher Band: Bg2 Seite: 17 Tafel: 29: Von Schwarz und Gold geteilt mit einem Greifen in verwechselten Farben auf einem schwarzen Dreiberg, auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken der wachsende goldene Greif zwischen zwei schwarzen Büffelhörnern. Die Familie ist eine alte Handelsfamilie aus Wels, die sich dort bis ins Mittelalter zurückverfolgen läßt. Christoph Huebmer war der Sohn von Hieronymus III. Huebmer (1530-1601), 1597-1599 Bürgermeister von Wels. Christoph Huebmer selbst war 1627-1628 Bürgermeister von Wels. Es gibt sogar eine Verbindung zu den obengenannten Seeau: Katharina Huebmer, Tochter von Hieronymus Huebmer II., heiratete Michael Seeauer von Mühlleuthen.

Das Wappen Schobinger wird beschrieben im Siebmacher Band: BayA1 Seite: 90 Tafel: 89: In Gold auf einer Kugel ein rot bewehrter natürlicher Falke, auf dem gekrönten Helm mit rot-goldenen Decken der Falke auf der Kugel (fehlt im Siebmacher) zwischen zwei Büffelhörnern, das rechte rot, das linke golden, in den Mündungen mit je drei Federn besteckt, einer goldenen zwischen zwei roten. Es handelt sich um eine in München vorkommende Familie, nicht zu verwechseln mit einer gleichnamigen anderen Münchener Familie, die bei gleicher Helmzier einen anderen Schild führte, in Gold ein roter Pfahl mit drei silbernen Kugeln.

Wappengrabplatte für Regina Eichinger geb. Neuhofer
"Der Stanedt hat zu Ehren und lobwürdig auch / Christlicher gedechtnuß der Edlen und Ehrentugent / reichen Frauen Regina Echingerin gebornne Neuhouerin / Ihr lieber Herr und Eegemahel  der Edel und vest Wolff / Echinger Pfleger der herrschafft Erlach und Starrhember / gerischer lehenprobst mit deme sie biß in das 10 Jar fridlich  / und einig gelebt und auß dem willen des Allmechtigen den / 17. tag Julij des 1607 Jars ihres alters 38. Jahr 5. / wochen in der Stadt Welß Christlich abgeleibt aufricht / en und weil sie alda begraben ligt alher seczen lassen / der Allmechtig Gott wölle ihr und uns allen am / Jüngsten tag ein fröliche auferstehung und / das ewige leben verleichen Amen." Regina Eichinger geb. Neuhofer lebte also bis zum 17.7.1607.

 

Das Wappen "Echinger" bzw. Eichinger ist geviert, Feld 1 und 4: über einem Dreiberg ein unterhalbes Wagenrad mit fünf sichtbaren Speichen, Feld 2 und 3: auf einem Dreiberg drei aus der mittleren Erhebung hervorwachsende Getreideähren, auf dem gekrönten Helm ein Flug, der rechte Flügel wie Feld 1, der linke Flügel wie Feld 2 bezeichnet. Das Wappen fehlt in den Standardsammlungen, Hinweise zu den Tinkturen willkommen.

Das Wappen "Neuhouer" bzw. Neuhofer ist wenigstens im Rietstap zu finden: Gespalten, rechts silbern-rot schräglinksgeteilt mit zwei sechszackigen Sternen in verwechselten Farben, links in Silber eine schwarze, dreimal getreppte, rechte Stufenseitenspitze zwischen zwei schwarzen Sternen, auf dem gekrönten Helm eine wachsende, rot gekleidete Frau zwischen einem Flug, der rechte Flügel wie die rechte Schildhälfte, der linke Flügel wie die linke Schildhälfte tingiert. Hier trägt die Frauenfigur einen mit einer Reihe Straußenfedern geschmückten Hut und hält in der Rechten ein paar Blümchen, während die Linke am Gürtel ruht.

 

Blason im Rietstap: "Parti, au 1 taillé d'argent sur gueules à deux étoiles de l'un à l'autre, au 2 d'argent à un pignon de trois degrés de sable en fasce mouvant du flanc senestre accompagné de deux étoiles de sable, 1 en chef et 1 en pointe. Casque couronné. Cimier une femme issante habillée de gueules couronnée de roses du même et tenant une rose aussi de gueules tigée et feuillée de sinople entre un vol l'aile dextre aux armes du 1, l'aile senestre aux armes du 2." Einziger Unterschied ist, daß die Straußenfedern auf dem Hut im Rietstap als Rosenkranz angesehen werden.

 

Wappengrabstein von Hans Reykenstorfer
Dieser Grabstein ist für Hans Reykenstorfer (-1499). Der größere Teil oben ist die Wappenzone mit dem Allianzwappen des Verstorbenen, im kleineren unteren Teil ist die kaum zu entziffernde Inschrift eingehauen, in der in der zweiten Zeile unvollständig der Name zu erkennen ist.

 

Das Wappen für Hans Reykenstorfer zeigt zwei mit der Krümmung gegeneinander gewendete, spiralförmig eingerollte Hörner, auf dem gekrönten Helm dieselben, jedes Horn oben mit drei Federn besteckt.

Das Wappen für die Ehefrau zeigt im Schild den Rumpf eines Tieres (Gemse, Gamsbock?) mit kurzen, nach hinten hakenförmig umgebogenen Hörnern (Gemshörner, Gamshörnern), mit Halsband und daran hängender Kette mit Ring, auf dem gekrönten Helm die Schildfigur wachsend. Beide Wappen sind nicht in den Standardsammlungen enthalten, Hinweise auf Literatur und Tinkturen willkommen.

 

Wappengrabstein des Wolfgang Tätzgern
Die stark verwitterte und schwer lesbare Inschrift im oberen Teil der Platte lautet: "Hie(r) li(e)gt begraben der ers(am) ..... (Wolf)/gang taczgern der gestorben ist .../ Fr(e)itag nach Sanct .... / ... (1503) nach cristi gepurd ... / ...". Hier handelt es sich um Wolfgang Tätzgern und seine Frau.

Die Tätzgern sind eine Kirchdorfer Bürgerfamilie. In Kirchdorf war Wolfgangs Großvater, Hans I. Tätzgern, vermählt mit Elisabeth Gassner, 1423 und 1433 Marktrichter. Dessen Sohn war Hans II. Tätzgern, vermählt mit Elisabeth Kramer (-1469) aus Wels, Tochter von Jakob II. Kramer. Die beiden hatten zwei Söhne, Wolfgang Tätzgern (-9.3.1503) und Sigmund Tätzgern (-11.4.1503). Der hier relevante Wolfgang Tätzgern erscheint ab 1483 in den Urkunden. Er wurde 1489 Mitglied des Welser Rates, war 1496-1498 Bruckmeister in Wels und 1499-1501 daselbst Stadtrichter. Sein Bruder Sigmund hingegen pachtete das Ungeld im Bereich der Stadt Wels, die Steuer auf alkoholische Getränke, später übernahm er die Maut und die Warenaufschläge zu Ybbs, noch später wurde er Hoffischrichter in Wels.

 

Wolfgang heiratete Kunigunde Ecker, die Tochter des Eferdinger Stadtrichters Stefan Ecker, und sein Bruder Sigmund heiratete deren Schwester Katherina. Beide Brüder hatten keine Söhne, so daß mit ihnen der Mannesstamm der Familie erlosch. Wolfgangs Erbe, darunter drei Welser Stadtplatzhäuser, fiel an die Töchter Elisabeth und Katharina Tätzgern. Das hier gewendete Wappen Tätzgern zeigt aus einem Berg wachsend ein oberhalbes Tier mit aufwärtsgestreckten Vorderläufen, ausgeschlagener Zunge und mit zwei gebogenen Hörnern, auf dem gekrönten Helm ein Flug, sparrenweise jeder Flügel mit einem nach innen ansteigenden Schrägbalken belegt (nicht in den Standardsammlungen, Hinweise auf Literaturnachweise und Tinkturen willkommen). Das Wappen Ecker hat im Schild zwei Balken, auf dem Helm ein in mehreren Windungen spiralförmig eingerolltes Ammonshorn (Ammonit), darüber ein Federbusch. Ein Vergleichswappen ist auf einem Grabstein innen in der Stadtpfarrkirche Eferding für Friedrich Ecker zu sehen.

Wappengrabstein von Jörg (Georg) Puttinger
Die Inschrift im oberen Teil der Platte wird von einer rechteckigen Kartusche mit Rollwerkrand eingefaßt und lautet, soweit lesbar: "Hie(r) li(e)gt begraben der Fürrne(h)m Er/bar und weis(e) Jorg Puttinger purg/er (= Bürger) und des Ratts (= Ratsmitglied) zu Welss (= Wels) welicher / gestorben ist den 28 tag Martii im / 1560 Ja(h)rs und ist der Erst(e) so ... /... (Gottes?) ackher gelegt wortten ist / ... li(e)gt hie(r) auch sein hausfraw D... / S...fft mit Namen Regina (die) dochter / des Ersamen und weisse(n) wolffgang / Wymber purger (= Bürger) und des Rats zu Sal/czpurg (= Salzburg) weliche gestorben ist den ...".

 

Jörg (Georg) Puttinger (-1560) war Welser Ratsbürger. Sein gewendetes Wappen zeigt einen Greifen, der mit der einen Vorderklaue ein Schwert schultert, mit der anderen ein hölzernes Fäßchen emporhält, auf dem bewulsteten Helm die Schildfigur wachsend (nicht in den Standardsammlungen, Hinweise auf Literaturnachweise und Tinkturen willkommen). Das Wappen für die Ehefrau trägt auf einem Dreiberg einen aufspringenden Wolf, der in den Vorderpfoten einen Ring aus Seil hält, auf dem bewulsteten Helm die Schildfigur wachsend (nicht in den Standardsammlungen, Hinweise auf Literaturnachweise und Tinkturen willkommen). Der aufwendige Grabstein wird seitlich von verzierten Säulen mit Sockel und Kapitellen flankiert, die einen Bogen tragen, dessen kassettenartige Füllungen jeweils mit einer fünfblättrigen Blüte verziert sind. Der Bogen wird von einer Muschelrosette ausgefüllt. In den beiden Zwickeln sind zwei kreisförmige Medaillons mit Brustreliefs der Ehepartner in typischer Renaissance-Kleidung dargestellt.

Der letzte Teil dieser Zeile und die ganze nachfolgende Zeile sind unbehauen, um die Daten der Witwe im Todesfall bei Gelegenheit nachzutragen, was aber offensichtlich nie geschah. Unten in der Mitte des unteren Kartuschenrandes schaut ein Bockskopf den Betrachter frontal an, oben ist an entsprechender Stelle eine Löwenmaske herausgehauen.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@48.1571048,14.0278747,19z - https://www.google.de/maps/@48.1568463,14.02755,40m/data=!3m1!1e3
Beschriftungstafeln an den Grabplatten
Zur Geschichte des Johanniter-Großpriorat Heitersheim, in: Das Markgräflerland, Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur, Jgg. NF 10 (41) Heft 3/4 1979, hrsg. v. d. Arbeitsgemeinschaft Markgräflerland für Geschichte und Landeskunde e. V. und dem Hebelbund Müllheim e. V.
Ingeborg Hecht, Karl Kraus-Mannetstätter, Heitersheim - aus der Geschichte der Malteserstadt, hrsg. Stadt Heitersheim 1972.
Alfred Graf v. Kageneck, Die Fürsten von Heitersheim, ibid. S. 245-260.
Josef Benedikt von Reinach:
https://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Benedikt_von_Reinach-Foussemagne
Genealogie von Reinach bei Julius Kindler von Knobloch: Oberbadisches Geschlechterbuch 
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kindlervonknobloch1919bd3/0440/image
Walter Aspernig: Das ehemalige Weißsche Freihaus Stadtplatz 39, Beiträge zur Häuserchronik von Wels V, in: 30. Jahrbuch des Musealvereins Wels 1993/94/95, S. 83-100, insbes. S. 84-85.
Burggarten Wels:
https://www.wels.gv.at/lebensbereiche/freizeit-und-sport/parks-und-spielplaetze/burggarten/
Wappen der von Seeau:
http://members.kabsi.at/seeau/Encyclopaedia/LinienVaeter/Seeau-Heraldik.htm - http://members.kabsi.at/seeau/Encyclopaedia/LinienVaeter/Seeau-Blasonierung.htm
der See in der Heraldik:
http://members.kabsi.at/seeau/Encyclopaedia/LinienVaeter/Seeau-Blasonierung.htm
Familie Huebmer:
http://members.kabsi.at/seeau/Encyclopaedia/LinienMuetter/Familie-Huebmer.htm
Liste der Bürgermeister von Wels:
https://www.wels.gv.at/lebensbereiche/bildung-und-kultur/stadtarchiv-und-geschichte/bisherige-buergermeister-der-stadt-wels/ und https://digi.landesbibliothek.at/viewer/fulltext/AC07575186/16/
Schloß Eisenfeld:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Eisenfeld
Säuglingsheim Wels:
https://www.landesarchiv-ooe.at/bestaende/krankenhaeuserundhumanitaerestiftungen/saeuglingsheim-wels/

Ortsregister - Namensregister - Regional-Index
Zurück zur Übersicht Heraldik

Home

© Copyright / Urheberrecht an Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2019
Impressum