Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2618
Wassenach (Landkreis Ahrweiler)

Pfarrkirche St. Remigius: Epitaphien von Adam von Kolb und Margarethe von Daun

In der Wassenacher Pfarrkirche St. Remigius befindet sich in der Nordwand der Kirche eingelassen ein Doppelepitaph, das uns zur Geschichte der Kolb von Wassenach führt. Die Familie schreibt sich Kolb oder Kolve, auch Colve geschrieben. Das war eine Niederadelsfamilie in der Pellenz mit Sitz in Wassenach in der Nähe des Laacher Sees. Die Familie taucht urkundlich zuerst 1336 mit Siewert auf, dann begegnet uns nach einer größeren zeitlichen Lücke 1466 ein Arnold Kolb von Wassenach, vermählt mit einer Frau namens Gutgyn, Witwe von Dietrich von Geißlar. Dieser Arnold Kolb von Wassenach wird 1465 vom Kölner Erzbischof mit dem Hof in Wassenach belehnt. Das ist der Vater desjenigen, für den das optisch linke Epitaph angefertigt wurde, Adam I. Kolb von Wassenach. Dieser heiratete Margaretha von Daun, die eine Tochter von Dietrich von Daun gen. Duynchen (Dunychen, Dunegin) und dessen Ehefrau Maria von Daun zu Zievel war. Die beiden Burghäuser in Wassenach gehörten früher den Haust von Ulmen. Adam Kolb von Wassenach erwarb eines davon als Afterlehen auf dem Erbwege. Margaretha brachte in die Ehe den Kamperhof in Mühlenbach und den Wein- und Fruchtzehnt zu Enkirch und Revensbeuren ein. Adam I. Kolb von Wassenach wurde vom Kölner Erzbischof mit dem Hof in Wassenach und vom Trierer Erzbischof mit Wald, Äckern und Feldern bei Ulmen belehnt, ehemaliger und heimgefallener Besitz der Umbscheiden. Güter in Wassenach erwarb er von Verwandten. Adam I. von Kolb ließ 1485 die erste Kirche im Ort erbauen, deren Turm heute noch erhalten ist. Die Familie der Kolb von Wassenach war jedoch nur ein Grundherr von vielen in Wassenach, denn außer ihnen hatten noch die Haust von Ulmen, die von Eltz, die von Bourscheid zu Burgbrohl etc. Besitz im Ort, dazu mehrere Klöster, darunter die Karthäuser von Trier und Köln, das Kloster Maria Laach und das Kloster Tönisstein.

 

Im Zentralfeld seines Grabsteins wird Adam I. Kolb von Wassenach lebensgroß in Rüstung dargestellt, mit hochgeklapptem Visier, die Hände vor der Brust zum Gebet zusammengelegt. Die Rüstung ist asymmetrisch mit einer rosettenförmigen Schulterkachel rechts und einem hochgezogenen Halsschutz links. Die umlaufende Inschrift lautet: "In iarr M ccccc xvii off sanct maria lechtmes is gesto..... der erfeste ada kolf va wassenach de got gn" - im Jahre 1517 auf St. Maria Lichtmeß ist gestorben der ehrenfeste Adam Kolb von Wassenach, dem Gott gnädig sei. Damals galt hier trierische Zeitrechnung, also ist das korrekte Datum seines Ablebens der 2.2.1518. Ganz ähnlich die Platte für Margarethe von Daun, wo die umlaufende Inschrift lautet: "In iarr m ccccc xvii in de mat may is gestorffen iuffer margeth va doun ..... der got genedich wil sein" - im Jahre 1517 im Monat Mai ist gestorben Juffer Margaretha von Daun, der Gott gnädig will sein."

 

Vier Wappenschilde in den vier Ecken bilden jeweils die Ahnenproben. Offensichtlich ist die Anordnung so, daß wir die Eltern bzw. die beiden Großväter heraldisch rechts übereinander haben und heraldisch links die beiden Großmütter übereinander, also oben 1 - 3, unten 2 - 4. Eine solche Anordnung kommt bei frühen Grabplatten und Epitaphien vor, doch später war es Standard, Vorfahren gleicher Entfernung vom Probanden auf gleicher Höhe einander gegenüber zu positionieren, also oben 1 - 2, unten 3 - 4. Heraldisch rechts oben sehen wir beim Ehemann Adam I. den Schild der Kolb von Wassenach, in Silber ein schwarzer Adler mit rotem Schnabel und roten Beinen. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre ein wachsender ebensolcher Adler zu schwarz-silbernen Helmdecken, oder als Variante ein Flug. Es gibt mehrere Familien des Namens Kolb in der Nähe, mit denen sie weder genealogisch noch heraldisch etwas zu tun haben. Die Kolb von Wassenach führen in Silber einen schwarzen Adler, die Kolbe von Ahrweiler führen in Silber drei rote Hämmer, ebenso die Kolbe von Vettelhoven, und die Kolbe von Boppard führen in Silber einen schwarzen Löwen, eine andere Familie des Namens in Gold zwei schräggekreuzte schwarze Streitkolben. Heraldisch links oben wäre das erste großmütterliche Wappen zu suchen, es zeigt eine stehende, dickliche Person. Aufgrund der schlechten Erhaltung ist die Zuordnung schwierig, ferner fehlt jeder sichere Beleg für ihre Familienzugehörigkeit, weil Arnolds Eltern nicht in der gängigen Literatur bekannt sind. Christof Gaa hat bei seinen Forschungen den entscheidenden Hinweis zur Identifizierung gefunden: In einer Urkunde aus dem Jahre 1412 im Landeshauptarchiv Koblenz wird Adams Großvater Wilhelm Arnold Kolb als Schwager der Brüder Hermann und Gerlach Speck(e) von Andernach genannt. Das Wappen dieser Andernacher Schöffenfamilie wird bei Zobel auf Tafel 10 abgebildet unter Verweis auf den Schöffen Johann Speck von Andernach im Jahr 1386. Das redende Wappenbild ist ein speckiger = dicker Mann mit einer nach links umgebogenen Zipfelmütze, und mit diesem Wissen kann das Motiv des bis jetzt unbekannten Wappen in der Ahnenprobe von Adam Kolb von Wassenach angesprochen werden. Das Wappen wird weiterhin durch ein Siegel des Ritters und Schöffen Hermann Speck zu Andernach an einer Urkunde vom 20.2.1394 mit dem gleichen Wappenbild belegt.

 

Heraldisch rechts unten finden wir den Schild für die Mutter, die oben erwähnte Gutgyn, offensichtlich eine geborene Weyher zu Nickenich, in Silber drei rote Rauten balkenweise. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre ein silberner wachsender Bocksrumpf zu silbern-roten Decken. Der vierte und letzte Schild der Ahnenprobe schließlich ist für die Großmutter väterlicherseits, eine von Bourscheid, in Silber drei (2:1) gestellte rote Seeblätter, die hier eher Herzform haben. Das Oberwappen fehlt hier, es wäre auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein beiderseits wie der Schild bez. Flug. Hermann Weyher zu Nickenich erscheint urkundlich 1487 als Ehemann einer Frau von Bourscheid.

 

Ganz ähnlich ist die Platte für Margarethe von Daun konzipiert. Vier Wappenschilde in den vier Ecken bilden auch hier die Ahnenprobe. Heraldisch rechts oben sehen wir den Schild der Duynchen (Dunychen, Dunegin) von Daun, in Gold ein rotes Schräggitter, im blauen Freiviertel zwei silberne Lilien. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre ein silberner Schwanenrumpf (mit goldenem Ring im Schnabel) zwischen einem offenen schwarzen Flug, Decken rot-golden (Gruber), schwarz-silbern (Siebmacher). Ein Dietrich von Daun gen. Dyunchen hatte Maria von Daun zu Zievel geheiratet. Heraldisch links oben ist der Wappenschild für die Großmutter väterlicherseits, geteilt, oben drei Schindeln nebeneinander, Tinkturen unbekannt. Heinrich Herr von Daun hatte nach Humbracht eine Catharina von Wimpach geheiratet. Für Johann von Wimbach verzeichnet Zobel auf Tafel 372 ein nicht gleiches, aber cum grano salis ähnliches Wappen, mit unbekannten Tinkturen.

 

Heraldisch rechts unten sehen wir den Schild der von Daun zu Zievel. Nach Zobel führte diese Familie in Gold ein silbernes Schräggitter, darüber ein blauer, dreilätziger Turnierkragen. Das Wappen heraldisch unten links ist völlig unkenntlich. Nach Humbracht war Maria von Daun zu Zievel die Tochter von Wilhelm von Daun zu Zievel und Ossina (Orsina?) von Elens, welche nach Zobel einen rot-silbern gerauteten Schild führte, eine gerautete oder schräggegitterte Textur ist hier bei sehr viel gutem Willen auf dem Stein nachvollziehbar.

Adam I. Kolb von Wassenach hatte mit seiner Frau nach Wegeler drei Kinder, Wilhelm, Adam II. und Margaretha. Wilhelm (-1540) heiratete 1505 Anna von Hillesheim. Er übernahm das Lehen in Wassenach und setzte die Familie noch zwei Generationen fort. Margaretha heiratete Gilbrecht Rinken von Gaubickelsheim. 1599 erlosch Wilhelms Nachkommenschaft mit seinem Sohn Anton; die Güter in Wassenach wurden von Johann von Metternich und Johann von Ufflingen widerrechtlich in Besitz genommen. Zu der Zeit lebten aber noch Kinder von Adam II., dem zweiten Sohn, darunter Adam III. (-1597), welcher Hedwig von der Hoven gen. Pampus geheiratet hatte. Des hier auf der Grabplatte Verewigten Enkel Adam III. wurde 1520 von Trierer Kurfürst Georg Philipp mit einem trierischen Lehen ausgestattet und erhielt 1526 ein weiteres Lehen der Grafen von Virneburg. Hinsichtlich der Stammgüter in Wassenach gab es unter den Nachfahren 1646 einen Vergleich. 1772 wurden die beiden Burghäuser in Wassenach abgerissen, um Platz für das heutige barocke Burghaus zu machen, ein zweiflügeliger Putzbau mit Mansardwalmdach. Die Familie erlosch im Mannesstamm am 4.8.1812 mit Clemens Wenzeslaus Kolb von Wassenach, gefallen als Hauptmann in der Schlacht von Smolensk im Rahmen von Napoléons Rußlandfeldzug, ein Ururururenkel von Adam III., und mit seinem Onkel Carl Adolph (-1828), dem Letzten seines Geschlechts und einem Urururenkel von Adam III.

Literatur, Links und Quellen:
Position in Google Maps: https://www.google.de/maps/@50.4331076,7.2804493,18.25z - https://www.google.de/maps/@50.4332948,7.2805044,65m/data=!3m1!1e3
Julius Wegeler: Die Familie der Colven von Wassenach, in: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein, Heft 13-14, Dez 1863 - https://zenodo.org/record/1671677/files/article.pdf - cave, Angaben mit Vorsicht zu genießen
Humbachts genealogische Tafeln
Wassenacher Dorf-Chronik 1139-1989, 850 Jahre Wassenach - aus der Geschichte eines Dorfes, hrsg. von der Gemeindeverwaltung Wassenach, Wassenach 1989
Kleiner Kirchenführer. St. Remigius zu Wassenach, hrsg. vom Katholischen Pfarramt Burgbrohl, Wassenach 2001
Otto Gruber: Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der "landeskundlichen Vierteljahresblätter".
Rolf Zobel: Wappen an Mittelrhein und Mosel, Books on Demands GmbH, Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8370-5292-3, 527 S.
Ein herzliches Dankeschön an Herrn Christof Gaa für die Identifizierung des Wappens der Speck(e) von Andernach

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