Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2717
Sugenheim (Landkreis Neustadt an der Aisch - Bad Windsheim, Mittelfranken)

Altes und Neues Schloß Sugenheim

Altes Schloß
Der Komplex aus Altem und Neuem Schloß (bzw. Innerem und Äußerem Schloß) befindet sich im Osten des Ortes Sugenheim direkt an der Hauptstraße. Das Alte Schloß ist eine Dreiflügelanlage mit einem winzigen, schmalen und galeriegeschmückten Hof, der sich nach Südwesten öffnet und dort mit einem Gitter abgeschlossen ist, zu dem eine Freitreppe hinaufführt. Von den drei Flügeln ist der Nordwestflügel (Hauptflügel) mit ca. 12 m der breiteste; sein Gegenüber ist nur ca. 9 m breit; der verbindende Nordostflügel liegt in gleicher Größenordnung. An dieses Kernschloß sind an den Ecken vier Türme angesetzt, von denen die im Norden und im Osten einen größeren Durchmesser haben als die beiden vorderen. Drei der Türme sind rund, nur der an der Südecke ist polygonal auf rundem Unterbau. Das Alte Schloß hat seine Wurzeln in einer mittelalterlichen Wasserburg, die 1376 erstmals urkundlich erwähnt wird. Sie gehörte seit Ende des 14. Jh. den Herren von Seckendorff. Im Bauernkrieg wurde sie 1525 zerstört, aber bis 1529 wiederaufgebaut. 1806-1812 wurde das Schloß durch Freiherr Alexander Friedrich Wilhelm von Seckendorff (1743-1814), Feldmarschall-Lieutenant, kaiserlicher Generalmajor und Komtur des Deutschen Ordens, umgebaut. Das Äußere des Schlosses besitzt eine charakteristische Bemalung mit weißen Linien auf gelbem Untergrund; diese farbige Fassung bekam das Schloß erstmals ebenso wie die Zinnenkränze als Abschluß der in ihrer Höhe verringerten Türme anläßlich des Umbaus im frühen 19. Jh. Vom ehemaligen Wassergraben ist nur noch eine leichte Geländesenke an drei Seiten zu erkennen.

Friedrich Freiherr von Seckendorff-Aberdar verkaufte das Schloß 1972, und 1975 wurde es an die gegenwärtigen Eigentümer weiterverkauft, damals in ruinösem Zustand, weil es seit 1834 nicht mehr genutzt und gepflegt wurde. Das Alte Schloß wurde nach knapp 150 Jahren Leerstand 1981-1983 umfassend und mustergültig nach denkmalpflegerischen Vorgaben renoviert und ist heute wieder ein Schmuckstück des Ortes. Der im frühen 19. Jh. wegen Baufälligkeit abgebrochene Nordwestturm wurde wieder originalgetreu aufgebaut, so daß die Schloßanlage seit 1992 wieder komplett ist. Im Garten gibt es noch im Nordosten des Schlosses eine 2013-2014 errichtete Orangerie im Stil des Frühklassizismus, die sich mit einer Tür und vier Rundbogenfenstern zum Schloß hin öffnet.

Das Schloß ist im Privatbesitz des Ehepaares Jan und Manuela Kube, die es privat bewohnen und einen Kunsthandel und ein Auktionshaus betreiben, spezialisiert auf historische Waffen, Orden und Militaria. Im Schloß besteht ein 1988 eröffnetes Spielzeugmuseum, das im Rahmen der Öffnungszeiten (von Ostern bis zum 1. Advent nur an Wochenenden und Feiertagen) zugänglich ist, bestehend aus 8 Räumen mit Spielzeug (rund 2500 Exponate) und 5 Räumen Schloßmuseum (Salon und Schlafzimmer, eingerichtet im Stil des frühen 19. Jh., ostasiatisches Kabinett in einem der Türme, Kleiner Rittersaal, Hauskapelle mit gotischem Rippengewölbe und neugotischer Einrichtung). Das unten gezeigte Wappen befindet sich in der obigen Abbildung fast in der Bildmitte am mittleren der drei sichtbaren Türme in Höhe des ersten Obergeschosses.

Dieses Schloß trägt am Südturm (der mit dem polygonalen oberen Teil) einen Wappenstein mit dem Wappen der von Seckendorff, in Silber zwei rote, unten verbundene und achtförmig miteinander verschlungene Lindenzweige mit acht nach außen gerichteten Blättern. Als Helmzier wird zu rot-silbernen Decken ein roter, hermelingestulpter Hut geführt, mit schwarzen Hahnenfedern besteckt. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Bay Seite: 22 Tafel: 15-16, Bad Seite: 76 Tafel: 45, Bay Seite: 57 Tafel: 60, Brau Seite: 9 Tafel: 7, He Seite: 26 Tafel: 28, Pr Seite: 27 Tafel: 30, Pr Seite: 64 Tafel: 82, Pr Seite: 374 Tafel: 422, Reu Seite: 9 Tafel: 7, Sa Seite: 16 Tafel: 15, Wü Seite: 4 Tafel: 4, Wü Seite: 11 Tafel: 14. Die Herren von Seckendorff waren seit dem Ende des 14. Jh. in Besitz eines geschlossenen Herrschaftskomplexes in Sugenheim. Im Jahr 1500 bekamen sie von den Markgrafen von Brandenburg-Ansbach die Halsgerichtsbarkeit und die Dorfherrschaft als Mannlehen. Bis 1797 konnten sie damit weitgehend selbstständig die Ortsherrschaft ausüben; das wurde nach der Verweigerung des Huldigungseides durch Freiherr Alexander Friedrich Wilhelm von Seckendorff und durch seinen Bruder, Christoph Albrecht Freiherrn von Seckendorff auf Wonfurt, durch den Einmarsch preußischer Truppen und die Angliederung an das Königreich Preußen beendet. Vierzehn Jahre später kam Sugenheim an das Königreich Bayern. Der Markt Sugenheim hat das Seckendorff-Wappen mit einer minimalen Änderung, einem roten Schildhaupt, das als Symbol für die Hochgerichtsbarkeit stehen soll, seit 1958 als Kommunalwappen übernommen.

Neues Schloß
Im Norden des Alten Schlosses befindet sich das Neue Schloß, ein L-förmiger Zweiflügelbau mit einem ca. 52 m langen, zweistöckigen Nordwest- und einem kurzen, nur ca. 16 m messenden, dreistöckigen und rechtwinklig angesetzten Nordostflügel (sogenannter Alexanderbau) mit einem in den Park vorspringenden Mittelteil. Der lange Flügel stammt im Kern aus dem 16. Jh., und im Erdgeschoß sind noch Kreuzgratgewölbe und Kreuzrippen aus dieser Zeit erhalten, auch wenn ein durchgehender Korridor vorgebaut wurde. 1746-1749 wurde der Flügel im nüchternen Markgrafenstil umgebaut und durch den Osttrakt mit Gästeappartements ergänzt. Neu wurden damals ferner das Treppenhaus und das Obergeschoß des langen Flügels gebaut. Bauherr war Christoph Friedrich Freiherr von Seckendorff-Aberdar (1679-1759), der aufgrund seiner Ämter am Hof der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach über die nötigen Mittel und Einkünfte verfügte. Er war ab 1714 Mitglied des Geheimen Ratskollegiums in der Markgrafschaft Ansbach, ab 1721 Vorsitzender aller Geheimen Kollegien und 1735 vorderster Geheimer Minister und damit maßgeblich die brandenburg-ansbachische Politik mitbestimmend. Obwohl es größtenteils nur zweistöckig ist, besitzt das Neue Schloß 32 Räume, ein Dutzend Bäder und 3 Küchen. Dieses im Vergleich zu dem kastellartigen Alten Schloß wesentlich elegantere Neue Schloß hat seinen Zugang in der Mitte der Nordwestseite. Die Ausgewogenheit und edle Gliederung verraten als Architekten der Umgestaltung den Hofarchitekten Leopoldo Retty (1705-1751).

Um 1800 erfolgte eine Aufstockung des Seitenflügels um ein Geschoß. In dieser Zeit wurden auch die Innenräume klassizistisch umgestaltet, bekamen neue Möbel und Wanddekorationen im damals modischen pompejanischen Stil. Über der Holztür mit Oberlicht befindet sich eine Rokoko-Kartusche mit dem Monogramm des Bauherrn. Im Dreiecksgiebel befindet sich ein weiteres Wappen der von Seckendorff (ohne Abb.), in deren Besitz das Neue Schloß bis 1972 verblieb. Friedrich Freiherr von Seckendorff-Aberdar verkaufte das Schloß. Danach verfiel das Schloß jahrelang ungenutzt. Erst als es 1989 an Hans Heinrich von Garnier kam, wurde das repräsentative Gebäude gerettet. Das 1990-1993 mit großem Einsatz umfassend innen und außen im ursprünglichen Stil renovierte und technisch auf den neuesten Stand gebrachte Schloß ist heute wieder ein architektonisches Juwel, ist privat bewohnt und nicht zu besichtigen. Gegenüber dem Haupteingang liegt ein Rosenhaus. Der Park im englischen Stil wurde 1796-1802 unter Alexander Friedrich Wilhelm von Seckendorff-Aberdar angelegt und ersetzte einen bis dahin vorhandenen Barockgarten. Er teilte lange das Schicksal des Neuen Schlosses und verkam. Erst unter dem neuen Besitzer wurde der Park neu bepflanzt und wiederhergestellt.

Außerdem sehenswert
Im Umfeld der beiden Schlösser existieren noch etliche Bauten des Wirtschaftsbereiches, so das ehemalige Forsthaus (ca. 1800 erbaut, Schloßstraße 53), der ehemalige Pferdestall (1797 erbaut, Nr. 51), Bauernhaus (Nr. 49), Meiereihof (um 1800 erbaut, Nr. 43). Insgesamt hat sich damit ein erstaunlich geschlossenes Herrschaftsensemble in Sugenheim erhalten. Weitere Wappen sind in der evangelischen Markgrafenkirche St. Erhard im Ort an den Epitaphien des Geschlechts von Seckendorff-Aberdar zu finden, darunter dasjenige von Hans von Seckendorff-Aberdar (1473-1535), Eigentümer der Güter Sugenheim, Kreßberg und Möhren, markgräflich-ansbachischer Amtmann, Hofmarschall und Statthalter der fränkischen Markgrafentümer, mit seinen zwei Ehefrauen, Cordula Schenk von Schenkenstein (-1504) und Anna von Eyb (-1530) und den Wappen der jeweiligen Eltern aller drei Personen. Hans war der Sohn von Hans von Seckendorff-Aberdar d. Ä. (-1504) und Elisabeth von Wilhelmsdorf. Seine zweite Frau war die Tochter von Johannes von Eyb zu Vestenberg und Anna von Lichtenstein zu Geyersberg. Die gleichen Wappen tauchen auf einem weiteren Epitaph der nächsten Generation auf.

Literatur, Links und Quellen:
Position in Google Maps: https://www.google.de/maps/@49.604045,10.4392961,19z - https://www.google.de/maps/@49.6040153,10.4391557,120m/data=!3m1!1e3
Spielzeugmuseum:
http://www.spielzeugmuseum-sugenheim.de/index.php - Geschichte: http://www.spielzeugmuseum-sugenheim.de/historie1.php - http://www.spielzeugmuseum-sugenheim.de/historie2.php - https://www.kunstsammlungen-sugenheim.de/spielzeugmuseum/
Auktionshaus Kube:
https://www.kube-auktionen.de/
Neues Schloß:
https://www.kunstsammlungen-sugenheim.de/
Sugenheim auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Sugenheim
Herren von Seckendorff auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Seckendorff_(Adelsgeschlecht)
Herren von Seckendorff im Historischen Lexikon Bayerns:
https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Seckendorff,_Adelsfamilie
Wappen von Sugenheim, Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte:
https://www.hdbg.eu/gemeinden/index.php/detail?rschl=9575165
Liste der Baudenkmäler in Sugenheim:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkmäler_in_Sugenheim
Schlösser und Burgen in Mittelfranken, von Ruth Bach-Damaskinos, Jürgen Schabel, Sabine Kothes. Hofmann Verlag Nürnberg, ISBN 3-87191-186-0, S. 92-93
Neues Schloß:
http://www.schloss-sugenheim.de/ - http://www.schloss-sugenheim.de/beschreibung/beschreibung_allgemein.html - http://www.schloss-sugenheim.de/geschichte/geschichte.html
Altes Schloß:
https://www.nordbayern.de/region/neustadt-aisch/doppeljubilaum-im-alten-schloss-von-sugenheim-1.7341081
alle Photos stammen aus dem Jahr 2008

Ortsregister - Namensregister - Regional-Index
Zurück zur Übersicht Heraldik

Home

© Copyright / Urheberrecht an Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2021
Impressum