Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2769
Neufra (zu Riedlingen, Landkreis Biberach)

Die katholische Pfarrkirche St. Peter und Paul in Neufra:
Apollonia von Kirchberg und mehrere Freiherren von Gundelfingen

Apollonia von Kirchberg (-1517)
Die Inschrift dieses 2,25 m hohen und 1,17 m breiten Epitaphs lautet: "Anno do(mi)ni 1517 am dritte(n) tag September starb die wo(h)lgepor(e)n(e) / Fraw Apol(l)onia gräfin zu Montfort gepor(e)ne Grafin von kirch/berg ain gemahel gewesen Dess wo(h)lgepor(e)nen Her(r)n Johannsen / Graven zu Montfort Und li(e)gt hie(r) begraben bei dem altar / Got(t) gnad(e) der se(e)le". Das Inschriftenfeld ist aus anderem, gelblich-weißem Material in die Rotmarmorplatte eingesetzt worden.

 

Apollonia von Kirchberg (-3.9.1517) ist uns bereits als Schlüsselfigur bei dem Kirchenneubau begegnet; ihr Wappen ist außen an der Westfassade und innen auf einem Schlußstein angebracht. Und diese Apollonia ist wichtig, weil sie die Tochter des letzten männlichen Grafen von Kirchberg war. Sie hatte am 5.2.1487 Graf Johann von Montfort-Rothenfels-Wasserburg (-29.6.1529) zu Langenargen geheiratet. Insgesamt sehen wir auf der Rotmarmorplatte acht Wappen, zwei in den oberen beiden Ecken, zwei in der Mitte der Längsseiten und vier unten im Sockelbereich, die paarweise einander zugeneigt sind.

 

Die beiden oberen Wappenschilde entsprechen den Wappen der beiden Ehepartner, heraldisch rechts dasjenige des Ehemannes (Grafen von Montfort, in Silber eine rote, dreilätzige und unten mit Fransen versehene Kirchenfahne, oben mit drei Ringen zur Aufhängung, Abb. oben links), gegenüber dasjenige der Ehefrau (Grafen von Kirchberg, in Silber eine golden gekrönte Frauengestalt oder Mohrin mit abfliegendem Haar, mit schwarzem Gewand mit Hängeärmeln, in der Rechten eine silberne, golden verzierte Inful (Bischofsmütze, Mitra) emporhaltend, Abb. oben rechts).

 

Zum Verständnis der Ahnenprobe werfen wir einen Blick auf die Genealogie: Ihre Eltern waren Graf Philipp von Kirchberg (-1510) und Kunigunde Elisabeth von Schaunberg (-20.7.1491). Diese beiden elterlichen Wappen finden wir in der mittleren Zone, heraldisch rechts dasjenige des Vaters (Grafen von Kirchberg, wie zuvor beschrieben, aber gewendet, Abb. oben links), gegenüber dasjenige der Mutter (Grafen von Schaunberg, silbern-rot gespalten, Abb. oben rechts). Letztere leiten sich von den Edlen von Julbach ab. Nach Grunderwerb im heutigen Innviertel verlagerten die Julbach-Schaunberger ihren Hauptsitz auf die Schaunburg und nannten sich fortan nach dieser. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu rot-silbernen Decken zwei Büffelhörner (eigentlich Hifthörner), rechts silbern, links rot, in der Mitte mit verschlungenen goldenen Bändern verbunden (Siebmacher Band: OÖ Seite: 322 Tafel: 85, Band: NÖ2 Seite: 38 Tafel: 11-12).

Ihre Großeltern waren väterlicherseits Eberhard VII. von Kirchberg (-4.7.1472) und seine Frau Kunigunde Gräfin von Wertheim sowie mütterlicherseits Bernhard von Schaunberg (-8.4.1473), kaiserlicher Rat, 1447 Landmarschall in Österreich, und dessen Frau Agnes von Walsee (-15.8.1470). Davon erkennen wir in der unteren, vier Schilde umfassenden Wappenreihe beide wieder (Abb. oben links, Abb. unten links). Das Wappen der Grafen von Wertheim ist optisch ganz links zu sehen, geviert, Feld 1 und 4: geteilt, oben in Gold einwärts ein schwarzer aus der Teilung hervorkommender Adler, unten in Blau 3 (2:1) silberne Rosen mit goldenem Butzen (Grafschaft Wertheim), Feld 2 und 3: in Silber zwei rote Balken (Herrschaft Breuberg). Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu rot-silbernen Decken ein wachsender goldener, gekrönter Adler (Wertheim), besteckt mit zwei silbernen Fähnchen mit je zwei roten Balken (Breuberg). Das Wappen der Herren von Walsee zeigt in Schwarz einen silbernen Balken. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre ein wie der Schild bezeichneter Flügel zu schwarz-silbernen Decken (Siebmacher Band: OÖ Seite: 569 Tafel: 123, Band: NÖ2 Seite: 516 Tafel: 251).

Da dies noch nicht genügt, um die letzten beiden Wappen zu finden, listen wir auch noch die Urgroßeltern. Väterlicherseits waren das Eberhard von Kirchberg und Agnes von Werdenberg sowie Georg von Wertheim und Anna von Oettingen, und mütterlicherseits waren das Johann von Schaunberg (-16.11.1453) und Anna von Pettau (-29.3.1465) sowie Reinprecht IV. von Walsee (-18.3.1450), Oberstmarschall in Österreich, Obersttruchseß in Steyr, Hauptmann von Enns, und Katharina von Rosenberg (1406-). Das erklärt die beiden noch nicht zugeordneten Schilde: Optisch der zweite von links ist derjenige der Grafen von Oettingen, in Gold vier Streifen roten Pelzwerks (Eisenhutfehs), überdeckt von einem blauen Herzschildchen, das Ganze überdeckt von einem silbernen Schragen (Abb. weiter oben rechts). Die hier nicht verwendete Helmzier wäre zu rot-goldenen oder golden-roten Decken ein wachsender goldener Brackenrumpf, die roten Ohren mit einem silbernen Schragen belegt: Der noch verbleibende Schild optisch ganz rechts ist derjenige der böhmischen (nicht der fränkisch-schwäbischen!) Herren von Rosenberg, in Silber eine rote, golden bebutzte Rose, hier ohne Kelchblätter (Abb. oben rechts). Die nicht dargestellte Helmzier wäre zu rot-silbernen Decken eine kurzgestielte rote, golden bebutzte Rose (Siebmacher Band: NÖ1 Seite: 382 Tafel: 214, Band: Kä Seite: 18 Tafel: 2).

Wir haben also hier eine seltene und ungewöhnliche Anordnung: Oben die erste Generation, bestehend aus Ehemann und Ehefrau, in der Mitte die zweite Generation, bestehend aus den Eltern der Frau, und unten die dritte und vierte Generation, wobei aber die Wappenpaare nur den Eltern der jeweiligen Großmütter entsprechen. Die Mütter der Großväter (Werdenberg und Pettau) sind nicht mit ihren Wappen vertreten. Deshalb ist die Ahnenprobe in Bezug auf die Eltern und Großeltern vollständig, in Bezug auf die Urgroßeltern unvollständig, weil es nur sechs von acht möglichen Wappen sind. Ungewöhnlich ist die Wahl der Auslassungen unter Benachteiligung der normalerweise dominierenden männlichen Linie, das liegt vermutlich daran, daß man mit den einander zugeneigten Schilden Paare bilden wollte, die auch wirklich ehelich zusammengehören.

 

Das Zentralfeld wird oben mit einer halbkreisförmigen Muschelnische abgeschlossen. Das Hauptmotiv ist die Verstorbene kniend vor einem Betstuhl, auf dem ein aufgeschlagenes Gebetbuch liegt. Im optisch linken Obereck ist innerhalb Wolken Maria mit dem Kind zu sehen, welches mit ausgestrecktem linken Arm auf Apollonia zeigt und so die durch die betend zusammengelegten Hände aufgebaute Beziehung erwidert.

Schweickhart und Elisabeth von Gundelfingen (-1546 und -1560)
Dieses Epitaph an der Südwand des Chorseitenanbaus von 2,90 m Höhe und 1,15 m Breite ist eine Arbeit von Caspar Leschebrand (Löschenbrand) aus Ulm und eine ganz besondere Arbeit: Im oberen Teil ist unter einem Kleeblattbogen eine Marienkrönung zu sehen, Maria auf einer Wolkenbank mit mehreren eingepaßten Engelsköpfen, über ihr schwebend die Taube des Heiligen Geistes. Maria wird flankiert von Gott Vater und Gott Sohn in fast gleicher Haltung und Stellung - es ist also eine Krönung Mariens durch die Dreifaltigkeit. Darunter entsteigt einem Sarg mit nach hinten beiseite geschobenem Deckel ein in ein Leichentuch gehülltes Totengerippe, begleitet von Gewürm, Schlangen und Kröten, mit einer Eidechse auf dem Totenschädel, insgesamt etwas makaber mit dem zerfressenen Bauchraum. Diesen Typus der Darstellung nennt man Transi. In den zur Seite ausgestreckten Händen stützt das Gerippe zwei perspektivisch in den Raum gestellte Tafeln mit Inschriften in erhabenen Lettern, optisch links: "Du seyst Edel sch(o)en / starck oder Reich / So wirst mein gl(e)ich" und rechts: "Des bedenck In / anfang, mittel und / end Von gott dich / niemals Wend". So verbindet sich hier der Zerfall aller irdischen Eitelkeiten mit einer Jenseitshoffnung durch Auferstehung und himmlischem Geschehen.

 

Ganz unten befindet sich die andersfarbig mit hellem Grund eingesetzte fünfzeilige Inschrift (Abb. unten): "Anno d(omi)ni 1546 den 26 decembris starb der wo(h)lgebor(e)ne her(r) / her(r) Schweickhart von Gundelfingen Freyher(r) / Anno d(omo)ni 1560 am 30 tag may starb die Wo(h)lgebor(ene) fraw, fraw / Elisabeth gebor(e)ne Grauin von montfort wolgemelts vo(n) Gundel/finge(n) E(he)liche g(e)mahel(in) dere(n) und Aller Se(e)le(n) gott der Al(l)m(a)echtig(e) gn(a)edig sey". Die Inschrift befindet sich zwar auf einem anderen Träger, ist aber aufgrund der Wappenkonstellation eindeutig der Platte zuzurechnen.

Die Platte ist offensichtlich schon zu Lebzeiten des Ehemannes angefertigt worden, denn das Sterbedatum des Ehemannes und das der Ehefrau sind beide nachträglich hinzugefügt worden, aber unterschiedlich und damit zu verschiedenen Zeitpunkten; die Buchstaben beim Ehemann sind farbig abgesetzt, sehr sauber gehauen, aber eng stehend, die Buchstaben bei der Ehefrau sind gedrängter und schlampiger ausgeführt als der Rest der Inschrift. Besonders auffällig ist beim Ehemann der Bruch in der Mitte der Zahl 1546, die 15 wurde vor-, die 46 nachgetragen. Die Personen dieses Epitaphs sind uns bereits von den Gewölbeschlußsteinen und von der Bauinschrift an der Westfassade vertraut: Es handelt sich um Schweickhart Freiherr von Gundelfingen (-26.12.1546), den letzten seines Geschlechts, und seine Ehefrau Elisabeth von Montfort (-30.5.1560). Der Ehemann war der Sohn von Georg Freiherr von Gundelfingen und Walburg Gräfin von Kirchberg; die Ehefrau war die Tochter von Hugo XV. Graf von Montfort-Rothenfels-Wasserburg und Anna Sibylla von Zweibrücken-Lichtenberg (-3.3.1531).

Entsprechend sehen wir vier Wappenschilde auf der rotmarmornen Steintafel, unten auf dem Sarg einander zugeneigt den gewendeten Schild der Freiherren von Gundelfingen (in Gold ein roter, schräggelegter, durchgehender und beiderseits gedornter Ast, Abb. oben) und den der Grafen von Montfort (in Silber eine rote, dreilätzige Kirchenfahne, oben mit drei Ringen zur Aufhängung versehen, Abb. unten), oben rechts den der Grafen von Kirchberg (in Silber eine golden gekrönte Frauengestalt oder Mohrin mit abfliegendem Haar, mit schwarzem Gewand mit Hängeärmeln, in der Rechten eine silberne, golden verzierte Bischofsmütze emporhaltend, ohne Abb.) und den der Grafen von Zweibrücken (in Gold ein roter Löwe, ohne Abb.). Diese Ahnenprobe folgt also nicht der Standard-Anordnung, sondern ist von unten (Wappen 1 und 2, Eltern-Generation) nach oben (Wappen 3 und 4, neu in der Großeltern-Generation) zu lesen. Die Form der Schilde ist ganz unterschiedlich, die beiden unteren sind leicht einander zugeneigte Halbrundschilde mit beiderseits leicht konkav eingebogenen Seiten, die beiden oberen in den Zwickeln des Kleeblattbogens sind stark einwärts geneigte und asymmetrische Rollwerkkartuschen.

Stefan von Gundelfingen (-1428)
Diese hochrechteckige, 2,0 m hohe und 0,92 m breite graue Sandsteinplatte ist das älteste Grabdenkmal der Gundelfinger in dieser Kirche. Sie ist für Stefan von Gundelfingen, den ersten Freiherrn von Gundelfingen und Urgroßvater von Schweickhart von Gundelfingen (-1546). Die am Rand umlaufende, größtenteils schlecht lesbare und in der Literatur uneinheitlich und phantasievoll gelesene Inschrift lautet: "anno d(omi)ni m cccc xxviii star(b) .... am xiii tag ....". Nach dem Grabmalkatalog der Donaueschinger Bibliothek wird 1428 als Sterbejahr identifiziert, was zumindest eindeutig nachvollziehbar ist, der Tag folgt weit abgesetzt am Ende der Inschrift auf der zweiten Langstrecke. Im Zentrum sehen wir ein großes Vollwappen der Freiherren von Gundelfingen, in Gold ein roter, schrägrechtsgelegter, durchgehender und beiderseits gedornter Ast, auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein rot geschnäbelter silberner Schwanenhals, durchsteckt von einem roten Joch, d. h. mit einem Querstab, dessen Enden winkelig aufgebogen und mit goldenen Kronen besteckt sind, aus denen Pfauenfedern hervorkommen.

 

Vier Ahnenwappen in den Ecken bilden den Abstammungsnachweis. Oben sehen wir heraldisch links den wiederholten Schild der Gundelfinger an unüblicher Position, gegenüber den Schild der von Hewen (schwarz-golden geteilt, oben ein silberner sechszackiger Stern). Stefan von Gundelfingen war der Sohn von Stefan von Gundelfingen gen. von Degeneck und Margaretha von Hewen. Der Vater Stefan verpfändete 1366 seinen Anteil an Hayingen an Werner von Zimmern. Der Sohn Stephan erhielt 1395 die Burg Degeneck und kaufte 1405 den Burgstall Habsberg; er heiratete Anna Truchseß von Waldburg. Dieser Stefan von Gundelfingen wurde von König Ruprecht am 25.3.1408 zu Konstanz in den Freiherrenstand erhoben. Sein Sohn wiederum war Wilhelm von Gundelfingen, der Magdalena von Lupfen heiratete; das waren die Eltern von Georg von Gundelfingen und Großeltern von Schweickhart von Gundelfingen (-1546).

Stefan von Gundelfingen (-1507)
Diese 2,65 m hohe Standfigur eines Ritters, die sich noch in situ am Ostpfeiler des Chorseitenanbaus befindet, ist aus Holz gefertigt und das Werk eines "niclaus weckman bildhauer zu (ulm)", wie am Sockel eingeschnitzt zu lesen steht, ergänzt unten drunter durch "der Jünger(e)" in gemalter schwarzer Schrift, was den Rest einer anderen Inschrift darstellt. Nach den "Antiquitates Neufrenses" soll diese zweite Inschrift gelautet haben, von dem immer mit Vorsicht zu genießenden Nägele wie folgt überliefert: "Herr Steffan von Gundelfingen Freyher der Jünger 1528". Stefan von Gundelfingen starb 1507, die Holzskulptur wurde 1528 angefertigt. Wenn diese Skulptur tatsächlich Stefan darstellt, könnte dieser nach der Genealogie bei Kindler von Knobloch der Bruder von Schweickhart von Gundelfingen (-1546) gewesen sein.

 

Der bärtige Ritter ist vollständig gerüstet, nur das Visier des federgeschmückten Helmes hat er hochgeschlagen. in der Linken hält er einen Streithammer; die Rechte ist eingestemmt. Um die Hüfte hängen auf der linken Seite das Zweihänderschwert und rechts der Dolch. Seine Füße ruhen auf einem kauernden Löwen. Neben dem rechten Bein wird das freistehende Vollwappen der Freiherren von Gundelfingen dargestellt, mit den oben beschriebenen Inhalten. Hier haben wir die einzige vollplastische und vollständig erhaltene Helmzier, die die Konstruktion mit dem durch den angriffslustig nach vorne gebeugten Schwanenhals durchgesteckten, beiderseits nach oben abknickenden Stab, der in Krönchen und zweistufigen Pfauenfederbüschen endet, gut zeigt.

 

Diese Skulptur ist das einzige signierte Werk des Ulmer Bildhauers Niklaus (Nikolaus) Weckmann (tätig 1481-1526, keine genauen Lebensdaten bekannt), der seine Karriere damit begann, daß er für Jörg Syrlin den Jüngeren arbeitete, dann aber seine eigene Werkstatt in Ulm führte und sich zum zeitweise tonangebenden süddeutschen Bildschnitzer entwickelte. Er wird der Ulmer Schule zugeordnet.

unbekannter Ritter von Gundelfingen
In einer Bogennische steht eine vollplastische, 2,10 m hohe Sandsteinskulptur eines auf einem Löwen stehenden Ritters auf einem noch einmal 57 cm in der Höhe messenden profilierten Sockel, an dem das Wappen der Freiherren von Gundelfingen wie beschrieben angebracht ist. Der einst frei herausgearbeitete und damit zerbrechliche äußere Stab des Kleinods ist verlorengegangen; das abschließende Federbüschel ist vorhanden. Stilistisch ist diese Standfigur eine eigenartige Mischung am Übergang von der Spätgotik zur Renaissance. Der Ritter wird barhäuptig dargestellt, mit kurzem gelocktem Haar und individuell herausgearbeiteten Gesichtszügen. Seinen Helm mit hochgeklapptem Visier und drei Straußenfedern hat er vor dem rechten Fuß abgelegt. Die Plattenrüstung ist detailreich gearbeitet und überall mit einer Riffelung versehen. An der rechten Seite ist ein Rüsthaken angebracht. Er trägt in der Rechten einen kurzen Streithammer; das mit der Linken berührte Schwert, das er einst am noch vorhandenen Schwertgurt trug, ist verloren gegangen. Die Figur steht kontrapostisch umgekehrt S-förmig gebogen, mit dem rechten Bein als Stand- und dem linken als vorgesetztem Spielbein. Es gibt keinen Hinweis darauf, wer hier dargestellt wird.

 

Über der überlebensgroßen Standfigur ist eine Inschrift in einem halbrunden Bogenfeld an der Wand montiert. Der Bogen wird seitlich entlang der Krümmung von zwei geflügelten Engelsköpfen begleitet. Die Inschrift in vertiefter Fraktur lautet: "Anno do(mi)ni 1513 / ia(h)r s(t)arb der wo(h)lgebor(e)n(e) her(r) / Eckhart von gundelfinge(n) frey/her(r) deß(en) se(e)ll(e) der al(l)m(a)echtige barm/herrzig sein woll(e)". Kindler von Knobloch führt einen Erhard von Gundelfingen ohne Sterbejahr auf, einen Onkel von Schweickhart von Gundelfingen (-1546), vielleicht ist dieser gemeint, wobei die Inschrift den Namen Eckhart, nicht Erhard trägt. Es ist jedenfalls nicht Schweickhart, wie manchmal zu lesen ist, basierend auf einer Fehlidentifizierung in den Oberamtsbeschreibungen. Die Inschrift ist zwar im Zusammenhang mit der Standfigur angebracht, aber aus einem anderen, dunkleren und minmal gelblicheren Stein als die sehr helle und quasi farblose Statue angefertigt. Es gibt letztendlich keinen Beleg, daß die beiden zusammengehören, auch wenn sie traditionell aufeinander bezogen werden. Stilistisch wirkt die Statue jünger und künstlerisch souveräner als die Inschrift. Es ist wahrscheinlicher, daß sie nicht zusammengehören, und damit bliebt der Name des Dargestellten offen.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@48.1263432,9.4762169,19z - https://www.google.de/maps/@48.1263643,9.4761239,147m/data=!3m1!1e3
Seelsorgeeinheit Riedlingen:
https://dekanat-biberach.drs.de/seelsorgeeinheiten/16-riedlingen.html
Kindler von Knobloch, Julius (Bearb.) / Badische Historische Kommission (Hrsg.), Heidelberg, 1898, Oberbadisches Geschlechterbuch:
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kindlervonknobloch1898ga - Band 1 http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kindlervonknobloch1898bd1 - Band 2 http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kindlervonknobloch1898bd2 - Band 3 http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kindlervonknobloch1919bd3
Die letzten Gundelfinger:
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kindlervonknobloch1898bd1/0495
Herren von Gundelfingen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Gundelfingen_(Adelsgeschlecht)
Anton Nägele: Antiquitates Neufrenses, archivalische und kunsthistorische Beiträge zu den Epitaphien in Neufra a. D., in: Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins: Teil 1 in Jahrgang 1913, Nr. 4, S. 33-40
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/cgi-bin/digi-downloadPdf.fcgi?projectname=afck1913&firstpage=40&lastpage=47 - Teil 2 in Jahrgang 1913, Nr. 5, S. 45-52 http://digi.ub.uni-heidelberg.de/cgi-bin/digi-downloadPdf.fcgi?projectname=afck1913&firstpage=56&lastpage=63
Grafen von Schaunberg:
https://de.wikipedia.org/wiki/Grafschaft_Schaunberg
Herren von Walsee:
https://de.wikipedia.org/wiki/Herren_von_Walsee
Reinprecht von Walsee:
https://de.wikipedia.org/wiki/Reinprecht_IV._von_Walsee
Grafen von Wertheim:
https://de.wikipedia.org/wiki/Grafen_von_Wertheim
Grafen von Oettingen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Oettingen_(fränkisch-schwäbisches_Adelsgeschlecht)
Herren von Rosenberg:
https://de.wikipedia.org/wiki/Rosenberg_(böhmisches_Adelsgeschlecht)
Grafschaft Zweibrücken:
https://de.wikipedia.org/wiki/Grafschaft_Zweibrücken
Mark Hengerer: Knochen und das Grabmal der europäischen Frühneuzeit, ein Beitrag zu Typologie und Anatomie, Nova Acta Leopoldina, NF 94, 2007, Bd. 348, S. 123-144
Grafen von Montfort:
https://de.wikipedia.org/wiki/Montfort_(Adelsgeschlecht)
Grafen von Kirchberg:
https://de.wikipedia.org/wiki/Grafen_von_Kirchberg_(Schwaben)
Grafen von Kirchberg im Historischen Lexikon Bayerns:
https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Kirchberg,_Grafen_von
Sarah Hadry: Grafen von Kirchberg, in: Residenzenkommission der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Hrsg.), Dynastisch-topographisches Handbuch, 4. Bd.: Grafen und Herren im spätmittelalterlichen Reich, Kiel 2012, 757-769
Gebhard Spahr: Oberschwäbische Barockstraße I, Ulm bis Tettnang, Geschichte, Kultur, Kunst, Verlag Isa Beerbaum, Weingarten, 2. Auflage 1979, S. 87-88
Veröffentlichung der Innenaufnahmen aus der Kirche mit freundlicher Genehmigung von Herrn Pfarrer
Walter Stegmann vom 23.3.2021, wofür ihm an dieser Stelle herzlich gedankt sei

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