Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2827
Hall in Tirol (Innsbruck-Land, Tirol, Österreich)

Stadtpfarrkirche St. Nikolaus in Hall (4): Pantaleon Prager

Dieses Grabdenkmal aus rötlichem Marmor befindet sich in der Arkade des alten Friedhofs vor dem Josefskirchlein. Der obere Bereich trägt die Inschrift folgenden Wortlauts: "Hier li(e)gt Panthaleon her(r)n / lasla (=Ladislaus) pragers Erbmarschalk/hs in k(a)ernten Sun (= Sohn) der / im ersten Ja(h)r nach seiner / geburdt ist gestorben am / dritten Tag des monats / Septembris im xv c (= 15*100 = 1500) und / vierden Ja(h)r". Es handelt sich also um den 1504 als Kleinkind verstorbenen Pantaleon Prager, Sohn des Ladislaus (Lasla) Prager (von Prag). Dieser Vater entstammte einem böhmischen Adelsgeschlecht mit Besitzungen im heutigen Slowenien, das dann nach Kärnten und in die Steiermark kam. Der Vater verpflanzte die Familie nach Oberösterreich und hatte die Herrschaft Mauthausen und vor allem die einträgliche Maut von den Donauschiffern inne und erbaute das Schloß Pragstein in Mauthausen. Ladislaus Prager, der Vater dieses hier begrabenen Kindes, war ein wichtiger Geldgeber des Kaisers und bekam dafür Grundbesitz und Rechte als Pfandschaften. Er wurde Erbmarschall von Kärnten, Rat und Kämmerer von Kaiser Friedrich III. Ladislaus Prager heiratete in erster Ehe Regina von Tannpeck (-12.8.1499), in zweiter Ehe eine Tochter des Grazer Bürgers und Handelsmannes Ulrich Eggenberger und in dritter Ehe Anna Fux von Fuxberg. Pantaleon stammte aus der zweiten Ehe. Es wird überliefert, im Jahre 1505 sei Ladislaus von Prag in den Freiherrenstand erhoben worden, was deutlich zu spät erscheint, weil die von Prag bereits 1480 in der Herrenstandsmatrikel eingetragen waren und als Freiherren auftraten. Ein genaues Datum der Erhebung scheint nicht mehr feststellbar.

 

Das Wappen der Prager von Prag zeigt in Rot einen auf den Hinterbeinen hockenden, goldenen Affen, das Ende der an seinem Halsband befestigten und von hinten am Körper vorbeigeführten, silbernen Kette in seinen Händen haltend, auf dem gekrönten Helm mit rot-goldenen Decken der Affe mit Kette wie beschrieben wachsend, das lose Ende der Kette mit dem Endring vorne herabhängend. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: NÖ1 Seite: 357-358 Tafel: 196, Band: NÖ2 Seite: 566 Tafel: 277, Band: OÖ Seite: 261-263 Tafel: 71 und in Band: OÖ Seite: 771. In Mauthausen ist ebenfalls außen dieses Wappen angebracht. Ein weiteres Wappen ist über der Eingangstür des sog. Forsthauses in Windhaag bei Perg in Oberösterreich zu sehen. In Farbe kann man das Wappen von Ladislaus von Prag auf einem Originalfresko in der Gruft der Filialkirche Altenburg bei Windhaag sehen, dort geht die eiserne Kette anders als hier am Schloß über den Rücken des Affen und ist zwischen den Füßen nach vorne durchgezogen.

 

Die Halbgeschwister des hier begrabenen Pantaleon Prager waren Anna (1506-1522), Hans (1507-1572, Ladislaus (1508-1558), Christoph (1510-1535) und Andreas (1514-1569). Im Jahre 1539 wurde der Grundbesitz unter den drei noch lebenden Söhnen von Ladislaus von Prag aufgeteilt. Sohn Hans von Prag, vermählt mit Magdalena von Scherffenberg, erhielt den Besitz in Enns, Sohn Ladislaus, vermählt mit Engelburg von Lamberg, bekam Otsdorf und die Pfandherrschaft Weitra, und Sohn Andreas übernahm die Herrschaft Windhag mit Burg Windhaag und Schloß Saxenegg in Münzbach, welches 1525 unter der Witwe Anna von Prag in die Familie gekommen war, und dieser Sohn war es, der 1564 Schloß Pragtal (1681 zerstört) errichten ließ. Schloß Pragstein war 1514 bereits wieder an den Landesherrn gekommen und nicht mehr in der Familie. Der Enkel von Ladislaus und Sohn von Andreas und dessen Frau Katharina Magdalena von Lamberg, Friedrich Freiherr von Prag (-1600), Herr von Windhag, Erbmarschall in Kärnten und der Letzte seines Geschlechtes als Herr von Windhag, war völlig überschuldet, hatte bereits Schulden von seinem Vater übernommen, kam selber nicht finanziell auf die Füße und mußte schließlich 1597 den ganzen Besitz seiner Familie verkaufen. Unter den Nachkommen des Ladislaus von Prag, die allesamt Anhänger der Reformation waren, wurden die Herrschaften und die drei Windhager Pfarren Altenburg, Münzbach und Pergkirchen protestantisch. Es sind die unergründlichen Wege der Geschichte, die die Herrschaft Windhag später ausgerechnet an den eifrigsten Gegenreformator Joachim Enzmilner Graf von Windhag gelangen ließen. Das Wappen der Prager von Prag fand damit Eingang in dasjenige des Joachim Enzmilner Graf von Windhag, der es nach dem Wappenbesserungsdiplom vom 25.6.1640 als Herzschild seinem Familienwappen auflegen durfte.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@47.2815831,11.5066981,20z - https://www.google.de/maps/@47.2815831,11.5066981,88m/data=!3m1!1e3
Anton Eberle: Grabsteine der St. Nikolaus-Pfarrkirche zu Hall, 1876, Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum, Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg 3/20, S. 1-42, https://www.zobodat.at/pdf/VeroeffFerd_3_20_0001-0042.pdf - insbes. S. 15
Freiherren von Prag und Ladislaus Prager: https://de.wikipedia.org/wiki/Ladislaus_Prager - https://regiowiki.at/wiki/Ladislaus_Prager
Schloß Pragstein:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Pragstein
Farbabbildung des Wappens:
https://de.wikipedia.org/wiki/Ladislaus_Prager#/media/File:Altenburg_Lassla_Prager_Wappenfresko.jpg
Georg Grüll: Geschichte des Schlosses und der Herrschaft Windhag bei Perg, im Jahrbuch des oberösterreichischen Musealvereins, Bd. 87, Linz 1937, S. 185-311 -
https://www.zobodat.at/pdf/JOM_87_0185-0311.pdf

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