Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2997
Herrieden (Landkreis Ansbach)

Gebäude rings um den Marktplatz

Das ehemalige Brothaus (Marktplatz 3) stammt in seiner gegenwärtigen Form aus dem Jahr 1752. Das an der Giebelseite unter dem mittleren Fenster des Obergeschosses in die Putzgliederung eingelassene Wappen ist älter, stammt vom Vorgängerbau und wurde bei der Erneuerung des Hauses wieder eingesetzt. Die Inschrift im unteren Teil der Tafel lautet: "MARTINVS DEI GRATIA EP(ISCOP)VS EYST(ETTENSIS) / HAS AEDES A BERNH(A)RDO ARZAT / P(RAEP)OSITO HERRI(E)DEN(SIS) IAM DIV INCEPT.. / CO(N)SVMAVIT PVBLICO VSVI DEDICAV(IT) / A(NN)O D(OMI)NI M D LXVIII". Der Stiftspropst Dr. Bernhard Arzat (-1525) ließ also dieses Gebäude errichten, und im angegebenen Jahr 1568 wandelte der Fürstbischof das Gebäude zum öffentlichen Nutzen um. Der Vorgängerbau wurde im Dreißigjährigen Krieg zerstört und im Barock wieder aufgebaut. 1835-1944 diente das zweistöckige Gebäude mit Steildach und mit einem Zwerchhaus an der langen Traufseite als Rathaus der Stadt Herrieden.

Das Wappen gehört zum Eichstätter Fürstbischof Martin von Schaumberg (amtierte 1560-1590) und  ist geviert, Feld 1 und 4: in Rot ein silberner aufrechter Krummstab (Bischofsstab), Hochstift Eichstätt, Feld 2 und 3: von Silber, Rot und Blau halbgespalten und geteilt, Stammwappen der von Schaumberg. Dazu werden zwei Helme geführt, Helm 1 (rechts): zu rot-silbernen Decken ein wachsender behandschuhter Arm, in der Faust einen silbernen Krummstab haltend und das herabfallende Velum mit erfassend, Hochstift Eichstätt, Helm 2 (links): ein wachsender Mannesrumpf (Heidenrumpf), das Gewand schwarz-silbern gespalten, der Kopf mit einer nach vorn gebogenen, roten, silbern gestulpten Spitzmütze bedeckt (Diskussion der Tingierungs-Varianten im Kapitel Strössendorf). Zwischen beiden Kleinoden ist noch eine Marke vermutlich des ausführenden Handwerkers zu sehen, eine Triangel mit den Initialen HHB als Ligatur.

 

Dieses Gebäude (Marktplatz 2) am Eck zwischen Marktplatz und Kirchenvorplatz, das heute als katholisches Pfarramt dient, wurde 1523 erbaut als Kasten des Chorherrenstifts zur Aufnahme der Naturalabgaben der Stifts-Untertanen. Nach der Säkularisation bestand hier ein Jahrhundert lang, nämlich 1814-1914, eine Knabenschule. Nach 1945 wurde das zweigeschossige Gebäude mit Steildach zum Pfarrheim der Pfarrei St. Vitus und St. Deocar. Das im 19. Jh. veränderte Haus, in dem sich teilweise bauzeitliches Fachwerk erhalten hat, wurde 1997-2000 einer gründlichen Renovierung unterzogen. Hier finden Pfarrgemeinderatssitzungen und Veranstaltungen der kirchlichen Erwachsenenbildung statt, und hier hat auch das bischöfliche Dekanat Herrieden seinen Sitz und sein Büro. Im Erdgeschoß befindet sich ein Dritte-Welt-Laden. Über dem Wappenstein ist folgende zweizeilige Inschrift zu lesen: "GABRIEL D(EI) G(RATIA) EP(ISCO)PVS EYSTETTEN(SIS) / ME FIERI FECIT ANNO M D XXXII".

Das Wappen des Eichstätter Fürstbischofs Gabriel von Eyb (lebte 29.9.1455-1.12.1535, amtierte 1496-1535), besteht aus zwei unter einer Mitra mit zwei heraushängenden und seitlich zu einer Schlinge hochgezogenen Infuln zusammengestellten Schilden, rechts in Rot ein silberner aufrechter Krummstab (Bischofsstab), Hochstift Eichstätt, links in Silber drei (2:1) rote Jakobsmuscheln (Pilgermuscheln), von Eyb.

 

Den nördlichen Abschluß des Markplatzes bildet ein repräsentatives zweistöckiges Gebäude, in dem die Sparkasse Ansbach ihren Sitz hat (Marktplatz 12). Die neun Achsen breite Front des traufständigen Barockhauses besitzt eine zwei Achsen breite Toreinfahrt, die etwas aus der Mitte heraus nach links verschoben positioniert ist, in den Achsen 4 und 5. Zahlreiche Dachgauben beleben das Satteldach. Die Toreinfahrt trägt einen gesprengten Segmentbogengiebel, dessen ausgesprengtes Mittelstück über dem ovalen Wappenstein ein Stück aus der ergänzten Verbindungslinie nach oben gerückt eingebaut ist und dort als Verdachung des Wappens erscheint. Das Wappen ist augenscheinlich eine Neuanfertigung eines verwitterten Originals.

Das Vollwappen ist dasjenige des Eichstätter Fürstbischofs Johann Anton I. Knebel von Katzenelnbogen (reg. 1705-1725). Der Schild ist geviert, Feld 1 und 4: in Rot ein silberner aufrechter Krummstab (Bischofsstab), Hochstift Eichstätt, Feld 2 und 3: in Silber ein rotes Schildchen, im rechten Obereck begleitet von einem schwarzen Ring, Stammwappen der Knebel von Katzenelnbogen. Dazu werden drei Helme geführt, Helm 1 (Mitte): zu rot-silbernen Decken auf einem roten, bequasteten Kissen eine Inful, Helm 2 (rechts): zu rot-silbernen Decken ein wachsender behandschuhter Arm, in der Faust einen silbernen Krummstab haltend. Helmdecken rot-silbern (Hochstift Eichstätt), Helm 3 (links): zu rot-silbernen Decken ein rotes und ein silbernes Eselsohr, Stammkleinod der Knebel von Katzenelnbogen.

Bei der Neuanfertigung des Steines sind folgende Stellen kritikwürdig: 1.) Das Kleinod für das Hochstift hat hier weder eine Hand noch einen Krummstab. 2.) Der Griff des gestürzten Schwerts für die weltliche Macht im Hochstift ist vorhanden, der Krummstab für die geistliche Macht, der schrägrechts hinter dem Schild hervorkommen müßte, jedoch nicht. 3.) Hinter dem mittleren Helm ragt schrägrechts ein Spieß heraus, offensichtlich ein Artefakt. Alle drei Punkte stehen in Widerspruch zur gängigen Praxis und anderen Wappenfundstellen für diesen Fürstbischof. Dieser Stein ist damit eine Fehlrestaurierung.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@49.2329488,10.4975912,19z - https://www.google.de/maps/@49.2329488,10.4975912,164m/data=!3m1!1e3
Hinweistafeln an den Gebäuden
Liste der Baudenkmäler:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkmäler_in_Herrieden
Altes Rathaus:
https://de.wikipedia.org/wiki/Altes_Rathaus_(Herrieden)
Siebmacher Band Bistümer
Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im Heiligen Römischen Reich 1648-1803, hrsg. von Erwin Gatz, von Clemens Brodkorb, Reinhard Heydenreuter und Heribert Staufer, Schnell & Steiner Verlag 2007, ISBN 978-3-7954-1637-9

die mittelalterliche Stadtbefestigung - die ehemalige Stadtburg (Vogtei)

Die Wappen der Fürstbischöfe von Eichstätt - Teil (1) - Teil (2) - Teil (3)

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