Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 3004
Giebelstadt (Landkreis Würzburg, Unterfranken)

Die Scheune am Marktplatz

Diese Scheune (Marktplatz 4a), ein Bruchsteinbau mit Satteldach, steht im Westen hinter dem Friesenhäuser Schloß rechtwinklig zu diesem und bildet den nördlichen Abschluß des Marktplatzes. Vor dem Haus liegt ein reizvoller kleiner formaler Garten mit vier heckengesäumten Rasenflächen rings um einen Brunnen, und diese kleine grüne Oase ist mit Bänken versehen. An der Scheune ist eine Bauinschrift angebracht: "Am 11ten Jänner 1825 sind / diese Scheunen abgebran(n)t / und im nämlichen Jahre / wieder erbauet worden". Die Scheune besitzt zwei große Einfahrtstore, deren Bogenscheitel kurz unter dem Dachansatz liegt, und rechterhand einen nach Süden angebauten Kellerhals mit Satteldach, dessen Eingang schon gegenüber dem Platzniveau vertieft ist und über ein paar Stufen erreicht wird. Eine zweite Scheune ist weiter im Westen direkt angebaut.

Auf dem Wappenstein sind über der Inschrift unter einem fünfperligen Kronreif zwei Wappenschilde als Ehewappen zusammengestellt, der Schild des Ehemannes mit Laubgirlanden, derjenige der Ehefrau mit Rosengirlanden. Heraldisch rechts sieht man das Wappen der Zobel von Giebelstadt, in Silber ein roter Pferdekopf mit schwarzem Zaumzeug und Zügeln, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsender roter Pferdekopf mit schwarzem Zaumzeug und Zügeln.

Gegenüber befindet sich das Wappen der Schertel (Schertlin) von Burtenbach (auch: Schärtl, Schärtel, Schärlin, Schärtelin, Schertelin). Otto Hupp gibt im Münchener Kalender 1934 das Wappen für die Familie wie folgt an: In Rot ein vorwärtsgekehrter, mit gespreizten Schenkeln hockender, goldener Löwe, in der rechten Vorderpranke eine ausgerissene silberne Lilie, in der linken einen silbernen Schlüssel haltend (also umgekehrt wie hier auf dem Wappenstein), auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein wachsender Mann (Landsknecht) mit blauem Brustpanzer und mit rotem geschlitztem Wams, auf dem Kopf ein roter flacher Hut, in der Rechten eine ausgerissene goldene Lilie mit Wurzeln emporhaltend, die Linke am silbernen, goldengegrifften Schwert. Auch Ströhl gibt in seinem Heraldischen Atlas im Text zu Tafel VIII. die Feldfarbe als rot an, was als korrekt betrachtet werden darf. Hinsichtlich der Feldfarbe gibt es in der Literatur jedoch eine große Bandbreite mit einigen unrichtigen Wiedergaben. Das Wappen wird mit schwarzer Feldfarbe und schwarz-goldenen Decken beschrieben im Siebmacher Band: Bay Seite: 56 Tafel: 58 und Band: Wü Seite: 11 Tafel: 13, ebenso im Rietstap. Die ungewöhnliche, zu unheraldischen Assoziationen verführende Hockposition unter Präsentation der Männlichkeit nennt der Siebmacher übrigens einen "gekröpft sitzenden Löwen", ein Unwort, das den Leser ohne Bild nicht wesentlich schlauer zurückläßt. Auch Ströhl benutzt die sprachlich schreckliche Variante "gekrüpft". Und noch eine Farbvariante gibt der alte Siebmacher von 1605, der ohnehin nicht für Verläßlichkeit bekannt ist: Unter dem Namen Schertlin von Burtenbach gibt er das Motiv in blauem Feld wieder, zu blau-goldenen Decken und mit blauem Wams des Mannes, der eine goldene Lilie in der Linken trägt.

 

Diese Wappenkombination steht für Carl Heinrich Amandus Zobel von Giebelstadt (5.8.1775-15.8.1856), Herr auf Giebelstadt, Erb-Unterkämmerer des Herzogtums Franken, der am 23.7.1797 Franziska Freiin Schertel von Burtenbach (-4.1.1828) geheiratet hatte. Er war der Sohn von Johann Friedrich Zobel von Giebelstadt (1715-), Herr auf Friesenhausen, würzburgischer Oberstleutnant, und dessen Frau, Friederike von Züllenhardt zu Widdern. Das Bauherrenpaar hatte als Söhne Franz Friedrich Carl Zobel von Giebelstadt (15.5.1798-20.9.1872), Erb-Unterkämmerer des Herzogtums Franken, vermählt am 27.11.1838 mit Luise Dorothea Carolina Freiin von Stetten (27.8.1815-), und Heinrich Carl Zobel von Giebelstadt (8.10.1806-21.12.1851), vermählt mit Barbara Fuchs. Die Enkel des Bauherrenpaares, die Söhne des Franz Friedrich Carl, waren Carl Heinrich Freiherr Zobel von Giebelstadt zu Giebelstadt (16.9.1839-), kgl.-bayerischer Kämmerer, Oberstleutnant a. D., vermählt am 15.5.1879 mit Wilma Josefine Johanna Freiin von Habermann (23.10.1845-), und Hugo Ludwig Wilhelm Freiherr Zobel von Giebelstadt zu Giebelstadt (7.10.1845-), kgl.-bayerischer Kämmerer und Hauptmann im Infanterie-Leibregiment, vermählt am 25.6.1874 in München mit Marie Sofie Irmgard Gräfin von Bothmer (23.3.1853-), Ehrendame des kgl.-bayerischen Theresien-Ordens.

Genealogie der Zobel von Giebelstadt: die ältere Linie zu Giebelstadt und die Linie zu Friesenhausen
(nach Becke-Klüchtzner, ergänzt nach Biedermann und korrigiert nach verschiedenen Epitaphien, Wappenfundstellen, Wappenfundstellen in diesem Kapitel, Hauptpersonen in diesem Kapitel, Linien-Informationen)

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@49.6526953,9.946931,19z - https://www.google.de/maps/@49.6526953,9.946931,168m/data=!3m1!1e3
Zobel von Giebelstadt:
https://de.wikipedia.org/wiki/Zobel_(Adelsgeschlecht)
Schertlin von Burtenbach:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schertlin_von_Burtenbach
Genealogie:
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/beckekluechtzner1886/0553 - http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/beckekluechtzner1886/0554 - http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/beckekluechtzner1886/0555
Genealogische Quellen siehe Kapitel zu Schloß Darstadt und Kapitel zu Schloß Giebelstadt

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