Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1
Boppard, Karmeliterkirche unserer lieben Frau
Epitaph des Grafen Johann von Eltz (gest. 1547) und seiner Frau Maria von Breitbach (gest. 1545), errichtet von Hieronymus Bildhauer AD 1548

Dieses Epitaph für Johannes d. J. von Eltz und Maria von Breitbach befindet sich im Chor der Karmeliterkirche unter dem südöstlichen Fenster, etwas schwer zugänglich seitlich hinter dem Altar. Über niedrigem Postament befindet sich eine dreiachsige Ädikula aus grauem Sandstein mit Reliefs und den oben vorgestellten acht Wappen. Die erste Sterbeinschrift lautet: "IM IA(H)R 1547 DEN 4 NOVEM(BRIS) IST GESTORBEN DER EDEL VND ERNVEST IOHAN(N) HER(R) ZV ELTZ WELCHER GEGENWERTICH CHRISTLICH WERCK GOT(T) DEM ALM(A)ECHTIGEN ZV LOB VND BEIDER SE(E)LEN ZV TROST VND GED(A)ECHTNVS IN S(E)INEM LEBEN MACHEN ZV LAISSEN VERORDNET HAT DEM GOT(T) GNADT". Die zweite Sterbeinschrift, heute verloren und inschriftlos ergänzte lautete gemäß Lit.: "IM IAHR 1544 MORE TREV(ERENSI) 13 IANVARII IST GESTORBEN DIE EDEL VND ERENDVGENTHAFFTIG FRAV MARIA ANNA VON BREITBACH DES EDEL VND ERENVESTEN IOHAN(N) HER(R)N ZV ELTZ E(HE)LIGEN GEMAHEL DER GOT(T) GENADT". Das Epitaph wurde bereits zu Lebzeiten vorbereitet und ist eines der schönsten Epitaphien der Frührenaissance in der Region. Die künstlerischen Details lassen dieses Werk als eine Arbeit des Meisters vom Metzenhausen-Epitaph erscheinen und daher den Urheber mit Hieronymus Bildhauer aus Trier identifizieren.

Die Datumsangabe enthält eine Spezialität, nämlich die Zählung des Jahresbeginns nach dem sog. Trierer Stil, die bei bestimmten Daten um ein Jahr geringer ist als die sonstige Zählweise; zur Vermeidung von Verwechslungen wird hier darauf hingewiesen. Es geht hierbei um den Jahresanfang, unsere heutige Selbstverständlichkeit, diesen am 1. Januar festzulegen, darf nicht ohne weiteres in die Kalendergeschichte projiziert werden. Im Mittelalter gab es mehrere mögliche Jahresanfänge. Den 1.1. als Jahresanfang zu nehmen, bezeichnet man als den sog. Circumcisionsstil, im Julianischen Kalender war er in Gebrauch, und im 16. Jh. setzte sich dieser Stil in Mitteleuropa allgemein durch. In der Erzdiözese Trier und ferner auch im Bistum Metz war ein anderer Stil in Gebrauch, nämlich der Annunziationsstil, der den Jahresbeginn am 25.3. festsetzt. Dieser Stil wird auch mos treverensis, Florentiner Stil (stylus florentinus) oder auch mos anglicus genannt. Cave, es gibt sogar zwei Annunziationsstile, dieser nimmt den 25.3. nach "unserem" 1.1., ein anderer Annunziationsstil nimmt sogar den 25.3. vor "unserem" 1.1., das ist der sog. Stilus Pisanus. Bei Daten zwischen dem 1.1. und dem 24.3. kommt es also beim mos treverensis zu einem Versatz um ein Jahr bei der Zählung. Der 10. Februar 1574 more treverensi ist also im Circumcisionsstil schon der 10. Februar 1575, wobei der Februar nur in letzterem Stil der zweite Monat des Jahres ist, aber natürlich immer der Februar bleibt. Und so ist der 13.Januar 1544 more treverensi nach unserer Zählung schon der 13. Januar 1545, weil man in Trier noch zweieinhalb Monate auf Neujahr wartete. Diese Stile sind übrigens nicht die einzigen, weitere Jahresanfänge je nach Land verkomplizieren den Umgang mit historischen Daten.

von Breitbach (gewendetes Wappen). In Silber ein roter, zweibeiniger und geflügelter Drache mit untergeschlagenem Schwanz, Helmzier der rote Drache mit einem Federbusch auf dem Kopf, Helmdecken rot-silbern von Schöneck (Hunsrück). In Gold ein roter Balken. Helmzier ein offener goldener Flug, belegt mit einem roten Balken. Helmdecken rot-gold.
von Saneck (von Sooneck) (Hunsrück). In Schwarz ein gesenkter silberer Flügel. Helmzier ein schwarzer Turnierhut, in dessen silbernem Stulp zwei oben silberne, sonst schwarze Federstöße stecken. Helmdecke schwarz-silbern. Helmstatt (Schwaben). In Silber ein schwarzer Rabe. Helmzier ein schwarzes und ein silbernes Büffelhorn. Helmdecken schwarz-silbern. (Rabe auch auffliegend und rotbezungt dargestellt). Schwäbischer Uradel, Stammvater Raven de Wimpina (Wimpfen), drei Kraichgauer Familien mit Rabenwappen: Göler von Ravensburg, von Mentzingen und von Helmstatt.
Waldbott von Bassenheim, später Reichsfreiherren. Zwölffach rot-silbern geständert. Helmzier ein silberner Schwan, dessen erhobene Flügel mit je einem 12fach rot-silbern geständerten Schildchen belegt sind. Helmdecke rot-silbern. von Flersheim, von Flörsheim. Blau-silber-rot zweimal geteilt. Helmzier: Wachsende Jungfrau mit rotem Gewand und rotem Stirnband, statt der Arme zwei blau-silbern-rot geteilte Flügel. Helmdecke blau-silbern/rot-silbern

von Eltz Kempenich (Wappen gewendet). Von Eltz vom goldenen Löwen: Rot-silber geteilt, oben wachsend ein goldener Löwe. Helmzier ein hermelingestulpter roter Turnierhut, aus dem zwischen einem mit silbernen (auch goldenen) gestürzten Lindenblättern (Herzen) bestreuten roten Flug ein goldener Löwe wächst. Helmdecken rot-golden, alternativ rot-silbern. Vgl. von Eltz vom silbernen Löwen: Rot-gold geteilt, oben wachsend ein silberner Löwe. Rest wie oben, Löwe der Helmzier auch silbern.

Geviert, in Feld 1 Schindeln, über allem ein Schrägrechtsbalken. Auf dem gekrönten Helm ein Hahnenfederbusch. Es handelt sich hier um ein unvollendetes Wappen der von Eynenburg, das wie folgt aussieht: Geviert, Feld 1 und 4: In Rot ein goldener Schrägrechtsbalken, begleitet von 6 (3:3) goldenen Rauten. Feld 2 und 3: In Rot die goldenen Königskrone von Landscron, die um 1400 in den Schild kam. Helmzier ein schwarzer Hahnenfederbusch. Helmdecken rot-golden.

Zur Genealogie: Das Stifterpaar sind Johann d. J. Graf v. Eltz (vor 1497-4.11.1547), kurmainzischer Amtmann zu Lahneck und Vogt zu Fürstenberg, und seine im Mai 1496 geehelichte Frau Maria Anna v. Breitbach (-13.1.1545). Die Eltern-Generation sind: Johann d. Ä. Graf v. Eltz (-1517) und seine Frau Margarethe v. Helmstatt (-18.3.1500), Johann von Breitbach und dessen Frau Loretta von Schöneck. Und die Generation der Großeltern väterlicherseits umfaßt Johann VIII. Graf v. Eltz (-1508), dessen Frau Katharina Waldbott v. Bassenheim (-1466), Jacob v. Helmstatt und dessen Frau Aleid (Adelheid) v. Flersheim (Flörsheim). Mütterlicherseits sind das Gerlach von Breidbach und seine Frau Mase Sooneck (Saneck) von Waldeck sowie Kuno von Schöneck, Herr von Schöneck und Olbrück, Kempenich und Bürresheim, und seine Frau Elisabeth von Eynenburg, Tochter von Gerhard von Eynenburg und Adelheid von Vlatten.

Die Kinder des Paares waren Johann Reichard Graf v. Eltz (-18.9.1568), Herr zu Eltz und Schöneck, Amtmann zu Montabaur, Molsberg, Schöneck u. Baldeneck, Trierischer Rat und Marschall, vermählt mit Margarethe v. Hagen zur Motten (-1595), Jacob v. Eltz Erzbischof v. Trier (-1581), Georg Graf v. Eltz (-1562), 1542 Amtmann zu Wittlich, 1562 Amtmann zu Münstermaifeld, vermählt mit Anna v. d. Burgthurn, und Wolffgang Graf v. Eltz (-1579), 1570 Domherr zu Mainz, der 1571 resignierte.

Hier lohnt ein Blick in die Pfarrkirche St. Martin in Lorch am Rhein, wo das Epitaph für Johann von Breidbach und Loretta von Schöneck zu finden ist. Dort ist die Anknüpfung an die hier vorgestellte Genealogie, und dort tauchen die gleichen Personen und Wappen wieder auf. Es gibt auch stilistische Verwandtschaften zu anderen Bopparder Epitaphien.

Literatur, Links und Quellen:
Publikation der Photos aus dem Innenraum der Karmeliterkirche mit freundlicher Erlaubnis von Herrn Pfarrer Hermann-Josef Ludwig vom 1.8.2007, wofür ihm an dieser Stelle ganz herzlich gedankt sei.
Literatur: Otto Gruber: Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der "landeskundlichen Vierteljahresblätter".
Siebmachers Wappenbuch Baden Band 2 Abt. 6 Tafel 7
Genealogisches Handbuch des Adels, Starke Verlag, Band V, Band 84 Gesamtreihe
Rolf Zobel: Wappen an Mittelrhein und Mosel, Books on Demands GmbH, Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8370-5292-3, 527 S.
Susanne Kern: Die Inschriften der ehemaligen Karmeliterkirche in Boppard, Mainz 2008:
http://www.regionalgeschichte.net/fileadmin/Superportal/Bibliothek/Autoren/Kern/Bopp_Karmeliter_Inhalt_Webversion.pdf
Die deutschen Inschriften:
http://www.inschriften.net/rhein-hunsrueck-kreis/inschrift/nr/di060-0196.html Eberhard J. Nikitsch, DI 60, Nr. 196(†), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di060mz08k0019608.
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Theodor Klingelschmitt, Das Grabdenkmal des Johann von Breitbach und der Loret von Schöneck in der Pfarrkirche St. Martin zu Lorch a. Rh. In: Nass. Heimatbll. 18 (1914) 101-105.
Johann von Breidbach und Loret von Schöneck 1500 / (1511), Lorch, in: Grabdenkmäler
http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/1958 (Stand: 4.10.2006)
Die Inschriften des Rheingau-Taunus-Kreises. Gesammelt und bearbeitet von Yvonne Monsees (Die Deutschen Inschriften 43), 1997, S. 271 f., Nr. 324.
Möller, Stammtafeln AF I, Tafel XXXXI
Möller, Stammtafeln AF III 286 f., Tafel CXXXVIII

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