Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 4
Boppard, Karmeliterkirche unserer lieben Frau
Grabplatte des Sifrit von Schwalbach, gest. AD 1497
Freiheitsheld der reichsfreien Stadt Boppard

An der Südwand des Langhauses befindet sich das Epitaph des am 27.6.1497 verstorbenen Sifrit (Siegfried) von Schwalbach. Die herrlich erhaltene, 206 x 115 cm große Platte besteht aus gelblich-grauem Sandstein, und auf drei Seiten läuft eine von innen im Uhrzeigersinn zu lesende Inschrift in gotischen Minuskeln auf breiten Leisten um sie herum: "Anno d(omi)ni 1497 vf di(e)nstag na(ch) sa(nk)t Iohan(ni)s tag bapt(ista) starb de(r) vest sifort va(n) schwalbach dem got(t) genaedig s(e)y amen". Auf der unteren Randleiste ist kein Text, sie ist leicht nach vorne gezogen, damit die geharnischte Figur, ausgerüstet mit Schaller, mit Streitkolben in der erhobenen Rechten und mit der Linken am griffbereiten Schwert, mit ihren spitz zulaufenden Schuhen auf ihr stehen kann. Eine einzige größere, sinnloser Prüderie entspringende Beschädigung hat die Platte: Die Schamkapsel wurde weggeschlagen, und zu Beginn des 20. Jh, wurde versucht, die Stelle wenigstens dahingehend zu retten, daß man dort ein Kettenhemd hinmachte. Winzige Ergänzungen der Figur an Nase und Helmrand fallen hingegen kaum auf.

 
 

Abb. links: Gesamtansicht der Platte. Abb. rechts: zwei Details.

Schwalbach-Airsburg, geviert aus Schwalbach (1 und 4, Felder gewendet) und Airsburg (Felder 2 und 3). Von Schwalbach zu Boppard, von Schwalbach zu Niederhofheim (bei Höchst) - die Herren von Schwalbach kommen seit etwa 1275 vor und starben 1539 aus. Ihr Wappen: In Rot ein silberner Schrägrechtsbalken, belegt mit drei auffliegenden schwarzen Schwalben. Helmzier wäre ein roter hoher Hut mit silbernem Stulp und einer hahnenfederbesteckten goldenen Kugel an der Spitze (im Siebmacher als "Granatapfel" bezeichnet. Später ein wie das Stammwappen tingierter offener Adlerflug. Helmdecken wären rot-silbern. Seit ca. 1500 AD wurde das Stammwappen geviert mit Airsburg, in Silber drei schwarze Balken (gemäß Lit., hier jedoch siebenmal geteilt). Im 16. Jh. besteht das Kleinod aus einem "Granatapfel" zwischen zwei mit einer Binde umwickelten Büffelhörnern, alternativ eine silberne Kugel mit schwarzen Hahnenfedern zwischen zwei in den Farben von Airsburg tingierten Hörnern.

Hagen zur Motten, von Hagen genannt zur Motten: In Gold ein roter Balken, begleitet von oben 9 (5:4) und unten 5 (3:2) (lt. Gruber 6 (3:2:1), nach Siebmacher 15 (5:4:3:2:1))aufrechten roten Schindeln, Helmzier wäre ein goldener offener Flug, belegt mit einem roten Balken, begleitet von den gleichen Schindeln wie im Schild. Helmdecken wären rot-golden. Dies ist ein ursprünglich dynastisches, später ritterliches uradeliges Geschlecht. Für die Herkunft gibt uns Siebmachers Wappenwerk alternativ das Dorf Haag bei Hunolstein im Kreis Bernkastel oder Hahn oder Hagen bei Lebach. Den Beinamen hat die Familie von ihrem Sitz Motten im Kreis Saarlouis. Darin steckt die uralte Bezeichnung "Motte" für eine frühe Form der Turmburg. Von den von Hagen stammen auch die Vögte von Hunoldstein und die Herren von Schwarzenberg ab. Eine erste Erwähnung des Geschlechtes finden wir 1157 mit "Theodoricus de Hagene liber". 1359 erscheint zuerst Johann von Hagen als "Herr zur Motten". Später spaltete sich die Familie in drei Linien, aus gehend von Philipp (lothringische Linie, de la Haye), Johann und Hans Heinrich (erloschen 1590), drei Brüdern. Hier sei angemerkt, daß das Wappen der von Hagen zur Motten 1792 widerrechtlich von einer Familie Hagen in Brandenburg anläßlich ihrer Erhebung in den Grafenstand aufgenommen wurde. Die beiden Familien sind keine Abstammungsgemeinschaft.

Mohr von Soetern: In Gold ein von zwei schwarzen Leisten oder Fäden begleiteter schwarzer Schrägrechtsbalken. Helmzier wäre ein wachsender, wie der Schild bez. Mohrenrumpf. Helmdecken schwarz-golden. Das Geschlecht von Soetern hat verschiedene Linien und verschiedene Helmkleinode. Die von Soetern'sche Helmzier ist normalerweise ein wachsender, wie der Schild bez. Mannesrumpf mit Turnierhut. Einen mit zwei aufrechten Löwenpranken besteckten geistlichen Hut führt Philipp von Soetern. Er und Johann Durchschlag von Soetern führen im Schildbild zusätzlich im linken Obereck einen roten Adler. Johann von Soetern genannt von Hornbach führt eine weitere Variation, einen mit zwei aufrechten nackten Füßen besteckten Stulphut.

Blick von Lichtenberg: In Schwarz ein silberner Balken, begleitet von 3 (2:1) gekrönten, goldenen Löwen. Die Helmzier wäre ein sitzender goldener Löwe zwischen zwei schwarzen Büffelhörnern, diese belegt mit einer silbernen Binde. Helmdecken wären schwarz-silbern.

Portrait-Ausschnitt des Sifrit (Siegfried) von Schwalbach, 1484 zum Amtmann von Boppard und Wesel ernannt:

Sifrit (Siegfried) von Schwalbach war der Sohn von Johanns von Schwalbach und dessen zweiter Frau Anna Blick von Lichtenberg. Er war seit 1484 in Nachfolge seines Onkels Wilhelm kurtrierischer Amtmann zu Boppard, Oberwesel und Sterrenberg, und er fand den Tod am 27.6.1497 im sogenannten Bopparder Krieg, als die Stadt Boppard vom Trierer Erzbischof Johann II. belagert wurde und er die Balzpforte verteidigte.

Literatur, Links und Quellen:
Otto Gruber: Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der "landeskundlichen Vierteljahresblätter".
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere Band Lothringen
Wertvolle Hinweise gab Herr Peter Stammnitz, Idar-Oberstein, wofür ihm an dieser Stelle herzlich gedankt sei.
Die Kunstdenkmäler von Rheinland-Pfalz, Stadt Boppard, bearb. v. Freiherr v. Ledebur, 1988, S. 375, Abb. 262
Ursula B. Thiel, Figürliche Epitaphien des Adels und der Geistlichkeit - Wege in die frühe Neuzeit. In: Traditionen, Zäsuren, Umbrüche, Beiträge zur 11. Internationalen Fachtagung für Epigraphik 2007 in Greifswald, Hrsg. von Christine Magin, Ulrich Schindel, Christine Wulf, Reichert Verlag Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-89500-597-8
Publikation der Photos aus dem Innenraum der Karmeliterkirche mit freundlicher Erlaubnis von Herrn Pfarrer Hermann-Josef Ludwig vom 1.8.2007, wofür ihm an dieser Stelle ganz herzlich gedankt sei.
Rolf Zobel: Wappen an Mittelrhein und Mosel, Books on Demands GmbH, Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8370-5292-3, 527 S.
Susanne Kern: Die Inschriften der ehemaligen Karmeliterkirche in Boppard, Mainz 2008:
http://www.regionalgeschichte.net/fileadmin/Superportal/Bibliothek/Autoren/Kern/Bopp_Karmeliter_Inhalt_Webversion.pdf
Die deutschen Inschriften:
http://www.inschriften.net/rhein-hunsrueck-kreis/inschrift/nr/di060-0117.html Eberhard J. Nikitsch, DI 60, Nr. 117, in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di060mz08k0011706.

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