Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 105
Würzburg - ein heraldischer Leckerbissen

Dom zu Würzburg, Epitaph für Johann Konrad Kottwitz von Aulenbach

An der Ostwand des nördlichen Querschiffes des Kiliansdomes befindet sich über der Sakristeitür dieses aufwendige Epitaph für Johann Konrad Kottwitz von Aulenbach (-29.12.1610). Sein Klerikerleben begann am 22.2.1561, als er die durch den Tod von Kaspar von Würtzburg freigewordene Dompräbende übernahm. 1574 ging er zu Kapitel. Er war außerdem seit 1562 Domherr in Mainz, wo er 1573 Kapitular wurde. Am 30.4.1584 wurde er Domdechant in Würzburg, 1594 Domcustos in Mainz. Ferner war er Propst des Klosters Wechterswinkel und Propst von Stift Haug in Würzburg und außerdem im Jahr 1580 Landrichter im Herzogtum Franken.

 

Die Inschrift unter dem Epitaph lautet: "ANNO DOMINI MDCX DIE MERCVRII XXIX DECEMBRIS OBIIT ADMODV RE(VEREN)D(ISSIM)VS AC PRAENOBILIS D(OMI)NVS JO(H)ANNES CO(N)RADVS KOT(T)WITZ AB AVLENBACH HVIVS AEDIS DECANVS ET METROPOLITANAE MOGVNTINAE CVSTOS NEC NON ECCLESIAE SS JOANNIS IN HAVGIS ET CANOBII WECHTERSWINCKEL PRAEPOSITVS DIGNISSIMVS CVIVS ANIMA DEO VIVAT AMEN H F F".

Oben in der Mitte ist das von zwei Putten gehaltene Familienwappen der Kottwitz von Aulenbach zu sehen (in Silber ein schwarzes Steinbockshorn, auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein silbern-schwarz geteiltes Paar Büffelhörner). Man beachte, daß das Horn im Schild gänzlich schwarz ist, in der Helmzier die Hörner jedoch geteilt sind. Die Kottwitz von Aulenbach sind eines Wappens mit den von Fechenbach, den von Düren und den von Adelsheim. Das Wappen der letzteren wird in der Lit. und in der Realität oft auch mit einem im Schild silbern-schwarz geteilten Horn abgebildet. Das Horn im Schild ist korrekterweise und ursprünglich gänzlich schwarz, die fehlerhafte Zeichnung als silbern-schwarzes Horn kam (nach der Diskussion bei Otto Hupp im Münchner Kalender 1922) erst durch den ersten Teil des Fürstschen Wappenbuches in die Literatur und danach wohl auch in Gebrauch, so daß sich die Realität an der fehlerhaften Zeichnung orientierte und die Teilung so etablierte. So kommt es zu dem scheinbaren Unterschied im Detail, der eigentlich keiner ist, sondern auf einer fehlerhaften Wiedergabe in der Literatur beruht. Ein echter Unterschied ist in der Helmzier der von Adelsheim im Vergleich zu den anderen Geschlechtern zu sehen, denn Hersolt von Adelsheim brachte am 8.9.1422 für sich und sein ganzes Geschlecht eine Wappenbesserung bei Kaiser Sigismund durch, dabei kam ein wachsender Jungfrauenrumpf in der Helmzier zu den Hörnern hinzu. Das Horn im Schild ist wohl ursprünglich das redende Wappen der Ganerbenburg Widdern, daher haben es all die genannten Familien.

       

Im oberen Bereich sind zwei Wappen auf der heraldisch rechten Seite zu sehen, zuoberst das der Kottwitz von Aulenbach wie beschrieben, welches für den Vater Johann Leonhard Kottwitz von Aulenbach (-1575) steht, der kurbayerischer Rat, Marschall und Amtmann in Lohr am Main, Wildenberg, Klingenberg, Orb und Hausen war, sowie für den Großvater väterlicherseits, Johann (Hans) Eitel Kottwitz von Aulenbach zu Ostheim, Burgmann zu Klingenberg. Darunter folgt das Wappen der Schenk von Schweinsberg (geteilt, oben in Blau ein schreitender goldener rotgezungter Löwe, unten rot-silbern gerautet, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsender silberner Wolfsrumpf, in dessen Ohren zwei Federn stecken, silbern und rot), welches für die Großmutter väterlicherseits steht, Elisabeth Schenk von Schweinsberg. Es folgen im unteren Bereich auf der heraldisch rechten Seite die Vollwappen der von Schwalbach, Roth von Burgschwalbach (schwarz-silbern geviert, auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein beiderseits schwarz-silbern gevierter offener Flug), der Schutzbar gen. Milchling (in Silber drei dreipaßförmig zusammengestellte schwarze Blätter bzw. ein Kleeblatt, auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein silberner Flug, beiderseits belegt mit drei dreipaßförmig zusammengestellten schwarzen Blättern bzw. einem Kleeblatt) und der von Adelsheim (in Silber ein schwarzes Widder- oder Steinbockshorn, auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein wachsender, golden gekrönter, schwarz gekleideter Jungfrauenrumpf mit goldenem Zopf zwischen zwei silbern-schwarz geteilten Büffelhörnern) für Amalia von Adelsheim, Ehefrau des Philipp Voit von Rieneck, und ein weiteres, hinter dem Mantel verborgenes Wappen, das Wappen der von Gilse. Alle Wappen dieser Seite sind nach innen gewendet (gespiegelte Schildinhalte und gedrehte Kleinode). Die Ahnenprobe ist unvollständig, denn vier Wappen fehlen. Eine Ahnenprobe besteht logischerweise aus 4, 8, 16, 32 oder 64 Wappen und Personen, hier sind jedoch nur 12 Wappen außer dem einen zentralen oben in der Mitte zu sehen.

       

Im oberen Bereich sind zwei Wappen auf der heraldisch linken Seite zu sehen, zuoberst das der von Ehrenberg (in Silber ein roter Adlerflügel, die Saxen nach oben gekehrt, links in einen golden geschnäbelten Vogelkopf endend, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein Schaft, oben mit einem Pfauenstoß besteckt, zwischen zwei abgekehrten goldenen Stiefeln), welches für die Mutter des Probanden steht, Brigitta von Ehrenberg (-1560), erste Frau des Johann Leonhard Kottwitz von Aulenbach. Der Großvater mütterlicherseits war Dietherr von Ehrenberg. Darunter befindet sich das Wappen der von Berlichingen (in Schwarz ein silbernes fünfspeichiges Rad, auf dem gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken ein sitzender Wolf von natürlicher Farbe, der ein silbernes Lamm in seinem Maul hält), denn die Großmutter mütterlicherseits war Barbara von Berlichingen. Es folgen im unteren Bereich auf der heraldisch linken Seite die Vollwappen der von Gemmingen (in Blau zwei goldene Balken, auf dem Helm mit blau-goldenen Decken ein Paar blauer, mit je zwei goldenen Balken belegter Büffelhörner) für Margaretha von Gemmingen, Ehefrau des Johann von Ehrenberg, der von Dalheim oder Thalheim (silbern-schwarz geteilt, oben ein fünflätziger roter Turnierkragen, auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein roter Turnierkragen angestemmt zwischen zwei silbern-schwarz geteilten Büffelhörnern), der von Enslingen (gespalten, rechts hier in Silber zwei blaue Balken, links ledig und rot, auf dem Helm mit hier blau-silbernen Decken zwei Büffelhörner, das rechte silbern mit zwei blauen Balken, das linke rot, anders in der Lit. mit einer Teilung weniger) und der von Berg (gespalten, rechts ledig und rot, links eigentlich blau-golden gerautet, hier abweichend rot-golden, auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein golden gekrönter Mannesrumpf in einem wie der Schild bez. Gewand). Diese insgesamt acht Wappen im unteren Bereich passen auf den ersten Blick nicht zu den genealogischen Angaben bei Joh. Octavian Salver bzw. Biedermann, weil mittendrin eine Lücke von vier Wappen ist. Es fehlen die Wappen der Voit von Rieneck für die Urgroßmutter Dorothea Voit von Rieneck, Ehefrau des Walter Kottwitz von Aulenbach, das der von Bömelberg, das der von Flemingen für Brigitta von Flemingen, Ehefrau von Albrecht von Ehrenberg, und das der von Neuhausen für die Urgroßmutter Elisabetha von Neuhausen, Ehefrau des Hans Beringer von Berlichingen. Somit fehlen vier Wappen aus der Urgroßeltern-Generation, dafür haben wir acht aus der Ururgroßeltern-Generation "zusätzlich", was die scheinbare Unlogik der 12er-Ahnenprobe erklärt.

Auch die Abdeckung der Grabplatte aus Messing, die in einem Seitenschiff des Kiliansdomes aufgehängt ist und die unten eine fast gleichlautende Inschrift besitzt, trägt in ihren vier Ecken die oben beschriebenen Ahnenwappen der Kottwitz von Aulenbach, der Schenk von Schweinsberg, der von Ehrenberg und der von Berlichingen.

Das Epitaph für die Eltern des Klerikers, Johann Leonhard Kottwitz von Aulenbach (-1575) und Brigitta von Ehrenberg (-1560), befindet sich übrigens in Klingenberg in der Pfarrkirche, mit zwei großen Vollwappen im Aufsatz und mit 2x 8 Ahnenvollwappen über und neben dem Zentralfeld mit dem Relief des Ehepaares, so daß das hier vorgestellte heraldische Programm dort seine Entsprechung findet.

Literatur, Links und Quellen:
Bistum Würzburg: http://www.bistum-wuerzburg.de/
Bistum Würzburg bei Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bistum_W%C3%BCrzburg
St. Kilians-Dom:
http://www.dom-wuerzburg.de/index.php?r=t/
Der Dom zu Würzburg, Schnell Kunstführer Nr. 232, 11. Auflage 1997, Verlag Schnell & Steiner GmbH Regensburg, ISBN 3-7954-4194-3.
Beschreibung dieses Epitaphs in: Joh. Octavian Salver, Proben des hohen deutschen Reichs Adels oder Sammlungen alter Denkmäler http://books.google.de/books?id=ZONWAAAAcAAJ S. 453-456
Genealogie Kottwitz von Aulenbach, Schenk von Schweinsberg: Biedermann, Geschlechtsregister Der Reichsfrey unmittelbaren Ritterschaft Landes zu Franken Löblichen Orts Rhön und Werra
http://books.google.de/books?id=j9JDAAAAcAAJ
Genealogie Berlichingen, Ehrenberg: Geschlechts-Register Der Reichs Frey unmittelbaren Ritterschafft Landes zu Francken Löblichen Orts Ottenwald (Odenwald)
http://books.google.de/books?id=g9JDAAAAcAAJ
Otto Hupp, Münchner Kalender 1922, Verlagsanstalt München/Regensburg
Kottwitz von Aulenbach:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kottwitz_von_Aulenbach
Dieter Michael Feineis, das Geschlecht der Kottwitze von Aulenbach, in: Würzburger Diözesan-Geschichtsblätter, 57. Band, 1995:
http://www.klingenberg-main.de/geschichte/pdf/aulenbach_kottwitz.pdf
Ein herzliches Dankeschön an Herrn Theodor Stolzenberg für wertvolle Hinweise zum Klingenberger Epitaph

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