Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 260
Würzburg - ein heraldischer Leckerbissen

Dom zu Würzburg, Albrecht II. von Hohenlohe

An einem nördlichen Pfeiler des Hauptschiffs befindet sich innerhalb der Arkade das Grabdenkmal für den Würzburger Fürstbischof Albrecht II. von Hohenlohe (reg. 1345-27.6.1372). Es ist ein weiteres Werk des sogenannten "Wolfskeelmeisters", der einige der bedeutendsten hochgotischen Plastiken im süddeutschen Raum schuf. Der Bischof steht leicht S-förmig gebogen auf einem Löwen zu seinen Füßen. Die Rechte ist am Schwert, die Linke ist erhoben und hielt einmal einen nicht mehr vorhandenen Bischofsstab. Der Bischof ist mit Albe, Dalmatik, Kasel, Manipel, Rationale und Mitra gekleidet. Die einzeilige Inschrift beginnt optisch links unten und verläuft entlang den beiden Längsseiten mit einem kleinen Schlenker am optisch rechten unteren Eck, und sie lautet: "ANNO D(OMI)NI MCCCLXXII O(BIIT) D(OMI)N(V)S ALBERT(V)S DE HOHE(N)LOCH(E) EP(ISCOPV)S HERBIPOLE(N)S(IS) DOMI(NI)CA POST JOH(ANN)I(S) BAPTIS(TA)E" (Lesung nach Salver korr. nach Deutsche Inschriften Band 27). Albrecht von Hohenlohe war nicht nur in Würzburg seit 1326 Domherr, sondern auch in Bamberg. 1331 war er Dompropst in Würzburg, und bis zu seiner Bischofswahl 1345 war er auch Propst des Stifts Haug. Papst Clemens VI. favorisierte allerdings Albrecht von Hohenberg als Bischofskandidaten, damit mußte sich der frisch gewählte Albrecht von Hohenlohe erst einmal auseinandersetzen. Der Gegenkandidat verzichtete erst 1349 auf das Bistum, dann konnte Albrecht 1350 vom Papst zum Bischof ernannt und bestätigt werden.

 

Auf diesem Grabdenkmal sind im oberen Bereich insgesamt vier Wappenschilde zu sehen, deren heutige Farbgebung nicht als repräsentativ zu sehen ist. Die beiden oberen Schilde zeigen die Symbole der Würzburger Fürstbischöfe, optisch links ist der "Fränkische Rechen" zu sehen = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, für das Herzogtum zu Franken, gegenüber das "Rennfähnlein" = in Blau eine rot-silbern gevierte, schräggestellte Standarte mit goldenem Schaft, für das Hochstift Würzburg. Hier hat das Fähnchen noch nicht die später typische Form mit den je zwei rechteckigen Einkerbungen auf jeder der senkrechten Seiten, vielmehr sind die Einschnitte schaftseitig bogenförmig, und der Flugsaum ist viermal spitz dreieckig eingeschnitten.

         

Heraldisch unten rechts ist der Schild der von Hohenlohe zu sehen, in Silber zwei schwarze, schreitende Löwen (Leoparden) mit untergeschlagenen Schwänzen übereinander. Das Wappen steht für seinen Vater, Albrecht II. v. Hohenlohe-Uffenheim-Entsee, der 1306 auf Burg Speckfeld saß, 1305 königlicher Hofrichter und 1306 Landrichter wurde und 1309-1311 Landvogt in Rothenburg war. Die Großeltern väterlicherseits waren Gottfried II. v. Hohenlohe-Uffenheim-Entsee und Elisabeth Burggräfin v. Zollern-Nürnberg. Heraldisch unten links ist der Schild der von Oettingen zu sehen, aufgrund der fehlenden Plastizität nur schlecht zu erkennen, reihenweise angeordneter golden-roter Eisenhutfeh mit blauem Herzschild, alles überdeckt von einem silbernen Leistenschragen. Das Wappen war zerstört und erhielt später die Bemalung. Hier steht der Schild für die Mutter des Fürstbischofs, Adelheid von Oettingen. Übrigens war der Bruder des Würzburger Bischofs, Friedrich von Hohenlohe (-21.12.1352), Bischof im benachbarten Hochstift Bamberg. Gemeinsam mit Nürnberg betrieben die beiden bischöflichen Brüder die gewaltsame Vereinnahmung und anschließende Aufteilung des zwischen den Hochstiften gelegenen Territoriums der Schlüsselberger, was nicht im Einklang mit dem Landfrieden war. Ein dritter Bruder, Heinrich (-15.10.1356) wurde 1326 Domherr zu Würzburg, Propst zu Stift Haug, 1328 Domherr zu Eichstätt, 1345 Propst am Neumünster und schließlich 1346 Dompropst zu Würzburg.

Literatur, Links und Quellen:
St. Kilians-Dom: http://www.dom-wuerzburg.de/index.php?r=t/
Peter Kolb: Die Wappen der Würzburger Fürstbischöfe. Herausgegeben vom Bezirk Unterfranken, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. und Würzburger Diözesangeschichtsverein. Würzburg, 1974. 192 Seiten.
Beschreibung dieses Epitaphs in: Joh. Octavian Salver, Proben des hohen deutschen Reichs Adels oder Sammlungen alter Denkmäler
http://books.google.de/books?id=ZONWAAAAcAAJ S. 241-243.
Albrecht von Hohenlohe:
http://de.wikipedia.org/wiki/Albrecht_II._von_Hohenlohe
Wolfskeelmeister
http://de.wikipedia.org/wiki/Wolfskeelmeister
Alfred Wendehorst: Das Bistum Würzburg Teil 2 - Die Bischofsreihe von 1254 bis 1455, Germania Sacra NF4, Berlin 1969, ISBN 978-3-11-001291-0, S. 76-97,
http://rep.adw-goe.de/handle/11858/00-001S-0000-0003-16DE-2 und http://rep.adw-goe.de/bitstream/handle/11858/00-001S-0000-0003-16DE-2/NF%204%20Wendehorst%20W%c3%bcrzb.%20Bfsreihe%20bis%201455.pdf
Die Deutschen Inschriften, hrsg. von den Akademien der Wissenschaften in Düsseldorf, Göttingen, Heidelberg, Mainz, München und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien, 27. Band, Münchener Reihe 7. Band, Die Würzburger Inschriften bis 1525, auf der Grundlage des Nachlasses von Theodor Kramer, unter Mitarbeit von Franz Xaver Herrmann, bearbeitet von Karl Borchardt, Dr. Ludwig Reichert Verlag, Wiesbaden 1988, S. 55, Nr. 91

Dom, Otto II. von Wolfskeel - Dom, Johann I. von Egloffstein - Dom, Johann von Brunn - Dom, Gottfried Schenk von Limpurg - Dom, Johann von Grumbach - Dom, Rudolf von Scherenberg - Dom, Lorenz von Bibra

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