Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 264
Bamberg (Oberfranken)

Jakobsplatz 7

Am Jakobsplatz 7 befindet sich ein zweiflügeliger Satteldachbau aus dem 17./18. Jh. mit rückwärtigem Garten zur Franziskanergasse. An der Fassade ist ein Allianzwappen angebracht, dessen ovale Schilde als Allianzwappen unter einer Krone zusammengestellt sind. Heraldisch rechts ist der Wappenschild der von Thüngen zu sehen, in Silber ein roter Querbalken, darin drei hier nach links ausgebogene Pfähle (gewendet). Die zugehörige Helmzier wäre zu rot-silbernen Decken ein wachsender Männerrumpf, rot gewandet, auf dem bärtigen Haupte ein roter Spitzhut mit silbernem Aufschlag, an dessen Spitze ein Hahnenfederbusch steckt.

Später wurden die Wappen der beiden Linien variiert, die Lutzische Linie verwendet das Stammwappen, manchmal in verwechselten Farben hinsichtlich des Balkens, und ergänzt die Helmzier durch zwei Banner mit schwarzem Doppeladler in Gold. Die ältere, sog. Andreasische Linie nimmt das Stammwappen als Herzschild auf einem gevierten Schild (Feld 1 und 4: von Rot und Silber geteilt und fünfmal gespalten in verwechselten Farben, Feld 2 und 3: In Blau ein gekrönter silberner Sparren, begleitet von 3 (2:1) goldenen Sternen).

Die von Thüngen waren Erbküchenmeister des Herzogtums Franken sowie Untertruchsessen des Hochstiftes Würzburg. Friedrich von Thüngen wurde 1303 mit der Stammburg Thüngen belehnt. Die Familie erwarb den Stammsitz 1406 als Eigengut. In der Rhön und im Werntal erwarben sie ein relativ geschlossenes Herrschaftsgebiet (z. B. Burgsinn, Gräfendorf, Heßdorf, Thüngen, Völkersleier, Detter, Weißenbach, Zeitlofs, Rupboden, Dittloffsroda, Windheim, Adelsberg, Kloster Schönau, Büchold, Waizenbach etc. zählten zu ihrem Besitz). Die Familie war eng mit Würzburg und Fulda verbunden und hatte unzählige Mitglieder in wichtigen Ämtern im Dienste der Kirche. Allein in Würzburg stellte die Familie zwischen 1319 und 1681 insgesamt 29 Mitglieder des Domkapitels: Dekane, Landrichter, Scholastiker, Pröpste etc. Sowohl in Bamberg als auch in Würzburg stellte die Familie je einen Fürstbischof, Konrad in Würzburg (1519-1540) und Neithard in Bamberg (1591-1598). Dazu kommt noch Nikolaus von Thüngen, Bischof von Ermland (1467-1489). Aber auch in weltlichen Diensten waren sie hochangesehen. Sie stellten vier Ritterhauptleute im Kanton Rhön-Werra und einen im Kanton Steigerwald. Andere wichtige Familienmitglieder waren Adam Hermann von Thüngen, Kammerpräsident Württembergs, 1706 in den Freiherrenstand erhoben, sowie Johann Karl von Thüngen, Kommandant in Würzburg, Generalwachtmeister der fränkischen Truppen, 1708 in den Reichsgrafenstand erhoben.

In neuerer Zeit ist Karl Freiherr von Thüngen-Roßbach (26.6.1893-24.10.1944), Sohn von Karl Ernst Freiherr von Thüngen (1839-1927) und Eva Elisabeth Maier, bekannt geworden in Zusammenhang mit dem 20.7.1944. Vor dem Anwesen ist ein "Stolperstein", der an den ermordeten Generalleutnant und Widerstandskämpfer erinnert. Und genau von diesem ist auch der Wappenstein am Haus.

Das zweite Wappen für die Ehefrau ist das der Familie von Schultes; es ist geviert, Feld 1 und 4: in Rot aus dem äußeren Rande hervorwachsend ein geharnischter Arm, ein Schwert in der Hand haltend, Feld 2: in Silber ein blauer Löwe, Feld 3: in Blau drei (2:1) goldene Sterne. Das Wappen wird im Siebmacher Band: Bay Seite: 114 Tafel: 139 beschrieben, dort wird die Helmzier wie folgt angegeben: Auf dem gekrönten Helm mit rechts rot-silbernen und links blau-silbernen Decken ein goldener Stern zwischen einem Flug, der rechte Flügel rot-silbern, der linke blau-silbern geteilt. Die Familie wurde 1790 von bayerischen Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz geadelt.

Hier steht die Kombination für Karl Freiherr von Thüngen und seine erste Ehefrau, Margit Edle von Schultes (-1932). Die beiden hatten am 11.2.1919 geheiratet. Nach deren Tod heiratete er noch ein zweites Mal, am 5.4.1934 Marie Freiin von Michel-Raulino (1893-1978).

Literatur und Quellen:
Lokalisierung bei Google Maps:
https://www.google.de/maps/@49.8911887,10.8774936,20.01z - https://www.google.de/maps/@49.8911887,10.8774936,69m/data=!3m1!1e3
Eugen Schöler, Fränkische Wappen erzählen Geschichte und Geschichten. Verlag Degener 1992.
Eugen Schöler, Historische Familienwappen in Franken, Verlag Degener 3. Aufl. 1999
Aschaffenburger Wappenbuch.
Siebmachers Wappenbuch.
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Karl Freiherr von Thüngen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Freiherr_von_Th%C3%BCngen
Karl Freiherr von Thüngen:
http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Personenregister/T/ThuengenKarlFrhrv.htm

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