Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 592
Friedberg (Wetterau)

Friedberg: Schloß (Burgmannenhaus Kronberg) (3): rechtes Portal

Das Schloß (Burggrafiat) ist das ehemalige Burgmannenhaus der Familie Kronberg, daher auch "Kronberger Hof" genannt. Das Gebäude ar der ehemalige Sitz des Friedberger Burggrafen und ist daher ein etwas größerer Komplex mehrerer Gebäude mit einem weitläufigen Hof. Das eigentliche Burggrafenhaus steht am Rand der rechteckigen Anlage mit dem Rücken zur östlichen Burgmauer. Es ist ein zweigeschossiger Bau im Stil der Renaissance mit drei Querflügeln und ebensovielen vorspringenden Giebeln auf der Westseite, die mit typischen Voluten und charakteristischen freistehenden Haken verziert sind, erbaut in den Jahren 1604-1610. Die zurückspringenden Gebäudeteile haben jeweils einen Eingang, im linken Teil der Haupteingang mit dem Prunkportal, rechts ein Nebeneingang mit einem einfacheren Portal, und schließlich hat der vorspringende Mittelteil noch einen Kellereingang.

Alle drei Portale sind wappengeschmückt, alle drei stammen aus der Zeit, als das Schloß noch Burgmannenhaus der Kronbergs war und damit noch ein an ein Adelsgeschlecht gebundenes Haus, noch nicht Allgemeinbesitz der Burg, zu dem es Ende des 17. Jh. wurde, und noch nicht Amtssitz des jeweils wechselnden Burggrafen (Ende des 17. Jh. bis 1806/17), oder noch später Schloß der Großherzöge von Hessen-Darmstadt (bis 1918), zu deren Sommerresidenz es nach Verlust der territoriale Eigenständigkeit der Burg Friedberg 1806 und nach dem Tod des letzten amtierenden Burggrafen 1817 wurde. Heute ist es ein Verwaltungsgebäude. Alle drei Wappen sind Allianzwappen von Burggraf Johann von Kronberg und Anna Riedeselin zu Eisenbach aus der Zeit der Renaissance.

Das Wappen Kronberg ist gewendet und geviert: Feld 1 und 4 Rot (gewendet!), Feld 2 und 3 (gewendet!) in Silber vier (2:2) blaue Eisenhütlein (silbern-blauer pfahlförmig angeordneter Eisenhutfeh). Die Helmzier fehlt, aber aufgrund des baulichen Kontextes muß es wie am Hauptportal die Helmzier des Flügelstammes sein: Ein Flug, von Rot und in Silber vier (2:2) blauen Eisenhütlein (silbern-blauer pfahlförmig angeordneter Eisenhutfeh) geviert (mit gewendet). Helmdecken wären rot-silbern.

Die Ehefrau des Bauherrn entstammt dem Geschlecht der Freiherren Riedesel, die zu späterer Zeit am Brunnen und an den Nebengebäuden auch mit einem komplexeren, vermehrten Wappen vertreten sind. Hier ist es das einfache und schöne Stammwappen, in Gold ein schwarzer (natürlicher) Eselskopf mit einem dreiblättrigen Riedgras im Maule. Das Oberwappen fehlt, es wäre ein offener schwarzer Flug, beiderseits mit einem goldenen Schildchen mit dem schwarzen Eselskopf belegt, Decken schwarz-golden.

Position der besprochenen Wappen im schematischen Burggrundriß.

Die Familie Riedesel
Die hessischen Riedesel sind hauptsächlich um Lauterbach und Schloß Eisenbach im Vogelsberggebiet begütert. Sie gehörten zur Reichsritterschaft und waren im Ritterkanton Rhön-Werra immatrikuliert. Mit „Ditmarus Ridesel miles“ tauchen sie 1226 erstmals in den Urkunden auf. Mit Johann Riedesel beginnt 1293 die Stammreihe. Sie erwarben das Erbmarschallamt von Hessen durch Heirat, vor ihnen hatten dieses Amt die von Röhrenfurt inne. 1680 wurde die Familie in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Es gibt verschiedene Linien, so die Riedesel zu Bellersheim, die Riedesel von Camberg und die Riedesel von Eisenbach. Die Riedesel hatten insofern unter der hessischen Ritterschaft eine Ausnahmestellung, als sie durch Verträge 1684 mit Fulda und 1713 mit Hessen-Darmstadt quasi eine selbständige, um nicht zu sagen landesherrschaftliche Stellung einnehmen konnten. Herausragende Familienmitglieder sind Volpert Riedesel von Bellersheim, Abt von Hersfeld 1493-1513, Johann Riedesel zu Eisenbach, Hauptmann des Ritterkantons Rhön-Werra, gest. 1691, sowie Philipp Riedesel von Camberg, Ordensmeister der Johanniter 1594-1598.

Literatur, Quellen und Links:
Siebmachers Wappenbücher
Burg Friedberg:
http://www.wissenportal-friedberg.info/index.html - Geschichte: http://www.wissenportal-friedberg.info/Wissenportal18.html - Georgsbrunnen: http://www.wissenportal-friedberg.info/Wissenportal07.html - Rundgang: http://www.wissenportal-friedberg.info/Rundgang_Burg.html - Südseite: http://www.wissenportal-friedberg.info/Wissenportal03.html - Nordseite: http://www.wissenportal-friedberg.info/Wissenportal04.html - Burgkirche: http://www.wissenportal-friedberg.info/Wissenportal08.html - Wache und Kanzlei: http://www.wissenportal-friedberg.info/Wissenportal09.html - Schloß: http://www.wissenportal-friedberg.info/Wissenportal06.html - Wetterauer Rittergesellschaft: http://www.wissenportal-friedberg.info/Wetterauer_Rittergesellschaft.html
Burgfreunde Friedberg:
http://www.burgfreunde-friedberg.de/index2.html
Hermann Roth, Burg und Stadt Friedberg - Ein Wegweiser durch ihre Sehenswürdigkeiten und ihre Geschichte, Druck und Verlag Carl Bindernagel, Friedberg 1959
An den Gebäuden und auf dem Burggelände angebrachte Informationstafeln
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
M. Müller-Hillebrand: Cronberg, Geschichte eines Rittergeschlechtes und seiner Burg, Verlag Waldemar Kramer Frankfurt 1950, 3. Auflage 1984, ISBN 3-7829-0084-7
Jutta und Wolfgang Ronner: Die Herren von Kronberg an Nahe, Neckar, Rhein und Main, Selbstverlag Wolfgang Ronner 1980, ISBN 3-9800322-0-5
Wolfgang Ronner, Stammtafel der Ritter, Herren und Grafen von Kronberg, Selbstverlag Wolfgang Ronner 1981, ISBN 3-9800322-1-3
Michael Keller, Stadtführer Friedberg, hrsg. vom Friedberger Geschichtsverein e.V., ISBN 3-87076-072-9
Michael Keller, Klaus-Dieter Rack, Hans Wolf, Burg Friedberg - Adolfsturm - Römisches Bad, hrsg. vom Friedberger Geschichtsverein e.V.
Friedberger Geschichtsverein:
http://www.friedberger-geschichtsverein.de
Burggymnasium
http://www.burggymnasium-friedberg.de/index.html - http://www.burg100.de/ - Burggeschichte: http://www.burg100.de/burggeschichte/burggeschichte.htm
Hans Wolf, Michael Keller, Dr. Klaus-Dieter Rack, Dr. Vera Rupp: Burg Friedberg:
http://www.fh-friedberg.de/fbhistorisch/Burg_Friedberg.pdf
Kulturdenkmäler in Hessen:
http://denkxweb.denkmalpflege-hessen.de/cgi-bin/mapwalk.pl?obj=5496&session=913&event=Query.Details (Landesamt für Denkmalpflege Hessen) - http://denkxweb.denkmalpflege-hessen.de/cgi-bin/mapwalk.pl?obj=5567&session=913&event=Query.Details

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