Bernhard Peter und Dominik Smasal
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 719
Gernsbach (Murgtal, Schwarzwald)

Gernsbach: Liebfrauenkirche, Hans Bernhard von Eberstein

Ein weiteres heraldisch wertvolles Grabdenkmal in der Gernsbacher Liebfrauenkirche ist das Grabdenkmal des Hans Bernhard von Eberstein (1545-1574), der nur 29 Jahre alt wurde. Die 2,17 m x 1,11 m messende, hochrechteckige Platte stand früher im südlichen Seitenschiff. Als 1833 eine Kirchenerweiterung stattfand, versetzte man die Platte an die Wand des nördlichen Seitenschiffes.

Die Platte zeigt heraldisch rechts das Wappen von Eberstein: In Silber eine rote Rose mit blauem Butzen (Ebersteiner Rose). Die Ebersteiner führten zwei Helmzieren: Helm 1: Zwischen zwei silbernen, mit goldenen Lindenzweigen besteckten Büffelhörnern die rote Ebersteiner Rose mit blauem Butzen. Helmdecken rot-silbern. Diese Helmzier taucht später auf, zuerst auf dem Stammschild, dann auch auf dem gevierten Schild. Helm 2: Silberner Mannesrumpf mit roter Ebersteiner Rose auf der Brust, auf dem Haupte eine silberne Bischofsmütze mit roten Bändern, belegt mit einer roten Rose. Helmdecken rot-silbern. Dies ist das Stammkleinod der Ebersteiner.

Heraldisch links finden wir das Wappen seiner Frau Margarethe von Dietz (14.10.1544-1608) mit den beiden Löwen übereinander, nicht die seiner Eltern (Johann Jakob I. Graf von Neu-Eberstein (20.1.1517-8.3.1574) und Barbara Rhein- und Wildgräfin von Dhaun-Oberstein (-14.2.1546) - vgl. die Abhandlung über die Wappen der Rhein- und Wildgrafen von Dhaun. Margarethe von Dietz war eine Tochter von Landgraf Philipp dem Großmütigen von Hessen aus dessen zweiter Ehe, die nicht ganz standesgemäß war. So trug sie nicht Titel und Wappen der Landgrafen, sondern einer Gräfin von Dietz. Dafür wurde das Schildmotiv der Grafen von Dietz, das längst Eingang in das landgräfliche Wappen gefunden hatte, für sich alleine zu neuem Leben erweckt.

Genealogie:

Margarethe v. Dietz hatte zweimal geheiratet:

Detailaufnahmen der künstlerisch wertvollen Darstellung: Mit verschränkten Händen ist Hans Bernhard von Eberstein abgebildet; er schaut den Betrachter frontal an. Die Schulterkacheln fallen durch ihren hohen Halsschutz zu beiden Seiten auf. Das spitzbärtige Kinn wird von einer modisch gefältelten Halskrause gerahmt. Die Eisenhandschuhe und den offenen Visierhelm mit Federbusch hat er neben seinen Füßen liegen. Hier wird der Unterschied deutlich zwischen dem heraldischen Helm, der ein Bügellehm ist, und dem Rüstungshelm, der ein Helm mit hochklappbarem Visier mit sorgfältig gearbeiteten Luftschlitzen ist, der aber nicht funktionsfähig wäre mit einer oben angebrachten Helmzier. Zu beiden Seiten des Kopfes lesen wir: ALTERIVS VITAE SPES - Hoffnung auf ein besseres Leben. Die Inschrift über seinem Kopf in einer von Aststäben und Rollwerk gerahmten, querrechteckigen Kartusche dagegen ist deutsch: "Als man zalt (zählt) 1574 den 11 tag Aprilis starb der wolgeboren Herr Hans Bernhart Graff zu Eberstein Herr zu Rixingen und Frawenburg (Frauenberg) dem Gott wolle genedig sein". Die erwähnten Herrschaften liegen bei Idar-Oberstein und kamen von seiner Mutter, Barbara v. Daun-Oberstein (-14.2.1546).

Literatur:
Siebmachers Wappenbücher.
Rietstap
Hugo Gerard Ströhl, Deutsche Wappenrolle, Reprint von 1897, Komet Verlag Köln, ISBN 3-89836-545-X
Herbert Brunner, Alexander von Reitzenstein, Reclams Kunstführer Baden-Württemberg, Philipp Reclam Stuttgart 1979, ISBN 3-15-008073-8
Genealogie: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 7. Auflage 2004, Degener Verlag ISBN 3-7686-2512-5
Cornelia Zorn: "Ahnentafel mit vielen Rätseln" und "Ein vergessener Ebersteiner",
http://www.literaturdesign.de/Die_Ebersteiner/die_ebersteiner.html
Regina Kunitzki, Gernsbach im Murgtal, Casimir Katz Verlag 1985, ISBN 3-88640-025-5
Katholische Seelsorgeeinheit Gernsbach:
www.kath-gernsbach.de
Deutsche Inschriften:
DI 78, Stadt Baden-Baden und Landkreis Rastatt, Nr. 345 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di078h017k0034506 - http://www.inschriften.net/zeige/suchergebnis/treffer/nr/di078-0345.html#content

Gernsbach (Murgtal, Schwarzwald): Schloß Eberstein (1) - Schloß Eberstein (2) - Liebfrauenkirche - Kondominatsbrunnen - Altes Rathaus - Liebfrauenkirche, Anna Alexandria von Fleckenstein - Liebfrauenkirche, Hans Bernhard von Eberstein - Liebfrauenkirche, sonstige

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Veröffentlichung der Innenaufnahmen mit freundlicher Erlaubnis des Herrn Pfarrer Dr. Marian Rybak, vom 23.11.2007, wofür ihm an dieser Stelle herzlich gedankt sei - www.kath-gernsbach.de

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