Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1173
Ettlingen

Brunnen in Ettlingen: 1. Schildhalterinbrunnen

Der Schildhalterin- oder Metzenbrunnen am letzten Haus der Nordostbebauung der Albstraße an der Ecke zur Friedrichstraße stammt aus der Mitte des 16. Jh. Als einziger der drei hier vorgestellten Brunnen ist er ein Wandbrunnen. Trog und Rückwand sind reich mit Beschlagwerk verziert, die Rückseite mit zwei großen seitlichen Schneckenvoluten. Über der wasserspendenden Löwenmaske steht die namengebende weibliche Figur mit bekränztem, offen herabfallenden Haar, die in jeder Hand einen auf den Boden abgestützten Schild hält, heraldisch rechts das Landes-, heraldisch links das Stadtwappen.

Das Landeswappen Baden-Sponheim entspricht der Form, wie sie ab 1437 geführt wurde und ist geviert: Feld 1 und 4: Baden (in Gold ein roter Schrägrechtsbalken), Feld 2 und 3: Sponheim (hintere Grafschaft Sponheim: von Rot und Silber geschacht, vordere Grafschaft Sponheim: von Gold und Blau geschacht). Das Wappen ist als Ganzes gewendet. Das Stadtwappen von Ettlingen ist gespalten, vorne in Gold ein roter Schrägbalken, hinten in Blau ein schwebender, silberner Zinnenturm (zur Diskussion siehe Georgsbrunnen).

Hintergrund: Wie bekam Baden Sponheim? Die Grafschaft Sponheim lag im Hunsrück etwa zwischen Birkenfeld, Bad Kreuznach und Bernkastel. Ursprünglich hießen die Grafen von Spanheim. Sie tauchten 1044 erstmals auf. Benannt sind sie nach der Burg Sponheim westlich von Bad Kreuznach. Zwischen Nahe und Mosel entwickelten sie im 12. Jh. ein ansehnliches Herrschaftsgebiet. Die umfangreichen Gebietsveränderungen zu erläutern würde hier zu weit führen - in Kürze: Die Gebiete wurden im 13. Jh. in eine vordere und eine hintere Grafschaft Sponheim aufgeteilt. Die Vordere Grafschaft Sponheim war das Gebiet um Bad Kreuznach, Sitz Kauzenburg. Die Hintere Grafschaft Sponheim war Sponheim-Starkenburg mit Gütern an der Mosel und bei Birkenfeld, Sitz war erst in Starkenburg an der Mosel, später die Grevenburg an der Mosel über Traben-Trarbach. Das in Rot-Silber geschachte Wappen wird im allgemeinen der Hinteren Grafschaft zugeordnet; das Blau-Gold geschachte Wappen der Vorderen Grafschaft. Es wird in der Literatur darauf hingewiesen, daß die blau-goldene Tinktur auf einem Irrtum beruht und beide Linien Rot-Silber geführt hätten. Die Lage ist widersprüchlich, vor 1488 existiert nur ein einziger Nachweis, der wirklich ernst zu nehmen ist, das Wappenbuch des Gelre aus der zweiten Hälfte des 14. Jh. (Spanheim). Die blau-goldene Farbgebung von entsprechenden Wappen der 1414 erloschenen Linie ist nur an wenigen Orten zu finden, z. B. an der Ritterkapelle in Haßfurt und in einem Glasfenster der heutigen evangelischen Kirche in Kastellaun (Hunsrück). Wie dem auch sei, diese Unterscheidung wurde wann auch immer gemacht und zieht sich von da an auch durch das badische Wappen. 1414 starb die Line der Vorderen Grafschaft Sponheim mit Graf Simon III von Sponheim-Kreuznach und Vianden (gest. 30.8.1414) im Mannesstamme (er hatte drei Töchter) aus, der durch seine Gemahlin Marie Gräfin von Vianden (gest. 21.10.1400) die Hälfte der Grafschaft Vianden geerbt hatte. Zu 4/5 gelangten die vorderen Sponheimer Gebiete über Simons Schwester Elisabeth von Sponheim-Kreuznach, die mit Johann IV von Sponheim-Starkenburg (gest. 1.3.1411/1413) verheiratet war, an die Hintere Grafschaft, zu 1/5 an die Pfalz. Als 1437 die Linie der Hinteren Grafschaft Sponheim mit Johann V, Sohn von Elisabeth und Johann IV, gest. 24./26.10.1437, erlosch (einziges Kind seiner Eltern; die Ehe mit Walburga von Leiningen-Rixingen blieb kinderlos), teilten sich die Grafen von Veldenz und die Markgrafen von Baden die Güter, entsprechend einem Vertrag aus dem Jahre 1425 (Benheimer Entscheid). Der entsprechende Markgraf war Jacob I. Markgraf v. Baden (15.3.1407-13.10.1453). Das Erbe blieb jedoch real ungeteilt und wurde als Kondominium geführt. Dadurch konnte Baden ab 1437 das Sponheimer Schach in den Farben Rot und Silber in sein Wappen aufnehmen. 1444 wurden die Grafen von Veldenz von Pfalz-Zweibrücken beerbt, welches 1559 auch den pfälzischen Anteil der einstigen Vorderen Grafschaft bekam. 1707 wurde die Vordere Grafschaft, 1776 die Hintere Grafschaft real zwischen Pfalz-Zweibrücken und Baden geteilt. Erst mit den napoleonischen Kriegen verschwand die Grafschaft Sponheim von der politischen Landkarte.

Literatur und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere: Die Wappen der Souveräne der deutschen Bundesstaaten, Souveräne 1.1.1.
Hugo Gerard Ströhl, Deutsche Wappenrolle, Reprint von 1897, Komet Verlag Köln, ISBN 3-89836-545-X
Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder - die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. C. H. Beck Verlag München 7. Auflage 2007, ISBN 978-3-406-54986-1
Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Stadtwappen Ettlingen:
http://www.ettlingen.de/servlet/PB/menu/1124291/index.html

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