Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1196
Coburg (Oberfranken)

Coburg: Gymnasium Casimirianum

Das Coburger Gymnasium Casimirianum (Gymnasiumsstraße 2) wurde 1601-1605 erbaut. Die Notwendigkeit einer eigenen höheren Lehranstalt für Coburg ergab sich durch die Landesteilungen. Die erste Teilung fand 1572 statt (sog. Erfurter Teilung): Es entstanden dabei Sachsen-Coburg-Eisenach (1572-1596) und Sachsen-Weimar (1572-1603). Sachsen-Coburg-Eisenach (1572-1596) teilte sich in einer zweiten Teilung 1596 in Sachsen-Coburg (1596-1633) und Sachsen-Eisenach (1596-1638) auf. Hatte man bisher eine gemeinsame Ausbildungsstätte, die Universität in Jena, so führten Streitigkeiten zur Beendigung der gemeinsamen Nutzung. Eine eigene Ausbildungsstätte mußte her, und so ordnete 1598 Johann Casimir Herzog v. Sachsen-Coburg (12.6.1564 - 16.7.1633) auf dem Landtag zu Eisenach die Errichtung einer „Hohen Landesschul“ zu Coburg an. Der Streit um die Universität wurde zwar 1599 beigelegt, und nach einer Vereinbarung zu Suhl blieb Jena Universität sowohl für beide Landesteile. Das Projekt einer eigenen Landesschule, nun als höhere Schule zwischen einer einfachen Schule und Universität mit angeschlossenem Konvikt (Internat) mit gratis Lehrveranstaltungen und Unterbringung ärmerer Schüler, wurde jedoch aufrechterhalten, und so wurde am 2.9.1601 der Grundstein gelegt. Die Fertigstellung war am 3.7.1605.

Es wurde ein langgestreckter Bau aus Sandstein im Stil der Renaissance mit zwei Hauptgeschossen, sechs Zwerchhäusern zur Straße und vier zum Hof, zwei volutengeschmückten Ziergiebeln an den Schmalseiten im Norden und im Süden und hohem, achteckigem, das Hauptgebäude weit überragendem Treppenturm mit reich gestalteter Haube auf der Rückseite, nur der benachbarte Kirchturm setzt noch höhere Maßstäbe in diesem malerischen Ensemble. Die Idee einer eigenen Universität wurde aber trotzdem weiterverfolgt, am 11.11.1677 erhielt man dazu das kaiserliche Privileg, und 1705, als man die Hundertjahrfeier des Casimirianum beging, wurde die Universität proklamiert. Daraus wurde nicht viel, 1848 wurde das Casimirianum Realschule, 1859 Gymnasium. Neubauten ergänzten das Ensemble, und 1881 fand eine Erneuerung des in die Jahre gekommenen Renaissancebaues statt. Die Nordseite ist reich geschmückt mit zwei Wappensteinen und einer Inschriftentafel, und an der Nordostecke befindet sich eine Statue des Gründers.

Heraldik des Ehemannes:
Der Wappenschild ist über einem gespaltenen Schildfuß zweimal gespalten und dreimal geteilt und besitzt einen Herzschild. Aufbau im Detail:

Drei Helme:

Heraldik der Ehefrau:
Im Vergleich zu anderen Darstellungen des Braunschweiger Wappens enthält dieses Wappen kein Symbol für Diepholz, Lauterberg, Blankenburg, Klettenberg, Regenstein etc. Der Wappenschild ist gespalten und zweimal geteilt, wovon Feld 6 noch einmal geviert ist:

Die drei Helme zeigen Alt-Bruchhausen und Neu-Bruchhausen, Hoya, Braunschweig-Lüneburg:

Genealogie des Ehemannes:

Genealogie der Ehefrau:

Das gleiche Wappenpaar ist über dem Chorbogen der Kirche St. Johannis in Rödental-Oeslau angebracht (siehe Kapitel dazu, dort auch Erläuterung weiterer geschichtlicher Zusammenhänge); dort sind allerdings ein paar Felder nicht korrekt angestrichen. Es kommt leider bei vielen Farbfassungen des Wappens von Johann Casimir aus der Zeit vor 1609 vor, daß Inhalte des Wappens nach 1610 für die Farbgebung Pate standen. Dadurch wurden beim "Abmalen" jedoch Inhalte transferiert, die vor 1609 keinen Platz im Wappen hatten. Dieses Wappen am Gymnasium ist eines der wenigen (bis auf läßliche Kleinigkeiten) wirklich korrekt angestrichenen Wappen von Johann Casimir aus der Zeit vor Anfall der Ansprüche auf Cleve-Jülich-Berg.

Literatur, Links und Quellen:
Homepage des Gymasiums: http://www.casimirianum.de/ - Geschichte: http://www.casimirianum.de/html/schule/chronik.htm
Siebmachers Wappenbücher (insbes. Bände Fürsten, Landesfürsten)
Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder - die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. C. H. Beck Verlag München 7. Auflage 2007, ISBN 978-3-406-54986-1
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Hugo Gerard Ströhl, Deutsche Wappenrolle, Reprint von 1897, Komet Verlag Köln, ISBN 3-89836-545-X

Sächsische Wappen (1), Ernestinische Linie - Sächsische Wappen (2), Albertinische Linie
Wappen, Linien und Territorien der Welfen (1): Wappen-Komponenten und ihre Geschichte
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