Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1550
Forchheim (Oberfranken)

Barock-Festung Forchheim: Valentini-Bastion

Auch wenn der bis 1610 ausgebaute Festungsgürtel der Renaissance den Belastungen des 30jährigen Krieges standgehalten hat, war er danach dennoch nicht mehr zeitgemäß. Moderne Festungswälle des Barockzeitalters wurden errichtet, und große Fünfeckbastionen mit Rondengang oben vor der Brustwehr mit Kanonen und innenliegenden Escarpengängen ummantelten die alten Werke. Vor allem wurde dem Vorfeld erhöhte Aufmerksamkeit gewidmet, jenseits des Grabens lag ein gedeckter Weg vor dem Glacis, und vor die Kurtinen wurden Ravelins gebaut, vor die Bastionen noch niedrigere Contregarden. Das sind aber verschiedene Ausbauphasen, erst wurden die Bastionen errichtet, danach sicherte man das Vorfeld. Die Nordfront der Festung wurde von zwei wichtigen Bastionen gesichert, der Valentini-Bastion (auch Zwinger-Bastion genannt) im Nordwesten und der St. Petri- oder Dernbach-Bastion im Nordosten. Zwischen beiden lag einst ein Tor, und der Torweg führte über Brücken erst auf das vorgelagerte Ravelin und von dort auf das Glacis jenseits des Grabens. Diese beiden genannten Bastionen sind zugleich auch die beiden einzigen, die im 19. Jh. nicht geschleift wurden und heute noch einen Eindruck der barocken Festung vermitteln können.

Wenn man die Stadt ausgehend von der "Kaiserpfalz" im Uhrzeigersinn umschreitet, gelangt man entlang einer langen Kurtine, die vom Saltor nach Nordosten führt, zunächst zur Valentini- oder Zwinger-Bastion. Die Bastion folgt dem Umriß eines unregelmäßigen Fünfecks und hat zur Feindseite vier Flächen und drei Ecken. An der südwestlichen Ecke zwischen westlicher Face und südwestlicher Flanke begegnet uns zunächst das Wappen des Georg Heinrich von Künsberg; er war in Bamberg Domdekan, wie die Inschrift erläutert. Die Jahreszahl wird mit 1657 angegeben. Das Wappen der von Künsberg zeigt in Blau eine silberne, eingebogene Spitze. Nicht dargestellt wird die Helmzier, statt dessen zieht sich eine Laubkrone über den oberen Schildrand.

Die Valentini-Bastion trägt auf der nach Nordwesten gerichteten Bastionsnase unterhalb des auf zwei Kragsteinen ruhenden Scharwachtürmchens ein in der Mitte geknicktes Wappen des Bamberger Fürstbischofs Philipp Valentin Voit von Rieneck (reg. 1653-1672), bestehend aus einem Schild Bamberg auf der Nordseite und einem Schild Voit von Rieneck auf der Westseite. In der Mitte genau auf dem Knick ist die Kaiserkrone des Hochstifts. Wie bei anderen Bastionen erinnert der Name derselben an den Bischof in Bamberg. Ganz ähnliche, auf dem Knick sitzende Wappen dieses Fürstbischofs begegnen uns übrigens in der Festung Rosenberg in Kronach.

Das fürstbischöfliche Wappen wird als zusammengestelltes Wappen dargestellt mit zwei separaten, einander zugeneigten Schildkartuschen:

Über dem Wappen die Kaiserkrone des Hochstifts Bamberg (kaiserliche Stiftung), hinter dem Schild schräggekreuzt Vortragekreuz oder Schwert (auf der heraldisch rechten Seite) und Krummstab (auf der heraldisch linken Seite). Die Inschrift unter dem Wappen nennt den Namen des Fürstbischofs Philipp Valentin und die Jahreszahl (muß 1657 sein, tatsächlich ist eher 1687 zu lesen, dieses Jahr liegt jedoch deutlich außerhalb seiner Regierungszeit, und es entspricht nicht den Jahresangaben an den anderen beiden zeitgleichen Wappensteinen).

Umschreitet man die Bastion weiter im Uhrzeigersinn, so kommt man zu einem dritten Wappenstein an der Nordostecke der Fünfeckbastion am Übergang zwischen der nördlichen Face und der nordöstlichen Flanke. Es ist analog zu dem an der gegenüberliegenden Ecke gestaltet und wie dieses weitaus weniger prunkvoll als das fürstbischöfliche Wappen an der Bastionsnase. Die Inschrift unter dem Wappen nennt Franz Konrad von Stadion, er war Dompropst ("BRAEPOSITVOS") in Bamberg. Die Jahreszahl ist wie gegenüber auch 1657. Das Wappen zeigt in Schwarz drei goldene Wolfsangeln (Wolfsanker) übereinander, jeweils mit dem Ring nach unten. Nicht dargestellt wird die Helmzier, statt dessen zieht sich eine Laubkrone über den oberen Schildrand, genau wie an der gegenüberliegenden Ecke.

Abb.: Lage der beschriebenen Wappensteine

Literatur, Links und Quellen:
Eugen Schöler, Historische Familienwappen in Franken, Verlag Degener 3. Aufl. 1999
Siebmachers Wappenbücher, insbes. Band Bistümer
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Katharina Sitzmann: Stadt Forchheim (Denkmäler in Bayern, Band IV.53/1). Schnell & Steiner, München, Zürich 1989, ISBN 3-7954-1006-1
Daniel Burger: Burg und Festung Forchheim, aus der Reihe: Burgen, Schlösser und Wehrbauten in Mitteleuropa, Band 19, hrsg. von der Wartburg-Gesellschaft, Schnell & Steiner Verlag, Regensburg 2004, ISBN 3-7954-1658-2.
Daniel Burger, Forchheim, Großer Kunstführer Band 214, Schnell & Steiner Verlag, Regensburg 2005, ISBN 3-7954-1714-7
Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im Heiligen Römischen Reich 1648-1803, hrsg. von Erwin Gatz, von Clemens Brodkorb, Reinhard Heydenreuter und Heribert Staufer, Schnell & Steiner Verlag 2007, ISBN 978-3-7954-1637-9

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