Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2007
Würzburg - ein heraldischer Leckerbissen

Madonnen-Ädikula in der Gerberstraße

In der ansonsten völlig modern aufgebauten Würzburger Gerberstraße befindet sich an der Nahtstelle zwischen den Häusern Nr. 7 und Nr. 9 eine heraldisch interessante Spolie, eine 1701 entstandene, barocke Ädikula mit Muschelnische und mit einer kaiserlich gekrönten Marienfigur darin innerhalb eines üppig gestalteten Rahmens, wobei das Jesuskind in der Linken einen Reichsapfel hält (Petrini / Johann Balthasar Esterbauer). Die Inschrift im Sockelbereich zwischen zwei vorspringenden, verzierten Konsolen lautet: "MATER DIVINAE GRATIAE ORA PRO NOBIS". Der ursprüngliche bauliche Kontext dieser Nische ist aufgrund der Zerstörungen der Altbebauung nicht mehr nachvollziehbar. Solche Hausfiguren waren recht häufig im Würzburg vor 1945, aber nur wenige haben überlebt.

 

In dem bekrönenden Segmentbogengiebel befindet sich das Wappen des Fürstbischofs Johann Philipp von Greiffenclau-Vollraths (amtierte 1699-1719). Es ist geviert, Feld 1: "Fränkischer Rechen" = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, Herzogtum zu Franken, Feld 2 und 3: von Greiffenclau-Vollraths, geviert: Feld a und d: silbern-blau geteilt, darüber ein goldenes Glevenrad, Stammwappen der von Greiffenclau-Vollraths, Feld b und c: in Schwarz ein silberner Schräglinksbalken, Ippelbrunn, Feld 4: "Rennfähnlein" = in Blau eine (von der Stange aus gesehen) rot-silbern gevierte, schräggestellte und an den beiden senkrechten Seiten je zweimal eingekerbte Standarte mit goldenem Schaft, Hochstift Würzburg. Das Wappen wird mit einem Fürstenhut (arg verwittert) darüber und einem Schwert schrägrechts (nur noch die Parierstange ist erhalten) und einem Krummstab schräglinks (Krümme verwittert, aber erhalten) hinter dem Schild geführt.

Literatur, Links und Quellen:
Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im Heiligen Römischen Reich 1648-1803, hrsg. von Erwin Gatz, von Clemens Brodkorb, Reinhard Heydenreuter und Heribert Staufer, Schnell & Steiner Verlag 2007, ISBN 978-3-7954-1637-9
Peter Kolb: Die Wappen der Würzburger Fürstbischöfe. Herausgegeben vom Bezirk Unterfranken, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. und Würzburger Diözesangeschichtsverein. Würzburg, 1974. 192 Seiten.
Rudolf Edwin Kuhn, 850 Jahre St. Gertraud in der Würzburger Pleich, 1984:
http://frankenland.franconica.uni-wuerzburg.de/login/data/1984_61.pdf
Rudolf Edwin Kuhn, Würzburger Madonnen des Barock und Rokoko, Aschaffenburg 1949, S. 25

Die Wappen der Fürstbischöfe von Würzburg - Teil (1) - Teil (2) - Teil (3) - Teil (4)
Der Fränkische Rechen - Das Rennfähnlein
Greiffenclau zu Vollraths - eine rheinische Familie im Dienste der Hochstifte

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