Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2031
Birnfeld (zu Stadtlauringen, Landkreis Schweinfurt, Unterfranken)

Das Schloß Birnfeld

Schloß Birnfeld liegt auf einer Anhöhe im Nordwesten des gleichnamigen Ortes am Westabfall der Haßberge. Das Schloß besteht aus zwei zweistöckigen Gebäuden: Das repräsentative Hauptgebäude mit Mansarddach erstreckt sich in Nord-Süd-Richtung und hat seinen Haupteingang im Osten. Im rechten Winkel dazu steht im Süden ein tiefer am Hang gelegener zweiter Bau, die sogenannte Zehntscheuer. Auf dem kleinen Platz zwischen den beiden Gebäuden ist ein großes Rondell mit altem Baumbestand. Im Norden befinden sich ehemalige Wirtschaftsgebäude, und nördlich und nordwestlich der historischen Gebäude befinden sich mehrere moderne Ergänzungsbauten, denn Schloß Birnfeld ist heute ein von Dr. Markus und Barbara Brückel geführtes Seniorenheim, das hier um weitere Kapazitäten erweitert wurde. Im Westen des Hauptgebäudes erstreckt sich der Schloßpark mit Gartenpavillons. Schloß Birnfeld ist Privatbesitz und kann nur von außen besichtigt werden.

Die ersten historischen Belege datieren vom Ende des 16. Jh. Damals war Philipp Christoph von Maßbach Besitzer des Dorfes, aber er verkaufte das Dorf im Jahre 1614 an das Kloster Theres am Main. Später kam es an die Universität Würzburg bzw. das Hochstift. Zeitweise waren ortsansässige Adelsgeschlechter, darunter auch die Truchsessen von Wetzhausen, mit dem Ort belehnt. Die Fürstbischöfe von Würzburg fanden selbst Gefallen an dem Ort in der waldreichen Landschaft und beschlossen, hier ein Jagdschloß zu erbauen, das sie als Sommerresidenz nutzen konnten. Das Portal der Zehntscheuer nennt die Jahreszahl 1692 und verweist damit auf Fürstbischof Johann Gottfried von Guttenberg (reg. 1684-1698), wobei das nicht der erste Bau an dieser Stelle war (Kellerzugang 1565), und 1719 wurde das harmonisch proportionierte und architektonisch gut gegliederte Hauptgebäude in Auftrag von Fürstbischof Johann Philipp von Greiffenclau-Vollraths (reg. 1699-1719) und seinem Nachfolger Johann Philipp Franz von Schönborn (reg. 1719-1724) im Stile Joseph Greissings (1664-1721) erbaut.

Das Hauptgebäude, das eigentliche Schloß, ist zweistöckig mit 13 Fensterachsen und einem mittig angeordnetem Portal in einer Werksandsteinblende mit Fugenrustika und seitlichen Pilastern. Eckquaderung, ein Gurtgesims und die Fensterlaibungen bilden ansonsten den einzigen Bauschmuck neben dem Prunkportal mit dem Doppelwappen darüber. Bei diesem Doppelwappen werden zwei bischöfliche Amtswappen unter einem Fürstenhut zusammengestellt, zwei, weil die Fertigstellung genau in die Zeit eines Bischofswechsels fiel, so daß wir hier den Auftraggeber und den Vollender nebeneinander sehen, wobei der Vollender heraldisch rechts auf dem "besseren" Platz zu finden ist.

Interessanterweise sind in der Komposition weder ein Schwert noch ein Krummstab zu sehen, diese sind dafür unten auf dem Scheitelstein des Portals hinter einer Mitra schräggekreuzt. Außen begleiten zwei Putten als Schildhalter die beiden fürstbischöflichen Wappen. Der breitgespannte Wappenmantel schließt auch diese beiden Putten mit ein. Das Portal selbst trägt die Jahreszahl 1719, das Jahr des Wechsels auf dem Würzburger Bischofsthron.

Das Wappen des Würzburger Fürstbischofs Johann Philipp von Greiffenclau-Vollraths (reg. 1699-1719) ist geviert: Feld 1: "Fränkischer Rechen" = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, für das Herzogtum zu Franken, Feld 2 und 3: von Greiffenclau-Vollraths, geviert: Feld a und d: silbern-blau geteilt, darüber ein goldenes Glevenrad, Stammwappen von Greiffenclau-Vollraths, Feld b und c: in Schwarz ein silberner Schräglinksbalken, Ippelbrunn, Feld 4: "Rennfähnlein" = in Blau eine (von der Stange aus gesehen) rot-silbern gevierte, schräglinksgestellte und an den beiden senkrechten Seiten je zweimal eingekerbte Standarte mit goldenem Schaft, für das Hochstift Würzburg.

Das komplexe Wappen des Würzburger Fürstbischofs Johann Philipp Franz von Schönborn (reg. 1719-1724) besitzt einen Hauptschild mit zehn Inhalten und einen Herzschild: Feld 1: in Gold ein schwarzer Doppeladler, oben begleitet von einer goldenen Krone, kaiserlicher Doppeladler, Feld 2: "Fränkischer Rechen" = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, für das Herzogtum zu Franken, Feld 3: Erzherzogtum Österreich auf einem kleinen Schild: in Rot ein silberner Balken, ein besonderes Gnadenzeichen, Feld 4: in Rot drei (2:1) silberne Schildchen, reichsständische Herrschaft Reichelsberg, Feld 6: in Blau ein silberner Balken, begleitet von 3 (2:1) silbernen Rauten, Herrschaft Heppenheim, Feld 7: in Schwarz 3 (2:1) goldene aufrechte Getreidegarben, von Buchheim, Feld 9: in Hermelin auf einem roten und mit goldenen Troddeln verzierten Kissen ein goldener Reichsapfel mit goldenem Kreuz, Erbtruchsessen-Amt in den österreichischen Landen ob und unter der Enns, Feld 10: in Gold ein schwarzer Wolf, Grafen von Wolfsthal, Feld 11: "Rennfähnlein" = in Blau eine rot-silbern gevierte, schräggestellte und an den beiden senkrechten Seiten je zweimal eingekerbte Standarte mit goldenem Schaft, für das Hochstift Würzburg, Feld 12: in Silber ein blauer Löwe, belegt mit zwei roten Balken, Wappen der Truchsess von Pommersfelden, Herzschild: in Rot auf drei silbernen Spitzen ein schreitender, goldener, gekrönter Löwe, Stammwappen der Grafen von Schönborn.

Ein zweites Prunkportal befindet sich auf der Nordseite des etwas tiefer am Hang gelegenen Südflügels (Zehntscheuer) von zwei Stockwerken Höhe und mit insgesamt sieben Fensterachsen, das Portal befindet sich in der westlichsten Achse. Der Wappenstein ist in die horizontale Basis eines Segmentbogengiebels eingepaßt. Im Westen wird dieser Flügel mit einem geschweiften Giebel abgeschlossen; ein moderner, verglaster Gang verbindet ihn mit dem Hauptbau. Beide Gebäude wurden unlängst renoviert und umgebaut.

Das Wappen des Würzburger Fürstbischofs Johann Gottfried von Guttenberg (reg. 1684-1698) ist geviert, Feld 1: "Fränkischer Rechen" = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, für das Herzogtum zu Franken, Feld 2 und 3: in Blau eine goldene Rose mit goldenem Butzen, Stammwappen der von Guttenberg, Feld 4: "Rennfähnlein" = in Blau eine (von der Stange aus gesehen) rot-silbern gevierte, an den beiden senkrechten Seiten je zweimal eingekerbte, schräglinksgestellte Standarte mit goldenem Schaft, für das Hochstift Würzburg. Auf der barocken Wappenkartusche ruht der Fürstenhut, hinter dem Schild schrägrechts das gestürzte Schwert und schräglinks der Krummstab.

 

Die beiden Wappenportale des Schlosses nebeneinander: Abb. links: das ältere Nordportal des Südflügels mit rechteckiger Tür, Abb. rechts: das jüngere Ostportal des Hauptflügels mit rundbogiger Doppeltür, das drei Achsen Fassadenbreite einnimmt.

Literatur, Links und Quellen:
Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im Heiligen Römischen Reich 1648-1803, hrsg. von Erwin Gatz, von Clemens Brodkorb, Reinhard Heydenreuter und Heribert Staufer, Schnell & Steiner Verlag 2007, ISBN 978-3-7954-1637-9
Peter Kolb: Die Wappen der Würzburger Fürstbischöfe. Herausgegeben vom Bezirk Unterfranken, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. und Würzburger Diözesangeschichtsverein. Würzburg, 1974, 192 Seiten.
Seniorenheim Schloß Birnfeld:
http://seniorenheim-birnfeld.de/ - www.barockschloss-birnfeld.de
Geschichte von Schloß Birnfeld:
http://seniorenheim-birnfeld.de/index.php/home/historie
Informationstafel vor Ort
Schlösser und Burgen in Unterfranken, von Anton Rahrbach, Jörg Schöffl, Otto Schramm. Hofmann Verlag Nürnberg 2002, ISBN 3-87191-309-X, S. 195
Schloß Birnfeld:
http://www.stadtlauringen.de/Schloss-Birnfeld-heute-Seniorenwohnanlage_schloss_birnfeld_71_kkmenue.html
Schloß Birnfeld:
http://www.schweinfurt360.de/kunst-und-kulturreich/burgen-schloesser/schloss-birnfeld/
Liste der Baudenkmäler in Stadtlauringen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkmäler_in_Stadtlauringen

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