Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2167
Hammelburg (Landkreis Bad Kissingen, Unterfranken)

Schloß Saaleck bei Hammelburg

Westlich von Hammelburg, jenseits der Fränkischen Saale, liegt hoch über dem Franziskanerkloster Altstadt auf einem Bergsporn das Schloß Saaleck. Eigentlich handelt es sich um eine Burg, doch hat sich der Name Schloß Saaleck durchgesetzt, zunächst aufgrund der historischen Bezeichnung als Schloß seit dem 14. Jh., was dann beibehalten wurde, wohl nicht zuletzt zur Unterscheidung von der Burg Saaleck in Sachsen-Anhalt, die nahe der Rudelsburg steht. Die Burg von annähernd dreieckigem Grundriß hat den Hauptzugang direkt neben dem Bergfried im Süden der Anlage. Sie hat eine lange und wechselvolle Geschichte. In der Hammelburger Schenkung kam das Gebiet mitsamt dem Burgberg im Jahre 777 an die Äbte von Fulda, die hier Centgrafen und Amtmänner einsetzten, meist Ritter aus fränkischen Geschlechtern, die die Burg bewirtschafteten und zusammen mit den Burgleuten verteidigten, denn die Amtsburg war der südlichste Eckpfeiler und Centort der Fuldaer Herrschaft, und die Grenze zum Fürstbistum Würzburg, in dessen Gebiet der Fuldaer Besitz weit hineinragte, war nicht weit. Insbesondere unter Abt Marquard I. (1150-1165) wurde die Burg Saaleck als Verteidigungsanlage ausgebaut. Bereits im 12. Jh. bestand hier ein Weingut der Äbte. Unter dem zweiten Fürstabt, Heinrich von Erthal (amtierte 1249-1261), wurde die Burg mit neuen Gräben und Wehrmauern ausgebaut. Eine Urkunde aus dem Jahr 1298 berichtet von einer Bepflanzung des Saalecker Südwestabhanges mit Weinreben, eine Lage, die heute zum Saalecker Schloßberg gehört.

Später wurde die Burg Saaleck mehrfach verpfändet, z. B. an die von Steinau, die von Rieneck oder die von Hutten. Häufig waren die Pfandnehmer die Amtsleute selbst. Namentlich bekannt sind 1347 Friedrich von Hutten, 1367 Diez, Hans und Heinz von Erthal, und 1385 Konrad von Hutten, Anfang des 14. Jh. Conrad von Steinau und Thomas von Rieneck, Ende des 15. Jh. Barthel von Hutten. Im Jahre 1385 verbaute Konrad von Hutten 1200 Gulden an der Burg, wahrscheinlich für den neuen Ostflügel. Der letzte Pfandinhaber und Amtmann der Burg vor der Zerstörung war Ulrich von Hutten. 1516 erfolgten noch Bauarbeiten, 1522 baute man eine neue Brücke, für die Fürstabt Johann von Henneberg Ulrich von Hutten 50 Gulden spendiert hatte. Im frühen 16. Jh. erlahmte jedoch das Interesse der Fürstäbte an der Burg. Die militärische Bedeutung war nicht mehr die alte. Auch war die Burg nicht für eine längere Belagerung gerüstet, allein weil es keinen eigenen Brunnen gab. Und die Mauern wurden nie auf den aktuellen Stand der Verteidigungstechnik gebracht. Bereits seit 1523 gab es auf der Saaleck keine Besatzung mehr. Während des Bauernkrieges 1525 wurde die Burg stark in Mitleidenschaft gezogen, als sie von den Aufständischen besetzt und als Symbol kirchenfürstlicher Herrschaft verwüstet wurde. Erst mit der Wiederherstellung der landesherrlichen Macht kamen wieder Amtmänner auf die Burg. Die nächste Zerstörung fand 1642 im Dreißigjährigen Krieg statt; zurück blieb eine unbewohnte und zunehmend unbewohnbare Ruine, aus der sich die Bauern nach Herzenslust Baumaterial für ihre eigenen Höfe klauten, die genauso im Krieg gelitten hatten, und die unbewachte Burg war schnell als Steinbruch entdeckt worden.

Der Ostflügel ist ein dreigeschossiger Massivbau mit zwei Treppengiebeln. Hier stand talseitig einst der alte Wohnbau (Palas) der Burg. Das im Kern aus der Zeit um 1385 unter den Amtsleuten aus den Familien derer von Erthal und von Hutten stammende Gebäude aus Hausteinmauerwerk steht auf einem hohen Sockel. Als wahrscheinlicher Bauherr kommt Konrad von Hutten in Frage, weil von ihm bekannt ist, daß er die große Summe von 1200 Gulden an der Burg verbaut hatte, vermutlich für den Ausbau des Ostflügels unter Einbezug der vorher freistehenden Kapelle. An diesen Bau schließt der auf seiner Ostseite vorkragende Fürstenbau an mit einem halben Rundturm mit Schießscharten über dem Kapellenchor und mit einem als Streichwehr mit Schießscharten ausgerüsteten, viereckigen Erkerturm. Der Fürstenbau stammt eigentlich aus dem 15. Jh., seine heutige Substanz stammt aber im wesentlichen aus der Wiederaufbauphase 1867 ff. nach dem Brand des Jahres 1866, so daß bis auf wenige wiederverwendete Spolien kaum historische Substanz erkennbar ist. Zwei Wappensteine erkennt man im Bild an den Gebäuden mit den Treppengiebeln, einer über dem Rundbogenportal des zurückspringenden Gebäudes, das andere über dem Rechteckportal am Versatz. Eventuell noch vorhandene Reste mittelalterlicher Substanz sind, soweit noch vorhanden, komplett im heutigen Hotel- und Restaurantbau verbaut.

Zunächst sei das Wappen an der Stirnseite des breiteren Gebäudes beschrieben, dasjenige über dem Rechteckportal. Es wird von allen vier Seiten bereits von wildem Wein umgeben. Im mehrfach profilierten Rahmen steht das Wappen in einer Vertiefung zwischen zwei aufwendig ornamentierten Säulenvorlagen. Die Inschrift oben über dem Wappen lautet: "BALTHASAR VON GOTTES GNADEN BEST(A)ETIGTER ABBT DES STIFTS (FVLDA) RÖMISCHER KAISER ... ERT(Z)CANTZLER DVRCH GERMANIEN VND GALLIEN PRIMAS".

 

Das Wappen des Fuldaer Fürstabtes Balthasar von Dernbach, genannt Grauel (lebte 1548-15.3.1606, regierte 1570-1576 und 1602-1606), Sohn von Peter von Dernbach genannt Grauel und Clara Klauer von und zu Wohra, ist geviert, Feld 1 und 4: in Silber ein schwarzes durchgehendes Kreuz, Fürstabtei Fulda, Feld 2 und 3: in Blau drei deichselförmig zusammengestellte goldene Seeblätter, begleitet von goldenen Schindeln, Wappen der von Dernbach genannt Grauel. Das Schildbild des Stammwappens wird auch als "Kleeblatt ohne Stiel" oder "mit den Spitzen ins Schächerkreuz gestellte Seeblätter" oder "Drei Herzen im Dreipaß gestellt, mit den Spitzen aneinanderstoßend" angesprochen. Über dem Wappen stehen zwei Helme, Helm 1 (rechts): auf dem gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken eine Bischofsmütze, aus der zwei schräggestellte Fähnchen hervorkommen, die Fähnchen mit Figuren belegt, rechts in Gold ein schwarzer Adler, links in Rot ein grüner Lilienstock mit drei silbernen Blüten, oben ragt aus der Inful ein Krummstab heraus, Fürstabtei Fulda, Helm 2 (links): auf dem ungekrönten Helm mit blau-goldenen Decken ein blauer Flug, beiderseits mit drei goldenen, deichselförmig zusammengestellten Seeblättern belegt, die von goldenen Schindeln begleitet sind, Stammkleinod der von Dernbach genannt Graul (oder Grauel). Weitere Darstellungen dieses Wappens finden sich in Hammelburg (Rotes Schloß).

Die beiden Regierungszeiten bedürfen einer Anmerkung: Er war ein harter Gegenreformator, zu hart für das Kapitel und die Bevölkerung. Er berief 1571 die Jesuiten und erzwang die Rekatholisierung. Wer protestantisch blieb, wurde ausgewiesen. Insbesondere mißachtete er das Recht der Ritterstände, und etliche Ritterfamilien bekannten sich zur lutherischen Lehre. Der Magistrat der Stadt, die Ritterschaft und das Kapitel des Stifts waren nicht bereit, diese harte Politik mitzutragen. Mehrfache Drohungen, den Fürstabt gewaltsam abzusetzen, verhallten ohne Effekt. Schließlich holte sich die Ritterschaft Unterstützung beim Würzburger Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn, der zwar selber ein eifriger Gegenreformator war, dem aber das kompromißlose Vorgehen von Balthasar von Dernbach zu weit ging. Letzterer mußte schließlich 1576 in Hammelburg eine Abdankungsurkunde unterzeichnen. Julius Echter wurde zum Administrator des Stifts Fulda, und er gewährte den Ritterständen Religionsfreiheit. Doch Balthasar von Dernbach gab keine Ruhe in seinem Exil auf Burg Bieberstein. Er widerrief seine Abdankung und hetzte Papst und Kaiser gegen den Würzburger Fürstbischof auf. 26 Jahre lang zog sich der Prozeß hin, und am Ende mußte man ihm 1602 sein Territorium zurückgeben. Das Ganze schlug so hohe Wellen, daß zwischenzeitlich sogar der Papst dem Würzburger Fürstbischof, selbst ein eifriger Fechter für den Katholizismus, der lediglich mit ein wenig mehr praktischer Vernunft gesegnet war als sein Kontrahent, mit dem Kirchenbann drohte. Das Stiftskapitel von Fulda, die Ritterschaft und die Städte wurden mit einer Geldstrafe belegt und mußten Schadensersatz leisten. Wieder im Amt, bewies Balthasar von Dernbach, daß er nichts aus der Sache gelernt hatte, und er setzte seine Betonkopf-Rekatholisierung weiter fort, erfolgreich.

 

Abb. links: Runder Bergfried mit Buckelquadern an der Südwestecke der Burg, links neben dem Hauptzugang. Er ist das einzige Überbleibsel aus mittelalterlicher Zeit. Etliche Steinmetzzeichen sind an den sorgfältig behauenen Quadern zu erkennen. Interessant ist die Tatsache, daß nur ab dem rückwärtig zum Hof hin in 9,2 m Höhe gelegenen Hocheingang mit den Maßen 2,08 m x 1,10 m Zangenlöcher in den Buckelquadern zu sehen sind, was auf einen Wechsel der bautechnischen Verfahren deutet, auf einen Übergang vom Wolf zur Steinzange. Ursprünglich war der Bergfried noch höher, ca. 31 m, doch 1626 gingen ca. sechs Höhenmeter wegen Baufälligkeit infolge eines am 5.2.1626 erfolgten Einsturzes des gesamten obersten Stockwerks verloren. Herabstürzende Trümmer hatten die angrenzenden Wirtschaftsgebäude und Stallungen beschädigt. Damals wurde der gesamte baufällige Aufsatz entfernt. 1630 wurde ein Turmhelm in Form einer geschwungenen Haube mit Schieferbedachung, der sog. Blaue Hut, direkt auf den obersten Kranz roter Sandsteinbuckelquader aufgesetzt, der aber 1922 abgebrannt ist. Heute mißt der Bergfried noch 25 m Höhe. Die fehlenden 6 m waren aus Fachwerk und Holz errichtet worden. Der Außendurchmesser beträgt 12 m, die Mauerstärke im unteren Bereich stolze 3,34 m, die lichte Weite unten 5,28 m. Die Zwischengeschosse ruhten einst auf Balkendecken.

Abb. rechts: Der oben beschriebene Wappenstein des Fuldaer Fürstabtes Balthasar von Dernbach im baulichen Kontext. Dieser Wappenstein datiert noch vor den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges und wurde nach dem Wiederaufbau erneut eingemauert.

Der zweite Wappenstein an der östlichen Baugruppe befindet sich oberhalb eines im Bogenscheitel auf 1624 datierten Rundbogenportales. Auch dieses stammt noch von der ursprünglichen Burg, ehe Saaleck im Dreißigjährigen Krieg zur Ruine wurde. Der darüber befindliche Wappenstein ist jedoch später angefertigt worden und stammt aus der Zeit des Wiederaufbaus.

 

Dieser Wappenstein ist eine hochinteressante Komposition. Er ist zwar stark beschädigt, aber das Wesentliche ist noch erkennbar, auch wenn die Fassadenbegrünung mit wildem Wein erneut die Oberfläche des Sandsteines bedroht. Unter einer figürlichen Szene, der alle drei Köpfe fehlen, stehen rechts und links einer nicht mehr lesbaren, plastisch vorgewölbten, flachovalen Kartusche zwei Wappenschilde. Der optisch links Wappenschild steht für den Fuldaer Fürstabt Joachim Graf von Gravenegg (1644-1671) und ist eine im Gegensatz zu seinen sonstigen Wappen, wovon eines über dem äußeren Tor zu sehen ist (s. u.), vereinfacht. Es besteht aus einem silbernen Schild mit einem schwarzen, durchgehenden Kreuz für die Fürstabtei Fulda, dem ein roter Herzschild mit einer silbernen Raute aufgelegt ist, das Stammwappen der von Gravenegg bzw. von Grafeneck. Auf dem Schild ruht eine Inful, schrägrechts dahinter ist das gestürzte Schwert zu sehen, desgleichen schräglinks der Abtsstab. Dadurch läßt sich der Wappenstein in die Zeit 1644-1671; er entstand beim Wiederaufbau der zerstörten Burg.

Ganz anders das andere Wappen optisch rechts: Wir sehen zwar auch ein Kreuz, doch nicht an der Ehrenposition, es ist nicht das Fuldaer Kreuz. Und ebenso fehlen die Insignien eines Abtes. Dennoch stehen beide Schilde quasi auf einer Ebene in gleicher Wichtigkeit nebeneinander, und dies ist Ausdruck einer seltsamen Konstellation, denn der Bauherr, Johann Salentin von Sintzig, Domdekan in Magdeburg, wäre beinahe Abt des Stifts Fulda geworden, da er eigentlich Koadjutor des vorherigen Abtes Hermann Georg von Neuhof/Neuhoff genannt Ley (regierte 1635-1644) war, was ihn eigentlich für die Nachfolge hinreichend empfohlen und vorgezeichnet hätte, und es hätte üblichem Procedere entsprochen, den bisherigen Koadjutor bei einer Neuwahl des Abtes zu berücksichtigen. Doch - Pech gehabt, das Stiftskapitel wählte einen anderen!

Doch warum? Ihn überhaupt zum Koadjutor gemacht zu haben, war einer der größten Fehler der gewiß nicht an Fehlern armen Amtszeit von Hermann Georg von Neuhof. Ihn überhaupt in Erwägung gezogen zu haben, war seltsam genug: Als Novize in Bamberg z. B. schwängerte Johann Salentin von Sintzig eine Köchin und flog raus, nach nur 8 Tagen. Und es gab offensichtlich mehrere Vergehen dieser Art. In Hammelburg lebte er weit über seine Verhältnisse und glänzte nur durch Ausgaben. Der Abt selbst darf eigentlich mit Fug und Recht sogar als komplett regierungsunfähig bezeichnet werden, und die wirtschaftliche Situation des Stifts war desolat bis katastrophal, so schlimm, daß sogar das Stiftsarchiv verpfändet werden mußte. Der Abt war dazu ein gesundheitliches Wrack, er konnte nicht mehr gehen, hatte eine unheilbare Schenkelverletzung, er litt an der Dysenterie und ihm versagte öfter mal die Sprache. Er machte Schulden, war ein Trunkenbold und verschleuderte Stiftseigentum. Warum er ausgerechnet auf Johann Salentin von Sintzig als Nachfolger und Koadjutor kam, kann niemand nachvollziehen, zumal dieser noch nicht einmal Stiftsmitglied war. Er äußerte zwar die Absicht einzutreten, doch das war gelogen und eine Täuschung. Genauso wie er später in Würzburg 4000 Gulden für eine Reise nach Wien kassierte, dieses Geld einsteckte und die Reise nie antrat. Hermann Georg von Neuhof sah seinen Fehler schließlich wenigstens ein bißchen ein und versuchte, die Ernennung rückgängig zu machen, doch darüber verstarb er.

Nun hatte das Stiftskapitel den unmöglichen Menschen am Hals und mußte ihn wieder so schnell wie möglich loswerden. Um es demjenigen etwas leichter zu machen, nicht die Gunst des Kapitels bekommen zu haben, und um ihn nicht mit leeren Händen dastehen zu lassen, vor allem um sich mit dieser Art von Besänftigung weitere Intrigen zu ersparen, schlossen der Konvent von Fulda, vertreten durch den Dechanten Matthias Benedikt von Rindtorff, und der gewählte Abt Joachim von Gravenegg ("Joachimus electus abbas Fuldensis") mit "J(ohann) Salentin postulierter coadiutor des fürstlichen stiffts Fuldta freiherr von Sintzig" einen komplexen Vertrag, in dem man ihm die in Ruinen liegende Burg Saaleck und das Amt Hammelburg überließ. Vermittler in dieser Sache waren ein geistlicher Nachbar, der Würzburger Fürstbischof Johann Philipp von Schönborn, der auch als Überwacher der Einhaltung der Bestimmungen des Vertrages und als Vermittler bei sich daraus ergebenden Konflikten vorgesehen war, und der in Köln residierende apostolische Nuntius. Eigentlich ist es nur der Fürsprache des Würzburger Fürstbischofs zu verdanken, daß sein Schützling so vorteilhaft abgefunden wurde.

Im Detail legte der Vertrag (Hessisches Staatsarchiv Marburg, HStAM\Urk. 75\1859) vom 2.4.1644 Folgendes fest: Johann Salentin von Sintzig verzichtet auf alle Ansprüche auf das Koadjurat. Dafür bekommt er das Amt Saaleck mit allen Einkünften und Rechten und die Propstei St. Sixtus in Holzkirchen zur lebenslangen Nutznießung. Er darf die ihm überlassenen Güter aber weder verkaufen noch verpfänden, außerdem muß er alle Besitzungen genau so in Schuß halten, wie sie ihm überlassen wurden, mit Ausnahme von Brand- oder Kriegsschäden, dafür mußte er keine Haftung übernehmen. Aber ansonsten hatte er dafür Sorge zu tragen daß alle Immobilien bei seinem Tod mindestens genau so gut an Fulda zurückfielen, wie sie übernommen wurden. Außerdem hatte sich im Amt Saaleck der Abt von Fulda weiterhin gewisse landesherrliche Rechte vorbehalten wie die Centgerichtsbarkeit, den Zoll und die Besteuerung, worunter Reichs- und Landessteuern sowie ggf. Kriegssteuern fielen. Johann Salentin von Sintzig mußte über eine solche Erhebung von Kontributionen zwar informiert werden, er durfte sogar einen Vertrauten der Eintreibung beiwohnen lassen, doch das Geld floß in die Schatulle des Fuldaer Fürstabtes. Ein paar finanziellen Verpflichtungen muß Johann Salentin von Sintzig aus diesen Einkünften aus der Propstei Holzkirchen und dem Amt Saaleck nachkommen: Die Zinse in Baunach, die zu den Einkünften der Propstei Holzkirchen gehörte, behält sich Fulda weiterhin vor. Ebenso muß Johann Salentin von Sintzig jährlich die Schutz- und Atzgelder der Propstei an das Hochstift Würzburg entrichten. Und er muß die Schulden der Propstei ablösen und bezahlen, im wesentlichen Zinsen aus Pfandsummen. Namentlich aufgelistet werden als Schuldner die Augustiner in Würzburg, das Domkapitel Würzburg (Rechtmäßigkeit der Forderung vorausgesetzt), die Bürger Egidius Behlm (?) aus Wertheim, Justus Balthasar Ruffer aus Nürnberg, die Witwe des Valentin Gröpf (?) aus Fulda. Insgesamt war das eine Ablöse in Höhe von 84 Gulden und 25 Reichstalern. Wie genau die Rechte geregelt wurden, erkennt man an Details wie der Abmachung, daß Johann Salentin in die zur Kellerei Hammelburg gehörenden und diesseits von Bad Brückenau liegenden Wäldern 24 Schweine treiben durfte, ohne eine Mastabgabe zu entrichten, weiterhin durfte er in den bezeichneten Wäldern zwei Jäger Rot- und Schwarzwild schießen lassen. Der Abt von Fulda, dem diese Wälder als Landesherr gehörten, durfte freilich weiterhin so viele Schweine, Förster und Jäger in die Wälder schicken, wie er wollte.

Johann Salentin von Sintzig zog also auf die Burg, baute sie wieder auf und lebte dort 1644-1667. Und so sehen wir hier nebeneinander das Wappen des Landesherrn mit seinen Amtsinsignien und das Wappen des verhinderten Landesherrn, aber erfolgreichen Bauherrn ohne Amtsinsignien. Die Schäden an der Burg erwiesen sich als schlimm und weitgehend, die Kriegsschäden waren das eine Problem, der Steinklau durch die Landbevölkerung das andere. Selbst größte Steine waren fortgeschafft worden. In der Tat waren Kapelle, Stallungen, Wohngebäude, besonders auch die Stuben an den Toren, die ganze Burg Saaleck nur noch Ruinen. Seine größte Leistung ist der Wiederaufbau der Burg, den er mit größter Sorgfalt betrieb. Er war auch an der Gründung des Franziskanerklosters Altstadt zu Füßen des Burgberges beteiligt, wo er auch seine letzte Ruhestätte fand. Als Johann Salentin von Sintzig starb, hinterließ er zwar eine reparierte Burg, aber jede Menge Schulden und eine desolate und heruntergewirtschaftete Propstei Holzkirchen.

Johann Salentin von Sintzig war nicht nur außerdem noch Domdechant von Magdeburg, sondern auch noch Domherr zu Worms, Speyer, Halberstadt und Minden. In Halberstadt optierte er 1632 nach der Resignation des Hermann Christoffel von Mendelsloe (= Mandelsloh), der wegen seiner bevorstehenden Vermählung sein geistliches Amt aufgab, den dortigen Domhof. Andererseits mußte Johann Salentin von Sintzig bei Caspar von Ritz zu Etgendorf Kapital in Höhe von 2000 Reichstalern aufnehmen, was nach seinem Tod schließlich zu einem Prozeß vor dem Hofgericht Düsseldorf und dem Reichskammergericht zwischen den Freiherren von Pallandt einerseits, als Erben der Freiherren von Gertzen gen. Sintzig, vertreten durch Johann Wilhelm Alphons von Pallandt, Amtmann zu Boslar, Conrad Wilhelm von der Porten, Ehemann der Gudula Irmgardis von Pallandt, Philipp Wilhelm von Pallandt und Franz von Pallandt, und den von Ritz zu Etgendorf andererseits, als Gläubiger, vertreten durch Johann Caspar von Ritz zu Etgendorf, seit 1694 durch seine Witwe Anna Margaretha von Euskirchen zu Dransdorf als Vormund ihrer Kinder, führte und letztlich durch Versteigerung der gertzensommersbergischen Güter zu Sintzig und Rhöndorf gelöst wurde.

Der Name "Sintzig" wird auch "Sintzich" oder "Sintzenich" geschrieben, genauer heißt die Familie "von Gertzen, gen. Sintzig". Das Wappen von Johann Salentin von Sintzig ist geviert: Feld 1 und 4 zeigt drei (2:1) schreitende Vögel, Feld 2 und 3 ein durchgehendes Kreuz. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre auf einem gestulpten Hut zwischen einem Paar Büffelhörner einen Vogel vor einem Busch Hahnenfedern. Die Farben werden in unterschiedlichen Quellen verschieden dargestellt. Ein farbig gefaßter Beleg des Familienwappens findet sich im Paderborner Rittersaal, dort wird der Name als "Kertzen von Sinzig" geführt, Feld 1 und 4: in Gold drei (2:1) rote, schreitende Vögel, Feld 2 und 3: in Rot ein silbernes Kreuz. Die Helmzier zeigt auf einem roten, silbern gestulpten Turnierhut zwischen zwei silbernen Büffelhörnern einen roten Vogel vor einer goldenen Pflanze mit 5 lanzettlichen Blättern. Helmdecke rot-golden. Im Paderborner Dom befindet sich das Wappen an einer Seitenkapelle (Dreifaltigkeitskapelle), gleich zweimal übereinander, das untere mit Krone in einer kreisförmigen Kartusche, das obere freistehend als Vollwappen. Beide zeigen in Feld 1 und 4 in Gold drei (2:1) golden gekrönte, rote, schreitende Vögel, Feld 2 und 3 in Rot ein goldenes Kreuz. Die Helmzier ist identisch. Ein weiterer Beleg für dieses Wappen ist am Paderborner Liborianum zu sehen, für Johann Heinrich Freiherr von Sintzig, dort sind die Vögel schwarz auf silbernem Feld, und das Kreuz ist rot auf silbernem Feld, eine wohl unzutreffende Farbfassung. Dieser Fall ist auch bei Zobel, Tafel 316, dokumentiert. Bei Fahne, S. 109, finden sich folgende Angaben: Geviert, Feld 1 und 4: in Rot ein durchgehendes silbernes Kreuz ("Sintzenich"), Feld 2 und 3: in Gold drei (2:1) rote Papageien mit blauen Schnäbeln und Füßen ("Gertzen"). Auf dem Helm ein roter Papagei zwischen zwei silbernen Büffelhörnern.

Johann Salentin von Gertzen gen. von Sintzig entstammte dem sog. Haus Sommersberg der Familie. Der eigentliche Name ist von Gertzen, der Beiname Sintzig bezieht sich auf Sintzenich bei Zülpich. Mit dem Sinzig am Rhein bei Remagen hat das nichts zu tun. Hier zur Übersicht eine Genealogie der Familie, modifiziert nach Strange, mit Wappenfundorten, soweit bekannt:

Nach 1667 wurde die Saaleck nicht mehr von einem Burgherrn geführt. Viel wichtiger als die Verteidigung war der Weinanbau. Nicht nur waren die Hammelburger Lagen eine wichtige Quelle für den Eigengebrauch, sondern der Wein war als Handelsware ein Wirtschaftsfaktor für die Fürstabtei. So wurden die Gebäude an Winzer und Landwirte verpachtet, die Hof und Weingut bewirtschafteten.

Das rundbogige Burgtor im Süden der Anlage ist ein später Hausteinmauerwerksbau. Die Jahreszahl 1668 ist über dem Tor zu lesen, doch die Gestaltung des Torbogens ist später, der Stein wurde anläßlich der Rekonstruktion von Zwinger und Ringmauer zweitverwendet und hier von Kardinal Bernhard Gustav zu Baden-Durlach angebracht. Die 1752-1754 anstelle der früheren Zugbrücke erbaute Steinbrücke mit zwei Schwibbögen führt über einen mächtigen Halsgraben. Von der südlich vorgelagerten einstigen Vorburg ist nichts mehr zu erkennen.

Die in die Partie aus haltbarerem rotem Sandstein gehauene Inschrift, die unter dem zerbröselnden Wappen aus honigfarbenem Sandstein zu lesen ist, lautet: "IOACHIMVS IMPERII COMES DE GRAVENEGG DEI GR(ATIA) ABBAS FVLDENSIS S(ACRI) R(OMANI) I(MPERII) PRINCEPS DIVAE AUGVSTAE ARCHICANCEL(LARIUS) PER GERM(ANIAM) ET GALLIAM PRIMAS 1668" - Joachim Reichsgraf von Gravenegg, von Gottes Gnaden Abt von Fulda, des Heiligen Römischen Reiches Fürst, Erzkanzler der Kaiserin, Benediktiner-Primas für Germanien und Gallien.

Das stark beschädigte und nur noch in Resten erkennbare Wappen des Fuldaer Fürstabtes Joachim Graf von Gravenegg (regierte 1644-1671) ist geviert, Feld 1 und 4: in Silber ein schwarzes durchgehendes Kreuz, Fürstabtei Fulda, Feld 2 und 3: in Rot eine silberne Raute, Stammwappen der von Gravenegg bzw. von Grafeneck. Es ist mit drei Helmen ausgestattet, Helm 1 (Mitte): auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken auf einem roten Kissen aus einer goldenen Krone hervorkommend ein aufrecht stehendes, schwarzes Kreuz, Fürstabtei Fulda, Helm 2 (rechts): auf dem gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken eine Bischofsmütze, aus der zwei schräggestellte Fähnchen hervorkommen, die jeweils gespalten sind, vorne in Rot eine grüne Lilienstaude mit drei silbernen Blüten, hinten in Gold ein schwarzer Adler am Spalt, Fürstabtei Fulda, Helm 3 (links): auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken eine Bischofsmütze, aus der rechts ein Kreuz (auch als Schwertgriff angesprochen) und links eine silberne Raute hervorkommen, zwischen einem roten, beiderseits mit einer silbernen Raute belegten Adlerflug, Stammkleinod der von Gravenegg bzw. von Grafeneck. Krummstab und Schwert sind hinter dem Wappen gekreuzt. Besser erhaltene Wappendarstellungen dieses Typs befinden sich in Fulda (Priesterseminar, Denkmal in den Grünanlagen Am Frauenberg, im Lapidarium des päpstlichen Seminars) und in Hammelburg (Rotes Schloß).

Der jüngste Wappenstein befindet sich am Nordflügel (Kemenate, Abtsbau). Hier führt eine Brücke über einen tiefen Graben; früher war sie einmal als Zugbrücke gebaut, wie man an dem rechteckigen Falz um den rundbogigen Eingang und an den beiden in den Zwickeln angebrachten Rollen mit Ketten erkennen kann. Dieser Graben sicherte den Nordbau noch einmal gegen den Burghof ab. Über dem Tor, von wucherndem Efeu bedroht, ist das Sandsteinwappen des Fuldaer Fürstabtes Bernhard Gustav Markgraf von Baden-Durlach (regierte 1671-1677) angebracht. Der Nordflügel, das sog. Alte Wohnhaus, ist ein zweigeschossiger Massivbau mit Satteldach und Treppengiebel, der im Kern aus dem 12. Jh. stammt und damit der älteste Teil der Burg ist, im Wesentlichen aber aus dem 16. und 17. Jh. stammt. Der tatkräftige Bernhard Gustav Markgraf von Baden-Durlach nahm sich nach dem Tod des Johann Salentin von Gertzen gen. Sintzig der Burg Saaleck ab 1671 an und ließ einige Bauten wiederherstellen. Die letzte Veränderung am Nordflügel erfolgte 1792. In der Nordwestecke ist an diesen Nordflügel der im Kern mittelalterliche, ehemalige Gefängnisturm oder Centturm angebaut. Heute ist hier im Nordflügel ein Hotel.

Abb. 2014

Abb. 2020

Bernhard Gustav Markgraf von Baden-Durlach war der Sohn von Friedrich V. Markgraf von Baden-Durlach (6.7.1594-1659) und dessen Frau, Eleonore Gräfin zu Solms-Laubach (1605-6.7.1633). Der Lebenslauf dieses späteren Fürstabtes enthält eine interessante Wendung: Er war protestantisch erzogen worden und begann mit einer militärischen Karriere, die ihn zum Generalmajor im schwedischen Heer machte. Er war nicht nur ein Patenkind von König Gustav Adolf von Schweden, sondern er wurde auch dementsprechend auf den Namen Gustav Adolf Markgraf von Baden getauft. Er hatte aber - seltsames Schicksal - bereits als Jugendlicher eines der damals im protestantischen Besitz befindlichen Kanonikate am Straßburger Dom inne. Schließlich konvertierte er am 24.8.1660 zum Katholizismus und nahm den Namen Bernhard an, um den katholischen Markgrafen Bernhard II. von Baden zu ehren. 1665 beendete er seine militärische Karriere nach einer schweren Verwundung und wurde Benediktiner im Kloster Rheinau. Seit 1665 war er auch Domherr in Köln. 1667 ging er in das ebenfalls benediktinische Stift Fulda und begann seine dortige Karriere als Frater Bernhard, Novize in Petersberg bei Fulda. Die Profeß legte er am 7.10.1668 ab, nachdem er am 19.3.1668 in Mainz zum Priester geweiht worden war. Die Abtsweihe erhielt er am 12.4.1671 in Baden, die Regalien wurden ihm am 23.8.1672 durch den Kaiser bestätigt.

Das Wappen des Fuldaer Fürstabtes Bernhard Gustav Markgraf von Baden-Durlach (lebte 24.12.1631-26.12.1677, regierte 1671-1677), der zuvor Domherr in Köln, Straßburg, Lüttich und Passau gewesen war, dann Propst von Holzkirchen, und der seit dem 16.3.1668 Koadjutor in Fulda, seit dem 22.6.1669 Koadjutor und dem Jahr 1673 Fürstabt von Kempten war, ist geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: in Silber ein schwarzes durchgehendes Kreuz, Fürstabtei Fulda, Feld 2 und 3: in von Rot und Blau geteiltem Felde (nach Siebmacher, am Gemälderahmen im Stadtschloß von Blau und Rot geteilt) ein Brustbild einer Kaiserin (Stifterin Hildegard) in schwarzer Gewandung, mit silbernem Schleier, goldener Kaiserkrone und silbernem Nimbus, Fürststift Kempten, Herzschild: in Gold ein roter Schrägrechtsbalken, Markgrafschaft Baden. Über dem Schild schwebt der Kardinalshut mit seitlich je sechs (1:2:3) Fiocchi in drei Reihen, denn am 22.2.1672 war er von Papst Klemens X. zum Kardinal mit der Titularkirche Santa Susanna ernannt worden. Außerdem wurde er noch 1672 Abt der Reichsabtei Siegburg, wo er bereits 1671 Koadjutor geworden war (päpstliche Bestätigung am 15.1.1672). Schon 1677 starb er kurz nach der Rückkehr von einer Reise zum Konklave in Rom, erst 46 Jahre alt, im Kellereischloß der Stadt Hammelburg.

Das Wappen dieses Fuldaer Fürstabtes lebt heute als Kommunalwappen fort: Die Stadt Bad Brückenau (Landkreis Bad Kissingen, Regierungsbezirk Unterfranken) führt ein kleines und ein großes Stadtwappen. Das Große Stadtwappen ist identisch mit dem fürstäbtlichen Wappenschild. Der Herzschild, also der Schild der Markgrafen von Baden, wird auch alleine als Kleines Stadtwappen geführt. Das kam durch Unkenntnis: Bad Brückenau war von 777 (Hammelburger Schenkung) bis zur Säkularisation, einmal abgesehen von einigen kurzen Unterbrechungen, Besitz des Klosters Fulda. Nach der Säkularisierung lag der Gedanke an kirchliche Herrschaft so fern, daß man im Jahr 1818 das besagte fürstäbtliche Wappen für das Stadtwappen hielt und gedankenlos übernahm. 1819 gab es eine Wappenrevision, die Elemente des Hauptschildes, von denen niemand mehr wußte, was sie bedeuteten, fielen weg, und man hatte das Kleine Stadtwappen geschaffen. Es folgte eine Lücke der Wappenführung, und ab 1836 griff man wieder auf das nicht als solches erkannte "badische" Wappen zurück, und so wird es heute noch geführt. Dabei handelt es sich in keiner Weise um ein historisches Wappen der Stadt, sondern nur um die Fortsetzung eines historischen Irrtums, denn es ist und bleibt in der kleinen Variante der markgräflich-badische Wappenschild und in der großen Variante das personengebundene Amtswappen eines bestimmten Fürstabtes. So erinnert das eigentlich zu Unrecht geführte Stadtwappen auch heute noch daran, daß hier einst ein Fürstabt aus dem Hause Baden regierte. Daß die Kaiserin in rot.-blau geteiltem Feld das Wappen der Kemptener Fürstabtei ist, belegen die bauplastischen Darstellungen in Kempten, z. B. am dortigen Kornhaus aus der Barockzeit. Auch der Landkreis Kempten führt dieses Wappenbild.

 

Das Wappen dieses Fürstabtes taucht nochmals an anderer Stelle an Schloß Saaleck auf, nämlich an einem Fries unterhalb des Zinnenkranzes eines zur Feldseite hin vorspringenden Turmes, in so luftiger Höhe, daß es leicht übersehen wird. Es folgt inhaltlich der zuvorgegebenen Beschreibung. Zwischen zwei solcher Wappen ist ein weiteres angebracht, ein eingebogener Sparren, oben begleitet von zwei Muscheln, unten drei aufsteigende Spitzen, die mittlere Spitze besteckt mit drei Ähren (mir unbekannt, Hinweise willkommen). Dieser Wappenfries wurde vermutlich bei einer Renovierung Anfang des 20. Jh. angebracht.

Die späten Fürstäbte und Fürstbischöfe nahmen nur wenig Baumaßnahmen auf der Saaleck vor. Ihr Interesse galt vielmehr dem Roten Schloß in Hammelburg, dem neuen Kellereischloß. Eine Ausnahme stellte der allerletzte Fürstbischof dar, Adalbert von Harstall, der die Burg Saaleck nach 1792 als Sommerresidenz nutzte und in den Jahren 1792-1797 die Gebäude gründlich renovieren ließ. Sein Wappen ist gleich rechterhand vom Eingang in den Burghof zu finden, etwas verborgen. Das Wappen ist geviert, Feld 1 und 4: in Silber ein schwarzes durchgehendes Kreuz, Fürstbistum Fulda, Feld 2 und 3: in Rot ein silberner Adlerflug, zwischen beiden Flügeln ein mit der Spitze nach oben gerichtetes silbernes Schwert mit goldenem Griff und ebensolcher Parierstange, Stammwappen der von Harstall. Dazu werden drei Helme geführt: Helm 1 (Mitte): auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein hermelinverbrämter, roter Fürstenhut, aus dem ein schwarzes, lateinisches Kreuz herausragt, Fürstbistum Fulda, Helm 2 (rechts): auf dem gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken eine Bischofsmütze, aus der noch zwei Fähnchen schräg herausragen, jedes Fähnchen gespalten, vorne in Rot ein grüner Lilienstock mit drei silbernen Blüten und hinten in Gold ein halber schwarzer Adler am Spalt, Fürstbistum Fulda, Helm 3 (links): auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken ein Adlerflug, rechts silbern-rot und links rot-silbern geteilt, die abschließenden Federn oben mit einem grünen Lorbeerkranz verbunden, zwischen den beiden Flügeln ein mit der Spitze nach oben gerichtetes silbernes Schwert mit goldenem Griff und ebensolcher Parierstange, Stammkleinod der von Harstall.

 

Als das Fürstbistum aufgelöst wurde, wurde auch die Saaleck säkularisiert, und der Weinbau ging zurück. 1816 kam sie an Bayern, wurde aber 1851 an den Würzburger Bankier Michael Vornberger verkauft. Mehrere Brände ruinierten den Bestand, erst brannten 1833 die Wirtschaftsgebäude völlig ab, dann noch einmal 1866, wobei auch der Fürstenbau ein Opfer der Flammen wurde. Michael Vornberger ließ 1867 alles einreißen und erneuern, weshalb die Burg in weiten Teilen der östlichen Bebauung auch ziemlich neugotisch aussieht. Bis 1868 blieb das Weingut bayerisches Staatsweingut, danach ersteigerte Vornberger die Schloß-Weinberge für 17000 Gulden. Die Besitzer der Saaleck wechselten, 1894 ging die Burg an Hugo Rosenthal, Salomon Adler, Imanuel Rosenfeld und Nathan Ney, 1896 an den Wiesbadener Fabrikanten Gustav Müller, 1907 an den Bauunternehmer Heinrich Lehr aus St. Ludwig im Oberelsaß und Josef Stefan aus Basel, 1912 wieder an vorgenannten Gustav Müller, 1920 an den Aachener Fabrikanten Hans Creutzer, der die Burg mit erheblichem Aufwand renovierte, aber auf den landwirtschaftlichen Nutzflächen lieber Ackerbau und Pferdezucht als Weinbau betrieb. 1922 brannte es wieder, diesmal die Haube ("sog. Blauer Hut") des Bergfriedes und die angrenzenden westlichen Wirtschaftsgebäude. Nach einer Zwangsversteigerung wurde 1935 erst Elisabeth Degen aus der Schweiz, dann die Brüder Albert und Willy Biffar aus Maikammer bzw. Neustadt a.d. Haardt Besitzer. Schließlich kaufte die Stadt Hammelburg am 12.3.1964 die Saaleck mit 64 ha Grund und Boden für 643000 DM, die Gebäude und das Weingut, von den Geschwistern Biffar und ist seitdem Burgbesitzerin. Möglich wurde der Ankauf durch eine der Stadt hinterlassene Erbschaft von Carl Arnold Wilhelm von Günther (1861-1930), der in Hammelburg geboren worden ist und später königlich-rumänischer Generalkonsul wurde. Ihm zu Ehren wurde ein sog. Von-Günther-Zimmer auf der Burg eingerichtet, das für Trauungen zur Verfügung steht. 1977 brannte es am Pfingstsonntag (29.5.) schon wieder, diesmal der Pferdestall und der Westflügel mit dem kompletten Weinbaubetrieb, wobei durch die Hitze allein 80 000 bereits abgefüllte Weinflaschen der Spitzenjahrgänge 1975 und 1976 zerbarsten. Danach wurde die Kellerei 1977-78 außerhalb der Burgmauern neu errichtet. Heute beherbergt das alte Gemäuer ein Restaurant und Hotel, geführt von Ewald Hupp, und im östlichen Gebäudeteil gibt es eine Wohnung. Das erst in städtischem Besitz geführte und im Oktober 2011 privatisierte Weingut mit ca. 18 Hektar Weinbergen in den Lagen Saalecker Schloßberg und Hammelburger Heroldsberg wird bis heute weiter unter den neuen Eigentümern, Diplom-Ingenieurin für Weinbau und Önologie Ulrike Lange und ihrem Mann Thomas aus Bergtheim, betrieben.

Literatur, Links und Quellen:
Arkadius Guzy, Stadt Hammelburg ist seit 50 Jahren Burgherrin, Artikel in der Mainpost vom 5.3.2014, online: http://www.mainpost.de/regional/bad-kissingen/schloss-saaleck;art433648,8011206
Andrea Schartner, Saaleck: Vom Schloß, das eigentlich eine Burg ist, Artikel in der Mainpost vom 17.8.2008, online:
http://www.mainpost.de/freizeit/burgenschloesser/burgen/Saaleck-Vom-Schloss-das-eigentlich-eine-Burg-ist;art29157,4651350
Schloß Saaleck:
http://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Saaleck
Siebmachers Wappenbücher, Band Bistümer und Klöster
Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im Heiligen Römischen Reich 1648-1803, hrsg. von Erwin Gatz, erstellt von Clemens Brodkorb, Reinhard Heydenreuter und Heribert Staufer, Schnell & Steiner Verlag 2007, ISBN 978-3-7954-1637-9

Vertrag zwischen dem Konvent von Fulda und Johann Salentin von Sintzig:
https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/S7Y6YPKDLH5DN33DBMWHXGTNDVCUL6P3
Anton Fahne
Urkunden Sintzig:
http://www.archive.nrw.de/LAV_NRW/jsp/findbuch.jsp?archivNr=185&klassId=87&tektId=910&id=056&expandId=88 - http://www.archive.nrw.de/LAV_NRW/jsp/findbuch.jsp?archivNr=185&id=0342&tektId=982&klassId=1&suche=1&verzId=49
Johann Salentin von Sintzig:
http://historischesarchivkoeln.de/de/lesesaal/verzeichnungseinheit/72930/Best.+1+U+2~19065+U+2~19065
Genealogie der Herren von Gertzen genannt Sintzig in: Joseph Strange, Beiträge zur Genealogie der adligen Geschlechter, 1. Heft, Köln 1864,
http://wiki-de.genealogy.net/Beitr%C3%A4ge_zur_Genealogie_der_adligen_Geschlechter_1_%28Strange%29/E-Book - http://wiki-de.genealogy.net/Beitr%C3%A4ge_zur_Genealogie_der_adligen_Geschlechter_1_%28Strange%29/E-Book#Genealogie_der_Herren_von_Gertzen_genannt_Sintzig - http://wiki-de.genealogy.net/Nachrichten_über_Adelige_Familien_und_Güter_-_2/039 - http://wiki-de.genealogy.net/w/index.php?title=Datei:Strange_adlige_familien2.djvu&page=36
Epitaph Gertzen gen. Sintzig:
http://www.inschriften.net/aachen-stadt/inschrift/nr/di032-0117.html#content
Bad Brückenau: http://www.hdbg.de/gemeinden2/bayerns-gemeinden_detail.php?gkz=9672113 - http://de.wikipedia.org/wiki/Bad_Brückenau#Wappen
Saaleck:
http://www.hdbg.eu/burgen/burgen_suche-burgen_detail.php?id=brn-0102 - http://www.hdbg.eu/burgen/burgen_suche-burgen_detail.php?id=brn-0102&topic=baugeschichte - http://www.hdbg.eu/burgen/burgen_suche-burgen_detail.php?id=brn-0102&topic=baubestand
Hotel und Restaurant:
http://www.burgsaaleck.de/
Schloß Saaleck:
http://www.burgensaale.de/burgen/schloss-saaleck - http://www.rhoenline.de/schloss_saaleck.html
Schloß Saaleck:
http://www.tourismus-hammelburg.de/aktivitaeten/sehenswertes-freizeit/schloss-saaleck-hammelburg/
Schloß Saaleck:
http://www.badkissingen.de/de/tourismus-kurort-bayern/urlaub-freizeit-bayern-rhoen/urlaub/ausfluege-region-badkissingen/119.Schloss_Saaleck.html
Herren und Besitzer der Saaleck:
http://www.hammelburger-album.de/index.php/stadtbild/ausserhalbderaltenstadtmauer/schloss-saaleck/-herren-und-besitzer-von-schloss-saaleck
Hans Philippi: Johann Salentin Freiherr von Sinzig, ein Fuldaer Koadjutor im 17. Jahrhundert, in: Fuldaer Geschichtsblätter, Jg. 52, Fulda 1976, S. 1-23
Karl Brandler: Die Bergfeste Saaleck über Hammelburg, Abriß einer Baugeschichte
http://schmittroth.de/geschichte/burgen/ufr/saaleck/main.html, Buchenblätter Nr. 7, Beilage der Fuldaer Zeitung für Heimatfreunde von Samstag, den 27.4.1974
Ullrich Heinrich: Schloß Saaleck, Gebr. Memminger, Würzburg, 1936
Eintrag bei Burgenreich:
http://www.burgenreich.de/burg%20saaleck%20geschichte.htm
Balthasar von Dernbach:
http://de.wikipedia.org/wiki/Balthasar_von_Dernbach
Franz Xaver von Wegele: Balthasar, Fürstabt von Fulda, in: Allgemeine Deutsche Biographie, hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 24-27, online:
http://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Balthasar_(Fürstabt_von_Fulda)&oldid=2192248
Bernhard Gustav von Baden:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bernhard_Gustav_von_Baden-Durlach
Josef Leinweber: Die Fuldaer Äbte und Bischöfe, Verlag Josef Knecht, Frankfurt am Main, 1. Auflage 1989, ISBN 3-7820-0585-6

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