Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2722
Bernburg (Salzlandkreis, Sachsen-Anhalt)

Schloß Bernburg - die "Krone Anhalts"

Schloß Bernburg liegt östlich der Saale auf einem hoch über dem Fluß aufragenden Plateau südlich der Bergstadt. Eine "civitas brandanburg" wurde am 29.7.961 in einer Schenkungsurkunde von König Otto I. erstmals urkundlich erwähnt, als sie an das Moritzkloster in Magdeburg verschenkt wurde. Historisch müssen wir drei Siedlungskerne unterscheiden. Der Siedlungsschwerpunkt befand sich zunächst in der heutigen Talstadt, in der erst seit 1561 vereinigten Alt- und Neustadt. Die sich nördlich der Burg entwickelnde Bergstadt wurde erst viel später, nämlich 1825, mit der vereinigten Talstadt zusammengelegt. Die auf dem Sandsteinfelsen am östlichen Saaleufer entstandene mittelalterliche Burg wurde 1138 während der Auseinandersetzungen zwischen den Welfen und Sachsen einerseits und Staufern und Albrecht dem Bär andererseits von ersteren erobert und durch Brand zerstört. Damals war sie Witwensitz von Eilika Billung von Sachsen, Gräfin von Ballenstedt. Deren Sohn, Albrecht der Bär, ließ die Burg um 1150 an der gleichen strategisch gut gelegenen Stelle wiedererrichten. Spätestens seit dem 12. Jh. gehört diese Burganlage zum zentralen Machtbereich der Askanier, von denen sich die Fürsten zu Anhalt abzweigten. Aus dem 12. und 13. Jh. ist an Bausubstanz noch der auf einem Fundament aus mächtigen Findlingen stehende Bergfried (Eulenspiegelturm) erhalten sowie die Fundamentreste der Burgkapelle.

Über die Schloßstraße gelangt man an Rathaus und Marstall vorbei zum im Süden gelegenen Haupteingang (barockes Brückenportal), zu dem eine steinerne Brücke über den einstigen Schloßgraben führt. Dieser Schloßgraben sicherte früher die Burg nach Norden und nach Westen, wurde aber später größtenteils verfüllt. Der aus mehreren, zu verschiedenen Zeiten entstandenen Bautrakten bestehende Komplex randständiger Schloßbauten schließt einen Innenhof ein, dessen östliches Drittel in Nord-Süd-Richtung mittels einer Trennmauer vom größeren Hofbereich separiert ist. Diese Mauer endet am frei im Nordostbereich stehenden Bergfried (Roter Turm, Eulenspiegelturm). Dieser stammt aus dem späten 12. Jh., ist 44 m hoch und besitzt unten 3,60 m starke Mauern, die in Schalenbauweise gefügt wurden: gemauerte Innen- und Außenwände, dazwischen mit Mörtel gebundene Bruchsteine. Der ursprüngliche Hocheingang liegt in 14 m Höhe auf der Nordseite. Der volkstümliche Name entstand 1640 und basiert auf der 22. Historie des Eulenspiegelbuches von Hermann Bote, in der erzählt wird, Till Eulenspiegel hätte als Turmbläser in den Diensten des Grafen von Anhalt gestanden, historisch unbelegt und unwahrscheinlich, aber Widerspiegelung der Beliebtheit der Figur. Eine geschlossene hölzerne Brücke verbindet den Hocheingang des Bergfrieds nordwärts mit dem langen Bau. Der Bergfried wurde 2000-2005 saniert. Der gesamte Schloßbereich bildet ein unregelmäßiges Rund von 100-125 m Durchmesser. Das Hervorgehen des Schlosses aus einer mittelalterlichen Randhausburg mit freiem Burghof ist noch überall nachvollziehbar. Aus dem 12. und 13. Jh. ist an Bausubstanz neben dem Bergfried noch der Fundamentrest der Burgkapelle erhalten.

 

Abb. links: Roter Turm (Bergfried). Abb. rechts: "Leuchte" am Wolfgang-Bau.

In der Gotik entstand der Komplex in der Südwestecke, bestehend aus einem Turm und zwei Häusern. Heute noch bilden diese drei eine separate bauliche Einheit. Hinter dem Brückentor steht linkerhand (westlich) der Komplex dieser im Kern gotischen Gebäude, zu denen der Blaue Turm, das Alte Haus und das Krumme Haus gehören (Aufzählung von Osten nach Westen). Zwischen dem Alten Haus und dem Turm lag noch die schmale Alte Kanzlei. Der Blaue Turm besaß im Erdgeschoß das Gefängnis. Das dreistöckige Alte Haus hatte im Erdgeschoß die Alte Hofstube, darüber drei Räume, Vorsaal, Stube und Schlafkammer, ebenso im zweiten Obergeschoß. Der Krumme Bau ist von seiner Raumaufteilung total unregelmäßig und erschließt über einen Gang auf jeder Etage mehrere Kammern. Diese beiden im Kern mittelalterlichen Häuser wurden in der Renaissance im 16. Jh. überformt und umgestaltet und bekamen die zeittypischen Giebel, die die Formensprache des Langhauses (s. u.) aufgreifen. Ein früher vorhandener Treppenturm wurde später wieder entfernt. In den Kellern dieser beiden Häuser ist ein Lapidarium mit Steinmetzarbeiten aus mehreren Jahrhunderten eingerichtet. An das Krumme Haus schließen sich nördlich die Reste der Burgkapelle an, die mit dem Bergfried zur ältesten Bausubstanz der Gesamtanlage gehören. Übrigens wurde auch der Bergfried in der Renaissance überformt und bekam vor 1606 vier Giebel in den Formen, wie sie die Zwerchhäuser des Langhauses als Gestaltungsleitlinie vorgaben.

Abb.: Johann-Georg-Bau, Ansicht vom Saale-Tal, links Wolfgang-Bau.

Wenn wir der randständigen Bebauung im Uhrzeigersinn folgen, kommen wir nach einer talseitigen Baulücke, wo sich früher Küchengebäude und ein Waschhaus befanden, die aber wegen Baufälligkeit im frühen 17. Jh. abgerissen wurden, zum Johann-Georg-Bau. Der wurde unter Fürst Johann Georg von Anhalt ab 1586 als zweigeschossiges Haus mit Zwerchhäusern errichtet, dann aber vernachlässigt und erst viel später unter seinem Urgroßneffen fertiggestellt. Dem folgt ein Zwischenbau von stark asymmetrischem Grundriß: Die einheitliche Hoffassade verbirgt, daß der Zwischenbau im Süden breiter ist als der Johann-Georg-Bau, im Norden aber spitz auf die Breite einer Tür zusammenläuft.

Was das heutige Aussehen am meisten prägt, ist der Ausbau im 16. Jh., als aus der mittelalterlichen Burg eines der größten Renaissance-Schlösser entstand. An diesem Ausbau waren vor allem Fürst Wolfgang von Anhalt-Köthen und Fürst Joachim Ernst von Anhalt beteiligt. Die größte und imposanteste bauliche Einheit ist der aus drei Teilen bestehende Nordflügel (Langhaus), dessen Hoffront von mehreren Zwerchgiebeln überhöht wird. Der älteste Abschnitt ist der linke, talseitige, welcher von Fürst Wolfgang von Anhalt-Köthen (1492-1566) 1538-1539 errichtet wurde. Es wurde der erste Bautrakt in Renaissanceformen. Dieser Bau besitzt zwei Schaufronten, eine zum Hof hin gerichtet und eine ins Saaletal gerichtet. Das schönste Detail dieses Wolfgang-Baus sind die beiden dreigeschossigen Runderker an der westlichen Talseite, an der Schmalseite des Baus, die wie zwei unten runde und oben polygonale Ecktürme ausgeführt sind und mit Kandelabermotiven und Fassadenreliefs aus der Renaissance geschmückt sind.

Fürst Wolfgang war ein enger Freund und Unterstützer Martin Luthers, und er bekannte sich früh zur Reformation. Die Reliefs ragen weithin sichtbar über den hier steil abfallenden Sandsteinfelsen über das Saaletal. Dargestellt sind mitteldeutsche Reformationsfürsten (Georg III. Fürst von Anhalt-Dessau, 1507-1553, Joachim II. Hector Kurfürst von Brandenburg, 1505-1571, Philipp I. Herzog von Braunschweig-Grubenhagen, 1476-1551, Joachim I. Fürst von Anhalt-Dessau, 1509-1561, Wolfgang Fürst von Anhalt-Köthen, 1492-1566, Johann Friedrich I. Kurfürst und Herzog von Sachsen, 1503-1554, sowie Johann Ernst von Sachsen, 1521-1553) und Kaiser Karl V. Ursprünglich waren sie am südwestlichen Erker so angebracht, daß man sie vom Hof aus sehen konnte; die Errichtung des Zwischenbaus veränderte die Situation, und jetzt schauen die Reliefs zum Tal. Die beiden Runderker flankieren ein schmales Fassadenstück dazwischen, das in späterer Zeit ein Zwerchhaus bekam.

Dieser Bau ist ein Werk des aus dem böhmischen Komutau stammenden und in Halle als Stadtbaumeister tätigen Baumeisters Andreas Günther (-1541). Hofseitig führt eine Freitreppe mit kurzem Galeriegang, der wie ein gangartiger Altan gebaut ist, zum in Höhe des ersten Obergeschosses gelegenen Portal. Die jetzige Freitreppe stammt allerdings von 1680, als die alte Treppe durch die gegenwärtige ersetzt wurde. Und auch das Renaissanceportal, das einmal recht prunkvoll ausgesehen haben muß, ist verschwunden; nur der rechte Pfosten befindet sich im Lapidarium. Wenn wir uns diesen doch relativ kurzen Bau mit seiner begrenzten Grundfläche anschauen, wird schnell klar, daß er ohne die Erweiterungsbauten aus späterer Zeit eher turmartig gewirkt haben muß und innendrin keinen Platz für repräsentative Säle gehabt haben kann, sondern nur für private Wohnräume.

Abb.: Langhaus mit den beiden Erkern

Der große Mittelteil des langgestreckten, über dem Kellergeschoß dreigeschossigen Langhauses mit den beiden über zwei Geschosse reichenden Kastenerkern wird auch nach seinem Erbauer Joachim-Ernst-Bau genannt. Dieser ab 1567 errichtete und 1570 fertiggestellte Trakt ist ein Werk des Baumeisters Nickel Hoffmann (-1592). Unter Fürst Joachim Ernst wurde Burg Bernburg zum Renaissance-Schloß ausgebaut. Bisher hatte man in der Burg nur wenige Räumlichkeiten, schon gar keine repräsentativen, so daß Bernburg keine bevorzugte Residenz war. Vielmehr residierte der Fürst von Anhalt in Roßlau. Das sollte sich jetzt schlagartig ändern: Die neuen Räume im Hauptflügel wurden geschaffen, damit die Aufwertung hinsichtlich der Funktion und Rolle des Schlosses folgen konnte: Joachim Ernst baute, um hier zu residieren. Der Lange Bau besitzt in den beiden unteren Geschossen eine glatte Wand ohne Architekturgliederung mit unregelmäßig angeordneten Rechteckfenstern. Nur das oberste Geschoß ist mit einem Raster aus Lisenen und Gesimsen aufgehübscht. Dieses Langhaus trägt heute sechs Zwerchgiebel in regelmäßigen Abständen. Früher, also im 16. Jh., sah das ein bißchen anders aus, da gab es sieben Zwerchhäuser, zwischen denen jeweils ein Dachstück heruntergezogen war; zu einem nicht belegten Zeitpunkt wurden diese Teilstücke unter den Giebeln zu einem vollen, durchgehenden Geschoß zusammengezogen. Das an den runden Eckerker anstoßende Zwerchhaus ganz links war nur halb, nur die Abschlußaedikula war vollständig. Dann folgte ein Doppelzwerchhaus ohne Dachzwischenstück, dann ein etwas breiteres, das teilweise vom linken Erker überdeckt wurde, und schließlich folgten nach rechts drei gleichartige, wobei das mittlere dieser Gruppe sich wiederum mit dem rechten Erker überschnitt. Diese unregelmäßige Anordnung wurde später in das jetzige Fassadenschema geändert. In der Mitte des Langhauses befindet sich hofseitig ein in den Baukörper integrierter Treppenturm mit Spindel, der nach außen nicht in Erscheinung tritt und nur an dem einen schräg geschnittenen Fenster kenntlich ist. Innen führt er zu einem Winkel in der neuen großen Hofstube im Erdgeschoß und im Saal des ersten Obergeschosses.

 

Beide Abb.: linker (westlicher) Erker am Langhaus

Die beiden hofseitigen Erker werden verständlicher, wenn man die Nutzung der Innenräume rekonstruiert: Dieser neue, unter Joachim Ernst erbaute Trakt hatte im ersten Obergeschoß, also im Hauptwohnbereich, in der Mitte einen Saal, an den beiderseits zwei Appartements angrenzten, bestehend aus einem Gemach innen und einer Schlafkammer außen, links das Appartement des Fürsten, rechts das der Fürstin. Die Erker sind jeweils eine Erweiterung des Gemachs von Fürst und Fürstin. Sie sind damit sowohl Fassadenschmuck als auch Möglichkeit zur Teilnahme des Herrschers und seiner Frau am Geschehen auf dem Hof. Im zweiten Obergeschoß waren zwei Räume für den fürstlichen Nachwuchs mit den Erkern verbunden. Zugleich sind diese Raumzusammenhänge typisch für das Appartementsystem, wie es insgesamt 13 mal im Renaissance-Schloß verwirklicht wurde. Jedes dieser Appartements hat als Hauptwohnbereich die beheizbare Stube und angrenzend die kleinere Schlafkammer, die nur von der Stube aus zugänglich war. Die Schlafkammer besaß meist Anschluß an einen Aborterker. Manchmal war auch sie mit einem Kamin beheizbar. Der Vorraum war zwar der größte Raum, aber selber unbeheizt. Vielmehr wurde von hier aus der Hinterladerofen der Stube befeuert, damit diese rauchfrei blieb. Und diese Vorräume dienten der Kommunikation zwischen den einzelnen Appartements. Diese Raumorganisation war zeittypisch und wurde in Bernburg konsequent angewandt.

Abb.: Details des linken Erkers, die Tugenden Spes und Caritas

Abb.: Details des linken Erkers, die beiden Köpfe

Abb.: Details des linken Erkers, die Tugenden Fortitudo und Fides

 

Abb.: Details des linken Erkers, Löwe und Eva

Der linke Erker ruht unten auf zwei Säulen; die Blende zwischen Säule und erstem Obergeschoß trägt links einen einwärts blickenden, aufrechten Löwen und rechts eine Eva mit offenem Haar und mit Zweig vor der Scham und Apfel in der ausgestreckten rechten Hand. Die Brüstungsfelder stellen die Tugenden dar, im ersten Obergeschoß Fortitudo (Stärke) mit der zerbrochenen Säule und Fides (Glaube) mit Kelch und Kreuz, im zweiten Obergeschoß Spes (Hoffnung) mit den emporgereckten flehenden Händen und Caritas ("Charitas", liebende Hingabe), sich liebevoll um zwei Kinder kümmernd. Die letztgenannten drei Tugenden stellen die Gruppe der drei theologischen oder christlichen Tugenden dar, ergänzt um die Stärke, die insbesondere für einen regierenden Landesherrn wichtig ist. Die seitlichen Brüstungsflächen sind leer bzw. mit einer modernen Inschrift versehen ("VNTER HERZOG FRIEDRICH II. GETREV DEM BAV VOM JAHRE 1568 ERNEVERT 1908"). Die rahmenden und die Figuren trennenden Flächen sind mit Ornamentik gefüllt, Blattranken, Arabesken, Blüten, Fruchtgebinde, und manchmal ist ein Putto, eine groteske Maske, ein Löwenkopf oder ein kniend betender Mensch eingefügt - phantasievoll und immer wieder anders. Im Ornamentfeld ganz rechts im zweiten Obergeschoß befindet sich auch eine Tafel mit der Jahreszahl 1568.  Über den beiden Fenstern des ersten Obergeschosses ragen zwei vergoldete vollplastische Köpfe aus der Fläche, links ein männlicher und rechts ein weiblicher.

   

Alle drei Abb.: rechter (östlicher) Erker am Langhaus

Der rechte Erker wird von drei Konsolen gestützt, die mit Akanthusblattmotiven verziert sind. Er trägt auf der linken unteren seitlichen Fläche den Bauvermerk "VNTER HERZOG FRIEDRICH II. GETREV DEM BAV DES FVERSTEN JOACHIM ERNST ERNEVERT 1909". Die am aufwendigsten gestaltete Schmuckzone dieses Erkers ist diejenige zwischen den Fenstern des ersten und zweiten Obergeschosses. Gesimse trennen einen Wappenfries von zwei darunterliegenden Ornamentfriesen mit floralen Arabesken mit Blatt- und Blütenmotiven. Der Wappenfries besteht aus insgesamt acht einzelnen Wappenschilden, jeweils einem an der Seite und zwei Dreiergruppen auf der Vorderseite.

Abb.: rechter (östlicher) Erker am Langhaus, Giebelzone

Der Bauherr war Joachim Ernst Fürst von Anhalt (1536-1586), Sohn von Johann II. Fürst von Anhalt-Zerbst (4.9.1504-4.2.1551) und Markgräfin Margarete von Brandenburg (29.9.1511-1577). Er herrschte ab 1551 zunächst gemeinschaftlich mit den Brüdern, ab 1561 zu Roßlau, dann zu Zerbst, Bernburg und Köthen, und 1570 wurde er Herr aller anhaltinischen Lande. Er heiratete in erster Ehe am 3.3.1560 in Barby Agnes von Barby und Mühlingen (23.6.1540-27.11.1569) und am 8.1.1571 in Stuttgart Eleonore von Württemberg (22.3.1552-12.1.1618).

Abb.: rechter (östlicher) Erker am Langhaus, Wappenfries mit 6 der 8 Wappenschilde

In der Literatur findet sich oft die Angabe, es handele sich um die Ahnenprobe des Bauherrn - der Gegenbeweis ist, daß kein einziges anhaltinisches Wappen vorkommt, und auch das benötigte Schlesien kommt nicht vor, ebensowenig Lindow-Ruppin. Die Wappenkombination am Erker ist vielmehr nur eine halbe Ahnenprobe des Fürsten, nämlich die Ahnenprobe seiner Mutter, Markgräfin Margarete von Brandenburg (29.9.1511-1577). Ihre Eltern waren Joachim I. Kurfürst von Brandenburg (21.2.1484-11.7.1535) und Elisabeth von Dänemark (1485-10.6.1555). Ihre Großeltern waren Johann Kurfürst von Brandenburg (2.8.1455-9.1.1499), Margaretha von Thüringen (1449-13.7.1501), Johann König von Dänemark (8.7.1455-1513) und Christina von Sachsen (25.12.1461-8.12.1521).

Für die Ahnenprobe relevant sind die acht Urgroßeltern, Albrecht Kurfürst von Brandenburg (24.11.1414-11.3.1486) und seine Frau, Margarethe von Baden (1431-24.10.1457), Wilhelm III. Landgraf von Thüringen (30.4.1425-17.9.1482) und seine Frau, Anna von Österreich (12.4.1432-14.11.1462), Christian I. König von Dänemark, Norwegen und Schweden (1425-21.5.1481) und seine Frau, Markgräfin Dorothea von Brandenburg (-10.11.1495), und schließlich Ernst I. Kurfürst von Sachsen (24.3.1441-26.8.1486) und seine Frau, Elisabeth von Bayern (2.2.1443-5.3.1484).

Zur Ergänzung seien noch die 16 Ururgroßeltern angeführt, das waren Friedrich I. Kurfürst von Brandenburg (1371-1440), Elisabeth Herzogin von Bayern (1383-13.11.1442), Jacob I. Markgraf von Baden (1407-13.10.1453), Katharina Prinzessin von Lothringen (-1439), Friedrich I. Kurfürst von Sachsen (11.4.1370-4.1.1428), Katharina von Braunschweig-Calenberg (-28.12.1442), König Albrecht II. (1397-27.10.1439), Elisabeth von Luxemburg (28.2.1409-1442), Dietrich Graf von Oldenburg-Welsburg, Heilwig von Holstein, Markgraf Johann von Brandenburg (1406-1464), Barbara von Sachsen (-10.10.1465), Friedrich II. Kurfürst von Sachsen (22.8.1412-7.9.1464), Margaretha von Österreich (-12.2.1486), Albrecht III. Herzog von Bayern (27.3.1401-29.2.1460) und Anna von Braunschweig-Grubenhagen-Einbeck (-9.10.1474).

Entsprechend besteht die Ahnenprobe aus den nachfolgend beschriebenen acht Wappenschilden für die acht Urgroßeltern, in der Beschreibung optisch links an der Schmalseite des Erkers beginnend, dann die Vorderseite von links nach rechts, und an der rechten Seitenfläche endend. Diese Ahnenprobe ist also nicht von innen nach außen aufgebaut, sondern "schreibt" die Ahnen auf der Ebene der Urgroßeltern von links nach rechts ab.

Abb.: rechter (östlicher) Erker am Langhaus, Wappen von Kur-Brandenburg

Für Albrecht Kurfürst von Brandenburg (24.11.1414-11.3.1486) sieht man ein vollständig gewendetes Wappen der Markgrafen von Brandenburg, geviert, Feld 1: Markgrafschaft Brandenburg, in Silber ein roter Adler, eigentlich auf der Brust und auf den Flügeln belegt mit goldenen Kleestengeln, Feld 2: Herzogtum Pommern, in Silber ein roter, golden bewehrter Greif, Feld 3: Burggrafschaft Nürnberg, innerhalb eines silbern-rot gestückten Bordes in Gold ein schwarzer doppelschwänziger Löwe, rot gekrönt, Feld 4: Grafschaft Hohenzollern, silbern-schwarz geviert, Herzschild: Reichserzkämmererwürde, in Blau ein goldenes Zepter.

Abb.: rechter (östlicher) Erker am Langhaus, Wappen von Baden und Sachsen

Für Margarethe von Baden (1431-24.10.1457) steht ein in den Einzelfeldern gewendetes Wappen der Markgrafen von Baden: geviert: Feld 1 und 4: Markgrafschaft Baden, in Gold ein roter Schrägrechtsbalken, Feld 2: Hintere Grafschaft Sponheim, von Rot und Silber geschacht, Feld 3: Vordere Grafschaft Sponheim, von Blau und Gold geschacht.

Für Wilhelm III. Landgraf von Thüringen (30.4.1425-17.9.1482) ist das wettinisch-sächsische Wappen gemäß seiner Abstammung geviert, Feld 1: Herzogtum Sachsen, von Schwarz und Gold neunmal geteilt, darüber ein grüner Rautenkranz, Feld 2: Landgrafschaft Thüringen, in Blau ein golden gekrönter und bewehrter Löwe, von Silber und Rot siebenmal geteilt, Feld 3: Pfalzgrafschaft Sachsen, in Blau ein golden gekrönter goldener Adler, Feld 4: Markgrafschaft Meißen, in Gold ein schwarzer Löwe, rot bewehrt.

Zwei Wappen tauchen doppelt auf, sind aber nicht identisch. Das sind jeweils die Wappen von Sachsen und von Brandenburg, die jeweils einmal "normal" und einmal als Kurlinie vorkommen. Die Brandenburger Kurlinie besitzt das Zepter als Symbol der Reichserzkämmererwürde, und die sächsische Kurlinie hat die Kurschwerter als Symbol des Erzmarschallamtes. Hier haben wir den Fall des sächsischen Wappens "ohne". Dieser Vorfahr heißt zwar Landgraf von Thüringen, doch er stammt nicht aus dem Hause Thüringen, sondern ist ein Herzog von Sachsen, denn sein Vater war Friedrich I. Kurfürst von Sachsen (11.4.1370-4.1.1428). Als der Besitz 1445 bei der Altenburger Teilung zwischen den untereinander zerstrittenen Brüdern aufgeteilt wurde, erhielt Wilhelm der Tapfere den Landesteil mit der Landgrafschaft Thüringen, Gebieten des Osterlandes und den fränkischen Besitzungen, sein Bruder Friedrich der Sanftmütige den Teil Sachsen-Wittenberg mit der Markgrafschaft Meißen. Übrigens war der erste Vorschlag Friedrichs genau umgekehrt, was sein Bruder vehement ablehnte. Also nun andersherum! Die Kurwürde verblieb bei Friedrich II. (22.8.1412-7.9.1464). Obwohl der Kaiser diesen Plan absegnete und die Brüder (Wilhelm war immer noch nicht zufrieden) zur Einigkeit ermahnte, kam es deswegen zum sächsischen Bruderkrieg, der große Teile Thüringens verwüstete, bis 1451 dauerte und erst mit dem Naumburger Frieden beigelegt wurde, in dem die Landesteilung von 1445 bestätigt wurde. Deshalb sehen wir hier ein sächsisches Wappen, einen thüringischen Namen und kein Erzamt.

Abb.: rechter (östlicher) Erker am Langhaus, Wappen von Baden, Sachsen und Österreich

Für Anna von Österreich (12.4.1432-14.11.1462) sieht man folgende eigenwillige Wappenvariante für das Erzherzogtum Österreich: Geviert, Feld 1 und 4: Königreich Ungarn, Alt-Ungarn, siebenmal rot-silbern geteilt, Feld 2: Neu-Ungarn, soll sein: in Rot auf grünem Dreiberg ein silbernes Patriarchenkreuz, hier zwei versetzte griechische Kreuze, Feld 3: Königreich Böhmen, in Rot ein gekrönter silberner Löwe mit doppeltem Schwanz, Herzschild: Erzherzogtum Österreich, in Rot ein silberner Balken.

Abb.: rechter (östlicher) Erker am Langhaus, Wappen von Dänemark, Brandenburg und Kursachsen

Für Christian I. König von Dänemark, Norwegen und Schweden (1425-21.5.1481) sieht man das vollständig gewendete Wappen des Hauses Oldenburg als Könige von Dänemark, in der Form, wie es eigentlich erst unter König Christian II. verwendet wurde. Im Gegensatz zum letzten Aufriß von Christian I. taucht erstmals Stormarn auf. Friedrich I. änderte das Wappen wieder. Aufbau: Hauptschild: durch ein silbernes, rot gesäumtes Kreuz (Danebrog-Kreuz) geviert, Königreich Dänemark, Feld 1: in goldenem, mit roten Herzen bestreuten Feld drei blaue gekrönte Löwen übereinander, Feld 2: Königreich Schweden, in Blau 3 (2:1) goldene Kronen, Feld 3: Königreich Norwegen, in Rot ein goldener Löwe, der in den Vorderpranken eine krummgestielte Streitaxt schwingt, Feld 4: Königreich der Wenden, in Rot ein goldener Drache oder Lindwurm, Mittelschild: geviert, Feld 1 und 4: Herzogtum Schleswig, in Gold zwei blaue, rotbewehrte Löwen übereinander, Feld 2: Herzogtum Holstein, in Rot ein silbernes Nesselblatt, je nach Darstellung an den drei Ecken zu einem Nagel ausgezogen, in der Mitte ein silbern-rot geteiltes Schildchen, Feld 3: Herrschaft Stormarn, in Rot ein silberner, schwarz bewehrter Schwan mit einer goldenen Krone um den Hals, Herzschild: Grafschaft Oldenburg, in Gold zwei rote Balken.

Für Markgräfin Dorothea von Brandenburg (-10.11.1495) steht das vollständig gewendete Wappen der Markgrafen von Brandenburg, geviert, Feld 1: Markgrafschaft Brandenburg, in Silber ein roter Adler, eigentlich auf der Brust und auf den Flügeln belegt mit goldenen Kleestengeln, Feld 2: Herzogtum Pommern, in Silber ein roter, golden bewehrter Greif, Feld 3: Burggrafschaft Nürnberg, innerhalb eines silbern-rot gestückten Bordes in Gold ein schwarzer doppelschwänziger Löwe, rot gekrönt, Feld 4: Grafschaft Hohenzollern, silbern-schwarz geviert, Herzschild: Anspruchswappen Königreich Schweden, in Blau drei (2:1) goldene Kronen.

Abb.: rechter (östlicher) Erker am Langhaus, Wappen von Dänemark und Brandenburg

Ganz ungewöhnlich ist hier das Auftreten der drei Kronen in Kombination mit einem markgräflich-brandenburgischen Wappen. Dorotheas Vater, Johann Markgraf von Brandenburg-Kulmbach, hat das ganz normale, gevierte Wappen ohne Herzschild, also auch ohne einen solchen mit dem Zepter, geführt. Sein Vater Friedrich war zwar Kurfürst, er selber aber trat die Nachfolge nicht an. Eigentlich hatte er kein Interesse an den Regierungsgeschäften und verzichtete zugunsten seines Bruders Friedrich II. auf seine Rechte der Erstgeburt. Statt dessen bekam Johann die fränkischen Besitzungen der Hohenzollern und verlegte seine Residenz auf die Plassenburg. Seine jüngste Tochter Dorothea aber, um die es hier geht, wurde zu einer Schlüsselfigur des Dynastiewechsels in Dänemark: In erster Ehe hatte sie am 12.9.1445 in Kopenhagen König Christoph III. von Dänemark (26.2.1416-5.1.1448) aus dem Hause Wittelsbach bzw. Pfalz-Neumarkt geheiratet. Dieser war seit 1440 König von Dänemark, ab 1441 König von Norwegen und ab 1442 König von Schweden, ab 1443 "Erzkönig der dänischen Reiche". Das Haus Wittelsbach stellte in den drei Reichen (Kalmarer Union) nur einen einzigen König, denn er hatte, als er vorzeitig an einer Blutvergiftung starb, keine Nachkommen. Adolf VIII. Herzog von Schleswig und Graf von Holstein lehnte das Thronangebot ab, weil er keine Nachkommen hatte und somit wieder eine Sackgasse wäre. Jetzt kommt die 19jährige Witwe des toten Königs ins Spiel: Sie hatte zwar nur drei Jahre Freude an ihrem Mann gehabt, aber immerhin war sie am 14.9.1445 zur Königin von Dänemark, Norwegen und Schweden gekrönt worden. Sie heiratete am 28.10.1449 in Kopenhagen in zweiter Ehe den Neffen von Adolf, Christian I. Graf von Oldenburg und Delmenhorst (1426-21.5.1481), und so kam die Dynastie der Oldenburger auf den dänischen Thron. Zugleich war er Herzog von Schleswig und Graf bzw. ab 1474 Herzog von Holstein. Den norwegischen Thron bekam er 1450, den schwedischen 1457 nach einigen Auseinandersetzungen. Das ist die Geschichte hinter den drei Kronen im Herzschild von Dorothea von Brandenburg-Kulmbach, die an der Schnittstelle zweier nordischer Dynastien lebte und die Stammutter der dänischen Könige aus dem Hause Oldenburg wurde. Die Darstellung ihres Wappens mit diesem Herzschild ist atypisch, weil es normalerweise ohne ihn gezeigt wird, so auf einer zeitgenössischen Malerei beider Ehepartner, Dorothea und Christian, mit ihren jeweiligen Wappen im Schloß Frederiksborg auf Seeland.

Ernst I. Kurfürst von Sachsen (24.3.1441-26.8.1486) hat natürlich das Wappen von Kursachsen, geviert, Feld 1: Herzogtum Sachsen, von Schwarz und Gold neunmal geteilt, darüber ein grüner Rautenkranz, Feld 2: Landgrafschaft Thüringen, in Blau ein golden gekrönter und bewehrter Löwe, von Silber und Rot siebenmal geteilt, Feld 3: Pfalzgrafschaft Sachsen, in Blau ein golden gekrönter goldener Adler, Feld 4: Markgrafschaft Meißen, in Gold ein schwarzer Löwe, rot bewehrt, Herzschild: in von Schwarz und Silber geteiltem Feld zwei schräggekreuzte rote Schwerter (Kurschwerter, Zeichen des Erzmarschallamtes).

Abb.: rechter (östlicher) Erker am Langhaus, Wappen von Kursachsen

Weiter oben wurde bereits über die Altenburger Teilung geschrieben, als deren Ergebnis Friedrich II. genannt der Sanftmütige den östlichen Landesteil mit der Kurwürde erhielt. Der zu diesem Wappen hier passende Vorfahr, Ernst I. Kurfürst von Sachsen (24.3.1441-26.8.1486), war des oben Genannten zweitältester Sohn und Nachfolger, und er wurde zum Stammvater der ernestinischen Linie der Wettiner, nach denen die Ernestinischen Herzogtümer benannt wurden. Der Verursacher des sächsischen Bruderkrieges, sein Onkel Wilhelm III. Landgraf von Thüringen (s. o.), hinterließ keine Söhne. Sein Territorium fiel an die andere Linie, also an Ernst und dessen jüngeren Bruder Albrecht. Diese beiden vollzogen 1485 die Leipziger Teilung: Ernst bekam Sachsen-Wittenberg, Thüringen, die Pfalzgrafschaft Sachsen, die Burggrafschaft Magdeburg, das Vogtland und die wettinischen Gebiete in Franken und die Kurwürde. Albrecht bekam den östlichen Landesteil mit der Markgrafschaft Meißen, Dresden, das Osterland etc. Und es gab Teile, die gemeinsam verwaltet wurden. Für die Heraldik entscheidend ist hier, daß dieser Vorfahr, auch wenn er letztendlich fast im gleichen Territorium herrschte wie sein Onkel Wilhelm, diesmal die Kurwürde besaß, und das wird im Herzschild zum Ausdruck gebracht.

Abb.: rechter (östlicher) Erker am Langhaus, Wappen von Bayern

Zu Elisabeth von Bayern (2.2.1443-5.3.1484) gehört das Wappen des Herzogtums Bayern, geviert, Feld 1 und 4: in Schwarz ein goldener, rot gekrönter Löwe (Pfalzgrafschaft bei Rhein), Feld 2 und 3: von Silber und Blau schräg geweckt (Wittelsbach).

Warum diese Wappenkombination für die Ahnen der Mutter und nicht die seiner Frau, wie man es eigentlich erwarten würde? Der Erker entstand 1567-1570, und zu diesem Zeitpunkt war seine Mutter Markgräfin Margarete von Brandenburg (29.9.1511-1577) noch am Leben. Dennoch lebte sie nicht im Schloß Bernburg, und Joachim Ernst hat sich nicht um sie gekümmert, sondern sie in der Not im Stich gelassen. Es ist also völlig unlogisch, hier ihre Ahnenprobe anzubringen. Margarete von Brandenburg hatte mit ihrem zweiten Ehemann, Johann II. Fürst von Anhalt-Zerbst (4.9.1504-4.2.1551), eine sehr unglückliche Ehe geführt. Als Wittum hatte sie Burg Roßlau bekommen, dorthin floh sie. Ihr eigener Ehemann bezichtigte sie der Unzucht und sperrte sie ein. Sie konnte fliehen, und gelangte unter abenteuerlichen Umständen zu ihrem Vetter an den dänischen Hof. Danach lebte sie zeitweise bei ihrer Schwester Elisabeth von Brandenburg, die einen Herzog von Braunschweig-Calenberg-Göttingen geheiratet hatte, danach bei Elisabeths Schwiegersohn Albrecht von Preußen, dem letzten Hochmeister des Deutschen Ordens in Preußen. Nach dessen Tod 1568 kümmerten sich ihre eigenen Kinder immer noch nicht um sie. Als dieser Erker gebaut wurde, war sie völlig hilf- und mittellos, und der einzige, der sich ihrer annahm, war der preußische Administrator Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach-Kulmbach. Angeblich hatte sie in dritter Ehe noch einen einfachen Bauern geheiratet. Die Verewigung der Ahnenprobe dieser Frau, dazu noch als einzige, ist unter Fürst Joachim Ernst schwer vorstellbar. Vielmehr muß man annehmen, daß eine vollständige Ahnenprobe von insgesamt 16 Wappen geplant war, die anderen acht der väterlichen Abstammung des Fürsten und Bauherrn entweder nicht zur Ausführung kamen, wegen Planänderung oder Baustopp oder warum auch immer, oder daß sie sich nicht erhalten haben, wo auch immer sie angebracht war.

Abb.: rechter (östlicher) Erker am Langhaus, die beiden Köpfe in der Giebelzone

Alle anderen Flächen sind mit Rankenmotiven und floralen Arabesken verziert. Über dem zweiten Obergeschoß ragen seitlich zwei Wasserspeier nach vorne heraus. Auch dieser Erker besitzt zwei aus der Fassade vollplastisch herausschauende vergoldete Köpfe, allerdings ganz oben im Giebel, direkt nebeneinander, zwei männliche Köpfe unterschiedlicher Physiognomie, der eine jünger, mit Schnurrbart und weit geöffneten, herausfordernd blickenden Augen, der andere älter, mit Vollbart und tiefliegenden Augen. Beide wenden ihr Gesicht leicht auswärts.

Im Jahre 1570 wurden die Karten neu gemischt: Der Bruder von Joachim Ernst starb, und damit fiel ihm das Dessauer Schloß als Erbe zu, welches er in den Folgejahren umfassend zur repräsentativen Residenz ausbauen ließ. Der Herrschaftsmittelpunkt lag fortan in Dessau, und Bernburg spielte nur noch eine untergeordnete Rolle als anhaltinische Residenz. Der Johann-Georg-Bau, den man 1586 in Angriff nahm, blieb noch lange ein unvollendeter Rohbau; seine gestalterischen Wurzeln liegen in der Renaissance, das Portal hingegen entstand im Barock.

Die Kinder von Joachim Ernst Fürst von Anhalt (1536-1586):
Anna Maria von Anhalt-Bernburg-Zerbst (13.6.1561-14.11.1605), aus erster Ehe
Agnes von Anhalt (16.9.1562-4.6.1564), aus erster Ehe, starb jung
Elisabeth Anna von Anhalt (25.9.1563-5.10.1607), aus erster Ehe
Sibylla von Anhalt (1564-1614), aus erster Ehe
Johann Georg I. Fürst von Anhalt-Dessau (9.5.1567-24.5.1618), aus erster Ehe, nach ihm ist der Johann-Georg-Bau benannt
Christian I. Fürst von Anhalt-Bernburg (11.5.1568-17.4.1630), aus erster Ehe
Bernhard von Anhalt (25.9.1571-24.11.1596), aus zweiter Ehe
Agnes Hedwig von Anhalt (1573-3.11.1616), aus zweiter Ehe
Dorothea Maria von Anhalt-Zerbst (2.7.1574-18.7.1617), aus zweiter Ehe
August Fürst von Anhalt-Plötzkau (14.7.1575-22.8.1653), aus zweiter Ehe
Rudolph Fürst von Anhalt-Zerbst (28.10.1576-20.8.1621), aus zweiter Ehe
Johann Ernst von Anhalt (1.5.1578-1601), aus zweiter Ehe
Ludwig Fürst von Anhalt-Köthen (17.6.1579-1650), aus zweiter Ehe
Sabine von Anhalt (1580-28.3.1599), aus zweiter Ehe
Joachim Christoph von Anhalt (7.7.1582-16.7.1583), aus zweiter Ehe, starb jung
Anna Sophie Prinzessin von Anhalt (15.6.1584-9.6.1652), aus zweiter Ehe

On-off-Residenz: 1603 teilten die fünf Enkel Joachim Ernsts unter sich das Fürstentum Anhalt auf. Bernburg wurde wieder Residenz. Aber die Linie Bernburg hatte nur ein kleineres Territorium und geringere Mittel zur Verfügung als die Hauptlinie vorher, deshalb blieb der Baubestand der Renaissance-Zeit ohne tiefgreifende Veränderungen bestehen. Dennoch gab es in der Barockzeit Bautätigkeit: Die Hinzufügung barocker Gebäude erfolgte unter Fürst Viktor Amadeus (1634-1718). An den langen Bau ist, etwas hinter dem Bergfried versteckt, im Barock eine östliche Verlängerung leicht abknickend angesetzt worden, der Viktor-Amadeus-Bau mit Küche, benannt nach Fürst Viktor Amadeus (1634-1718), dem wir auch die anderen Barockbauten verdanken, das Brückenportal und die Hofmauer mit ihren zwei Portalen. Ein zweiter Zugang führt von Osten her in den separaten Bereich und von dort durch eines dieser Tore in den Haupthof.

Früher fiel der Hofbereich stärker zur Saale hin ab als heute. Im Laufe der Zeit wurde der Hof aufgefüllt und nivelliert, doch auch heute noch liegt der östliche Teil der Anlage höher, nur fällt das aufgrund der Abtrennung nicht so auf. Im freien westlichen Hofteil befanden sich früher ein Ziehbrunnen und ein Bassin, das mit einer Röhrenwasserleitung versorgt wurde. Daß hier eine Mauer gezogen wurde, hatte vor allem als Grund, den herrschaftlichen Bereich von dem Wirtschaftsbetrieb zu separieren. In der Renaissance war das Nebeneinander noch akzeptabel, doch das entsprach nicht mehr barockem Repräsentationsbedürfnis. Die barocke Trennmauer im Hof, deren Härte durch Volutenornamente und Muschelornamente als Abschluß gebrochen wird, besitzt in der Mitte einen auf vier Konsolen vorkragenden Balkon ("Trompeterstuhl") und an beiden Seiten des geraden Längsstücks ein Barockportal. Das vom Hof aus gesehen linke (nördliche) Fugenrustika-Portal (Abb. oben) trägt im Gebälk die Zuordnung "V. A. F. Z. A." = Victor Amadeus Fürst zu Anhalt-Bernburg (6.10.1634-14.2.1718) und darunter die Datierung auf das Jahr 1682. An der linken Wandvorlage befindet sich ein Renovierungsvermerk "ERNEVERT 1910".

Das von zwei gekrönten Bären mit beringtem Halsband gehaltene und von einem Fürstenhut überhöhte Wappen des nördlichen Trennmauerportals (Abb. oben) ist ein Ehewappen des Fürsten. Heraldisch rechts befindet sich das Wappen der Fürsten von Anhalt wie unten beschrieben, ohne Oberwappen, nur mit Fürstenhut und den beiden Bären als Schildhalter, heraldisch links dasjenige seiner Ehefrau, Elisabetha Pfalzgräfin bei Rhein zu Zweibrücken (1.4.1642-18.4.1677), einmal geteilt und viermal gespalten, Feld 1 und 7: Pfalzgrafschaft bei Rhein, in Schwarz ein goldener Löwe, rot gekrönt, gezungt und bewehrt, Feld 2 und 6: Wittelsbacher, silbern-blau schräg gerautet, Feld 3: Herzogtum Jülich, in Gold ein schwarzer Löwe, Feld 4: Herzogtum Kleve, in Rot mit silbernem Herzschild ein goldenes Glevenrad, Feld 5: Herzogtum Berg, in Silber ein roter Löwe, Feld 8: Grafschaft Mark, in Gold ein silbern-rot geschachter Balken, Feld 9: Grafschaft Ravensberg, in Silber drei rote Sparren, Feld 10: Grafschaft Moers, in Gold ein schwarzer Balken, Herzschild: Grafschaft Veldenz, in Silber ein blauer Löwe, golden bewehrt und golden bekrönt. Vom Aufbau her ist dieses Wappen eigentlich gespalten, rechts Pfalz-Bayern, links Jülich-Kleve-Berg, darüber der hier an die Seite gerückte Herzschild Veldenz; im Jahre 1444 fielen die Burg und Umland an der Mittelmosel an den Grafen von Pfalz-Zweibrücken.

Das vom Hof aus gesehen rechte (südliche) Fugenrustika-Portal (Abb. oben) trägt im Gebälk eine identische Bezeichnung des Bauherrn und Datierung wie beim linken Portal. Auch der Erneuerungsvermerk ist hier identisch wiederzufinden. Das Wappen (Abb. unten) entspricht in allen Teilen dem des linken Tores. Der Schild der Fürsten von Anhalt ist zweimal geteilt und zweimal gespalten, Feld 1: Beringer, in Silber ein nach einwärts gekehrter, gekrönter schwarzer Bär mit goldenem Halsband, der auf den Zinnen einer schrägen, roten, mit einer geschlossenen goldenen Tür versehenen Mauer emporsteigt, Feld 2: Herrschaft Ballenstedt, von Schwarz und Gold neunmal geteilt, Feld 3: Grafschaft Askanien (Aschersleben), schwarz-silbern mit 12 Feldern geschacht, Feld 4: Grafschaft Waldersee, golden-rot geviert, Feld 6: Gaugrafschaft Warmsdorf, in Blau zwei (manchmal wie hier auch drei) goldene Schräglinksbalken, Feld 7: Grafschaft Mühlingen, in Blau ein einwärts blickender silberner Adler, golden bewehrt, Feld 8: Regalien, ein lediges rotes Feld, hier mit Damaszierung, Feld 9: Herrschaft Bernburg, in Silber ein schwarzer Bär mit silbernem Halsband, der auf den Zinnen einer schrägrechten roten, mit einem offenen Tore versehenen Mauer emporsteigt, Herzschild: Anhalt, gespalten, rechts: Mark Brandenburg (ohne Kleestengel und ohne Krone), in Silber ein an die Spaltlinie gestellter halber roter, goldbewehrter Adler, links: Sachsen, von Schwarz und Gold neunmal geteilt, darüber ein grüner schrägrechter Rautenkranz.

Beide Abb., oben und unten: rechtes (südliches) Tor der Hofmauer mit dem Ehewappen von Victor Amadeus Fürst zu Anhalt-Bernburg (6.10.1634-14.2.1718) und Elisabetha Pfalzgräfin bei Rhein zu Zweibrücken (1.4.1642-18.4.1677).

Und es gibt noch ein weiteres Wappen von Fürst Victor Amadeus, an der nördlichen Rückseite des Langhauses, an der barocken Erweiterung des Renaissance-Baus (sogenannter Victor-Amadeus-Bau, unten hauswirtschaftliche Räume und Küche, oben Zimmer für das Hofpersonal), die gegenüber dem Langhaus leicht abgewinkelt ist und damit dem Verlauf des Gesamtareals folgt. Dort befindet es sich in einem gesprengten und verkröpften Dreiecksgiebel über dem rückwärtigen Ausgang. Diesmal hat sein Wappen nur den Fürstenhut, aber keine Schildhalter.

Der Giebel ruht auf zwei mit Akanthusmotiven verzierten Konsolen, zwischen denen sich folgende Inschrift in erhaben herausgearbeiteten Buchstaben befindet: "VICTOR AMADEUS GRATIA DEI PRINCEPS ANHALTINUS / COMES ASCANIAE DOMINUS BERNBURGI ET SERVESTAE HAS / AEDES VETERIBUS DEFORMIBUS DEIFCTIS (defunctis?) FUNDAVIT AC FELICITER / PERFECIT ANNO CHRISTI M.DC.LXXXVI. REGIMINIS XXX." Die Datierung ergibt sich daraus auf das Jahr 1686, im 30. Jahr seiner Regierung. Hinter der lateinischen Bezeichnung "Dominus Bernburgi et Servestae" verbirgt sich der Inhaber der Herrschaften Bernburg und Zerbst.

Das Wappen für Victor Amadeus Fürst zu Anhalt-Bernburg (6.10.1634-14.2.1718) folgt in seinem Aufbau den zuvor vorgestellten Wappen des gleichen Fürsten, zur Erläuterung der Felder im Detail siehe dort.

Und es gibt noch ein Wappen von Fürst Victor Amadeus (ohne Abb.): Er ließ 1666 im mittelalterlichen Bergfried einen Kuppelsaal einbauen, und auf dem Schlußstein in der Mitte des Gewölbes ist sein Wappen eingehauen. Eine weitere Baumaßnahme von Fürst Victor Amadeus war der Zwischenbau zwischen dem Wolfgang-Bau und dem Johann-Georg-Bau. Früher besaß der Zwischenbau eine offene Loggia zum Hof hin, die wurde 1895 aufgegeben, als man das Gebäude wegen Baufälligkeit abriß und ansonsten in der alten Form neu baute.

Soweit zur Bautätigkeit von Victor Amadeus. Sein Sohn Carl Friedrich Fürst zu Anhalt-Bernburg (13.7.1668-22.4.1721) räumte gleich im ersten Jahr seiner Regierung auf und stellte fertig, was unvollendet war oder zu einer repräsentativen Residenz fehlte. Er stellte den schon länger unvollendet herumstehenden Johann-Georg-Bau fertig und ließ eine neue Portalanlage am Hauptzugang erbauen, inklusive der steinernen Brücke. Beides wurde mit seinem Wappen markiert, das ebenfalls eine neue Entwicklungsstufe markiert, mit mehr Feldern und mehr Inhalten.

Der Johann-Georg-Bau (benannt nach Fürst Johann Georg I. von Anhalt-Dessau, dem Sohn von Fürst Joachim Ernst) ist zweistöckig und fast völlig symmetrisch. Die Fassade besitzt im Erdgeschoß zentral ein Portal mit Freitreppe und beiderseits je zwei gekoppelte Fenster. Im ersten Obergeschoß gibt es fünf gekoppelte Fenster. Bis auf das Portal ist die Fassade schmucklos. Die Dachlandschaft ist aber durch drei Zwerchhäuser lebhaft gestaltet, ein schmales zwischen zwei breiten. Alle drei Erker sind reich mit Lisenen, eng aufeinanderfolgenden Gesimsen, Bogengesimsen, runden Wangen und oben abschließenden Dreiecksgiebeln strukturiert und verziert. Die äußeren Zwerchhäuser besitzen in der unteren Ebene zwei gekoppelte Fenster, das mittlere Zwerchhaus eines. Das mittlere und das rechte Zwerchhaus besitzen auch in der zweiten Ebene Rechteckfenster, eines bzw. zwei, nur das linke Zwerchhaus hat in der zweiten Ebene zwei kleine Rundfenster. Die beiden äußeren Zwerchhäuser haben in der dritten Ebene ganz oben ein einzelnes Rundfenster; das mittlere Zwerchhaus besitzt keine dritte Ebene. Talseitig wiederholen sich alle drei Zwerchhäuser in identischer Aufmachung, mit einem winzigen Unterschied: Die beiden großen Zwerchhäuser besitzen in den beiden oberen Ebenen nur kleine Rundfenster. Zwei weitere Giebel im gleichen Stil überragen die Schmalseiten. Dach und Zwerchhäuser sind saniert und letztere mit einem neuen weiß-gelben Anstrich versehen; der Rest der Fassade trägt noch Einheitstristesse. Auf dem von korinthischen Säulen getragenen Gebälk steht die Datierung des Portals auf das Jahr 1718, dazu die Buchstaben C.F.F.Z.A, was für Carl Friedrich Fürst zu Anhalt-Bernburg (13.7.1668-22.4.1721) steht. Unten drunter auf dem Türsturz wurde die Renovierung dokumentiert: "18 F. H. V. A. 95" = Friedrich I. Herzog von Anhalt (1831-1904, Regent 1871-1904).

Von heraldischem Interesse ist das Wappen über dem Portal, in einen gesprengten und verkröpften Segmentbogengiebel eingesetzt: Carl Friedrich Fürst zu Anhalt-Bernburg (13.7.1668-22.4.1721) führt einen dreimal geteilten und zweimal gespaltenen Schild, Feld 1: Herzogtum Sachsen, von Schwarz und Gold neunmal geteilt, darüber ein grüner schrägrechter Rautenkranz, Feld 2: Pfalzgrafschaft Sachsen, in Blau ein golden gekrönter goldener Adler, Feld 3: Herzogtum Engern, in Silber drei (2:1) dreipaßförmig ausgeschlagene rote Seeblätter, Feld 4: Beringer, in Silber ein nach einwärts gekehrter, gekrönter schwarzer Bär mit goldenem Halsband, der auf den Zinnen einer schrägen, roten, mit einer geschlossenen goldenen Tür versehenen Mauer emporsteigt, Feld 6: Herrschaft Ballenstedt, von Schwarz und Gold neunmal geteilt, Feld 7: Grafschaft Askanien (Aschersleben), schwarz-silbern mit 12 Feldern geschacht, Feld 8: Grafschaft Waldersee, golden-rot geviert, Feld 9: Gaugrafschaft Warmsdorf, in Blau zwei goldene Schräglinksbalken, Feld 10: Grafschaft Mühlingen, in Blau ein einwärts blickender silberner Adler, golden bewehrt, Feld 11: Regalien, ein lediges rotes Feld, hier damasziert, Feld 12: Herrschaft Bernburg, in Silber ein schwarzer Bär mit silbernem Halsband, der auf den Zinnen einer schrägrechten roten, mit einem offenen Tore versehenen Mauer emporsteigt, Herzschild: Anhalt, gespalten, rechts: Markgrafschaft Brandenburg (ohne Kleestengel und ohne Krone), in Silber ein an die Spaltlinie gestellter halber roter, goldbewehrter Adler, links: Herzogtum Sachsen, von Schwarz und Gold neunmal geteilt, darüber ein grüner schrägrechter Rautenkranz. Zwei Bären mit Halsband dienen als Schildhalter; über der Kartusche wird der Fürstenhut geführt, aus dem ein hermelingefütterter Wappenmantel herabfällt.

Ein Wappen des gleichen Bauherrn ist an dem barocken Fugenrustika-Portal nördlich des Hauptzugangs angebracht. Zwei ionische Halbsäulen tragen ein hohes Gebälk mit Bauinschrift, und darüber ist das Wappen in einer Aussparung des gesprengten und verkröpften Segmentbogengiebels zu sehen. Der Keilstein des Bogens trägt eine groteske Maske.

Die Bauinschrift lautet: "DEI GRATIO SERENISSIMUS PRINCEPS AC DOMINUS D(OMIN)VS CAROLUS FRIDERICUS PRIN=/CEPS ANHALT: (= Fürst von Anhalt) DUX: SAX: ANGR: ET WESTPH: (= Herzog von Sachsen, Engern und Westfalen) COMES ASCAN: (= Graf von Askanien) DVNASTA BERENBURGI AC SERVES=/TAE (= Herr von Bernburg und Zerbst) AEDES HAS, ORDINARIAM PRINCIPUM REGENTIUM SEDEM A(NN)O CHRISTI M.DCCXVIII ADEPTI / REGIMINIS PRIMO IN SUI AV SERENISSIMAE POSTERITATIS COMMODUM REPARARI PRISTINO S=/PLENDORI RESTITUI ATQUE NOVA HAC EXTRUCTA PORTA AD ORNARI CURAVIT". Das Jahr wird mit 1718 angegeben, also im gleichen Jahr, in dem auch das Portal am Johann-Georg-Bau hergestellt wurde, und gleich im ersten Jahr seiner Regierung.

Das Wappen von Carl Friedrich Fürst zu Anhalt-Bernburg (13.7.1668-22.4.1721) folgt inhaltlich dem zuvor Geschriebenen. Neu ist, daß wir hier ein vollständiges Oberwappen mit allen sechs Helmen sehen:

Als Schildhalter dienen zwei widersehende, rotgezungte, golden gekrönte und golden behalsbandete schwarze Bären.

Als im 16. Jh. der Schloßhof noch ungeteilt war, lagen dort zwischen dem Schloßtor im Süden und dem Langhaus im Norden entlang der Außenmauer diverse Wirtschaftsbauten, im Uhrzeigersinn ein eingeschossiger Pferdestall mit Schüttboden, ein Backhaus, das in den Graben hineinreichte, und ein Hühnerhaus, dann ein Stall für die Wagenpferde mit Lagerböden für Mehl, Hopfen und Hafer darüber. Zuletzt kam das zweistöckige Torhaus mit Torstube unten und Amtsstube oben. Im 18. und 19. Jh. wurden diese bis auf das Torhaus einstöckige Bauten durch die heutigen Gebäude ersetzt. Aus der Barockzeit stammen außerhalb des Schlosses die Reitbahn mit Marstall, die Orangerie sowie die Schloßkirche St. Aegidien.

Abb.: Orangerie von Schloß Bernburg, erbaut 1730-1733 als Abschluß des Schloßgartens, mit an den Dresdner Zwinger erinnerndem Skulpturenschmuck

1765 verlegte die Bernburger Linie ihre Residenz nach Ballenstedt, wodurch Schloß Bernburg wieder zur Nebenresidenz degradiert wurde. Nachdem die Bernburger Linie 1863 erlosch, wurde Bernburg bzw. Ballenstedt mit Anhalt-Dessau vereinigt. Die bisherigen Residenzen wurden wieder in ihrer Bedeutung herabgestuft, und deshalb blieb der Bauzustand weitgehend bestehen. Die Bautätigkeit in Bernburg beschränkte sich auf die Errichtung benötigter Nebengebäude und die Umgestaltung der vorhandenen Bausubstanz entsprechend den aktuellen Bedürfnissen. Beispielsweise wurden in Bernburg Räume des Langhauses klassizistisch umgestaltet und ausgestattet. Dennoch konnten große Teile des Bernburger Schlosses das Aussehen vom Ende des 16. Jh. bewahren und vermitteln so heute noch ein erstaunlich geschlossenes Bild einer prachtvollen Renaissance-Residenz. Einen Tiefschlag blieb optisch vordergründig folgenlos: Der Johann-Georg-Bau, damals Sitz der Kreisdirektion und Wohnung des Kreisdirektors, brannte am 7.1.1894 ab, mußte danach aufgrund der substantiellen Schäden ganz abgerissen werden und wurde anschließend 1895 wiederaufgebaut und dabei stilistisch im Sinne der Neorenaissance bereinigt, so daß er einheitlicher wirkt. Der Nachbau wirkt dominanter als vorher, weil er eine höhere Zwerchgiebelanzahl aufweist als das Original. Ende des 19. Jh. gab es auch am Langhaus umfangreiche Renovierungsarbeiten, wobei auch schadhaft gewordene Reliefs an den Erkern ausgetauscht wurden; das erklärt die scharfen Linien z. B. an der Wappenschild-Galerie am Erker.

Abb.: rechts Zwischenbau, Mitte Johann-Georg-Bau, links Alter Bau

Im Schloßhof stehen im nördlichen Bereich auf Sockeln vier barocke Kolossalplastiken, welche Herkules, Sapientia, Justitia und Fides darstellen. Diese Figuren stammen ursprünglich nicht vom Schloß, sondern vom 1708 erbauten Bergstädtischen Brückentor einer Saalebrücke. Als der Schloßhof 1897 durch den Garteninspektor August Hooff (1839-1904) neu gestaltet wurde, holte man diese Statuen hierher. Sie wurden erst entlang der barocken Hofmauer aufgestellt und später an die heutige Stelle versetzt.

Früher befand sich im Süden und Osten des inneren Schloßbereiches noch eine Vorburg mit Wirtschaftsgebäuden, u. a. Scheunen, Böttcherei, Fohlenhof, Schweinestall etc. Im Norden schloß sich ein Garten an. Alle diese Bauten des Vorwerks sind heute verschwunden. Im Schloßgraben unterhalb der Schloßeinfahrt wurden seit 1858 in einem Gehege Braunbären untergebracht; das Gehege wurde 1997 modernisiert. Restaurierungen der Schloßgebäude wurden in den 1920er und den 1930er Jahren vorgenommen. Das Schloß gehört heute anteilig verschiedenen Eigentümern, dem Land Sachsen-Anhalt bzw. der Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt, der Stadt Bernburg und dem Salzlandkreis. Das Schloß ist frei zugänglich und kann als Museum besichtigt werden. Die ganze Anlage hat eine umfassende Sanierung nötig, die erst in Teilen ausgeführt ist. Die Saaleseite des Wolfgangbaus ist restauriert, der Bergfried ebenso, die gesamte Dachkonstruktion des Langhauses erneuert, der Johann-Georg-Bau und der Zwischenbau wurden energetisch saniert. So kann man auch die beiden hofseitigen Erker des Langen Baus in neuem Glanz bewundern. Am Johann-Georg-Bau ist die Dachebene mit allen Zwerchhäusern renoviert. Weite Teile warten aber noch darauf, restauriert zu werden. 2020 waren Renovierungsarbeiten vor allem im Südwestbereich, im Eingangsbereich und im Hofbereich zu Gange.

Auszug aus der Genealogie der Linie Anhalt-Bernburg:
Fett sind für dieses Kapitel relevante Personen, fett und burgunderrot sind die Besitzer der hier beschriebenen Wappensteine, rot sind Fundstellen für die Wappen angegeben.

Literatur, Links und Quellen:
Position in Google Maps: https://www.google.de/maps/@51.7940387,11.7345569,18z - https://www.google.de/maps/@51.7939708,11.7345294,162m/data=!3m1!1e3
Schloß Bernburg auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Bernburg
Museum Schloß Bernburg:
http://www.museumschlossbernburg.de/ - Museumsgeschichte: http://www.museumschlossbernburg.de/Museum.php
Schloß Bernburg auf den Seiten des Schloßmuseums:
http://www.museumschlossbernburg.de/Schloss.php
Roland R. Wiermann: Schloß Bernburg -
http://www.museumschlossbernburg.de/standards/SchlossBernburg.pdf
Eulenspiegelturm:
http://www.museumschlossbernburg.de/Eulenspiegelturm.php
Stadtgeschichte:
http://www.museumschlossbernburg.de/Stadtgeschichte.php
Schloß Bernburg auf den Seiten der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt:
https://www.kulturstiftung-st.de/burgen-schloesser-dome/schloss-bernburg/
Schloß Bernburg auf den Seiten der Stadt:
https://www.bernburg.de/de/das-schloss-bernburg-die-krone-anhalts.html
Schloß Bernburg auf Burgen.de:
https://www.burgen.de/burgen-und-schloesser/deutschland/schloss-bernburg/
Stephan Hoppe: Schloß Bernburg an der Saale im 16. Jh., zur funktionalen und räumlichen Struktur eines landesherrlichen Schlosses in der frühen Neuzeit, in: Burgen und Schlösser in Sachsen-Anhalt, 4 (1995), S. 56-76, online:
http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/artdok/985/1/Hoppe_Schloss_Bernburg_an_der_Saale_1995.pdf - https://d-nb.info/1204482772/34
Blog der Kulturstiftung Bernburg:
http://blog.ksb-anhalt.de/renaissance/
Im Schloßhof aufgestellte Informationstafeln
Dorothea von Brandenburg:
https://de.wikipedia.org/wiki/Dorothea_von_Brandenburg-Kulmbach
Wilhelm III. Landgraf von Thüringen
https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_III._(Sachsen)
Altenburger Teilung:
https://de.wikipedia.org/wiki/Altenburger_Teilung
Sächsischer Bruderkrieg:
https://de.wikipedia.org/wiki/Sächsischer_Bruderkrieg
Leipziger Teilung:
https://de.wikipedia.org/wiki/Leipziger_Teilung
Ernst von Sachsen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_(Sachsen)

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